AsaneRedakteur
#1Seltsam, daß diese OVA bisher so wenig Zuspruch gefunden hat. Zugegeben, rein äußerlich wirkt der Anime wenig ansprechend, und auch bei der Entwicklung des Plots wird wenig unternommen, um Anklang beim Action-verwöhnten Publikum zu finden. Aber es gibt hier einiges, was woanders eher selten ist.
Diese OVA gliedert sich in drei Teile, die nur lose miteinander verbunden sind. Die Handlung bzw. deren Komplexität ist recht überschaubar, aber nicht uninteressant. Die Optik mag gewöhnungsbedürftig sein, verwaschen und ausdrucksarm, aber es gibt etwas, das ich weit mehr schätze als reiner Oberflächenglanz: Timing, Präzision, Pacing. Und in diesen drei Punkten macht der Anime alles richtig. Die Abwesenheit von CGI gibt ruckeligen Bewegungen manchmal mehr Raum, als einem lieb sein kann, aber Vintage-Freunde stecken sowas locker weg; immerhin haben sie genug Phantasie und Imagination, um sich darin zurechtzufinden.
Der namensgebende "Salamander", der aus unerfindlichen Gründen mit den Kanji für "Salbaum" ( 沙羅 – "sara") und "schöngestaltige Schlange" ( 曼蛇 – "manda") geschrieben wird, ist einerseits die künstliche Sonne der Alienrasse "Bacterian" (die zugleich auch sowas wie ein lebender Organismus ist), andererseits ein Feuerdrache, der in dieser Sonne wohnt und Tod und Unheil über die Planetenbewohner bringt, die von den Bacterianern angegriffen werden.
Die 1. Folge handelt von solch einem Überfall auf den Planeten Latis, dessen Herrscher Hilfe sucht bei den drei Helden vom Planeten Gradius, dessen Bewohner vor einiger Zeit schon Opfer dieser unangenehmen Spezies waren und denen es gelungen ist, sich ihren Peiniger zu entledigen.
Die 2. Folge greift die im ersten Teil erwähnten Ereignisse auf, in deren Zentrum die drei Helden stehen, speziell aber Stephanie, die in ein tragisches Dilemma gerät.
In der letzten Folge gelingt es den Bacterianern, Stephanie zu entführen, die zu einem "Cyberbrain", eine Art allumfassende Schaltzentrale, umfunktioniert werden soll. Hier entfaltet sich ein Showdown-Potential von epischen Ausmaßen.
Die Story selber ist dramaturgisch ansprechend entwickelt, aber teilweise auch sehr textlastig. Immerhin nimmt man sich die nötige Zeit, um die Geschichte ohne Hetze zu entfalten und um die besondere Atmosphäre wirken zu lassen. Die tragenden Säulen dieser OVA sind eindeutig die Charaktere, denen man nicht nur nachvollziehbares, glaubwürdiges Verhalten spendiert hat, sondern auch vernünftige Gesichtsproportionen und Bewegungen, die nie überhastet sind. Auch nicht bei den Witzfiguren auf höhere Ebene, die hier weniger für militärische Entscheidungen als für comic relief zuständig sind. Das aber sehr dezent.
Trotz der antiquierten animatorischen Mittel erzielt man ein hochdramatisches cineastisches Erlebnis, das auch mit dem Einsatz computergenerierter Graphik nicht zu toppen wäre. Selten habe ich so beeindruckend katastrophale Wassermassen gesehen wie hier. Die unwiderstehliche Zerstörungskraft ist unmittelbar erfahrbar.
Stellenweise hat man den Eindruck eines "Star Wars trifft das alte Ägypten". Die Sitten und Rituale sind auch recht ähnlich wie zu Zeiten von Kaiser Augustus. Man findet Zeit für hübsche Zitate antikischer Kulturen, und die "Obelisk" genannte Skulptur scheint – wie so oft – den Moai von der Osterinsel entlehnt.
Sehr überzeugend fand ich auch die solide, raumgreifende Filmmusik, die sich adäquat der dramatischen Ereignisse annimmt und auch angesichts vorbildhaften Heldentums nicht vor jenen großen Gesten zurückschreckt, die das Ganze etwas Richtung Parodie bugsieren (betont lächerlicher "Regentenmarsch" oder das kaum kaschierte Zitat der Marseillaise). Jedenfalls versteht der Komponist sein Handwerk, denn bei aller Epicness bleibt die Musik klar strukturiert, ist nie überladen. Zu Beginn des 3. Teils, während der Rückschau, freut sich der Zuhörer über eine nette Reverenz vor Gustav Holst und dem Eröffnungssatz seiner Planeten-Suite ("Mars, the Bringer of War"), der im markanten 5/4-Takt gehalten ist. [bei Wikipedia kann man reinhören]
Das Acting der Charaktere ist eher nüchtern, zweckorientiert, ohne die berüchtigten großen Emotionen, wie sie in späteren Produktionen gern überhand nehmen. Das ist prinzipiell gut, man übertreibt es aber, wenn der wohlkalkulierte heroische Opfertod mit ähnlicher Emphase inszeniert wird wie die Frage, welches Höschen wohl besser zum BH passt.
Dennoch vermag es die OVA, den Zuschauer anderweitig mit Seltsamkeiten überraschen. Mit einer sehr resoluten, aber auch sehr süßen Stephanie, die dem überheblichen Prinzen von Latis mal eben eine runterhaut, woraufhin er sie umstandslos heiraten will. Apropos Stephanie: deren Seiyuu ist mir besonders aufgefallen. Noriko Hidaka ist zum Zeitpunkt dieser Niederschrift immer noch aktiv und sie hat in ihrer Karriere Charakteren verschiedenster Art ihre Stimme verliehen. Von Satsuki in "Totoro" über Kikyou in "Inu Yasha" bis hin zu "Sore ga Seiyuu!", wo sie ihren eigenen Gastauftritt spricht.
Kurzes Fazit:
Ein viel zu wenig beachteter Anime, der weniger durch ausgefeilte Animationen glänzt als durch menschlich nachvollziehbare Charaktere. Nichts für ein Hochglanz-Isekai-verwöhntes Publikum.
Diese OVA gliedert sich in drei Teile, die nur lose miteinander verbunden sind. Die Handlung bzw. deren Komplexität ist recht überschaubar, aber nicht uninteressant. Die Optik mag gewöhnungsbedürftig sein, verwaschen und ausdrucksarm, aber es gibt etwas, das ich weit mehr schätze als reiner Oberflächenglanz: Timing, Präzision, Pacing. Und in diesen drei Punkten macht der Anime alles richtig. Die Abwesenheit von CGI gibt ruckeligen Bewegungen manchmal mehr Raum, als einem lieb sein kann, aber Vintage-Freunde stecken sowas locker weg; immerhin haben sie genug Phantasie und Imagination, um sich darin zurechtzufinden.
Der namensgebende "Salamander", der aus unerfindlichen Gründen mit den Kanji für "Salbaum" ( 沙羅 – "sara") und "schöngestaltige Schlange" ( 曼蛇 – "manda") geschrieben wird, ist einerseits die künstliche Sonne der Alienrasse "Bacterian" (die zugleich auch sowas wie ein lebender Organismus ist), andererseits ein Feuerdrache, der in dieser Sonne wohnt und Tod und Unheil über die Planetenbewohner bringt, die von den Bacterianern angegriffen werden.
Die 1. Folge handelt von solch einem Überfall auf den Planeten Latis, dessen Herrscher Hilfe sucht bei den drei Helden vom Planeten Gradius, dessen Bewohner vor einiger Zeit schon Opfer dieser unangenehmen Spezies waren und denen es gelungen ist, sich ihren Peiniger zu entledigen.
Die 2. Folge greift die im ersten Teil erwähnten Ereignisse auf, in deren Zentrum die drei Helden stehen, speziell aber Stephanie, die in ein tragisches Dilemma gerät.
In der letzten Folge gelingt es den Bacterianern, Stephanie zu entführen, die zu einem "Cyberbrain", eine Art allumfassende Schaltzentrale, umfunktioniert werden soll. Hier entfaltet sich ein Showdown-Potential von epischen Ausmaßen.
Die Story selber ist dramaturgisch ansprechend entwickelt, aber teilweise auch sehr textlastig. Immerhin nimmt man sich die nötige Zeit, um die Geschichte ohne Hetze zu entfalten und um die besondere Atmosphäre wirken zu lassen. Die tragenden Säulen dieser OVA sind eindeutig die Charaktere, denen man nicht nur nachvollziehbares, glaubwürdiges Verhalten spendiert hat, sondern auch vernünftige Gesichtsproportionen und Bewegungen, die nie überhastet sind. Auch nicht bei den Witzfiguren auf höhere Ebene, die hier weniger für militärische Entscheidungen als für comic relief zuständig sind. Das aber sehr dezent.
Trotz der antiquierten animatorischen Mittel erzielt man ein hochdramatisches cineastisches Erlebnis, das auch mit dem Einsatz computergenerierter Graphik nicht zu toppen wäre. Selten habe ich so beeindruckend katastrophale Wassermassen gesehen wie hier. Die unwiderstehliche Zerstörungskraft ist unmittelbar erfahrbar.
Stellenweise hat man den Eindruck eines "Star Wars trifft das alte Ägypten". Die Sitten und Rituale sind auch recht ähnlich wie zu Zeiten von Kaiser Augustus. Man findet Zeit für hübsche Zitate antikischer Kulturen, und die "Obelisk" genannte Skulptur scheint – wie so oft – den Moai von der Osterinsel entlehnt.
Sehr überzeugend fand ich auch die solide, raumgreifende Filmmusik, die sich adäquat der dramatischen Ereignisse annimmt und auch angesichts vorbildhaften Heldentums nicht vor jenen großen Gesten zurückschreckt, die das Ganze etwas Richtung Parodie bugsieren (betont lächerlicher "Regentenmarsch" oder das kaum kaschierte Zitat der Marseillaise). Jedenfalls versteht der Komponist sein Handwerk, denn bei aller Epicness bleibt die Musik klar strukturiert, ist nie überladen. Zu Beginn des 3. Teils, während der Rückschau, freut sich der Zuhörer über eine nette Reverenz vor Gustav Holst und dem Eröffnungssatz seiner Planeten-Suite ("Mars, the Bringer of War"), der im markanten 5/4-Takt gehalten ist. [bei Wikipedia kann man reinhören]
Das Acting der Charaktere ist eher nüchtern, zweckorientiert, ohne die berüchtigten großen Emotionen, wie sie in späteren Produktionen gern überhand nehmen. Das ist prinzipiell gut, man übertreibt es aber, wenn der wohlkalkulierte heroische Opfertod mit ähnlicher Emphase inszeniert wird wie die Frage, welches Höschen wohl besser zum BH passt.
Dennoch vermag es die OVA, den Zuschauer anderweitig mit Seltsamkeiten überraschen. Mit einer sehr resoluten, aber auch sehr süßen Stephanie, die dem überheblichen Prinzen von Latis mal eben eine runterhaut, woraufhin er sie umstandslos heiraten will. Apropos Stephanie: deren Seiyuu ist mir besonders aufgefallen. Noriko Hidaka ist zum Zeitpunkt dieser Niederschrift immer noch aktiv und sie hat in ihrer Karriere Charakteren verschiedenster Art ihre Stimme verliehen. Von Satsuki in "Totoro" über Kikyou in "Inu Yasha" bis hin zu "Sore ga Seiyuu!", wo sie ihren eigenen Gastauftritt spricht.
Kurzes Fazit:
Ein viel zu wenig beachteter Anime, der weniger durch ausgefeilte Animationen glänzt als durch menschlich nachvollziehbare Charaktere. Nichts für ein Hochglanz-Isekai-verwöhntes Publikum.
Beitrag wurde zuletzt am 22.12.2022 13:35 geändert.
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