Comic Market 94 (09.08.2018–11.08.2018) und Super Comic City Kansai 24 (19.08.2018)

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Comic Market 94 (09.08.2018–11.08.2018) und Super Comic City Kansai 24 (19.08.2018)

Veröffentlich am von ballet de la nuit
Nicht nur in Deutschland häufen sich im Sommer die Anime-Conventions, auch im Land der aufgehenden Sonne dürfen sich Otakus dieser Tage in menschengefüllten Messehallen tummeln. Und den meisten Besuchern geht es dabei um eines: Doujinshi aka „Anime in Gay“. Der Comic Market – kurz auch „Comiket“ genannt – welcher wohl die bekannteste Zusammenrottung von Nerds in Japan sein dürfte, fand von Freitag, den 9. August bis Sonntag, den 11. (jeweils von 10:00 bis 16:00 Uhr) im Tokyo Big Sight statt und durfte diesen Sommer auch Sarius und meine Wenigkeit zu seinen Gästen zählen.
Anreise war am Donnerstag aus Niigata (Sarius) bzw. Osaka (ich) nach Tokio. Wir hatten uns extra eine preiswerte Unterkunft in Komagome gebucht, denn aus meiner Erfahrung vom vorangegangenen Winter-Comiket wusste ich, dass eine strategisch günstig gelegene Herberge mit schneller Nahverkehrsanbindung an das Messegelände ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist. Generell konnte ich so einiges an Erfahrung aus dem Vorjahr in die Praxis umsetzen. So gilt auch hier: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Wer also erst um ein Uhr zur Messe kommt, wird oft nur noch Reste abstauben können – und das wollte ich definitiv nicht. Daher – um gleich noch ein Sprichwort zu bemühen: Vorbereitung ist die halbe Miete. Ich hatte mir deswegen schon im Vorfeld den aktuellen Comiket-Katalog bei Toranoana in Osaka gekauft und mir eine Liste meiner Lieblingszeichner erstellt. Am Vorabend des Messetages dann im Autorenregister des Comiket-Katalogs den jeweiligen Standort herausgefunden und im Hallenplan markiert – der Schlachtplan stand.

Am nächsten Morgen ging der Wahnsinn dann los. Auf dem geteerten Platz vor dem Osteingang brütete eine gewaltige Menschenmenge im prallen Sonnenlicht, darauf wartend, endlich das Messegelände betreten zu können. Da meine Ankunft am Messegelände sich ungeplant verspätet hatte, war der Einlass bereits in vollem Gange. Dennoch erstreckte sich dieser ob der schieren Menschenmenge über gut anderthalb Stunden und ich fand mich im hinteren Teil der Menge wieder. Immerhin war meine Liste für Freitag nicht allzu lang, sodass das glücklicherweise kein sonderliches Problem darstellte.
Endlich eingelassen, machte ich mich sofort daran, das Pflichtprogramm abzuarbeiten, das am Freitag für mich hauptsächlich aus Doujins zu „Act! Addict! Actors!“ bestand (kurz auch als „A3!“ bekannt). Die Jagd dauerte zum Glück nicht allzu lange, sodass ich nach kurzer Weile Zeit zum Stöbern hatte. Ich traf mich also mit Sarius, welcher ob noch späterer Ankunft schon gar nicht mehr auf Einlass warten musste, in der Osthalle und wir schlenderten über das Messegelände – oder eher schwammen. Denn es war krachvoll – ein Umstand, den mir Sarius wiederholt klagend bewusst machte. Dabei vernahmen wir durch das Stimmengewirr auch öfters die Durchsage, man habe viele verirrte Ausländer gesehen und würde diese einladen, zu einem Beratungsschalter zu kommen. Wollte man uns subtil beleidigen? Müssten nicht ausgerechnet die hochgewachsenen Ausländer die Letzten sein, die in diesem Meer aus Menschen zu ertrinken drohten? Wir wurden aus dieser Durchsage jedenfalls nicht schlau, fühlten uns dadurch aber auch nicht verwirrt genug, um auf dieses Beratungsangebot einzugehen. Auch wenn die meisten von ihnen nicht wirklich verloren wirkten, war jedoch tatsächlich ein – zumindest für „nipponesische“ Verhältnisse – bemerkenswerter Anteil an ausländischen Messebesuchern zugegen, sodass prinzipiell die sich oft durch Anstarren ausdrückende Beachtung der einheimischen Inselbewohner ausgeblieben wäre – wenn ich mich nicht als Mann in den Sektionen für weibliches Publikum herumgetrieben hätte. Wenn zudem die Verkäuferinnen beim Kauf eines BL-Doujins ständig kicherten – was mir nicht nur einmal passierte – fragte ich mich stets, ob ich gerade eine Hauptrolle in den ihnen durchgehenden Fujoshi-Fantasien spielte oder ob Ausländer und Fudanshi einfach zu viel des Ungewohnten für sie war, konnte jedoch trotz naiv-freundlicher Nachfrage keine Antwort erhalten.
Nachdem wir also ein wenig durch die gesamte Frauenabteilung „geschwommen“ sind, die am Freitag zum größten Teil aus „Touken Ranbu“ bestand, beendeten wir den Messebesuch relativ früh, da wir zum einen alles für uns Interessante gesehen bzw. erworben hatten und zum anderen mein Begleiter erneut seinen Unmut ob des Menschengedränges äußerte. Wir aßen zu Mittag, meine erste Mahlzeit des Tages – man muss Prioritäten setzen – verbrachten den Nachmittag in Akihabara und kehrten gegen Abend recht früh in unsere Unterkunft zurück. Ich sollte die Nachtruhe gebrauchen werden.

Samstag war Krieg. „Yuri!!! on Ice“ und „Gintama“ hatten zur Folge, dass meine Abschussliste für diesen Tag deutlich länger geworden war. An Erfahrung vom Vortag reicher geworden, fand ich mich diesmal schon etwa eine Stunde vor Beginn des Einlasses im bereits vertraut gewordenen Teerplatz ein und befand mich laut meiner Schätzung im vorderen bis mittleren Drittel der Schlange, wodurch ich bereits um halb elf eingelassen wurde – und gleich beim ersten Punkt auf meiner Liste auf Ausverkauf stieß. Mein Senpai von der Forschungsgruppe, selbst langjähriger Comiket-Besucher, meinte auf diese Schilderung meinerseits hin, dass ich früher hätte anreisen sollen und dass hartgesottene Comiket-Veteranen sich bereits um vier Uhr nachts – vor Beginn des Betriebs der nahegelegenen Yurikamome-Linie – zu Fuß von einem nahegelegenen Bahnhof aus auf den Weg machten. Jedoch versicherte mir die ausverkaufte Anbieterin, dass sie nachdrucken werde und bis auf diesen anfänglichen Misserfolg konnte ich glücklicherweise alle Punkte auf meiner Liste erfolgreich abhaken – und das trotz der doch beachtlichen Zahl recht zügig, da ich nicht wie auf dem Winter-Comiket bis zu über einer Stunde für einige Doujinshi anstehen musste. Wenn es Schlangen gab, hatte ich diesen Sommer das Glück, dass sie sich nur auf wenige Minuten Wartezeit beschränkten. So hatte ich ab etwa halb eins noch einige Zeit zum Stöbern, die ich ausgiebig nutzte, denn wie auch schon beim Winter-Comiket war der Samstag für mich der mit Abstand interessanteste Tag, sodass ich erst um drei Uhr nachmittags schwer bepackt und hungrig meinen Rückweg antrat.
Und wie auch schon beim Winter-Comiket bin ich am Sonntag erst gar nicht hingegangen, da der letzte Tag mit vollbusigen Damen, Lolis, Furries und Eisenbahnen (ja, Eisenbahnen) von vornherein nichts für mich Interessantes anbot. Dafür sollte der Sonntag eine Woche später auf der Super Comic City Kansai umso interessanter werden.

  • Comic Market von der Station Kokusaitenjijouseimon aus gesehen (Foto von Sarius)
    Comic Market von der Station Kokusaitenjijouseimon aus gesehen
    (Foto von Sarius)


    Es war voll. (Foto von Sarius)
    Es war voll.
    (Foto von Sarius)
  • Platz vor dem Haupteingang (Foto von Sarius)
    Platz vor dem Haupteingang
    (Foto von Sarius)


    Sehr voll sogar (Foto von Sarius)
    Sehr voll sogar
    (Foto von Sarius)
  • Geschäftiges Treiben am Haupteingang (Foto von Sarius)
    Geschäftiges Treiben am Haupteingang
    (Foto von Sarius)


    Traumauto(?) in der Business Area (Foto von Sarius)
    Traumauto(?) in der Business Area
    (Foto von Sarius)


Die Super Comic City (auch „SCC“) ist im Grunde genommen eine eintägige Version des Comiket, die am 19. August von 10:30 bis 15:00 Uhr im Frontex Osaka stattfand. Diese Doujin-Messe ist international jedoch deutlich unbekannter, sodass ich unter allen Messebesuchern gerade mal um die fünf Ausländer sah. Ein weiterer Unterschied der hier anwesenden Gäste war die Geschlechterquote: Während auf dem Comiket beide Geschlechter etwa gleichermaßen vertreten waren (zumindest Freitags und Samstags), die sich dann lediglich auf gewisse Bereiche aufteilten, war auf der SCC der Mann fast schon eine Rarität. Dementsprechend durfte ich mich, inmitten einheimischer Japanerinnen, dort noch stärker der starrenden Aufmerksamkeit einiger Anwesender ausgesetzt sehen. Der Geschlechterquote entsprechend war – wie man sich leicht denken kann – die angebotene Ware fast ausschließlich an Frauen gerichtet. Ohne groß quantitative Vergleiche bemüht zu haben, würde ich daher behaupten, dass die SCC für eine Fujoshi (oder einen Fudanshi) genauso viel, wenn nicht gar mehr Interessantes zu bieten haben dürfte als ein Tag auf dem Comiket. Immerhin war eine halbe Halle schon allein mit „Yuri!!! on Ice“ gefüllt und auch mein SCC-Loot kann mit der Beute aus Tokio locker mithalten (zumal einige Zeichner auf beiden Märkten vertreten waren).
Dabei hatte ich im Vorfeld noch nicht einmal Vorbereitungen getroffen, ich wusste nichts vom SCC-Pamphlet, das ein Pendant zum Comiket-Katalog darstellte, oder dem Eintrittspreis und kam erst eine Dreiviertelstunde nach Beginn auf dem Messegelände an, also komplett casual. Man könnte sagen, ich hatte die SCC unterschätzt und darauf würde ich entgegnen, dass sie wohl generell unterschätzt wird. Denn obwohl die Messe gut besucht war, war sie von dem Menschengedränge des Comiket noch weit entfernt – zum Glück, denn so war das Bummeln immerhin noch recht entspannt. Dabei lief aus den Lautsprechern auch keine Durchsage, sondern Anime-Musik, u. a. Songs von „Act! Addict! Actors!“ oder Azuras Tanz aus „Fire Emblem Fates“. Zu spät bemerkte ich bloß, dass sich auch zwei Messehallen im zweiten Stock befanden, sodass ich die Doujinshi zu „Act! Adict! Actors!“ erst fand, als diese schon zum beträchtlichen Teil ausverkauft waren. Doch auch so war der Messebesuch definitiv ein Erfolg, sodass ich mich um etwa halb drei mit fetter Beute nach Hause aufmachte.

  • Yuri!!! on Ice
    Yuri!!! on Ice

    Koffer voller Doujinshi
    Koffer voller Doujinshi
  • Gintama
    Gintama

    Besucher auf dem Weg zum Ausgang
    Besucher auf dem Weg zum Ausgang
  • Es gab Platz zum Gehen.
    Es gab Platz zum Gehen.

    Haupteingang
    Haupteingang
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Kommentare (7)

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Avatar: Gon1988#1
Schöner Beitrag für alle, die nicht hingehen können oder konnten, um wenigstens einen Eindruck zu gewinnen.
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Avatar: Revan Ibn-La'Ahad#2
Da traut sich einer auf die Comiket.... Respekt!
In den Menschenfluss bekäm man mich nie rein.
Das Final Love Live, oder das Symphogear Live dieses Jahr, reichen mir an Menschenmengen aus.
Und ich kam mir da schon als Ausländer ein bisschen wie das schwarze Schaf in der Herde vor....

Aber die Big Sight ist wirklich eine interessante Location. Hab Sie mir auf der Stadttour mal angesehen.
Wenn der Laden "voll" ist und du mittendrin.....
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Avatar: Dango448#3
Ein sehr schöner Beitrag der ein interessanten Einblick gibt. Man kennt es ja aus einigen Animes wie und was da vielleicht so abgeht aber selbst mal dabei zu sein ist, denke ich, etwas ganz anderes (was ich wahrscheinlich nie machen würde^^ ).

Quelle vollbusigen Damen, Lolis, Furries
ist nicht gerade das, das Inetressannte :D

btw. hast du (oder Sarius) eigentlich auch noch ein paar Fotos vom Inneren des Comikets bzw. den Ständen?
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Avatar: OPYoshi
Moderator
#4
Ich würde auch mal gerne mal eine Messe in Japan besuchen, aber leider komme ich da nie hin. Schade eigentlich. Klingt ja ganz spannend.
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Avatar: Hamu-Sumo#5
Samstag als voll deklarieren und am Sonntag gar nicht erst hingehen. Ja, kann man machen. :D

Was bei den Berichten immer etwas untergeht, ist, dass das Herumlaufen nachmittags schon spürbar angenehmer ist. Wer kein bestimmtes Ziel hat und einfach nur Bummeln und Herumschauen möchte, dem kann ich nur empfehlen ab etwa 13 Uhr hinzugehen. Auch ist das größte Gedränge an den Hallenrändern. Wer verschnaufen möchte zieht sich einfach ins Innere einer Halle zurück. Da ist meist (nicht immer) Raum zum Schauen ohne im Sog (es ist wirklich so) mitgezogen zu werden.

Habe mir für die Zukunft auch vorgenommen noch andere Doujinshi-Events abseits der Comiket zu besuchen, da mich interessieren würde, wie die Unterschiede sind. Dass die Comic City sehr weiblich dominiert ist, habe ich gelesen. Das männliche Pendant dazu ist nach meinem Wissensstand die Comic Treasure (ebenfalls in Osaka).
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Avatar: chihiroyin#6
Wirklich interessanter Beitrag.^^
Cosplayer sind auf solchen Messen eher weniger vertreten oder?
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Kommentare (2)

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Avatar: Mysteryman#7
Ich hinterlasse hier auch mal ein Lob. Sehr interessant und schön geschrieben. Hat einen guten Einblick in die Sache gegeben.
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