Liar Game (2005)

ライアーゲーム

Rezensionen – Liar Game

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Manga „Liar Game“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Ahria#1
"The liar game is all about conquering that desire within you to succumb to your greed“

Ich muss ehrlich gestehen, Liar Game hat mich nur aufgrund des Covers neugierig gemacht. Der Klappentext mit der Storybeschreibung erschien mir auf den ersten Blick ein wenig simple, aber vielleicht steckt doch mehr dahinter?

Story:

Ich denke die Story wird schnell auf den Punkt gebracht: Das ehrliche Mädchen Nao Kanzaki erhält urplötzlich eine dubiose Einladung zu einem fragwürdigen Spiel und dazu noch 100 Millionen Yen (entspricht ungefähr einer Million Euro.) In diesem Spiel tricksen die Teilnehmer sich gegenseitig aus mit dem Ziel, die 100 Millionen Yen des Gegners zu erbeuten. Hört sich sehr verlockend an, etwa nicht?
Diese Einladung entpuppt sich jedoch als Druckmittel Nao zu diesem „Liar Game“ zu zwingen. Falls sie der Teilnahme nicht zustimmt oder im Verlauf des Spiels ihren Geldbetrag an einen der Gegner verliert, so wird ihr ein Schuldbetrag in derselben Höhe des Geldes berechnet. Also 100 Millionen Yen.
In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an den Ex-Sträfling Shinichi Akiyama, der in seiner Vergangenheit sehr viel Erfahrung mit Betrug und Schwindelei hat. Mit Akiyama an ihrer Seite kämpft sie sich durch jede Runde in diesem seltsamen Turnier.
Und gerade bei dieser Turnier-Logik tritt leider der größte Knackpunkt in Liar Game auf. Hauptsächlich werden über mehrere Chapter hinweg die einzelnen Turnierrunden dargestellt. Wird eine Runde gewonnen, geht es sofort mit der nächsten los. Wird diese bestanden oder verloren, geht es in die nächste Runde oder ein sogenanntes Re-match. Komisch, da bekomme ich doch gleich ein déja-vu.
Bei jeder weiteren Runde entsteht auch ein immer größerer Druck mit „Ich muss gewinnen“. Dabei wirkt dieser Satz beim dritten Mal weniger glaubhaft, weil die Protagonisten vom Prinzip jedes Mal gewinnen müssen, damit sie ihren Hals aus der Schlinge befreien können.
An sich sind aber die einzelnen Runden interessant aufgebaut. Die etwas seltsamen und kuriosen Spiele zeigen knifflige Tücken, die erst auf den zweiten Blick bemerkbar werden. Akiyama findet diese meist sofort heraus und erklärt dann über mehrere Chapter seinen genialen Lösungsweg. Wie heißt es doch gleich? In der Kürze liegt die Würze...
Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass die Aufklärung bzw. die Turnierrunden verkürzt gezeigt werden und stattdessen einfach mal aus dem Leben von Nao oder Akiyama ein wenig berichtet wird. Was unternehmen die einzelnen Charaktere, wenn es einmal keine Turnierrunde gibt? Wie sieht deren gewöhnlicher Alltag aus? Oder noch viel interessanter: Gibt es eine Relationen zwischen ihnen, die im Alltag auch deutlich wird?
Wenn doch nur diese Banalitäten vom Mangaka in zwei oder vielleicht fünf Chaptern dargestellt wären, dann wäre der Plot möglicherweise verständlicher.

Charaktere:

Liar Game beschränkt sich hauptsächlich auf zwei Protagonisten:
Als erstes haben wir Nao Kanzaki. Eine junge, naive Studentin, die noch an die Ehrlichkeit und an das Gute der Menschen glaubt. Eigentlich eine lobenswerte Eigenschaft, oder? In diesem Falle muss ich widersprechen. Durch ihre unglaubliche Naivität schenkt sie am Anfang der Geschichte jedem Fremden sofort ihr Vertrauen und glaubt, diese Person vertraue ihr genauso. Wenn sie jedoch merkt, ihr Vertrauen wurde auf heimtückische Weise missbraucht, dann bricht sie sofort in Tränen aus und findet keine Lösung für das Voranschreiten im Liar Game.

Hier kommt der nächste Charakter ins Spiel. Shinichi Akiyama. Er stellt das komplette Pendant von Nao dar. Wenn Nao keinen Ausweg mehr kennt, kommt er ihr mit Cleverness und einem ausgeprägten, scharfen Verstand entgegen. Wenn Akiyama seine intelligenten Lösungswege darstellt und erklärt, wirkt Nao daneben wie eine sehr unterbelichtete Person. Sie findet alles toll, was er sagt und stimmt ihm sofort zu.
Ich muss gestehen, Nao kann dem Leser furchtbar auf die Nerven gehen. Durch ihre plumpe Naivität möchte sie alle Menschen zufrieden stellen und retten. Ja, sowas nennt man Altruismus. Personen, die nur an das Wohl ihrer Mitmenschen ohne jeglichen Hintergedanken denken.
Die Charaktere Nao und Akiyama sind wirklich interessant zu betrachten: Während Nao der pure Altruist den Menschen helfen will, kratzt Akiyama nicht im Geringsten, was mit den anderen Teilnehmern passiert. Nur mit der Zeit lernt er durch Nao mehr Verständnis für andere und ebenso profitiert Nao von Akiyamas Persönlichkeit sowie dem Liar Game. Sie bleibt zwar noch ein Altruist, aber sie lernt kritischer mit ihren Aktionen umzugehen und handelt auch in Zukunft überlegter.
(Übrigens, für die Romance Fans unter euch: Es gibt keine Romanze zwischen Nao und Akiyama geschweigedenn eine unterschwellige Romanze. Deutlich wird nur die Besorgnis von Akiyama für Nao, aber dies kann auch nur auf freundschaftlicher Basis beruhen.)
Zu den restlichen Verbündeten sowie Antagonisten gibt es nicht sehr viel zu erzählen, denn die Hintergründe der Personen werden nur leicht angekratzt und dann auch wieder vergessen. Im Verlauf der Story erhalten Nao und Akiyama noch permanente Unterstützung eines weiteren Gefährten, den ich hätte am Anfang töten wollen, doch mit der Zeit wurde mir dieser Charakter immer sympathischer.

Zeichnung:

Grob gesehen können Mangaka in zwei Gruppen eingeteilt werden: Entweder sind sie in der Lage Figuren perfekt zu zeichnen oder sie legen viel Wert auf den Hintergrund, sprich Perspektive und Atmosphäre. In diesem Fall werden die Figuren betont. Woran dies erkennbar ist? 
Die Charaktere werden ganz klar hervorgehoben mit guten Outlines, überlegten Outfits und einer passablen Schattierung.
Einen Punkt, den ich bei den Figuren kritisieren muss: Die Mimiken wirken teilweise zu unnatürlich. Als Beispiel nehmen wir Nao. Wenn sie ihren Mund wortwörtlich aufreißt, dann sieht das weder nach einer typischen Mangamimik aus, noch hat es Ähnlichkeit mit einem realistisch gezeichneten Gesicht. Es wirkt wie ein Mix aus den alten, amerikanischen Comics. Im Verlauf der weiteren Kapitel verbessert es sich zum Glück.

Und zu den Hintergründen: Es wird schnell klar, dass die Hintergründe weit auf der Strecke bleiben. Entweder wird ein Raum nur teilweise angedeutet oder noch schlimmer - was für mich schon als Verbrechen gilt - wenn ein Foto einfach mit einem überarbeiteten Schwarz-Weiß Kontrast ins Panel gemogelt wird. Zum Glück war dies nur ganz selten der Fall. Allerdings hat sich der Mangaka hin und wieder doch die Mühe gemacht und hat die Räumlichkeiten gut dargestellt. Wenn auch leider nicht oft genug.

Wert:

Schade eigentlich. Liar Game hat sehr viel Potenzial für ein Meisterwerk, allerdings wird dies mit einem liniaren Handlungsablauf zerstört. Darüber hinaus behindert dieses repetitive Repertoire das Einbinden einer guten Charakterentwicklung sowie deren Hintergrundgeschichten. Außerdem erzeugt die teilweise dürftige Zeichnung zu wenig Atmosphäre.
Nichtsdestotrotz stellt Liar Game moralische Fragen deutlich in den Vordergrund: Was ist Vertrauen? Ab wann kann ich meinen Mitmenschen vertrauen? Ist es schlecht, Zweifel zu haben?
Während des Lesens tauchen noch viel mehr Fragen auf und haben mich als Leser wirklich zum Nachdenken angeregt. Ich bin auf jeden Fall gespannt zu sehen, wie diese Fragen sich weiter entwickeln werden, denn ein Ende ist mittlerweile für Liar Game noch nicht in Sicht.
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