SlaughtertripV.I.P.
#1Zuallererst möchte ich mich ganz förmlich für meine unqualifizierten Worte, die in der folgenden Rezension vorkommen, entschuldigen, denn dem Rezensenten fehlt es an Erfahrung im Bereich Shoujo-RomCom. Normalerweise sieht sich der Rezensent viel männlichere Sachen an. Erst heute hat er »Berserk« und »Digimon« geguckt.
Nicht jede Geschichte braucht einen speziellen Aufhänger, um den sich alles andere aufbaut; »Houkago × Ponytail« hat aber einen, auch wenn es nur das übliche »Älterer Mann, jüngere Frau«-Szenario ist. Die beiden Singles, die sich am Ende – Achtung: ironische Spoilerwarnung – ineinander verlieben, die zusammenkommen und wahrscheinlich bis an ihr Lebensende auch zusammenbleiben, sind Natsuki Sugawara mit dem titelgebenden Pferdeschwanz und Taiichi Kiritani mit dem titelgebenden Job (in diesem Fall Mangaka), den man bekanntlich erst nach der Schule ausübt (Houkago = nach der Schule). Ich hoffe, meine Interpretationsfähigkeiten lassen mich nicht im Stich …
Mit Natsuki können sich vermutlich viele Leser:innen identifizieren, denn sie ist ein Otaku und denkt nur an das Eine: Mangas. Während ihre Freundinnen bereits alt genug sind, um über so fancy Themen wie Liebe zu sprechen, bleibt Natsuki ihrem literarischen Hobby treu. Auch ein Gehirn ist irgendwann voll, und die ganze Kapazität davon geht für Mangas drauf. Liebe interessiert sie nicht. Wie aber alle wissen (weil es immer wieder Leute gibt, die solch eine Behauptung aufstellen), findet man die Liebe genau dann, wenn man sie am wenigsten erwartet. Die ernüchternde Realität sieht so aus: Das Leben ist kein Shoujo-Manga. Glücklicherweise lebt Natsuki in einem Shoujo-Manga, weshalb es nicht lange dauert, bis die Liebe zu ihr kommt. Diese versteckt sich jedoch hinter langen Haaren, einem Bart und einem Sittenstrolch-Grinsen, weshalb es noch etwas dauert, bis Natsuki diese als solche erkennt.
Zwischen Natsuki und Taiichi kommt es zuerst zu ein paar witzigen Missverständnissen. Diese RomCom vergisst glücklicherweise nicht auf einen zumindest moderaten Rom-Anteil. Weil Taiichi eine andere Vorstellung von »War doch nur'n Witz« hat als Natsuki, wird er ganz im Stile von Team Rocket weggekickt und später sogar von ihr unabsichtlich verletzt. Der Zeichenstil gibt sich nicht immer so banal. Nur manchmal. Im Gegensatz zu anderen Werken, die durch eher feine Striche oder durch ein blasses, fast schon verwaschenes Gesamtbild einen verträumten oder fluffigen Eindruck machen, wurde hier mit dem Stift richtig viel Druck auf das Papier ausgeübt. Der generelle Zeichenstil ist gut, auf zeitintensive Schattierungen wurde aber verzichtet, weshalb etwas die Tiefe fehlt. Bei der immer wiederkehrenden Comedy, die verhindert, dass der Manga zu sehr Richtung Drama abbiegt, ist das jedoch kein Makel. Die Hintergründe sind oft sehr simpel gehalten bis hin zu nicht vorhanden. Ab und an gibt es ein paar Spielereien mit Mandelbrot-Mengen, z. B. hier, oder einfachen Mustern.
Obwohl Taiichi so einen schlechten ersten Eindruck gemacht hat, geht sie auf seine Bitte ein, Charaktermodell für ihn zu stehen. Immerhin hat sie ihn verletzt, also schuldet sie ihm etwas. Mit derselben Prämisse könnte hier der Sex-Part eines Hentai starten, doch stattdessen bekommt man eine ganz liebliche Romanze serviert, und zwar ganz ohne Tentakel. Nasukis Schulkolleginnen Mico und Naho machen sich Sorgen um ihre Freundin. Was, wenn der Mangaka unanständige Sachen von ihr verlangt? Ausgerüstet mit ihrer YOLO-Mentalität und ihrem Grundlagen-Martial-Arts-Wissen macht sie sich zu Taiichi auf, und dort erfährt sie, dass dieser zottelige, ungepflegte Kerl ganz zufällig ihr Lieblingsmanga ist. Das sind Geschichten, die nur das Leben ein Autor schreibt!
Das erste richtige Doki Doki spürt Natsuki, wenn sie hinter all die Haare von Taiichi sieht. Haare zusammenbinden, Bart abrasieren, und schon offenbart sich ein Babyface. Nach dem Gang zum Friseur könnte Taiichi sogar bei einer Boyband anheuern! Aber keine Sorge: Natsuki ist nicht oberflächlich. Sie fängt nur ganz zufällig an, Taiichi genau dann zu mögen, wenn sie ihn das erste Mal etwas gepflegter sieht …
In diesem Manga kommen die klassischen Love Rivals vor: Soutarou Seto auf der einen Seite, Youko Furutate auf der anderen. Bei den Szenen mit den beiden blitzt das Drama noch am ehesten durch. Während Soutarou es wirklich ernst mit Natsuki meint, ist Youko eine Frau, von der Natsuki gar nicht weiß, wie diese zu Taiichi steht. Natsuki strotzt nicht unbedingt vor Selbstvertrauen. Alleine der Anblick der attraktiven Frau deprimiert sie, denn im Gegensatz zu Youko hat sie keinen großen Vorbau aufzuweisen. (Dass sie ungemein süß ist, scheint sie nicht zu erkennen.) Weil der Manga aus Natsukis Sicht erzählt wird, ist Natsuki für den Leser wie ein offenes Buch, und man erfährt ganz genau, welche (falschen) Ängste sie runterziehen und an ihrem Selbstbewusstsein nagen.
Der Beginn ihrer Beziehung ist nicht gleichzeitig das Ende des Mangas. Die letzten Paar (2) Kapitel beschäftigen sich damit, wie ihre Beziehung nun weitergeht, angefangen vom ersten Date. Im Finale kommt es dann noch zu einem kleinen Drama und einem Bezug zu Taiichis Arbeit als Mangaka, was der Geschichte einen runden Abschluss gibt.
Sympathisch und lovely – so sollten Shoujo-RomComs sein.
Zusammenfassend kann ich festhalten, dass ich den Reiz, der von Shoujo-RomComs ausgeht, nun nachvollziehen kann und dass ich mich jungen Frauen schon viel näher fühle. Meine drei Bewertungssterne dienen derweil als Platzhalter, bis ich genug Material verschlungen habe, um all diesen Mädchenkram nach Aneignung des benötigten Fachwissens etwas objektiver bewerten zu können.
Nicht jede Geschichte braucht einen speziellen Aufhänger, um den sich alles andere aufbaut; »Houkago × Ponytail« hat aber einen, auch wenn es nur das übliche »Älterer Mann, jüngere Frau«-Szenario ist. Die beiden Singles, die sich am Ende – Achtung: ironische Spoilerwarnung – ineinander verlieben, die zusammenkommen und wahrscheinlich bis an ihr Lebensende auch zusammenbleiben, sind Natsuki Sugawara mit dem titelgebenden Pferdeschwanz und Taiichi Kiritani mit dem titelgebenden Job (in diesem Fall Mangaka), den man bekanntlich erst nach der Schule ausübt (Houkago = nach der Schule). Ich hoffe, meine Interpretationsfähigkeiten lassen mich nicht im Stich …
Mit Natsuki können sich vermutlich viele Leser:innen identifizieren, denn sie ist ein Otaku und denkt nur an das Eine: Mangas. Während ihre Freundinnen bereits alt genug sind, um über so fancy Themen wie Liebe zu sprechen, bleibt Natsuki ihrem literarischen Hobby treu. Auch ein Gehirn ist irgendwann voll, und die ganze Kapazität davon geht für Mangas drauf. Liebe interessiert sie nicht. Wie aber alle wissen (weil es immer wieder Leute gibt, die solch eine Behauptung aufstellen), findet man die Liebe genau dann, wenn man sie am wenigsten erwartet. Die ernüchternde Realität sieht so aus: Das Leben ist kein Shoujo-Manga. Glücklicherweise lebt Natsuki in einem Shoujo-Manga, weshalb es nicht lange dauert, bis die Liebe zu ihr kommt. Diese versteckt sich jedoch hinter langen Haaren, einem Bart und einem Sittenstrolch-Grinsen, weshalb es noch etwas dauert, bis Natsuki diese als solche erkennt.
Zwischen Natsuki und Taiichi kommt es zuerst zu ein paar witzigen Missverständnissen. Diese RomCom vergisst glücklicherweise nicht auf einen zumindest moderaten Rom-Anteil. Weil Taiichi eine andere Vorstellung von »War doch nur'n Witz« hat als Natsuki, wird er ganz im Stile von Team Rocket weggekickt und später sogar von ihr unabsichtlich verletzt. Der Zeichenstil gibt sich nicht immer so banal. Nur manchmal. Im Gegensatz zu anderen Werken, die durch eher feine Striche oder durch ein blasses, fast schon verwaschenes Gesamtbild einen verträumten oder fluffigen Eindruck machen, wurde hier mit dem Stift richtig viel Druck auf das Papier ausgeübt. Der generelle Zeichenstil ist gut, auf zeitintensive Schattierungen wurde aber verzichtet, weshalb etwas die Tiefe fehlt. Bei der immer wiederkehrenden Comedy, die verhindert, dass der Manga zu sehr Richtung Drama abbiegt, ist das jedoch kein Makel. Die Hintergründe sind oft sehr simpel gehalten bis hin zu nicht vorhanden. Ab und an gibt es ein paar Spielereien mit Mandelbrot-Mengen, z. B. hier, oder einfachen Mustern.
Obwohl Taiichi so einen schlechten ersten Eindruck gemacht hat, geht sie auf seine Bitte ein, Charaktermodell für ihn zu stehen. Immerhin hat sie ihn verletzt, also schuldet sie ihm etwas. Mit derselben Prämisse könnte hier der Sex-Part eines Hentai starten, doch stattdessen bekommt man eine ganz liebliche Romanze serviert, und zwar ganz ohne Tentakel. Nasukis Schulkolleginnen Mico und Naho machen sich Sorgen um ihre Freundin. Was, wenn der Mangaka unanständige Sachen von ihr verlangt? Ausgerüstet mit ihrer YOLO-Mentalität und ihrem Grundlagen-Martial-Arts-Wissen macht sie sich zu Taiichi auf, und dort erfährt sie, dass dieser zottelige, ungepflegte Kerl ganz zufällig ihr Lieblingsmanga ist. Das sind Geschichten, die nur das Leben ein Autor schreibt!
Das erste richtige Doki Doki spürt Natsuki, wenn sie hinter all die Haare von Taiichi sieht. Haare zusammenbinden, Bart abrasieren, und schon offenbart sich ein Babyface. Nach dem Gang zum Friseur könnte Taiichi sogar bei einer Boyband anheuern! Aber keine Sorge: Natsuki ist nicht oberflächlich. Sie fängt nur ganz zufällig an, Taiichi genau dann zu mögen, wenn sie ihn das erste Mal etwas gepflegter sieht …
In diesem Manga kommen die klassischen Love Rivals vor: Soutarou Seto auf der einen Seite, Youko Furutate auf der anderen. Bei den Szenen mit den beiden blitzt das Drama noch am ehesten durch. Während Soutarou es wirklich ernst mit Natsuki meint, ist Youko eine Frau, von der Natsuki gar nicht weiß, wie diese zu Taiichi steht. Natsuki strotzt nicht unbedingt vor Selbstvertrauen. Alleine der Anblick der attraktiven Frau deprimiert sie, denn im Gegensatz zu Youko hat sie keinen großen Vorbau aufzuweisen. (Dass sie ungemein süß ist, scheint sie nicht zu erkennen.) Weil der Manga aus Natsukis Sicht erzählt wird, ist Natsuki für den Leser wie ein offenes Buch, und man erfährt ganz genau, welche (falschen) Ängste sie runterziehen und an ihrem Selbstbewusstsein nagen.
Der Beginn ihrer Beziehung ist nicht gleichzeitig das Ende des Mangas. Die letzten Paar (2) Kapitel beschäftigen sich damit, wie ihre Beziehung nun weitergeht, angefangen vom ersten Date. Im Finale kommt es dann noch zu einem kleinen Drama und einem Bezug zu Taiichis Arbeit als Mangaka, was der Geschichte einen runden Abschluss gibt.
Sympathisch und lovely – so sollten Shoujo-RomComs sein.
Zusammenfassend kann ich festhalten, dass ich den Reiz, der von Shoujo-RomComs ausgeht, nun nachvollziehen kann und dass ich mich jungen Frauen schon viel näher fühle. Meine drei Bewertungssterne dienen derweil als Platzhalter, bis ich genug Material verschlungen habe, um all diesen Mädchenkram nach Aneignung des benötigten Fachwissens etwas objektiver bewerten zu können.
Beitrag wurde zuletzt am 09.10.2022 18:31 geändert.
Kommentare