RAIDO

Raidou ist ein Oberschüler des ersten Jahrganges. Als er sich bei seinen Klassenkameraden vorstellte, war er so nervös, dass er kaum ein Wort herausbrachte. Er hatte sich vorgenommen, sich an seiner neuen Schule zu verändern. Sein mürrisches Gesicht war für seine Mitschüler immer so abschreckend, dass keiner etwas mit ihm zu tun haben wollte. Diese Tage hatte er satt. Sein erster Schritt war, sich mit seiner Sitznachbarin zu unterhalten: mit Reina Aharen. Sein erster Versuch, sich mit ihr zu unterhalten, schlug fehl. Er dachte, sie würde ihn ignorieren, weil er wieder so mürrisch geguckt hat. Doch er wollte nicht aufgeben, denn seine schöne Oberschulzeit stand auf dem Spiel. Aber egal, über welches Thema er sprach, er bekam keine Antwort. Er spürte eine Kluft zwischen ihnen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sie selbst auf ihn zukam. Das, was sie sagte, war so leise, dass er es kaum verstand. Sie musste es ihm deshalb direkt ins Ohr sagen: Sie hatte ihr Lehrbuch vergessen. So durfte sie sich zu ihm setzen und in seinem Buch mitlesen. Sie setzte sich nah zu ihm – sehr nah! Beim Mittagessen rückte sie ihm wieder auf die Pelle. Auf dem Heimweg umklammerte sie dann seinen Arm. Sie machten dann sogar einen Abstecher zum Karaoke. Raidou wusste nicht, weshalb sie so anhänglich war. Am nächsten Tag ignorierte sie ihn, als er sie grüßte. Er konnte sie überhaupt nicht einschätzen und nahm an, es habe sich am gestrigen Tag einfach nur um eine Laune gehalten. Als Raidou auf sie zuging, stellt sich heraus, dass Aharen einfach nur nicht wusste, wie nahe sie einem Menschen kommen dürfe. Für Raidou war sie schwer einzuschätzen – in vielerlei Hinsicht. Dennoch wurde sie zur ersten Person, mit der er sich auf der Oberschule angefreundet hat.

Um die leise sprechende Aharen besser zu verstehen, wollte er Lippenlesen lernen. Seine kleine Schwester sollte ihm dabei helfen, nahm das Ganze jedoch nicht besonders ernst. Raidou dachte bald, das Lippenlesen nun endlich zu beherrschen und bat Aharen, etwas zu sagen. Doch ihre Lippen bewegten sich dabei kaum. Raidous nächste Idee war, sich mit ihr schriftlich zu verständigen. Wollte sie ihm etwas sagen, sollte sie es auf einen Zettel schreiben und ihm diesen dann zuwerfen. Doch das endete damit, dass Raidou immer und überall von Papierknöllchen bombardiert wurde. Raidou dachte, ihre Stimme könne per Knochenschall – also über ihre Knochen – übertragen werden. Das war jedoch eine sehr schmerzhafte Erfahrung, bei der es zu vielen Kopfstößen kam. Als nächstes wollte er es mit Telepathie, Brieftauben, Morsezeichen, Zeichensprache, Briefpfeilen und Rauchzeichen versuchen. Bald gingen ihm die Ideen aus. Aharen entschuldigte sich bei ihm und bedankte sich, dass er sich so viel Mühe für sie gemacht hat. Raidou tat es ebenfalls Leid, denn es gab bestimmt vieles, das sie ihm sagen wollte, das er jedoch nicht hören konnte. Doch dann fiel Raidou auf, dass er sie plötzlich verstehen konnte. Durch die Gespräche mit Aharen hatte er gelernt, auch die leisesten Töne zu hören. Später hatte er die scheinbar perfekte Kommunikationsmethode gefunden: Rap! Zuerst klappte das noch ganz gut, doch als ihnen die Mikrofone weggenommen wurden, weil diese in der Schule nicht erlaubt waren, erkannten sie, dass diese essenziell waren, um rappen zu können.

Im Othello ist Raidouder der ungeschlagene, zehnfache Champion seiner Familie. Die Spiele gegen seine Schwester endeten immer mit Tränen – für sie natürlich. In Aharen fand er jedoch seine Meisterin. Im weiteren Verlauf kam es zu weiteren Wettkämpfen zwischen den beiden. Als im Sportunterricht Softball gespielt wurde, hatte Raidou das Problem, dass Aharens Schlagzone aufgrund ihrer geringen Körpergröße ebenfalls sehr gering war. Der Schiedsrichter entschied jedes Mal auf »Ball«, weshalb Aharen zur nächsten Base laufen durfte. Als die beiden »HokeKo« spielte, trat er mit einem Assirus auf Level 99 und 9999 HP an, Aharen jedoch nur mit einem Shirorin auf Level 17 und mit lediglich 65 HP. Gewonnen hat dennoch Aharen. Nachdem Mitsuki Ooshiro den beiden das Schwimmen beigebracht hatte, schwammen sie um die Wette. Raidou war siegessicher, da er Aharen vor ihm nicht sehen konnte. Doch dann tauchte sie kurz vor dem Ziel vor ihm auf. Sie befand sich nämlich die ganze Zeit unter Wasser. Im Tischtennis waren die beiden vielleicht sogar noch schlechter als im Schwimmen. Raidou war das jedoch nicht klar und wollte zusammen mit Aharen die Welt im Sturm erobern. Ihr erstes gemeinsames Spiel gegen Ishikawa und Hanako Satou ging 0:11 aus. Raidou bekam eine Lektion in Sachen Realitätsbewusstsein. Beim Bowling stellten sie sich etwas besser an, und genauso wie das Tischtennisspiel ist auch das Bowlingspiel unentschieden ausgegangen. Ausgerechnet beim Basketball zeigte die kleine Aharen außergewöhnliche Fähigkeiten. Vielleicht lag es aber auch an ihrer Größe, die ihr dabei half, unter Raidou durchzurutschen. Raidou dachte wieder daran, die Welt im Sturm zu erobern. Nach der 0:50-Schlappe wurde seine Lektion in Sachen Realitätsbewusstsein aufgefrischt. Bei einem Ego-Shooter war Aharen aber wirklich gut. Auf Raidou wirkte sie, die doch so klein war, wie ein Riese. Über »Schwarzer Peter« meinte Raidou, dass dieses Kartenspiel seine Stärke sei. Es würde nicht, wie allgemein vermutet, auf Glück basieren, sondern es gebe sichere Gewinnstrategien. Raidou verlor jedoch nicht nur gegen Aharen, sondern auch gegen Ishikawa und Satou. In der Schule ist jedenfalls Aharen besser, und zwar in jedem Fach.



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