Anspruch: | wenig |
Action: | wenig |
Humor: | viel |
Spannung: | mittel |
Erotik: | nichts |
Amüsante, leichtherzige Komödie mit sentimentalen Untertönen für FansEiga K-ON! ist ein Kinofilm zur gleichnamigen Anime-Serie über eine Gruppe sorgloser Oberschülerinnen, die einen Musikclub gründen, dort vorwiegend Tee trinken und gelegentlich auch als Rockband auftreten.
Der K-ON! TV-Anime ist in Japan bei Animefans und bei einem aus Teenagern und Twens bestehenden Gelegenheitspublikum gleichermassen beliebt. Kommen die Fans auch beim Film auf ihre Kosten?
Inhalt:
Der Schulabschluss naht, bald verlassen Yui, Mio, Ritsu und Mugi die Oberschule, nur Azusa bleibt als jüngstes Mitglied des Kei ON-Klubs noch ein Jahr länger. Die schusselige Yui findet, dass die Klubmitglieder vor dem Abschluss des Schuljahres zusammen etwas Grosses durchziehen sollten. Gleichzeitig will sie eine Überraschung für Azusa machen, damit sie sich später nicht alleine fühlt. Durch etwas unglückliche Umstände kommt Yui auf die Idee einer Klubreise, doch die Mädchen können sich zunächst nicht für einen Ort entscheiden. Yui will nach Europa, Mio nach London, Ritsu Hawaii und Mugi möchte ein Onsen besuchen.
Zunächst fallen die Mädels beinahe auf einen Trick von Yui hinein, Europa zu besuchen, der aber von Azusa durchschaut wird. Dann überlassen sie die Entscheidung für das Reiseziel Ton-chan, der Wasserschildkröte, die mit ihrer Flosse eine im Aquarium hineingestellte Teetasse berührt, wo“London” draufsteht. Mio ist ausser sich vor Freude, ihr Wunsch ist in Erfüllung gegangen.
Nach einer aufregenden Reise, bei der viel fotografiert wird und die Mädchen ihre verkümmerten Englisch-Kenntisse zur Schau stellen, kommen sie alle ganz aufgekratzt in London an, wo sie zunächst ein Taxi nehmen und ins Hotel gehen. Das Hotel entpuppt sich jedoch als das Falsche heraus: Das richtige Hotel liegt am anderen Ende der Stadt.
Durch Hunger getrieben landen die Fünf in eine Sushi-Bar und werden für eine andere japanische Band gehalten, die jetzt ihren Auftritt haben sollte. Obwohl die Mädels ihr Bestes versuchen, dem grossen englischen Bar-Besitzer zu erklären, dass sie eigentlich ganz normale Kunden wären und nicht zum Spielen da seien, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als vor einer handvoll interessierter Briten zwei ihrer bekanntesten Songs zu performen. Die kleine Menge ist begeistert. Sie werden bejubelt und verlassen dann die Bar, ohne etwas gegessen zu haben.
In den darauffolgenden Tagen machen die Girls in London etwas Sightseeing, blödeln im Hotel“London Ibis”herum und treten dann auch noch im Rahmen eines Japan-Festivals auf einer Freilichtbühne inmitten der Stadt auf; das wenige Stunden vor dem Rückflug nach Japan. Zurück in Japan überlegen sich Yui und die anderen Mädchen weiter, wie sie Azusa überraschen können. Dabei kommt Yui auf die Idee, speziell für Azusa einen Song zu schreiben. In der Zwischenzeit treten alle Fünf ein letztes Mal zusammen als 5-Girls Kombo auf, und zwar in ihrer eigenen Klasse vor den Schulkameradinnen. Später spielen sie dann alleine im Klubzimmer für Azusa.
Meinung:
Wer die beiden Staffeln von K-ON! mochte, der kommt hier voll auf seine Kosten. Die Handlung besteht im Wesentlichen aus einer Aneinanderreihung kurzer Anekdoten und Sketches, deren Gemeinsamkeit der grosse Spass ist, den die Schulmädchen zusammen erleben. Der bevorstehende Schulabschluss im Hintergrund verleiht dem Film eine leicht melancholische Note, die aber letztendlich nie auf Kosten der heiter-unbeschwerten Atmosphäre geht.
Der Humor ist derselbe wie in der TV-Serie geblieben und lebt hauptsächlich von der lustigen Interaktion der Mädels, die im Film durch die Vorfreude auf die bevorstehende Reise und der anschliessenden Entdeckung Londons ensteht. Einige der Gags sind besonders gut gelungen und unterstreichen gut, wie unterschiedlich der Charakter der fünf Schülerinnen ist und sie für allerlei Schabernack zu haben sind. So sieht man sie z.B. am Anfang des Films, ganz ungewohnt,
beim Spielen von ziemlich bombastischen Heavy Metal (was im Kinosaal recht wuchtig klingt), aber eigentlich war das nur Playback mit einem gestelzten Drama, um der gewissenhaften Azusa einen Streich zu spielen. Ein andermal tragen die Mädchen Flugzeug witzige Augenmasken, die zum jeweiligen Gesichtsausdruck passt. Und ein drittes Mal steckt die verträumte Yui in London ihre Hand in einen Briefkasten und tut so dergleichen, als ob dieser ihre Hand fressen würde – die Schülerinnen albern dabei herum bis sie von einer alten englischen Dame darauf aufmerksam gemacht werden, dass es sich eigentlich um einen Hundekot-Behälter handelt.
Die Mädchen wirken durch ihr Herumgealberne trotz überzogener Niedlichkeit letzten Endes realistisch, was unter anderem wohl auch dazu zu verdanken ist, dass der Grossteil des Staffs aus Frauen besteht und somit versteht, wie Oberschülerinnen so denken und was die Zuschauer an ihnen so attraktiv findet.
Technisch-künstlerische Seite:Technisch und artistisch ist der Film für eine kommerzielle Produktion dieser Art etwas aufwendiger realisiert als die einzelnen TV-Folgen und kann durchaus als gelungen gesehen werden. Der Film lebt von seinen Figuren und deren Interaktionen. Daher hat das Animationsstudio Kyoto Animation besonders Acht darauf gegeben, wie sie sich bewegen. Der Film strotz nur so von feinen animierten Details in den Bewegungen der einzelnen Mädchen. Einige Szenen heben sich da besonders positiv hervor: Es gibt zum Beispiel vier Live-Auftritte der Schülerinnen (zwei in London, zwei in der Schule), bei denen auf die Bewegungen der Schülerinnen beim Spielen Acht gegeben wurde.
Auch beim Herumalbern der Mädchen im Klubraum und im Hotel fallen vielen kleinen Gesten auf, die dem ganzen Treiben mehr Leben einhaucht. Ritsu wippt z.B im Hotel auf dem Bett, die auf dem gleichen Bett sitzende Mugi bewegt ich dabei automatisch mit. Man merkt dem ganzen Film an, dass er mit viel Liebe zum Detail gemacht wurde. Gegen Ende des Films gibt es gar eine Szene, in der man nur die Beine der Mädchen beim Gehen sieht, und das für mindestens eine halbe Minute ohne einen einzigen Schnitt. Selten gab es in Anime so realistisch animierte Beine.
Insgesamt kann man sagen, dass K-ON noch nie so gut wie in diesem Film ausgesehen hat. Es ist erstaunlich, wie realistisch dadurch alle Figuren trotz ihres (ver)niedlichten Aussehens durch solche Animationsdetails daherkommen. Kaum ein Studio beherrscht die Mischung zwischen idealisierten“Moe”-Knuddelfiguren und realistisch anmutenden Character Designs so gut wie Kyoto Animation.
Sehr gut gelungen sind auch die Hintergründe und die Licht- und Schatteneffekte; eines der Markenzeichen von Kyoto Animation. Hier wurde sorgfältige Arbeit abgeliefert. Wert wurde auf London als attraktive Stadt gelegt und auf die Darstellung der Ausländer: Es sprechen hier Englisch-Muttlersprachler; die Briten sind alle um einiges grösser als die Schülerinnen und sie haben ausgeprägt lange Nasen, wodurch die Frauenfiguren wiederum lusigerweise ähnlich aussehen wie in klassischen WMT- und Ghibli-Animes.
Fazit:Alles in allem weiss K-ON! der Film als leichtfüssige Komödie durchaus zu gefallen und den Fans mit seiner leichtherzigen Atmosphäre ein breites Grinsen aufs Gesicht zu zaubern. Die K-ON! Franchise hat somit ihren gebührenden Abschluss gefunden.
Als einziger Kritikpunkt kann man anmerken, dass die Handlung gegen Ende hin etwas zäh und langgestreckt ist. Hier merkt man, dass der Film als Ganzes im Grunde genommen zwei Handlungsthematiken hat, die sich gegenseitig abwechseln und wovon die eine Thematik zuerst pausiert wird und erst gegen Ende des Films zum Abschluss kommt. Wo die ersten zwei Drittel mit den Reisevorbereitungen und dem London-Aufenthalt fast wie aus einem Guss sind, wirkt der letzte Teil zurück in Japan mit dem bevorstehenden Schulabschluss und der Überraschung für Azusa wie ein Anhängsel, damit der Film statt 75 Min. auf 105 Minuten kommt, doch das ist letztendlich Jammern auf hohem Niveau.
Eiga K-ON! ist empfehlenswert für alle, die bereits die gleichnamigen TV-Staffeln gemocht haben, sich für den Film LINDA LINDA LINDA von Nobuhiro Yamashita erwärmen können und sonst auf der Suche sind nach leichtverdaulicher Kost mit verträumten Mädchen, die eine enge Freundschaft bindet.
Kommentare
Dabei hätte der Film wirklich gut sein können, wenn er ungefähr 80min kürzer wäre! Nicht einmal irgendwas bemerkenswertes zu hassen habe ich gefunden, so unspektakulär war er. Und der Yuri Subtext wurde einfach nie ausgespielt..
PS: Der erste Teil dieses Kommentars ist eine Parodie auf diesen.