SlaughtertripV.I.P.
#1Ausgerechnet jetzt, wo‘s wärmer wird, rezensiert Slaughtertrip eine Serie, die »Frost« im Titel trägt. Ja, ist er denn völlig irre?! Vielleicht …
Woher das »Frost« kommt, erkennt man gleich an der Frisur des Frostagonisten Baek Nam-Bong, gespielt von Song Chang-Ui. Tagsüber lehrt er Psychologie an der Uni; nachts gibt er den Leuten als Barkeeper was zu saufen. Wenn es wahr ist, dass man als Barkeeper viele persönliche Geschichten von den Kunden hört, erhält er den Input für seine Arbeit an der Uni ja vielleicht dadurch? Spontan hat Frost mich sofort an Ryou Himuro erinnert. Nicht nur die Haare sind ähnlich, sondern auch das Dasein als jemand, der ein Doppelleben als Barkeeper und noch etwas führt. Anfangs weiß man noch gar nicht so richtig, wer Frost eigentlich ist, welche Backstory er hat und welches Päckchen er zu tragen hat. Erst etwas später (so ab der Hälfte der Serie) wird man mit etwas mehr Informationen gefüttert. Der Autounfall als Kind hat ihn nicht nur zu einem Genie gemacht, nein, durch den Schock hat er anscheinend auch weiße Haare bekommen. Der Selling Point von Frosts Charakter – und in mancher Hinsicht vielleicht auch der Serie selbst – ist die teilweise Emotionslosigkeit des Professors. Teilweise, weil er sehr wohl Emotionen empfinden und auch zeigen kann, jedoch keine positiven. Was er nicht kann, ist lächeln/lachen. Konzeptionell könnte Frost also auch ein typischer »Cool Guy« sein, was vielleicht etwas wenig ist, um auf ganzer Linie zu überzeugen.
Begleitet wird Frost von der pfiffigen Studentin Yoon Sung-Ah, gespielt von Jung Eun-Chaeo. Diese wird von Frost kritisiert, zu emotional zu sein. Die beiden bilden also ein perfektes Paar und ergänzen sich gegenseitig. Der eine bringt den Verstand mit – nicht dass Sung-Ah doof wäre – und die andere das Herz. Frost wird vom Kriminalbeamten Nam Tae-Bong, gespielt von Sung Ji-Ru, regelmäßig herangezogen, um diesem bei der Aufklärung von Verbrechen zu helfen. Sein Erscheinungsbild lässt vielleicht den Schluss zu, dass er nicht die Kompetenz in Person ist, doch in Wahrheit hat er überraschend wenig von einem Comic Relief. Dafür ist nämlich ein anderer Cop zuständig, der mit einem ausgeprägten Interpretationssinn ausgestattet ist. Schade, dass man ihn nicht öfters sieht … Frost, seine Assistentin und der Cop geben ein Trio ab, das man in ähnlicher Form bereits aus »Monk« kennt, nur mit weniger Humor und einem weniger ausbaufähigen Konzept. Jede Form von Comedy (z. B. wenn der oben angesprochene Doof-Cop auf den Plan tritt) wirkt deshalb oft wie ein Fremdkörper. Positiv aufgefallen (was die Comedy betrifft) ist mir ein junger Mann, der jedes Mal Durchfall bekommt, wenn er mit der Frau, in die er verliebt ist, spricht – ein Nebenhandlungsstrang, der leider viel zu stiefmütterlich behandelt wurde.
Weitere wichtige Figuren wären z. B. Frosts Mentor Chun Sang-Won, gespielt von Choi Jung-Woo, oder die befreundete Psychologen-Granate Song Sun, gespielt von Lee Yoon-Ji. Auch wenn die Erzählweise vor allem in der ersten Hälfte episodisch ist, gibt es einen roten Faden, und bald stehen die Nebencharaktere mehr im Mittelpunkt, als Frost es lieb ist.
Irgendwelche Stilmittel oder Alleinstellungsmerkmale, um das Ganze aufzupeppen und der Serie noch mehr Wiedererkennungswert zu verleihen, gibt es nur wenige. Ab und an werden die Gedanken der Hauptfiguren in Form von Buchstaben visuell auf den Bildschirm geschrieben. Doch weil das nur sehr selten vorkommt – auch in irrelevanten Szenen –, wirkt es so, als habe dem Produktionsteam die Hingabe oder der Mut gefehlt, diese Idee auch konsequent durchzuziehen. Ansonsten kommen irgendwelche künstlerischen Spielereien nur selten vor.
Die Fälle sind sehr abwechslungsreich, z. B. wird ein junger Mann des Mordes an einer Frau, auf die er am Abend zuvor ein Auge geworfen hat, beschuldigt. In einer anderen Folge ist ein Mann mittleren Alters vielleicht nicht nur ein Schwein, sondern auch ein Mörder. Und in wieder einer anderen Folge wird die Nebenfigur Song Sun ins Geschehen mit hineingezogen. Die Fälle, die alle dadurch gelöst werden, das Innere der Menschen mit all seinen geistigen Knicksen und Knacksen zu ergründen, sind auf einem Niveau, das hoch genug ist, damit nicht reihenweise Zuseher schreien: »Das hab ich von Anfang an gewusst!« Das Erfassen des Geschehens wird dem mitteleuropäischen Zuseher jedoch durch den Umstand erschwert, dass es sich hierbei um eine südkoreanische Serie handelt. Koreaner haben oft nicht nur zwei, sondern drei Namensteile, was manchmal dazu führt, dass die Subtitles zur Hälfte nur aus Namen, die man (ich) sich nicht merken kann, bestehen. Pro Tip: Man macht von jeder Figur, die namentlich vorkommt, einen Screenshot und benennt diesen nach besagter Figur um. Anguckdauer pro Episode und Verständnis erhöhen sich dann proportional mit dem Sinken des Anguckgenusses.
Bei der Ausstattung und allem Drumherum scheint man sich Mühe gegeben zu haben. Zumindest sieht das alles besser aus als der Hörsaal bei »Cheese in the Trap«. Apropos: Diese junge Dame, die eine Einzelhandelskauffrau spielt, kennt man auch als wenig sympathische Studentin bei der Käse-Serie. Die Südkoreaner scheinen übrigens dasselbe Betriebssystem zu benutzen wie wir. Aber ob diese junge Frau auch wirklich arbeitet, ist fraglich, da sie die ganze Zeit auf den Anmeldebildschirm zu starren scheint …
Bei »Dr. Frost« werden die Kriminalfälle weniger durch den Verstand eines klassisch-klugen Detektivs gelöst, sondern mehr durch Sezieren des Verstandes der Verdächtigen. Das Konzept ist schön unverbraucht und hat bereits zu aktuell fast 300 Chapter der Mangavorlage geführt. Da sich die zweite Hälfte der Serie aber mehr mit den persönlichen Konflikten der Figuren beschäftigt, hat man wohl erst die Spitze des Frostberges gesehen, was in der Kriminologie so alles möglich ist, wenn man sich darauf spezialisiert, die Psyche des Täters zu erfassen.
Woher das »Frost« kommt, erkennt man gleich an der Frisur des Frostagonisten Baek Nam-Bong, gespielt von Song Chang-Ui. Tagsüber lehrt er Psychologie an der Uni; nachts gibt er den Leuten als Barkeeper was zu saufen. Wenn es wahr ist, dass man als Barkeeper viele persönliche Geschichten von den Kunden hört, erhält er den Input für seine Arbeit an der Uni ja vielleicht dadurch? Spontan hat Frost mich sofort an Ryou Himuro erinnert. Nicht nur die Haare sind ähnlich, sondern auch das Dasein als jemand, der ein Doppelleben als Barkeeper und noch etwas führt. Anfangs weiß man noch gar nicht so richtig, wer Frost eigentlich ist, welche Backstory er hat und welches Päckchen er zu tragen hat. Erst etwas später (so ab der Hälfte der Serie) wird man mit etwas mehr Informationen gefüttert. Der Autounfall als Kind hat ihn nicht nur zu einem Genie gemacht, nein, durch den Schock hat er anscheinend auch weiße Haare bekommen. Der Selling Point von Frosts Charakter – und in mancher Hinsicht vielleicht auch der Serie selbst – ist die teilweise Emotionslosigkeit des Professors. Teilweise, weil er sehr wohl Emotionen empfinden und auch zeigen kann, jedoch keine positiven. Was er nicht kann, ist lächeln/lachen. Konzeptionell könnte Frost also auch ein typischer »Cool Guy« sein, was vielleicht etwas wenig ist, um auf ganzer Linie zu überzeugen.
Begleitet wird Frost von der pfiffigen Studentin Yoon Sung-Ah, gespielt von Jung Eun-Chaeo. Diese wird von Frost kritisiert, zu emotional zu sein. Die beiden bilden also ein perfektes Paar und ergänzen sich gegenseitig. Der eine bringt den Verstand mit – nicht dass Sung-Ah doof wäre – und die andere das Herz. Frost wird vom Kriminalbeamten Nam Tae-Bong, gespielt von Sung Ji-Ru, regelmäßig herangezogen, um diesem bei der Aufklärung von Verbrechen zu helfen. Sein Erscheinungsbild lässt vielleicht den Schluss zu, dass er nicht die Kompetenz in Person ist, doch in Wahrheit hat er überraschend wenig von einem Comic Relief. Dafür ist nämlich ein anderer Cop zuständig, der mit einem ausgeprägten Interpretationssinn ausgestattet ist. Schade, dass man ihn nicht öfters sieht … Frost, seine Assistentin und der Cop geben ein Trio ab, das man in ähnlicher Form bereits aus »Monk« kennt, nur mit weniger Humor und einem weniger ausbaufähigen Konzept. Jede Form von Comedy (z. B. wenn der oben angesprochene Doof-Cop auf den Plan tritt) wirkt deshalb oft wie ein Fremdkörper. Positiv aufgefallen (was die Comedy betrifft) ist mir ein junger Mann, der jedes Mal Durchfall bekommt, wenn er mit der Frau, in die er verliebt ist, spricht – ein Nebenhandlungsstrang, der leider viel zu stiefmütterlich behandelt wurde.
Weitere wichtige Figuren wären z. B. Frosts Mentor Chun Sang-Won, gespielt von Choi Jung-Woo, oder die befreundete Psychologen-Granate Song Sun, gespielt von Lee Yoon-Ji. Auch wenn die Erzählweise vor allem in der ersten Hälfte episodisch ist, gibt es einen roten Faden, und bald stehen die Nebencharaktere mehr im Mittelpunkt, als Frost es lieb ist.
Irgendwelche Stilmittel oder Alleinstellungsmerkmale, um das Ganze aufzupeppen und der Serie noch mehr Wiedererkennungswert zu verleihen, gibt es nur wenige. Ab und an werden die Gedanken der Hauptfiguren in Form von Buchstaben visuell auf den Bildschirm geschrieben. Doch weil das nur sehr selten vorkommt – auch in irrelevanten Szenen –, wirkt es so, als habe dem Produktionsteam die Hingabe oder der Mut gefehlt, diese Idee auch konsequent durchzuziehen. Ansonsten kommen irgendwelche künstlerischen Spielereien nur selten vor.
Die Fälle sind sehr abwechslungsreich, z. B. wird ein junger Mann des Mordes an einer Frau, auf die er am Abend zuvor ein Auge geworfen hat, beschuldigt. In einer anderen Folge ist ein Mann mittleren Alters vielleicht nicht nur ein Schwein, sondern auch ein Mörder. Und in wieder einer anderen Folge wird die Nebenfigur Song Sun ins Geschehen mit hineingezogen. Die Fälle, die alle dadurch gelöst werden, das Innere der Menschen mit all seinen geistigen Knicksen und Knacksen zu ergründen, sind auf einem Niveau, das hoch genug ist, damit nicht reihenweise Zuseher schreien: »Das hab ich von Anfang an gewusst!« Das Erfassen des Geschehens wird dem mitteleuropäischen Zuseher jedoch durch den Umstand erschwert, dass es sich hierbei um eine südkoreanische Serie handelt. Koreaner haben oft nicht nur zwei, sondern drei Namensteile, was manchmal dazu führt, dass die Subtitles zur Hälfte nur aus Namen, die man (ich) sich nicht merken kann, bestehen. Pro Tip: Man macht von jeder Figur, die namentlich vorkommt, einen Screenshot und benennt diesen nach besagter Figur um. Anguckdauer pro Episode und Verständnis erhöhen sich dann proportional mit dem Sinken des Anguckgenusses.
Bei der Ausstattung und allem Drumherum scheint man sich Mühe gegeben zu haben. Zumindest sieht das alles besser aus als der Hörsaal bei »Cheese in the Trap«. Apropos: Diese junge Dame, die eine Einzelhandelskauffrau spielt, kennt man auch als wenig sympathische Studentin bei der Käse-Serie. Die Südkoreaner scheinen übrigens dasselbe Betriebssystem zu benutzen wie wir. Aber ob diese junge Frau auch wirklich arbeitet, ist fraglich, da sie die ganze Zeit auf den Anmeldebildschirm zu starren scheint …
Bei »Dr. Frost« werden die Kriminalfälle weniger durch den Verstand eines klassisch-klugen Detektivs gelöst, sondern mehr durch Sezieren des Verstandes der Verdächtigen. Das Konzept ist schön unverbraucht und hat bereits zu aktuell fast 300 Chapter der Mangavorlage geführt. Da sich die zweite Hälfte der Serie aber mehr mit den persönlichen Konflikten der Figuren beschäftigt, hat man wohl erst die Spitze des Frostberges gesehen, was in der Kriminologie so alles möglich ist, wenn man sich darauf spezialisiert, die Psyche des Täters zu erfassen.
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