Anspruch: | sehr viel |
Action: | nichts |
Humor: | wenig |
Spannung: | viel |
Erotik: | nichts |
Wer immer noch erwartet in einem Genre, wie dem der Romanzen, sonderlich viel an Innovation, storytechnischer Höhenflüge oder gar Abwechslung zu Gesicht zu bekommen, der muss sich mit der Realität eines immer gleichen Ablaufes in den unzähligen Serien und Filmen eben diesen Genres konfrontieren. Die logischerweise auch bei ef – A Tale of Melodies eher dem Standard entspricht. Eine Romanze kann gar nicht anders, als innovationslos und immer gleich zu sein, es geht schließlich überall nur darum, die Liebesgeschichte eines Paares abzubilden. Warum hoffen wir dennoch immer (noch) auf Abwechslungsreichtum? Sicherlich, weil es immer wieder, einige wenige, besondere Werke gibt, die mit einem interessanten Erzählstil und einigen, vielleicht nur wenigen, Abweichungen vom Standard, in Form von ungewöhnlichen Charakteren, untypischen Paaren oder einer gar poetischen Inszenierung, sich sofort eine Stufe höher stellen, als es die üblichen Vertreter des Genres machen. Genau das macht ef – A Tale of Melodies, ebenso wie der Vorgänger und setzt die Art dessen Inszenierung konsequent fort. Vielleicht ist das auf eine selbstherrliche Ader der Produzenten zurückzuführen, vielleicht hat dieses Vorgehen auch Züge von Arroganz, für mich ist es einfach erfrischend und wunderschön. ef strahlt die gewohnte Magie des Vorgängers aus, herrlich melancholisch, tragisch und romantisch werden wieder zwei ineinanderverwobene Geschichte unter traumhafter Kulisse einer kleinen Stadt erzählt. Die vertrakten Szenen- und Arcwechsel mit immer eigenen kleinen, in deutsch gehaltenen, Überschriften machen den Einstieg, wie auch beim Vorgänger, nicht unbedingt leicht. Konzentration ist auch bei dem anfänglichen Zeit- und Ortwechseln gefragt um die Zusammenhänge und die Beziehungen zwischen den Charakteren zu durchblicken. Doch ist der erste Schritt getan, eröffnet ef wieder einmal eine dichte und mitreißende Welt, die trotz aller ästhetischen Überhöhungen und experimentellen Spielereien der Produzenten nie unglaubwürdig wirkt. So sind die Ideale, Motive und Eigenschaften der Charaktere durchweg nachvollziehbar und absolut authentisch. Anfangs war der Zugang aber auch zu den Charakteren nicht leicht, Mizuki neigte schon fast dazu zu nerven, doch wird bald klar, was hinter der Fassade, hinter ihrer Maske, steckt. Damit wäre ich bei der metaphernschwangeren Seite der Serie: Masken scheinen hier generell das Thema zu sein. Jeder Charakter trägt seine Masken, versucht das zu verbergen, was wirklich in ihm steckt. Nicht nur der Mizuki/Kuze Arc, in dem das Maskenmotiv ganz offensichtlich aufgegriffen wird, sondern auch der Himura/Yuuko Arc behandelt Züge dieser Metapher. So zeigt sich Yuuko gegenüber Himura als stark, unangreifbar und unverletzlich. Himura versucht diese Maske, diesen Schutzwall zu brechen, um die wahren Stärken und Charaktereigenschaften von ihr zum Vorschein zu bringen. Himura ist für sie ein Zuflucht, von der sie selbst (bisher) noch nicht weiß, dass dies überhaupt der Fall ist, eine Beziehung die durch gegenseitige Stärkung und Hilfe und einer gemeinsamen Vergangenheit entsteht und lebt. Ein psychologischer Kampf gegen die Barrieren, die Yuuko als Schutzschild gegen das Mobben aufbaut. Himura versucht sie aber dazu zu bringen, sich dem wahren Übel zu stellen, es prallen zwei grundsätzlich verschiedene Ideologien aufeinander, die sich trotzdem auf gewisse Weise ergänzen.
Der Mizuki Arc zeigt seine Tragik offenkundiger, schon in der dritten Episode wird klar wo die Problematik in der Beziehung liegt, eine Liebe die sich scheinbar nicht entfalten kann und soll. Hier lassen die Produzenten den Zuschauer mit miesen Cliffhangern nach bald jeder der bisherigen Folgen zappeln, somit kann man auch am Spannungsaufbau nicht meckern.
Inhaltlich hat ef – A Tale of Melodies also trotz der grundsätzlich stereotypen Handlung einige interessante Ideen zu bieten, dazu eine ordentliche Portion Dramatik und ein bisschen zum Mitdenken für den Zuschauer. Doch das große Steckenpferd der Serie ist und bleibt die äußerliche Fassade. Die zweite Staffel baut die größte Stärke des Vorgängers noch weiter aus, es werden bewegte Gemälde gezeigt, in denen man sich am liebsten verlieren möchte, ebenso faszinierend wie bedrückend, irrwitzge Farbspiele, teilweise abstrakte Darstellungen bishin zu fast meditativ wirkenden statisch-minimalistischen Bildern, die eine ganz ursprüngliche Intensität vermitteln. Ein optisches Meisterwerk, das einen durchströmt und ebenso mitreißt, allein deswegen schon großes Kino, so etwas habe ich bisher wirklich nur bei ef gesehen!
Nicht anders sieht es beim Soundtrack aus, das Opening ist schon ein Kunstwerk im Kunstwerk, eine derart perfekte Abstimmung von Bild und Musik habe ich sonst sehr selten gesehen. Das Ending reißt einen mit einem schnellen paukenschlagartigen Anfang aus dem Geschehen, wenig später ein Tempowechsel zu einem ruhigeren sich zum Midtempo steigernden Popstück, das einen guten Abschluss bietet, aber lange nicht die Gänsehautstimmung des Openings für mich erreicht. Markant sind vor allem klassische Instrumente, sowohl für Opening wie auch die Geigen im Ending. Die BGM glänzt durch elegante Pianountermalung, die mit den meist sehr sanften Violinenklängen eine ähnlich perfekte Symbiose mit dem dargestellten Geschehen eingeht, wie man sie schon im Opening bestaunen durfte.
Im Kurzüberblick:
+ Optisch großartig
+ Musikalisch großartig
+ Anspruchsvoller Erzählstil, guter Spannungsaufbau
+ Wieder zwei Arcs, voller Romantik, Tragik und Melancholie
- Kein leichter Einstieg
- Optische Inszenierung ist sicherlich Geschmackssache
- Episode 1 und 2 etwas lahm
Fazit: ef ist und bleibt absolute Geschmackssache, wer mit den Stilmitteln der Produzenten schon im ersten Teil nichts anfangen konnte, wird hier sicherlich auch keinen richtigen Zugang finden können. Mir persönlich gefällt es irrsinnig gut, zumindest wird versucht von den Stereotypen des Genres wegzukommen, es wird versucht andere Wege einzuschlagen, ef – A Tale of Me_o_ies geht meiner Meinung nach genau den richtigen!
Can you hear it? The melody of truth.
Kommentare
Jedenfalls ist das eine gelungene Fortsetzung die sein Stil treu bleibt und jeder mal gesehen haben muss
Traurig! Deprimierend! Frustrierend!
… besitzt einen ansprechenden Zeichenstil, tolle Animationen sowie eine hervorragende musikalische Untermalung.
Der Anime bietet einen hohen Unterhaltungswert aufgrund der tollen Story (diese ist ziemlich anspruchsvoll, dennoch sehr gelungen). Des Weiteren schafft er es durchaus Emotionen zu wecken.
Erwartungen an einen guten Drama-/Romance-Anime werden auf jeden Fall erfüllt.
Der Gesamteindruck fällt sehr positiv aus.
alle die das Game kennen und lieben werden hier Teilweise für die Patzer der 1. Staffel entschädigt. Ich selbst bin erfreut das EF sich aufgerappelt hat, nachdem (ohne spaß, in vielen großen foren gleich drüber gedacht) Ef a Tale of Memories einen der schwächsten Endings im Drama/Game Anime Genre aller Zeiten hatte.