SlaughtertripV.I.P.
#1»K-Pop: Choegang Survival« ist eine Huldigung an K-Pop, ein Genre, das schon seit Jahren dabei ist, den Westen im Sturm zu erobern. Bei mir in der Gegend gibt es sogar einen Club, in dem es einmal im Monat eine K-Pop/Anime-OST-Night gibt. Meiner Meinung nach kann es gar nicht genug »K« geben.
Trotzdem ist dieses K-Drama allerhöchstens Durchschnitt. Um zu verstehen, warum das so ist, muss man erst einmal wissen, um was es geht. Der Name des Werks (»K-Pop: Extreme Survival«) lässt den Zuseher glauben, bei der Koreanischen Musik geht es um Leben oder Tod. So schlimm ist es aber nun doch nicht, was man am abgeschwächten Synonym (»K-Pop: The Ultimate Audition«) erkennt. Es geht eigentlich nur darum, dass neue Mitglieder für die nächste Generation der Band M2 gesucht werden. Südostasiatische Musik hat die fragwürdige Eigenheit, dass »alte« Mitglieder gegen junge Mitglieder ersetzt werden. Die Guillemets rühren daher, dass die ach so alten Mitglieder oft erst Anfang 20 sind. So auch hier. Ist man älter als 23, fliegt man. Das Management von Sunny Entertainment hat aber die Loyalität der Fans falsch einkalkuliert. Bandleader und Male Prota Kang Woo-Hyun hat dieses Pflegeheim-würdige Alter nun erreicht, doch die Fans protestieren. Auch die anderen Mitglieder sollen bleiben. Die Fans sind der Meinung, M2 sei »ihre« Band. Und weil der Direktor von Sunny Entertainment, Jang Hyun-Seok, die Fans nicht erzürnen möchte, fällt ihm ein ganz besonderer Casting-Prozess ein …
Die weibliche Hauptrolle spielt die niedliche Ko Eun-Ah, die sich für diese Rolle die Haare abgeschnitten hat. Sie spielt die burschikose Ji Seung-Yeon, die von allen für einen Jungen gehalten wird, solange sie nur nichts allzu Feminines trägt. Es ist die alte Leier von dem Kind, das einen von den Eltern vorherbestimmten Karriereweg einschlagen soll, jedoch lieber ein selbstbestimmtes Leben führen möchte. Eigentlich sollte sie in England Musik studieren, doch weil sie es wagt, Beethoven einen modernen Anstrich zu geben, fällt sie beim Aufnahmeverfahren durch und kehrt ohne das Wissen ihrer Eltern wieder nach Südkorea zurück. Dort hat ihr Freund (»Friend«, nicht »Boyfriend«) Kwon Ji-Woo gerade eine Audition für M2, fällt jedoch durch. Die Mitglieder für die nächste Generation von M2 wurden gefunden, doch dann kommen der angesprochene Fanprotest und der originelle Casting-Prozess ins Spiel …
Direktor Hyun-Seok gibt den Fans die Möglichkeit, die Mitglieder selbst zu bestimmen. Die Bewerber laden Videos von sich im Internet hoch, und die Fans dürfen abstimmen. Bei der nächsten Audition bleiben dann abermals vier Sieger übrig, zwei davon sind Seung-Yeon und Ji-Woo. Nun besteht »M2 Junior« aus insgesamt acht Mitgliedern, vier davon aus der ersten Audition, vier davon aus der zweiten. Diese acht Mitglieder sollen sich duellieren, bis nur noch vier übrig bleiben und die wahre neue Generation von M2 darstellen.
Die Idee ist ziemlich gut. Und auch modern, sind Castingshows doch bereits seit meiner Jugend sehr beliebt. Man bekommt aber nicht das, was man erwartet. Zu Beginn wird der Casting-Prozess minutiös erklärt, weshalb es dann umso verwunderlicher ist, wenn alles ganz anders kommt. Hier wird keiner dismissed, es werden keine Rosen verteilt, und der Schwächste fliegt ebenfalls nicht. Was man sieht, sind lediglich ein paar Trainingseinheiten und zwei Showcases, von deren Existenz ich erst durch diese Sendung erfahren habe. Die groß angekündigte zweite Audition wird bereits in der zweiten Folge abgehandelt. Schnell werden bei einem Internetvoting 50 Kandidaten gefunden. Nach ein bisschen Singen wird von einer Fachjury auf 25 Teilnehmer heruntergekürzt, und nach einer 3-minütigen Tanzeinlage sind es nur noch acht. Bei einem Auftritt hinter einer Schattenwand werden dann die vier Sieger gefunden. Ich dachte zuerst, man wollte das Unwichtige schnell hinter sich bringen, doch auch in den restlichen Folgen hatte diese Serie in Sachen Casting und Wettbewerb wenig zu bieten. Eines vorweg: Das Ende ist unbefriedigend. Was auffällt, ist, dass diese Serie nicht die typischen 16 Folgen, sondern nur 14 hat. Und das hat einen Grund. Nach dem Lesen einiger Internetkommentare wurde diese Serie anscheinend vorzeitig beendet und auf 14 Folgen heruntergeschnitten. Man erfährt zwar, wer Seung-Yeons Herzbube wird, doch über die Zukunft von M2 Junior wird ein Mantel der Verschwiegenheit geworfen.
Seung-Yeon ist ziemlich süß, und es macht Spaß, ihr beim Schauspielern zuzusehen. Ich kann nur nicht verstehen, warum sie von allen für einen Jungen gehalten wird (Antwort: Weil der Plot es so will), vor allem deshalb, weil sie so süß ist. Nicht einmal ihre Piepsstimme erregt Verdacht. Sie hat ungefähr dieselbe Klangfarbe wie The Ting Tings, nur in einer etwas höheren Stimmlage. Natürlich will sie von anderen als Junge gehalten werden, denn als Mädchen kann man schlecht einer Boyband beitreten. Etwas doof findet sie es aber schon, dass sie nicht etwas fraulicher ist.
Beim männlichen Prota Woo-Hyun ist alles immer aish. Aish hier, aish da, aish dort. Das ist ihm aber auch nicht zu verdenken, da er konstant genervt ist. Manchmal nervt er sich selbst, einfach durch seine Art. Er schlägt seine Teammitglieder sogar mit der Faust ins Gesicht, um klarzustellen, dass er der Chef ist. Richtig geraten: Die männliche Hauptfigur ist wieder mal ein Bad Boy. Wie (fast) alle anderen hält auch er Seung-Yeon für einen Kerl. Gerade deshalb ist es ziemlich witzig, mit anzusehen, wie er sich immer mehr in einen »Kerl« verliebt. Er kann selbst nicht glauben, welche Gefühle plötzlich in ihm erwachen. Ist er schwul? Nein, keine Sorge, Woo-Hyun, du wirst nur hinters Licht geführt.
Zuerst dachte ich ja, Ji-Woo sei Seung-Yeons Partner und ein ernstzunehmender Liebesrivale für Woo-Hyun. Immerhin lebt Seung-Yeon seit ihrer Rückkehr nach Südkorea bei Ji-Woo und seiner Großmutter, und sie und Ji-Woo schlafen sogar im selben Zimmer. Zur Verwirrung beigetragen hat, dass sie ihn »meine Frau« nennt. Das liegt vermutlich daran, dass Ji-Woo ein totales Weichei ist. Seung-Yeon muss sogar ein paar Schlägertypen für ihn vermöbeln. In dieser Freundschaft ist sie der Mann und er die Frau. Erst als Seung-Yeon gesagt hat, noch nie jemanden geküsst zu haben, wurde mir klar, dass sie und Ji-Woo nicht zusammen sind. Nach der Audition gibt es zwischen den beiden auch kaum noch Interaktion, welche die Story vorantreibt. Sie reden noch miteinander und sind noch immer befreundet, aber die einzige Sache, die Ji-Woo von den anderen Jungs unterscheidet, ist die Tatsache, dass er Seung-Yeons Geheimnis kennt.
Natürlich gibt es auch einen weiblichen Liebesrivalen, nämlich Oh In-Young, mit der Woo-Hyun zu Schulzeiten zusammen war und die jetzt eine berühmte Sängerin ist. Damals hat sie Woo-Hyun verlassen, doch jetzt, wo er selbst zu einer Berühmtheit geworden ist, will sie ihn zurückhaben. Sie ist weder besonders sympathisch noch unsympathisch. Als Love Rival macht sie auch nur eine halbwegs gute Figur, denn Woo-Hyun ist nie auch nur eine Sekunde an ihr interessiert. In-Young meint, Woo-Hyun sei etwas nervös, wenn sie in seiner Nähe ist, und bei einem Videodreh kommen die beiden sich sehr nahe, doch sonst hat man nicht das Gefühl, In-Young sei in der Lage, ihren damaligen Liebhaber wieder zurückerobern zu können.
Bei den vielen potenziellen K-Pop-Idolen hat ein wenig der Raum gefehlt, sie alle ins Rampenlicht zu stellen. Von den ersten vier Gewinnern der ersten Audition ist mir sofort Dong-Woo aufgefallen, dessen Schauspieler Jo Yoon-Woo bereits in »Yeonaejojakdan: Shirano« eine gute Figur abgegeben und einen ähnlich unschuldigen jungen Mann portraitiert hat. Viel über die Person Dong-Woo erfährt man aber nicht. Auch ist mir Jang Tae-Kwon aufgefallen, obwohl ich zuerst gar nicht wusste, warum. Ich dachte, ich hab ihn schon mal irgendwo gesehen, aber die Suche ergab keine Treffer. Dann hatte ich einen Geistesblitz: Tae-Kwon wirkt in seiner verschrobenen Art wie der koreanische Howard Wolowitz! Die anderen beiden Künstler des Viererpacks, Kang Chan-Ming und Kim Hyun-Seung, kann man eigentlich vergessen – zu wenig Tiefe besitzen sie. Vor allem Chan-Ming hat mir etwas Probleme bereitet, denn dieser sieht Park Ki-Beom, einem der vier Gewinner der zweiten Audition, zum Verwechseln ähnlich. Die Stylisten hätten einem der beiden ruhig eine andere Frisur verpassen können. Yoon Jae-Ah komplettiert neben Ki-Beom, Seung-Yeon und Ji-Woo das Viererteam der zweiten Audition. Jae-Ah ist ein cooler Rocker, der beim Wettbewerb einen wirklich tollen Song performt. Man verfolgt bei ihm einen kleinen Nebenhandlungsstrang, wenn der Zuseher erfährt, dass Jae-Ah verbotenerweise mit seiner anderen Band in Clubs auftritt. Das ist aber wirklich nur ein sehr kleiner Nebenhandlungsstrang. Besonders schade finde ich, dass er mit seiner Band poppigen Soft-Rock spielt, wo er bei der Audition doch einen so coolen Auftritt hingelegt hat. Gegen Ende der Serie entscheidet man sich bei einem der Mitglieder für einen noch kleineren Mord-Nebenplot. Dieser wird aber sehr inkonsequent verfolgt, und man fragt sich, what the hell das Ganze eigentlich soll.
Von den Mitarbeitern bei Sunny Entertainment bekommt man nicht allzu viele zu sehen. Da wäre einmal der bereits angesprochene Direktor Hyun-Seok, der immer sehr ruhig bleibt und überlegte Entscheidungen trifft. Unterstützt wird er von einer hübschen Frau, die von allen nur »Team Leader Han« (auf Koreanisch) gerufen wird. Es kommt wenig überraschend, dass die beiden eine gemeinsame Vergangenheit haben und romantische Gefühle füreinander hegen. Team Leader Han hat jedoch eine Liebeskonkurrentin, nämlich Lee Soon-Yeon. Es hat ein wenig gedauert, bis ich überhaupt begriffen habe, dass Soon-Yeon eine Liebesrivalin sein soll. Sie ist so unscheinbar, dass sie mir erst aufgefallen ist, nachdem sie schon mehrere Auftritte hatte. Das spricht entweder gegen diese Serie oder gegen Shin Seo-Kyung, die Schauspielerin von Soon-Yeon. Dass die Figur von Soon-Yeon die einzige Rolle ist, die Seo-Kyung jemals gespielt hat, bekräftigt mich irgendwie in meiner Ansicht, dass Seo-Kyung einfach keine Ausstrahlung hat und beinahe unsichtbar wirkt. Natürlich kann es auch andere Gründe haben, weshalb sie dem Showbiz danach ferngeblieben ist.
Das Produktionsniveau könnte höher sein. Ich will jetzt nicht ranten, darum hinterlasse ich einfach einen Screenshot eines Flugzeuges, das man selbst bei »Initial D« nicht hässlicher hätte CGI-verunstalten können. Einfache Effekte hat man aber hinbekommen. Gratulation. Doch selbst normale Kamerafahrten wirken billig – oder zumindest billiger als bei besser produzieren Vertretern seiner Gattung. Seit meiner Karriere als K-Drama-Gucker bin ich es gewohnt, wunderschöne Asiaten mit perfekter Haut zu sehen. In dieser Serie jedoch scheint man den Mut gehabt zu haben, Schauspieler mit etwas vernarbter Haut zu zeigen, was man jetzt positiv oder negativ sehen kann. Oder die Make-Up-Artists sind genauso wenig top-notch wie die CGI-Artists. Zumindest ist diese Serie kein allzu harter Schlag gegen das Selbstvertrauen des Zusehers, mit Ausnahme der ganzen Idols. Etwas kurios fand ich, dass man es bei den Rückblenden nicht nur nicht geschafft hat, die Charaktere jünger wirken zu lassen, nein, man hat es auch geschafft, diese Szenen lächerlich wirken zu lassen. Es reicht einfach nicht, eine 30-jährige Frau in eine Schüleruniform und einen 36-jährigen Mann in ein Hip-Hop-Outfit zu stecken. Bei dem Foto scheint das vielleicht nicht so aufzufallen, bei den gespielten Szenen aber schon. »Big« hat das besser hinbekommen, vor allem deshalb, weil man dort die Rückblenden als Comedy-Szenen aufgezogen hat, da man sich wohl darüber im Klaren war, dass man ältere Figuren nicht jünger aussehen lassen kann, sofern man dafür keine anderen Schauspieler benutzen will.
Musikalisch ist diese Serie eine herbe Enttäuschung. Und das liegt nicht daran, dass man bei einer Kampfszene die unoriginelle Idee hatte, das Rocky-Thema abzuspielen. Gerade bei einer Serie, in der es um Musik geht, erwartet man einen Soundtrack, der aus der Masse heraussticht. »Neon Naege Banhaesseo« hat das geschafft. Es ist nicht so, als sei der Soundtrack schlecht – es ist eher so, dass ein richtiger Soundtrack kaum auszumachen ist. Üblicherweise wird in K-Dramen in bestimmten Szenen immer ein dazu passendes Lied gespielt. Lustige Szenen werden von Gute-Laune-Upbeat-Musik begleitet, traurige von traurigen, und wenn man dem Zuseher bei den romantischen Szenen auf die Tränendrüsen drücken möchte, wird oft ein Tearjerker als melancholisches Highlight gespielt. Nicht so hier. Entweder ist keine klare Linie auszumachen, oder die Hintergrundmusik ist so wenig einprägsam, dass man sie gleich wieder vergisst. Ich würde behaupten, in dieser Serie gibt es ausgesprochen viele Szenen ohne musikalische Untermalung. Meine Vermutung ist, dass die Lieder, welche die Idols vortragen, einen richtigen Soundtrack ersetzen sollen. Wenn dem so ist, ist der Schuss nach hinten losgegangen. Meistens trägt M2 Junior nur ein bestimmtes Lied vor, was sich auch ganz gut anhört. Aber irgendwann wird es redundant. Es gibt aber auch Auftritte, die aufhorchen lassen, beispielsweise die Beethoven vergewaltigende Seung-Yeon, der erste Auftritt vom coolen Gitarristen Jae-Ah, oder Seung-Yeon, die es nach unzähligen Fehlschlägen schafft, ihr Lieblingslied (welches von Woo-Hyun geschrieben wurde) mit Emotionen zu singen. Der Serie muss ich zugutehalten, dass die Idols bei den Proben ohne musikalische Begleitung auch tatsächlich selbst singen. Bei den Auftritten jedoch wird offensichtlich Playback benutzt. Ein interessanter Fun Fact wäre vielleicht, dass viele der Schauspieler tatsächlich Sänger sind. Und die Mitglieder von U-KISS haben hier sogar eine Gastrolle.
Fans schlucken bekanntlich alles, doch selbst der größte K-Pop-Fan muss sich »K-Pop: Choegang Survival« nicht unbedingt antun. Nach all den negativen Aspekten, die ich in dieser Rezension zu bekritteln habe, wundert mich der frühzeitige Abbruch dieser Serie gar nicht. Hier treffen ein bescheidenes Produktionsniveau und ein verbesserungswürdiges Skript aufeinander, doch leider ergeben Minus mal Minus nicht immer Plus. Obwohl ich es noch nicht gesehen habe, gibt es mit dem Drama »Minami Sineyo« eine Serie, die inhaltlich ähnlich, aber viel besser bewertet ist – nicht nur hier auf aS. Bessere Alternativen gibt es immer.
Trotzdem ist dieses K-Drama allerhöchstens Durchschnitt. Um zu verstehen, warum das so ist, muss man erst einmal wissen, um was es geht. Der Name des Werks (»K-Pop: Extreme Survival«) lässt den Zuseher glauben, bei der Koreanischen Musik geht es um Leben oder Tod. So schlimm ist es aber nun doch nicht, was man am abgeschwächten Synonym (»K-Pop: The Ultimate Audition«) erkennt. Es geht eigentlich nur darum, dass neue Mitglieder für die nächste Generation der Band M2 gesucht werden. Südostasiatische Musik hat die fragwürdige Eigenheit, dass »alte« Mitglieder gegen junge Mitglieder ersetzt werden. Die Guillemets rühren daher, dass die ach so alten Mitglieder oft erst Anfang 20 sind. So auch hier. Ist man älter als 23, fliegt man. Das Management von Sunny Entertainment hat aber die Loyalität der Fans falsch einkalkuliert. Bandleader und Male Prota Kang Woo-Hyun hat dieses Pflegeheim-würdige Alter nun erreicht, doch die Fans protestieren. Auch die anderen Mitglieder sollen bleiben. Die Fans sind der Meinung, M2 sei »ihre« Band. Und weil der Direktor von Sunny Entertainment, Jang Hyun-Seok, die Fans nicht erzürnen möchte, fällt ihm ein ganz besonderer Casting-Prozess ein …
Die weibliche Hauptrolle spielt die niedliche Ko Eun-Ah, die sich für diese Rolle die Haare abgeschnitten hat. Sie spielt die burschikose Ji Seung-Yeon, die von allen für einen Jungen gehalten wird, solange sie nur nichts allzu Feminines trägt. Es ist die alte Leier von dem Kind, das einen von den Eltern vorherbestimmten Karriereweg einschlagen soll, jedoch lieber ein selbstbestimmtes Leben führen möchte. Eigentlich sollte sie in England Musik studieren, doch weil sie es wagt, Beethoven einen modernen Anstrich zu geben, fällt sie beim Aufnahmeverfahren durch und kehrt ohne das Wissen ihrer Eltern wieder nach Südkorea zurück. Dort hat ihr Freund (»Friend«, nicht »Boyfriend«) Kwon Ji-Woo gerade eine Audition für M2, fällt jedoch durch. Die Mitglieder für die nächste Generation von M2 wurden gefunden, doch dann kommen der angesprochene Fanprotest und der originelle Casting-Prozess ins Spiel …
Direktor Hyun-Seok gibt den Fans die Möglichkeit, die Mitglieder selbst zu bestimmen. Die Bewerber laden Videos von sich im Internet hoch, und die Fans dürfen abstimmen. Bei der nächsten Audition bleiben dann abermals vier Sieger übrig, zwei davon sind Seung-Yeon und Ji-Woo. Nun besteht »M2 Junior« aus insgesamt acht Mitgliedern, vier davon aus der ersten Audition, vier davon aus der zweiten. Diese acht Mitglieder sollen sich duellieren, bis nur noch vier übrig bleiben und die wahre neue Generation von M2 darstellen.
Die Idee ist ziemlich gut. Und auch modern, sind Castingshows doch bereits seit meiner Jugend sehr beliebt. Man bekommt aber nicht das, was man erwartet. Zu Beginn wird der Casting-Prozess minutiös erklärt, weshalb es dann umso verwunderlicher ist, wenn alles ganz anders kommt. Hier wird keiner dismissed, es werden keine Rosen verteilt, und der Schwächste fliegt ebenfalls nicht. Was man sieht, sind lediglich ein paar Trainingseinheiten und zwei Showcases, von deren Existenz ich erst durch diese Sendung erfahren habe. Die groß angekündigte zweite Audition wird bereits in der zweiten Folge abgehandelt. Schnell werden bei einem Internetvoting 50 Kandidaten gefunden. Nach ein bisschen Singen wird von einer Fachjury auf 25 Teilnehmer heruntergekürzt, und nach einer 3-minütigen Tanzeinlage sind es nur noch acht. Bei einem Auftritt hinter einer Schattenwand werden dann die vier Sieger gefunden. Ich dachte zuerst, man wollte das Unwichtige schnell hinter sich bringen, doch auch in den restlichen Folgen hatte diese Serie in Sachen Casting und Wettbewerb wenig zu bieten. Eines vorweg: Das Ende ist unbefriedigend. Was auffällt, ist, dass diese Serie nicht die typischen 16 Folgen, sondern nur 14 hat. Und das hat einen Grund. Nach dem Lesen einiger Internetkommentare wurde diese Serie anscheinend vorzeitig beendet und auf 14 Folgen heruntergeschnitten. Man erfährt zwar, wer Seung-Yeons Herzbube wird, doch über die Zukunft von M2 Junior wird ein Mantel der Verschwiegenheit geworfen.
Seung-Yeon ist ziemlich süß, und es macht Spaß, ihr beim Schauspielern zuzusehen. Ich kann nur nicht verstehen, warum sie von allen für einen Jungen gehalten wird (Antwort: Weil der Plot es so will), vor allem deshalb, weil sie so süß ist. Nicht einmal ihre Piepsstimme erregt Verdacht. Sie hat ungefähr dieselbe Klangfarbe wie The Ting Tings, nur in einer etwas höheren Stimmlage. Natürlich will sie von anderen als Junge gehalten werden, denn als Mädchen kann man schlecht einer Boyband beitreten. Etwas doof findet sie es aber schon, dass sie nicht etwas fraulicher ist.
Beim männlichen Prota Woo-Hyun ist alles immer aish. Aish hier, aish da, aish dort. Das ist ihm aber auch nicht zu verdenken, da er konstant genervt ist. Manchmal nervt er sich selbst, einfach durch seine Art. Er schlägt seine Teammitglieder sogar mit der Faust ins Gesicht, um klarzustellen, dass er der Chef ist. Richtig geraten: Die männliche Hauptfigur ist wieder mal ein Bad Boy. Wie (fast) alle anderen hält auch er Seung-Yeon für einen Kerl. Gerade deshalb ist es ziemlich witzig, mit anzusehen, wie er sich immer mehr in einen »Kerl« verliebt. Er kann selbst nicht glauben, welche Gefühle plötzlich in ihm erwachen. Ist er schwul? Nein, keine Sorge, Woo-Hyun, du wirst nur hinters Licht geführt.
Zuerst dachte ich ja, Ji-Woo sei Seung-Yeons Partner und ein ernstzunehmender Liebesrivale für Woo-Hyun. Immerhin lebt Seung-Yeon seit ihrer Rückkehr nach Südkorea bei Ji-Woo und seiner Großmutter, und sie und Ji-Woo schlafen sogar im selben Zimmer. Zur Verwirrung beigetragen hat, dass sie ihn »meine Frau« nennt. Das liegt vermutlich daran, dass Ji-Woo ein totales Weichei ist. Seung-Yeon muss sogar ein paar Schlägertypen für ihn vermöbeln. In dieser Freundschaft ist sie der Mann und er die Frau. Erst als Seung-Yeon gesagt hat, noch nie jemanden geküsst zu haben, wurde mir klar, dass sie und Ji-Woo nicht zusammen sind. Nach der Audition gibt es zwischen den beiden auch kaum noch Interaktion, welche die Story vorantreibt. Sie reden noch miteinander und sind noch immer befreundet, aber die einzige Sache, die Ji-Woo von den anderen Jungs unterscheidet, ist die Tatsache, dass er Seung-Yeons Geheimnis kennt.
Natürlich gibt es auch einen weiblichen Liebesrivalen, nämlich Oh In-Young, mit der Woo-Hyun zu Schulzeiten zusammen war und die jetzt eine berühmte Sängerin ist. Damals hat sie Woo-Hyun verlassen, doch jetzt, wo er selbst zu einer Berühmtheit geworden ist, will sie ihn zurückhaben. Sie ist weder besonders sympathisch noch unsympathisch. Als Love Rival macht sie auch nur eine halbwegs gute Figur, denn Woo-Hyun ist nie auch nur eine Sekunde an ihr interessiert. In-Young meint, Woo-Hyun sei etwas nervös, wenn sie in seiner Nähe ist, und bei einem Videodreh kommen die beiden sich sehr nahe, doch sonst hat man nicht das Gefühl, In-Young sei in der Lage, ihren damaligen Liebhaber wieder zurückerobern zu können.
Bei den vielen potenziellen K-Pop-Idolen hat ein wenig der Raum gefehlt, sie alle ins Rampenlicht zu stellen. Von den ersten vier Gewinnern der ersten Audition ist mir sofort Dong-Woo aufgefallen, dessen Schauspieler Jo Yoon-Woo bereits in »Yeonaejojakdan: Shirano« eine gute Figur abgegeben und einen ähnlich unschuldigen jungen Mann portraitiert hat. Viel über die Person Dong-Woo erfährt man aber nicht. Auch ist mir Jang Tae-Kwon aufgefallen, obwohl ich zuerst gar nicht wusste, warum. Ich dachte, ich hab ihn schon mal irgendwo gesehen, aber die Suche ergab keine Treffer. Dann hatte ich einen Geistesblitz: Tae-Kwon wirkt in seiner verschrobenen Art wie der koreanische Howard Wolowitz! Die anderen beiden Künstler des Viererpacks, Kang Chan-Ming und Kim Hyun-Seung, kann man eigentlich vergessen – zu wenig Tiefe besitzen sie. Vor allem Chan-Ming hat mir etwas Probleme bereitet, denn dieser sieht Park Ki-Beom, einem der vier Gewinner der zweiten Audition, zum Verwechseln ähnlich. Die Stylisten hätten einem der beiden ruhig eine andere Frisur verpassen können. Yoon Jae-Ah komplettiert neben Ki-Beom, Seung-Yeon und Ji-Woo das Viererteam der zweiten Audition. Jae-Ah ist ein cooler Rocker, der beim Wettbewerb einen wirklich tollen Song performt. Man verfolgt bei ihm einen kleinen Nebenhandlungsstrang, wenn der Zuseher erfährt, dass Jae-Ah verbotenerweise mit seiner anderen Band in Clubs auftritt. Das ist aber wirklich nur ein sehr kleiner Nebenhandlungsstrang. Besonders schade finde ich, dass er mit seiner Band poppigen Soft-Rock spielt, wo er bei der Audition doch einen so coolen Auftritt hingelegt hat. Gegen Ende der Serie entscheidet man sich bei einem der Mitglieder für einen noch kleineren Mord-Nebenplot. Dieser wird aber sehr inkonsequent verfolgt, und man fragt sich, what the hell das Ganze eigentlich soll.
Von den Mitarbeitern bei Sunny Entertainment bekommt man nicht allzu viele zu sehen. Da wäre einmal der bereits angesprochene Direktor Hyun-Seok, der immer sehr ruhig bleibt und überlegte Entscheidungen trifft. Unterstützt wird er von einer hübschen Frau, die von allen nur »Team Leader Han« (auf Koreanisch) gerufen wird. Es kommt wenig überraschend, dass die beiden eine gemeinsame Vergangenheit haben und romantische Gefühle füreinander hegen. Team Leader Han hat jedoch eine Liebeskonkurrentin, nämlich Lee Soon-Yeon. Es hat ein wenig gedauert, bis ich überhaupt begriffen habe, dass Soon-Yeon eine Liebesrivalin sein soll. Sie ist so unscheinbar, dass sie mir erst aufgefallen ist, nachdem sie schon mehrere Auftritte hatte. Das spricht entweder gegen diese Serie oder gegen Shin Seo-Kyung, die Schauspielerin von Soon-Yeon. Dass die Figur von Soon-Yeon die einzige Rolle ist, die Seo-Kyung jemals gespielt hat, bekräftigt mich irgendwie in meiner Ansicht, dass Seo-Kyung einfach keine Ausstrahlung hat und beinahe unsichtbar wirkt. Natürlich kann es auch andere Gründe haben, weshalb sie dem Showbiz danach ferngeblieben ist.
Das Produktionsniveau könnte höher sein. Ich will jetzt nicht ranten, darum hinterlasse ich einfach einen Screenshot eines Flugzeuges, das man selbst bei »Initial D« nicht hässlicher hätte CGI-verunstalten können. Einfache Effekte hat man aber hinbekommen. Gratulation. Doch selbst normale Kamerafahrten wirken billig – oder zumindest billiger als bei besser produzieren Vertretern seiner Gattung. Seit meiner Karriere als K-Drama-Gucker bin ich es gewohnt, wunderschöne Asiaten mit perfekter Haut zu sehen. In dieser Serie jedoch scheint man den Mut gehabt zu haben, Schauspieler mit etwas vernarbter Haut zu zeigen, was man jetzt positiv oder negativ sehen kann. Oder die Make-Up-Artists sind genauso wenig top-notch wie die CGI-Artists. Zumindest ist diese Serie kein allzu harter Schlag gegen das Selbstvertrauen des Zusehers, mit Ausnahme der ganzen Idols. Etwas kurios fand ich, dass man es bei den Rückblenden nicht nur nicht geschafft hat, die Charaktere jünger wirken zu lassen, nein, man hat es auch geschafft, diese Szenen lächerlich wirken zu lassen. Es reicht einfach nicht, eine 30-jährige Frau in eine Schüleruniform und einen 36-jährigen Mann in ein Hip-Hop-Outfit zu stecken. Bei dem Foto scheint das vielleicht nicht so aufzufallen, bei den gespielten Szenen aber schon. »Big« hat das besser hinbekommen, vor allem deshalb, weil man dort die Rückblenden als Comedy-Szenen aufgezogen hat, da man sich wohl darüber im Klaren war, dass man ältere Figuren nicht jünger aussehen lassen kann, sofern man dafür keine anderen Schauspieler benutzen will.
Musikalisch ist diese Serie eine herbe Enttäuschung. Und das liegt nicht daran, dass man bei einer Kampfszene die unoriginelle Idee hatte, das Rocky-Thema abzuspielen. Gerade bei einer Serie, in der es um Musik geht, erwartet man einen Soundtrack, der aus der Masse heraussticht. »Neon Naege Banhaesseo« hat das geschafft. Es ist nicht so, als sei der Soundtrack schlecht – es ist eher so, dass ein richtiger Soundtrack kaum auszumachen ist. Üblicherweise wird in K-Dramen in bestimmten Szenen immer ein dazu passendes Lied gespielt. Lustige Szenen werden von Gute-Laune-Upbeat-Musik begleitet, traurige von traurigen, und wenn man dem Zuseher bei den romantischen Szenen auf die Tränendrüsen drücken möchte, wird oft ein Tearjerker als melancholisches Highlight gespielt. Nicht so hier. Entweder ist keine klare Linie auszumachen, oder die Hintergrundmusik ist so wenig einprägsam, dass man sie gleich wieder vergisst. Ich würde behaupten, in dieser Serie gibt es ausgesprochen viele Szenen ohne musikalische Untermalung. Meine Vermutung ist, dass die Lieder, welche die Idols vortragen, einen richtigen Soundtrack ersetzen sollen. Wenn dem so ist, ist der Schuss nach hinten losgegangen. Meistens trägt M2 Junior nur ein bestimmtes Lied vor, was sich auch ganz gut anhört. Aber irgendwann wird es redundant. Es gibt aber auch Auftritte, die aufhorchen lassen, beispielsweise die Beethoven vergewaltigende Seung-Yeon, der erste Auftritt vom coolen Gitarristen Jae-Ah, oder Seung-Yeon, die es nach unzähligen Fehlschlägen schafft, ihr Lieblingslied (welches von Woo-Hyun geschrieben wurde) mit Emotionen zu singen. Der Serie muss ich zugutehalten, dass die Idols bei den Proben ohne musikalische Begleitung auch tatsächlich selbst singen. Bei den Auftritten jedoch wird offensichtlich Playback benutzt. Ein interessanter Fun Fact wäre vielleicht, dass viele der Schauspieler tatsächlich Sänger sind. Und die Mitglieder von U-KISS haben hier sogar eine Gastrolle.
Fans schlucken bekanntlich alles, doch selbst der größte K-Pop-Fan muss sich »K-Pop: Choegang Survival« nicht unbedingt antun. Nach all den negativen Aspekten, die ich in dieser Rezension zu bekritteln habe, wundert mich der frühzeitige Abbruch dieser Serie gar nicht. Hier treffen ein bescheidenes Produktionsniveau und ein verbesserungswürdiges Skript aufeinander, doch leider ergeben Minus mal Minus nicht immer Plus. Obwohl ich es noch nicht gesehen habe, gibt es mit dem Drama »Minami Sineyo« eine Serie, die inhaltlich ähnlich, aber viel besser bewertet ist – nicht nur hier auf aS. Bessere Alternativen gibt es immer.
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