Train Man erzählt eine ungewöhnlich unkonventionelle aber trotzdem sehr nette Liebesgeschichte. Ein Otaku verliebt sich in eine normale Frau, weiß aber, weil er wie viele Otakus abseits der Gesellschaft lebt, nicht wie er sich ihr nähern soll. Also sucht er Hilfe bei den Mitgliedern von 2ch (ein bekanntes Forum aus Japan) und berichtet ihnen alles was er mit seiner Angebeteten erlebt hat. Der Kniff ist nun, dass die Kommentare und Reaktionen der 2ch-Mitglieder ein elementarer Bestandteil der Handlung sind und geschickt dafür eingesetzt werden, um die Handlung spannender zu machen.
Ebenso ungewöhnlich ist, dass der Autor weitestgehend auf die ganzen speziellen Tropen und Klischees der Manga-Romanzen verzichtet hat. Stattdessen kam es mir so vor, als ob er sich eher bei den Stilmitteln der westlichen Romanzen bedient hat. Was bedeutet, bevor jemand etwas missversteht. dass Train Man nur für Mangaverhältnisse anders ist. Es handelt sich schon um eine normale, manchmal auch kitschige Liebesgeschichte, bei der sich die Figuren aber zumindest wie normale Menschen verhalten, die typische comichafte Überzeichnung mal außer Acht gelassen.
Der Otaku wird vielleicht schon ein wenig zu idealisiert dargestellt, was wohl daran liegt, dass der Manga jetzt auch nicht zu stark mit dem Finger auf Otakus zeigen möchte. Andererseits soll Train Man schon die Botschaft vermitteln, dass das Otaku-Dasein bzw. vor allem die gesellschaftliche Isolation kein Idealzustand sind. Der Held ist jedenfalls lieb und nett und weit davon entfernt, nur 2D-Menschen zu akzeptieren. Die Heldin übertrifft ihn allerdings noch bei weitem, sie ist eine glaubwürdige junge Frau fernab von Fanservice und Moe. Angeblich soll der Manga auf wahren Begebenheiten basieren, die Realität schreibt ja manchmal die verrücktesten Geschichten. Wie dem auch sei, [Hermes-san] (anstelle von Namen werden nur Platzhalter benutzt) hat eine sehr liebenswürdige Persönlichkeit und ist sicherlich der eigentliche Star von Train Man.
Passend zur Geschichte ist auch der Zeichenstil unorthodox, vermutlich der sehr persönliche Stil des Mangakas, denn etwas Ähnliches ist mir bei neueren Mangas noch nicht untergekommen. Vielleicht wurde ja vor 20 Jahren so gezeichnet, keine Ahnung. Im ersten Moment fand ich den Stil zwar etwas komisch, weil er doch ziemlich weit vom üblichen Shoujo/Bishoujo-Stil entfernt ist, aber er besitzt eine nicht zu verachtende Ausdrucksstärke, wodurch die Persönlichkeiten der Figuren noch besser zur Geltung kommen.
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