Daleth

Daleth wusste auch, dass Alice das Tagebuch der Dienstmädchen gefunden hatte. Sie vermutete, dort könnte etwas über sie geschrieben stehen. Sie gab Zain deshalb den Auftrag, das Buch zu vernichten. Sollte er sich weigern, würde sie ihm seine Geliebte Cuff wegnehmen. Zain wusste, dass Daleth sie ständig beobachtete. Doch diesen Umstand nutzte er aus, um Daleth auszutricksen. Daleth kann durch die Augen aller Lebewesen sehen und so alles und jeden beobachten. Zain verbrannte das Buch mit seiner Magie. Doch er besitzt die Fähigkeit, alles, was er damit zerstört, auch wiederherstellen zu können, solange er noch einen kleinen Teil davon besitzt. Zain behielt ein kleines Stück Papier des Buchs und wollte es erst dann wiederherstellen, wenn Daleth die Beobachtung des Anwesens des jungen Herrn einstellt.

Eines Tages beschwor sie den jungen Herrn bzw. sein Bewusstsein in eine andere Welt. Sie hatte eine Bitte an ihn. Sie war schon immer auf der Suche nach einem bestimmten Magier, welcher die Fähigkeit hat, die Zeit zu manipulieren. Obwohl es eine Kraft ist, die so mächtig ist, dass sie von allen anderen Hexen anerkannt werden sollte, hielt er diese bislang geheim. Für sie war er – Zain – ein Genie. Davon war sie überzeugt, als er das Tagebuch vernichtet hat. Seinen Trick hatte sie also durchschaut. Daleth wollte, dass der junge Herr ihn dazu bringt, seine Magie ein weiteres Mal einzusetzen. Als Gegenleistung rief sie eine Hexe zu sich, von der man sagt, sie sei besonders gut im Umgang mit der Aufhebung von Flüchen. Und kurze Zeit später erschien sie auch. Es war Amelia. Laut ihr ist sie bereits über 150 Jahre alt. Amelia beschreibt sie als sensible Frau, die ständig an ihr vernarbtes Gesicht denken muss. Sie spricht zwar oft schlecht über andere Leute, doch generell habe sie ein gutes Herz.

Die Narben in ihrem Gesicht stammen von Sade, ihrer älteren Zwillingsschwester. Diese fand es verwirrend, dass sie dasselbe Gesicht hatte, weshalb sie diesem eine »kleine Markierung« hinzufügte. Daleth konnte ihr nie verzeihen.

Daleth erinnert sich an den Tod ihrer Schwester noch so genau, als sei es gestern gewesen. Als sie gesehen hatte, dass das Blut auf dem Boden das ihrer Schwester war, wusste sie, dass diese von jemandem getötet wurde. Ihr Körper löste sich in Staub auf und die Quelle ihrer Angst war somit verschwunden. Doch aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, ihre Schwester würde sie auslachen.

Daleth besitzt ein großes Geheimnis. In ihrer Kirche steht ein Sarg, und darin befindet sich niemand Geringeres als Sharon, die Mutter von Alice. Sie atmete zwar nicht, doch ihr Herz schlug. Sie lag aufgrund eines Zaubers von Sade in ewigem Schlaf. Mit Teto und Keto machte sie sich in die Welt der Menschen auf, um Zain zurückzubringen. Amelia scheiterte beim Versuch, den Fluch, der auf Sophie lag, zu brechen. Daleth hatte jedoch vollstes Vertrauen darin, dass Zain es schaffen würde. Daleth plante einen Angriff auf den Zirkus, damit Zain seine Magie benutzen würde, um die Menschen zu retten. Ihr Plan ging auf, als er Cuff vor einem Fall aus großer Höhe rettete. Er stoppte die Zeit, um sie aufzufangen. Sie hoffte, dass er von nun an öfters seine Magie einsetzt. Daleth meinte zum jungen Herrn und zu Alice, dass sie auch von Zains Magie profitieren würden. Bei diesem Gespräch erzählte sie Alice, dass ihre Mutter nicht bei einem Unfall ums Leben kam, sondern noch lebte. Beim nächsten Hexensabbat brachte sie Alice persönlich zum Sarg ihrer Mutter. Sie setzte ihre Illusionsmagie ein, um Alice zu zeigen, was damals im Anwesen der Familie des jungen Herrn wirklich geschehen war. Sade blickte Sharon mit hasserfüllten Augen an. Mehr konnte sie jedoch nicht zeigen, denn obwohl es nur eine Illusion war, hatte sie Angst, als sie ihre Schwester sah. Sie zitterte am ganzen Körper und musste den Zauber auflösen.

Walter machte sich eines Tages zu einem Hexensabbat auf, weil er hoffte, so dem Fluch seines Bruders auf die Schliche zu kommen. Dabei traf er auf Daleth, der gerade die Tränen von ihrem Gesicht herunterliefen. Walter, der eigentlich vorhatte, sich versteckt zu halten, trat an Daleth heran und sagte ihr, dass er sie gut verstehe. Ihm ergehe es nämlich ähnlich. Er meinte, sie müsse ihr Gesicht nicht verstecken, denn sie war schön. Sie sollte mehr Selbstvertrauen haben. Seitdem zeigt Daleth sich nicht mehr mit ihrer Maske. Sie verliebte sich so sehr in ihn, dass sie eine Möglichkeit suchte, sich in einen Menschen zu verwandeln. Er ist auch der Grund, weshalb sie den Wunsch des jungen Herrn, Sade nicht zu töten, gutheißt. Überlebt sie, bleibt sie die Anführerin der Hexen, und so hätte Daleth mehr Zeit für Walter und könnte diesen heiraten.

Sie und ihre Dienerin Keto schlichen sich in die magische Akademie von Nico ein, auf die der junge Herr, Alice und ihre Freunde aufgenommen wurden. Als Nico sie entdeckte, entbrannte ein kurzer Kampf. Dabei erfuhr sie, dass er und die Zauberer es waren, die ihre Schwester Sade getötet haben. Feinde waren sie und Nico jedoch keine. Nico hielt sie fälschlicherweise für Sade, weshalb er einen Angriff gestartet hatte. Daleth und Keto wurden danach ebenfalls zu Schülerinnen an der Akademie.

Genauso wie Sade erhielt auch Daleth ihr Nonnengewand von ihrem Vater. Obwohl Daleth Narben im Gesicht hat, wurde sie dennoch oft mit Sade verwechselt. Viola nähte für sie ein neues Nonnengewand. Es war schwarz und betonte ihre schönen langen Beine. Es war zwar nur ein Kleidungsstück, aber für Daleth war das der erste Schritt zur Individualität und nach dem Entfernen ihrer Maske der zweite Schritt, sich von den imaginären Fängen Sades zu befreien.