Der in sich gekehrte Student Iku Kurihara, voll bepackt mit seiner Ausbeute an Manga, hetzt in freudiger Erwartung auf seine Lieblingsserie und erleichtert, nach einer anstrengenden Schicht von seinen Kollegen (oder wie er sie nennt „Real-Idioten“) wegzukommen, nach Hause.
Ach ja, der Geist, denn Iku seit einiger Zeit sieht, steht auch wieder an seinem Platz auf der Fußgängerüberbrückung… ein normaler Feierabend eben. Durch eine Unachtsamkeit seitens Iku landen seine Bücher auf den Boden. Eine helfende Hand überreicht Iku seine Bücher. SCHOCK, es ist der Geist! Wie vom Donner gerührt flüchtet Iku in seine Wohnung. Unerwartet klingelt es an der Tür. Zögerlich öffnet Iku diese und vor ihm steht der Geist. Lächelnd stellt er sich als Mimori Seo vor und will Iku ledeglich seinen fallengelassenen Manga wiedergeben.
Dies ist der Auftakt zu diesem melancholischen und entgegen seiner Kürze bewegenden Boys-Love-Einzelband.
Die sich langsam entfaltende Beziehung zwischen den beiden doch so verschiedenen Akteuren, die geradezu unbeholfene Versuche sich gegenseitig zu verstehen und die aufkommenden Gefühle füreinander richtig zu deuten, tragen ungemein zu der sanften Atmosphäre dieses Mangas bei. Obwohl dies eine leichte süße Liebesgeschichte sein könnte, konnte ich während des Lesens irgendwie das Gefühl nicht abschütteln, dass Iku und Mimori, trotz der mehr als freundschaftlichen Beziehung zueinander, eine bestimmte „Schwere“ umgibt.
Dieses Gefühl wird durch die am Anfang noch ungelösten Fragen bestärkt. Weshalb sieht nur Iku Mimori? Wie ist Mimori gestorben? Wieso kann Iku Mimori als Geist sogar berühren? Und warum verhält sich Mimori zu der titelgebenden Uhrzeit so seltsam?
Ohne zu spoilern kann ich sagen, dass die Auflösung dieser Fragen auch ein bisschen überrascht. Es wird zwar nicht alles klar beantwortet (was ich zumal immer besser finde) und ich bin während des Lesens von einem anderen Ausgang ausgegangen, aber man kann mit dem Ende zufrieden sein.
Abschießend mein Fazit:
Zwar ist 23:45 ein Einzelband, aber dennoch schafft es die Mangaka in dieser Kürze eine zarte aber auch bedrückende Liebesgeschichte zwischen zwei einfach sympathischen Charakteren zu erzählen. Ich würde sogar mehrmaliges Lesen empfehlen. Kennt man erst mal den Ausgang, ergeben die eingeschobenen Rückblenden auch mehr Sinn und man kann auch gewisse Dinge zwischen den Zeilen der Dialoge von Iku und Mimori erkennen.
Auf „intensive Darstellung der Leibesbeziehung“ von Iku und Mimori wird verzichtet. Deshalb empfehle ich diesen Band auch gerne Boys-Love-Neulinge, die gerne mal in dieses Genre hinein schnuppern wollen und „gewisse Szenen“ noch umgehen möchten.
Obwohl ich irgendwie diesen Manga in den vorigen Zeilen sehr gelobt habe, fällt meine Bewerte für ihn trotzdem „nur“ normal aus. Es liegt auch daran, dass ich an Geschichten die gewisse Dinge offenlassen, meine besondere Freude habe und gerne auch (zu) viel hineininterpretiere. Gewiss teilt nicht jeder solch eine Vorliebe mit mir.
Doch glaube ich auch, dass viele von euch 23:45 als eine schöne melancholische Liebesgeschichte mit einem Geist empfinden werden. Und nach einmaligen Lesen werdet ihr dann diesen Band mit einem freudigen Seufzer über das putzige Verhalten von Iku und Mimori zueinander wieder ins Bücherregal stellen.
Und das ist das Einzige was bei einem guten Manga wie diesem zählt.
Kommentare
Aber obwohl die Story einfach wunderschön ist hat sie auch etwas melancholisches.