AsaneRedakteur
#1Viele Animes kommen ja daher, als ob sie nicht bis 3 zählen könnten. Dieser hier zählt allem Anschein nach mit dazu.
Die Werke von Osamu Tezuka sind recht oft westlich geprägt und pflegen daher einen dezidiert westlichen Stil, nicht nur stilistisch, sondern gern auch landschaftlich. Die Straße, die der Protagonist, aus dessen Ich-Perspektive hier erzählt wird, entlanggeht, könnte genauso gut im Mittleren Westen der USA liegen, von den Telefonmasten, die das Straßenbild prägen, mal abgesehen.
Eine breite, unbefestigte Straße in abgeschiedener Provinz eröffnet die Szene und der warme Charme kolorierter Holzschnitte empfängt den Zuschauer, unterlegt von einem nostalgischen Grundrauschen, das entfernt an eine Abspielnadel erinnert. Anfangs ist alles noch recht normal, aber als der Ich-"Erzähler" (erzählt wird hier garnix, lediglich Außengeräusche dringen auf den Zuschauer ein) einem Auto ausweicht, geraten die Dinge etwas in Unordnung.
Aus dem Takt geraten, werden die Schritte des Helden allmählich größer, höher, weiter, bringen einen Hühnerstall durcheinander, machen einer Comic-Krähe das Revier streitig, streifen eine Werbetafel der Asifa [Website], gelangen schließlich zu einer Weltsicht von oben, was Gelegenheit dazu gibt, allerhand grotesk-humoristische Szenen des Alltagslebens einzubinden und die Trophäen der menschlicher Kultur (Schlaghosen!) und des technischen Fortschritts zu zitieren. Dem Gesetz der physikalischen Beschleunigung entsprechend wird den Ereignissen am Scheitelpunkt der ballistischen Kurve mehr Aufmerksamkeit zuteil, wie etwa bei dieser schönen Studie in Perspektive (Fluchtpunkte!), während die bodennahen Szenen wie im Flug vorübereilen.
… reimte schon Wilhelm Busch im "Julchen", und im Sauseschritt geht es auch hier voran. Um alle Details würdigen zu können, muss man dieses Werk schon Frame für Frame schauen. Und diese Zeit sollte man sich auch nehmen, sonst entgeht einem doch sehr, sehr vieles an netten Referenzen und lustigen Einzelheiten.
Wir befinden uns voll und inmitten der Welt der Achtzigerjahre, die political correctness war noch nicht erfunden und demzufolge bekommt hier auch der Neger sein Fett weg, der erfreulich klischeegerecht dargestellt wird und der so nebenbei dem Missionar (oder wem auch immer) als Vertreter des alten, weißen Mannes seinen angemessenen Platz in der Geschichte zuweist und ihm eine wohlverdiente Lektion erteilt. In der Hinsicht gibt sich Tezuka vielleicht sogar geschichtsbewusster, als dem Wokie unserer Tage lieb sein kann.
So kann es nicht ausbleiben, daß der hüpfende Protagonist seinen Fuß auch in Kriegsgebiete setzt, wo die böse Atombombe nicht weit ist und von wo der Weg schnurstracks in die Hölle der Christenheit führt. Die Begegnung mit dem teuflischen Comedy-Duo in Anlehnung an Pat & Patachon bzw. Stan & Ollie beendet diese phantastische Irrfahrt, und alles geht zurück auf "Los". — Oder ist da etwa nur die Phantasie des kleinen Jungen durchgegangen? Der abschließende kindliche Seufzer könnte in diese Richtung deuten.
So heiter-naiv sich der Anime anfangs auch gibt, entwickelt er doch in diesen begrenzten 6 Minuten eine Dynamik, die man ihm nicht zugetraut hätte. Bei aller Skurrilität und Groteske werden viele Aspekte moderner Lebensführung gestreift und die Grenzen der Phantastik mühelos gesprengt. Und all das gelingt Tezuka mit einer Leichtigkeit, die Respekt und Bewunderung verdient.
Die Werke von Osamu Tezuka sind recht oft westlich geprägt und pflegen daher einen dezidiert westlichen Stil, nicht nur stilistisch, sondern gern auch landschaftlich. Die Straße, die der Protagonist, aus dessen Ich-Perspektive hier erzählt wird, entlanggeht, könnte genauso gut im Mittleren Westen der USA liegen, von den Telefonmasten, die das Straßenbild prägen, mal abgesehen.
Eine breite, unbefestigte Straße in abgeschiedener Provinz eröffnet die Szene und der warme Charme kolorierter Holzschnitte empfängt den Zuschauer, unterlegt von einem nostalgischen Grundrauschen, das entfernt an eine Abspielnadel erinnert. Anfangs ist alles noch recht normal, aber als der Ich-"Erzähler" (erzählt wird hier garnix, lediglich Außengeräusche dringen auf den Zuschauer ein) einem Auto ausweicht, geraten die Dinge etwas in Unordnung.
Aus dem Takt geraten, werden die Schritte des Helden allmählich größer, höher, weiter, bringen einen Hühnerstall durcheinander, machen einer Comic-Krähe das Revier streitig, streifen eine Werbetafel der Asifa [Website], gelangen schließlich zu einer Weltsicht von oben, was Gelegenheit dazu gibt, allerhand grotesk-humoristische Szenen des Alltagslebens einzubinden und die Trophäen der menschlicher Kultur (Schlaghosen!) und des technischen Fortschritts zu zitieren. Dem Gesetz der physikalischen Beschleunigung entsprechend wird den Ereignissen am Scheitelpunkt der ballistischen Kurve mehr Aufmerksamkeit zuteil, wie etwa bei dieser schönen Studie in Perspektive (Fluchtpunkte!), während die bodennahen Szenen wie im Flug vorübereilen.
Einszweidrei, im Sauseschritt
Läuft die Zeit; wir laufen mit.
… reimte schon Wilhelm Busch im "Julchen", und im Sauseschritt geht es auch hier voran. Um alle Details würdigen zu können, muss man dieses Werk schon Frame für Frame schauen. Und diese Zeit sollte man sich auch nehmen, sonst entgeht einem doch sehr, sehr vieles an netten Referenzen und lustigen Einzelheiten.
Wir befinden uns voll und inmitten der Welt der Achtzigerjahre, die political correctness war noch nicht erfunden und demzufolge bekommt hier auch der Neger sein Fett weg, der erfreulich klischeegerecht dargestellt wird und der so nebenbei dem Missionar (oder wem auch immer) als Vertreter des alten, weißen Mannes seinen angemessenen Platz in der Geschichte zuweist und ihm eine wohlverdiente Lektion erteilt. In der Hinsicht gibt sich Tezuka vielleicht sogar geschichtsbewusster, als dem Wokie unserer Tage lieb sein kann.
So kann es nicht ausbleiben, daß der hüpfende Protagonist seinen Fuß auch in Kriegsgebiete setzt, wo die böse Atombombe nicht weit ist und von wo der Weg schnurstracks in die Hölle der Christenheit führt. Die Begegnung mit dem teuflischen Comedy-Duo in Anlehnung an Pat & Patachon bzw. Stan & Ollie beendet diese phantastische Irrfahrt, und alles geht zurück auf "Los". — Oder ist da etwa nur die Phantasie des kleinen Jungen durchgegangen? Der abschließende kindliche Seufzer könnte in diese Richtung deuten.
So heiter-naiv sich der Anime anfangs auch gibt, entwickelt er doch in diesen begrenzten 6 Minuten eine Dynamik, die man ihm nicht zugetraut hätte. Bei aller Skurrilität und Groteske werden viele Aspekte moderner Lebensführung gestreift und die Grenzen der Phantastik mühelos gesprengt. Und all das gelingt Tezuka mit einer Leichtigkeit, die Respekt und Bewunderung verdient.
Beitrag wurde zuletzt am 16.04.2024 16:48 geändert.
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