Gerbera

Eines Tages schickte sie ihrem ältesten Sohn einen Brief. Darin stand, dass sie sich mit ihm treffen möchte. Zehn Jahre war es her, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Es war bereits spät und ihr Sohn durfte in ihrem Anwesen übernachten. Am Tag darauf sollte das Gespräch folgen. Gerbera war jedoch nicht alleine mit ihrem ältesten Sohn, sondern Viola und Walter waren ebenfalls anwesend. Das, was sie zu sagen hatte, betraf nämlich die ganze Familie. Das Familienoberhaupt, ihr Ehemann bzw. der Vater der Kinder, lag bereits lange Zeit im Krankenhaus. Sein Zustand schwankte und die Prognosen waren nicht sehr erbaulich. Würden sie warten, bis das Schlimmste eintraf, wäre es schon zu spät. Es musste gehandelt werden. Es musste bald ein Erbfolger ernannt werden, und dieser konnte nur der junge Herr oder Walter sein. Gerbera gab ihrem ältesten Sohn bis zum Frühlingsbeginn Zeit, seinen Fluch zu brechen. Sollte er es bis dahin nicht geschafft haben, tritt Walter das Erbe an. Somit war das Gespräch jedoch noch nicht vorüber, denn der junge Herr hatte noch ein Anliegen. Er sagte seiner Mutter, dass er Alice eines Tages heiraten möchte. Doch seine Mutter dachte gar nicht daran, ihm ihren Segen zu geben. Da er ein Adliger war, stand es ihm nicht frei zu wählen, wer seine Gemahlin wird – insbesondere kein Dienstmädchen niederen Standes. Bei einer Wutrede meinte er zu seiner Mutter, sie solle nicht immer nur an das Erbe denken, sondern an ihre Kinder. Er war entschlossen, Alice zu seiner Frau zu machen, egal ob er den Segen seiner Mutter hatte oder nicht. Nachdem ihre Kinder den Raum verlassen hatten, war sie positiv davon überrascht, dass ihr Sohn, der früher immer so sanftmütig war, den Mut hatte, zurückzureden.

Bevor der junge Herr und seine Freunde ein weiteres Mal in die Vergangenheit reisen wollten, um Sade zu treffen, war es ihm wichtig, noch ein womöglich letztes Mal mit seiner Mutter zu reden. Sie sagte, sie wollte schon immer, dass er eines Tages der Kopf der Familie wird. Aufgrund des Fluches dachte sie jedoch für einen Moment, ob es nicht besser wäre, wenn er nicht das Familienoberhaupt werden würde. Sie entschuldigte sich jedoch dafür, dass sie ihn als den »Tod höchstpersönlich« bezeichnet hatte. Die Hochzeit mit Alice befürwortete sie aber immer noch nicht.