Selbst jetzt, beim Verfassen dieser Review, bin ich mir noch nicht so recht im klaren darüber, was von der Sache zu halten ist – ob ich den Anime in Bausch und Bogen verdammen oder ihn lediglich als
gut gemeint werten soll. Und da ich die Light Novel, die die Vorlage für diese Serie abgibt, nicht kenne (und auch nicht den Inhalt der zweiten Staffel, die wohl demnächst anlaufen soll), ist es etwas schwierig, einzuschätzen, ob die Prämisse einfach nur Aufhänger für dieses Isekai-SoL ist, oder ob da dramaturgisch mehr dahinter steckt.
Jedenfalls sieht es ganz danach aus, als ob diese
Prämisse selbst (die 15jährige Yuna als hyperreiche und auf sich selbst gestellte Aktienspekulantin, die sich die Zeit mit VR-Games vertreibt) nur vorgeschoben ist und sich nicht recht ernstzunehmen scheint – so distanziert, lieblos und wenig emphatisch wie das ganze aufgezogen ist. Als ob es nur als Aufhänger dienen sollte zu den Isekai-Abenteuern, die den Rest der Serie ausmachen.
In der ersten Folge mag man diesen recht ausführlichen Ausflug in die virtuelle Welt dieses Fantasy-Mittelalters noch als nette
Parodie auf die üblichen Quests verstehen angesichts des Umstands, daß alles, wirklich alles, von den Personen bis zu dem Setting, unglaublich eindimensional und
generisch gehalten ist; am greifbarsten vielleicht an den furchtbar überdramatisierten Reaktionen dieses Buben, der sein Dorf retten will, die alles in allem absolut nicht altersgerecht sind und ziemlich aufgesetzt wirken. Insofern wäre die Parodie eines so dermaßen klischeehaften Game-Setting ziemlich gut gelungen.
Ab der zweiten Episode jedoch geschieht das, was man auch schon von SAO kennt: die Protagonistin erhält ein Update für ihr Game und begibt sich daraufhin in ihre VR-Welt. Aus der offenbar keine Rückkehr vorgesehen ist. Daher verschiebt sich nun der Fokus: das virtuelle Game wird nun zur eigentlichen Welt, zum Handlungsort und Wirkungskreis eines neuen Lebens, für das Yuna eine Art Multifunktions-Bärenkostüm verpasst bekommt.
Das war's auch schon. Ab jetzt passiert nichts Wesentliches mehr, und man bricht den Anime nur deshalb nicht ab, weil man erfahren möchte, ob das so bleibt (das tut es), oder ob das für die reale Welt der Prämisse noch irgendwelche Konsequenzen oder überhaupt irgendeine Relevanz haben wird (leider nein).
Na gut. Für sich genommen noch kein Grund für eine schlechte Wertung. Aber oft kommt es bekanntlich 1. anders und 2. als man denkt. Beides ist auch hier der Fall. Recht schnell wird dann auch klar, daß das, was man in der Episode zuvor zu Gesicht bekommen hat, wohl doch nicht parodistisch gemeint war, denn alle - ich sag mal:
Eigenheiten dieser Welt und ihrer Bewohner werden beibehalten; nicht nur erweisen sie sich als unglaublich klischeehaft und plakativ, auch optisch greift man ganz tief in die Barbie-Kiste und präsentiert eine bonbonbunte Welt im Bilderbuchstil, zu deren enormem Kitschfaktor auch die Musik das ihrige beiträgt, indem sie mit ausufernden Sextparallelen zusätzlich aufs überreizte Gemüt drückt.
Und auch das wäre an sich noch nicht so schlimm. Wenn es denn inhaltlich so halbwegs stimmen würde. Dass aber die Aktionen von Yuna und ihren Gefährten so langweilig bis nervtötend ausfallen, liegt
nicht (oder nicht
nur) an dem Umstand, dass sie in ihren Magiefähigkeiten praktisch von Anfang an entsetzlich
overpowered ist – insbesondere die Begleitumstände sind es, die einen zur Verzweiflung treiben, so gut ansonsten die Serie technisch auch gemacht ist.
Zwei zentrale Punkte als Beispiel: der
Humor sowie die Probleme der
Isekai-Gesellschaft und ihres täglichen Lebens.
Zu ersterem ist zu sagen, daß der Humor vor allem in der Fallhöhe zwischen der Erwartungshaltung von Yuna (die passenderweise auch einen milden Zynismus pflegt) und den Mittelalterleuten liegt, was dann zu den üblichen Missverständnissen und Reaktionen führt, die glücklicherweise auch recht dezent gehalten sind und nicht so slapstickmäßig durch die Decke schießen. Schwachpunkt dabei ist, daß sich das repetitiv durch die ganze Serie zieht: ein, zwei Folgen sich das anzusehen ist zwar ganz nett – aber unentwegt auf immer die gleichen
running gags zu setzen, ist einfach nervig.
Und was das gesellschaftliche Leben anbelangt: da hat man es vorgezogen, auf einfache, ja naive Lösungen zu setzen, die in ihrer demonstrativen Konsequenzlosigkeit eigentlich nur in der Welt von Grundschülern funktionieren können. Jeder auch nur halbwegs erwachsene Mensch müsste da eigentlich Zustände kriegen, wenn er sieht, wie komplexe Probleme auf einfachste Art "gelöst" werden. Als ob das Drehen an einer bestimmten Stellschraube nicht unweigerlich Auswirkungen auf ganz andere Bereiche haben würde. Sei's politisch, sei's gesellschaftlich oder ökonomisch.
(Nur einmal, ziemlich am Ende der Serie, hat man den Eindruck, daß etwas weiter gedacht worden ist als immer nur bis zur eigenen Nasenspitze. Und sogar sowas wie eine philosophische Fragestellung formuliert wird.)Und da wird's dann wirklich ärgerlich: ständig sitzt man da vorm Monitor in der Erwartung, daß die getroffenen Maßnahmen in all ihrer Simplizität doch den Leuten furchtbar auf die Füße fallen müssten. Ist aber nicht der Fall. Einfach haufenweise Geld in das System stecken und die Waisenkinder im neu eröffneten Restaurant unterbringen und alles ist wieder gut. Es gibt offenbar nur Symptome, daß was schiefläuft, aber keine Ursachen.
Egal. Scheinbar ist der einzige Zweck dieser Serie wirklich, an allen Stellen und zu jeder Zeit Heiterkeit und
Wohlfühlatmosphäre zu verbreiten.
Allein damit wäre ich auch zufrieden gewesen, wenn es denn nur funktioniert hätte! Aber dafür ist alles bei weitem zu simpel, zu naiv und vor allem
zu plakativ ausgefallen. So hat es, besonders wegen des absolut strikten episodischen Aufbaus, in etwa die Relevanz von »
Escha & Logy«, gepaart mit dieser typischen Kinder-Dramaturgie, wie sie teils parodistisch auch in »My little Pony« präsent ist.
Oder wie man beispielsweise auf MAL lesen kann:
mediocre as hell.Dem ist weiters nichts hinzuzufügen. Aus der oben erwähnten Prämisse konnte (oder wollte) man nichts machen, stattdessen verlegt man sich auf die Präsentation einer Isekai-Welt
(doppelt gemoppelt, ich weiß), wie man sie schon dutzendfach anderswo gesehen hat, und das meist besser. Im Grunde muss die Serie von ihrer Protagonistin, deren Eigenwilligkeiten und ihren Begleiterinnen leben, bleibt damit aber zu blass, zu eindimensional, zu einfallslos und überhaupt unter ihren Möglichkeiten, obwohl der Anime doch
noch bunter,
noch herzerwärmender und noch mehr
kawaii sein will als alle seine Vorgänger.
In seiner unbefriedigenden Mischung aus den üblichen heiter-fluffigen Isekai-Versatzstücken und dem rosaroten, überdrehten
Precure-Kosmos ist
Kuma kuma kuma Bear leider wenig originell, dafür generisch bis ins Mark.
Beitrag wurde zuletzt am 12.05.2023 18:51 geändert.
Kommentare (1)
Mit eine Einschränkung.
Zum Stressabbau und Seele baumeln lassen gibt es nichts besseres als:
Non Non Biyori + Non Non Biyori Repeat