Verliebt in die Nacht (2018)

Mit Verliebt in die Nacht hat man einen besonderen etwas anderen Titel für ältere auf den Markt gebracht, der leider doch zu unrecht etwas unterging. So hatte bei uns nicht mal eine abgespeckte Form der limitierten Version zum letzten Band eine Chance, während man solche zu anderen doch gerne bringt.

Für den deutschen Namen wählte man passend einen anderen, der sogar etwas mehr aussagt, zumindest wenn man das Werk kennt. Hätte man die direkte Übersetzung genommen, könnte man sich unter 'Abendhochzeit' noch viel weniger vorstellen.
Schon im ersten Kapitel gibt es eine Szene wo beide bei Nacht außen sitzen und es eine versteckte Liebeserklärung in Form der Worte "Ich liebe die Nacht" gibt. Als Stern-Anmerkung erfährt man, dass Yorus Name wird mit den Schriftzeichen für Nacht geschrieben wird. Diese Doppeldeutigkeit findet man also geschickt bei uns im Seriennamen wieder.

Verliebt in die Nacht ist viel mehr als es auf den ersten Blick scheinen mag...so wirken die Cover normal und die Inhaltsbeschreibung sehr banal und klischee-typisch für so einige Romanzen, steht sie doch wie immer nur für den Anfang einer Story. Das ist aber gerade bei diesen Titel doch sehr fatal, denn er ist weitmehr, nämlich ein spannendes tiefsinniges Mystery-Liebesdrama.

Der erzählerische Einstieg ist anfangs doch etwas flott und nicht ganz optimal geraten, das mag kurzzeitig etwas gewöhnungsbedürftig sein, ist bei neueren Titeln aber mittlerweile garnicht so selten und es bleibt hier auch nicht dabei.
Genauso wie man bei der anfänglich etwas vorhanden Übergriffigkeit des männlichen Hauptcharakters doch ein bischen die Augen zudrücken muss. Im Gegensatz zu vielen anderen Titeln mit erotischen Inhalten, wo solches Verhalten klischeetypisch aber oft normal und auch nicht ungewohnt, ist dass hier nicht grundlos der Fall und auch kein Dauerzustand. Insgesammt fügen diese Szenen sich doch mehrheitlich sehr schön passend in die Story.

Möglich dass es auch den Umständen geschuldet ist, dass der Anfang der uns als solcher präsentiert wird, eigentlich garnicht der wirkliche Anfang des ganzen ansich ist.
Macht diese Tatsache alleine nicht die Story schon gleich noch interessanter?

Ein Paradebeispiel dafür, weswegen man Titel besser nicht zu oberflächlich nur mehr nach Cover und Beschreibung, oder gar nur den ersten Band einer Serie bewerten sollte.
Eine große Besonderheit des Titels ist auch, dass es mehrere Erzählperspektiven gibt, dass betrifft vorallen die beiden Hauptcharaktere, man geht dadurch sehr in die Tiefe und Gedanken dieser und lernt sie so deutlich besser kennen und verstehen. Das ist gerade für die Umstände und Missverständnisse sehr entscheident, da hier des Drama wegens auch immer wieder das 'spreche etwas anders aus als ich eigentlich meine bzw rede erst mal nicht über die Dinge, sondern reime mir einfach selbst irgendwas zusammen' zum Einsatz kommt, aber ebenso, was passiert wenn man daraus lernt und das Gegenteil tut.


Wir starten in die Geschichte mit einem überrümpelnden Kuss um dann kurzum mit einem kleinen Rückblick zu erfahren, was zuvor passierte: Die 17-jährige Schülerin Yoru Sanjo hat mit dem 27-jährigen Anwalt Akito Tsukishima den letzten Wille ihres Großvaters entsprechend die Ehe geschlossen, da sie sonst niemanden hat und mit dem Familienanwesend alleine da stehen würde.
Insgeheim freut sich Yoru schon sehr, kennt sie ihn ja von klein an fand ihn immer cool und er war ja auch freundlich zu ihr.
Nachdem sie ein paar Brocken eines merkwürdigen Gespräches mitbekommt, kommt sie doch etwas ins zweifeln und merkt nicht viel später, dass er garnicht so nett ist wie sie dachte. Dass hinter dem ganzen steckt weitaus mehr zeckt, ist ihr dem Zeitpunkt unbekannt, denn das Anwesen ist kein normales Haus, es beheimatet Yokai und ist verflucht.
Allerdings gibt es auch zwischendrin immer wieder Momente wo sie merkt, dass Tsukishima ein trauriges schmerzvolles Gesicht macht und sie fragt sich woran das liegen mag, nur naiv wie sie erst mal mehr wirken mag ist sie also keineswegs...
Sie möchte das beste daraus machen und holt sich auch immer wieder Tipps bei der kleinen Reiscrackersüchtigen Haushälterin Tomiko, die es auch liebt Späße zu treiben und sich gerne viel überall einzumischt. So kommt es auch durch sie u.a. immer wieder zu so einigen lustigen Szenen.
Allgemein punktet der Titel sehr gut mit Dialogcomedy und ist auch anderweitig zeichnerisch nicht zu aufdringlich bei der Comedy, es fügt sich sehr gut in den hübschen einfacheren nicht zu überladenen Zeichenstil des Titels, der auch gut zum Setting passt. Yorus Verhalten wenn sie betrunkten ist, ist z.b. sehr speziell amüsant.
Neben Tomiko gibt es im Haus auch noch die Hauskatze Tama, welcher sich in der Gegenwart von Yoru allerdings verstellt, da er in Wirklichkeit ein Yokai ist, ein Nekotama. Akito hingegen kann er absolut nicht leiden, denn seiner Meinung nach gehört Yoru ihn alleine...darum legt er sich auch immer wieder mit ihm auf verschiedene Weise an und liefert sich harte lustige Wortgefechte.
Mit fortschreiten und weiteren Enthüllungen nimmt der Comedyanteil weniger Platz ein und es wird insgesammt dramatischer, ernster und düsterer.

Mit Akito Tsukishima haben wir einen erwachsenen Protagonisten aus dessen Sicht und Gedankenwelt die Story viel erzählt wird, und der in Yoru seine erste Liebe gefunden hat. Da er vom Charakter her jemand ist der eher kühler, verschlossener und seine wahren Gefühle versteckt, ist das auch dringend nötig.
Hinzu kommt dass er vom 'Fluch des Hauses' weiß, was mit anderen Dingen in diesem Zusammenhang sehr belastend für ihn ist, auch wenn er damit nicht alleine ist. Mit Jun hat er einen guten Freund der zugleich auch Klassenlehrer ist und ebenso davon weiß. Weitere Eingeweihte sind Tomiko, Tama und Yorus Cousin Yukari, allerdings weiß nicht jeder automatisch das gleiche und alles. So begleitet man als Leser die Charaktere wie nach und nach immer mehr ans Licht kommt und wird immer wieder auch aufs neue mit neuen Wendungen überrascht.

Während der 1. Band den Eindruck vermittelt dass die Geschichte so losgeht, so erfährt man im 2. dass man einem Irrtum erlegen ist und ihre eigentliche Liebesgeschichte früher anfing; Wegen des Fluches muss die erwählte Tochter immer vor dem 18 Lebensjahr verheiratet sein und daher wird das schon viel früher alles geplant. Der eigentlich gedachte Anfang wurde von Tsukishima inszeniert, denn sie waren zu dem Zeitpunkt schon verheiratet. Grund dafür ist, dass Yoru irgendwie durch den Fluch einen Teil ihrer Erinnerungen verloren hat, genauer gesagt einige Dinge abgeändert und überschrieben wurden. Dadurch hat sich auch mit ihr Charakter geändert, nun ist sie deutlich fröhlicher, offener und glücklicher...während ihr eigentlich früheres Ich es nicht war und sie dachte Tsukishima hasst sie.
In Rückblicken wird man immer wieder mal in diese Vergangenheit geführt und erfährt so was alles passiert ist. Da diese deutlich düsterer war, hat sich die Mangaka auch zeichnerisch ein Merkmal verwendet: Schuluniformen wird in solchen auch immer in schwarzen Tönen gezeichnet.

Unser Protagonist steht nun unter folgenden Dilema: er befindet sich in einem bittersüßen Traum in dem sie eigentlich glücklicher sein könnten, er allerdings eigentlich in der Pflicht steht den Fluch zu brechen damit sie ihre Erinnerungen wieder zurückerlangt. Damit dies geschieht, muss sie mit einem Mann schlafen. Dies bedeutet allerdings, dass sie auch ihr jetztiges Ich und ihre neuen Erinnerungen wiederrum verliert. Hinzu kommt dass es innerhalb eines halben Jahres geschehen muss, sonst wird noch viel schlimmeres passieren.
Sein anfängliches Verhalten im 1. Band war also ein Ausdruck seiner Unfähigkeit mit seinen Gefühlen und den Druck mit der ganzen Situation umzugehen, da sein ursprünglicher Plan wohl war, es möglichst schnell hinter sich zu haben, da die eigentliche Yoru ihn ja sowieso nicht leiden kann.
Als Yorus Cousin Yukari, erst als Mädchen verkleidet, hinzukommt, wird die ganze Situation auch nicht gerade leichter.

Wie man sieht muss Akito Tsukishima sich gerade mit vielerlei dramatischer Umstände rumschlagen und leidet darunter am meisten, was sowohl in Bild und Text gut dargestellt wird.
Diese Tatsache war auch von der Mangaka gewollt, schon im ersten Band merkt sie dies mit im Nachwort an.

Akito und Yoru müssen also ziemlich viel durchstehen und in vielerlei Hinsicht für ihre Liebe kämpfen. ;)

Wer aber jetzt am Ende denkt das schon viel verraten worden wäre und das alles vom Fluch war, der irrt sich.


Insgesammt leidet, freut und wächst man in einer spannenden Story auch mit den Charakteren.


Wer also ein Fan von Dramen, Mystery und Supernatural ist und genug von normalen alltäglichen Romanzen hat, der ist bei dem Titel ganz klar an der richtigen Adresse.
Da der erste Band alleine nicht so optimal ist, sollte man am besten gleich mindestens mit den ersten beiden Bänden einsteigen.
Im Gegenastz zu Erstkäufern hat man ja da längst kein Problem mehr.

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Zusatz-Infos:

Leseprobe des 1. Kapitels: (Die Bildqualität ist wesentlich schlechter als der Druck)
https://online.fliphtml5.com/lifyc/uqzh/index.html

Mit letzten Band Oktober 22 kam ein Doppelpack.
Ebooks wurden nachgereicht.