Lucius MODESTUS

Der römische Badhaus-Designer Lucius Modestus sieht sich mit einer plötzlichen Wende in seiner Branche konfrontiert, denn die von ihm angestrebte Stärkung der römischen Werte und Traditionen passen nicht in den Zeitgeist, wo unter Kaiser Hadrianus innovative Bauprojekte wie Pilze aus dem Boden schießen. Prompt wird Lucius deswegen auch seines Postens enthoben, doch bald kehrt er mit neuartigen Einfällen und Erfindungen in die Erfolgsspur zurück.

Die brandneuen Ideen hat er sich nicht selbst ausgedacht, sondern entspringen sie seinen Reisen nach Japan. Allerdings nicht in das Japan seiner Zeit, das für einen Römer unerreichbar gewesen wäre, sondern in das moderne Japan unserer Zeit. Diese merkwürdigen Zeitreisen ereignen sich immer dann, wenn er längere Zeit unter Wasser taucht und dann in dem fernen Land in einer anderen Epoche wieder hervor kommt. Er hält die „Flachgesichter“, wie er das fremdartige Volk nennt, für eine Zivilisation von Sklaven, die ja in Rom bekanntermaßen aus allen Ecken der Welt zugegen sind. Die weit fortgeschrittene Kultur, besonders die Badekultur, stürzt ihn jedes Mal in tiefe Scham, wie ein solches Volk von Sklaven die Errungenschaften des Römischen Reiches in den Schatten stellen konnte. Insbesondere das Essen hat es ihm angetan: Immer, wenn er etwas von der japanischen Küche kostet, ist er geradezu elektrisiert über den unglaublichen Geschmack und versucht in der Heimat diese Gerichte zu reproduzieren und mit Erfolg zu vermarkten, auch wenn ihn selbst das Resultat nie vollständig zufrieden stellt. Verständigen kann er sich auf seinen immer nur zufällig passierenden Exkursionen nicht, aber ungeachtet aller Missverständnisse bringt er neben einer Unmenge an Inspiration für neue Bauten immer irgendeinen Gegenstand zurück nach Hause, der ihm beweist, dass er seine Reise nicht nur geträumt haben kann.

Quelle: www.anisearch.de/character/25429