SlaughtertripV.I.P.
#1Zuerst ein paar langweilige Fakten, die höchstens ein paar Die-Hard-Fans interessieren könnten.
Der Anime setzt folgende Kurzgeschichten um:
Nehmt den Manga zur Hand und lasst euch schön gruseln. Vergesst die Existenz des Animes. Vergesst Horror im Anime-Format (bis auf ein paar higurashi’sche Ausnahmen). Manga ist ein besseres Format für Horror. Das war schon immer so und das wird auch immer so bleiben. Dennoch kann man auch mit dem Anime Spaß haben – was auch immer »Spaß« im Horror-Kontext bedeuten mag …
Besonders spaßig ist bereits die erste Episode. Leider. Man bekommt die Geschichte von Junji Itous Pendant zur Addams Family zu sehen – die Hikizuri-Geschwister. Ein Mitglied hässlicher und gestörter als das andere, und dennoch befindet sich darunter ein Normalo, sodass man nicht umher kommt, ihre Blutsverwandtschaft anzuzweifeln. Herr Itou hat eben einen etwas anderen Humor. Es ist »richtiger« Schwarzer Humor, also ganz anders als jenes Horror-Comedy-Gemisch, das man in den meisten anderen Anime sieht, beispielsweise in »Mairimashita! Iruma-kun« oder »Mieruko-chan«, die der japanischen Kawaii-Kultur nicht entkommen können. Die Entscheidung, die Hikizuri-Story zum Einstieg zu präsentieren, ist mutig. Gerade die erste Episode muss zum Weitergucken animieren. Im Gegensatz zu den meisten anderen Episoden zeigt man nicht zwei, sondern nur eine Geschichte, und diese muss sitzen. Und selbst wenn sie das tut, wird der Zuseher durch diesen schwarzhumoristischen Einstieg etwas in die Irre geführt, da schon die nächste Episode eher dem entspricht, was man von Herrn Itous Geschichten erwartet: einen bizarren, verdrehten, ver- und gestörten, grusligen und ekligen Clusterfuck, der nur aus den tiefsten Tiefen des menschlichen Geistes stammen kann.
Herr Itou hat schon immer Spaß verstanden. Das Mittel, um seinem Humor Ausdruck zu verleihen, ist ein Junge namens Souichi Tsuji. Man kennt ihn bereits aus der letzten Kurzgeschichten-Adaption von 2018. Er ist so etwas wie der lästige kleine Bruder, nur ungefähr eine Millionen Mal schlimmer. Man kann sich bei ihm nie so sicher sein, ob nicht doch etwas Übernatürliches sein Händchen im Spiel hat. Man kann sich nur sicher sein, dass er nicht ohne Strafe davonkommt, was das Schadenfreude-Gen im Zuseher aktiviert. Die Geschichten rund um diesen verflixten, kleinen Bengel dienen zwar der Abwechslung, sind aber nicht so der Bringer. Und wieder stellt man sich die Frage, welche Intention das Produktionsteam bei der Auswahl und der Reihenfolge der Segmente hatte, da man sich entschieden hat, eine zweite Souichi-Story zu adaptieren und diese in der zweiten Hälfte der allerletzten Episode zu zeigen. Dadurch endet der Anime nämlich so, wie er angefangen hat: auf einem Tiefpunkt.
Neben Souichi gibt es in Herrn Itous Geschichten eine weitere immer wiederkehrende Figur. Es ist seine wohl bekannteste Figur – kein Wunder, denn die unsterbliche Tomie übt eine fast schon magische Anziehungskraft auf Männer aus. Im Gegensatz zu Souichi sind ihre Geschichten frei von Humor, jedenfalls von beabsichtigtem. Trotz der Supernatural-Elemente kann man sich gut in die von Tomie verzauberten Männer hineinversetzen, da jeder Mann schon einmal von einem Sukkubus (einer Frau) verzaubert wurde.
Ich entschuldige mich im Vorfeld, dass ich jetzt persönlich werde. Nein, nicht auf diese Weise. Mich persönlich hat es gefreut, dass mit »The Hanging Balloons« eine meiner Lieblingsgeschichten adaptiert wurde. Herr Itou schafft es, etwas Willkürliches herzunehmen, dieses mit etwas anderem Willkürlichen zu verbinden und daraus eine verstörende, aber sinnvolle Geschichte zu kreieren. Sobald man oben angesprochene Geschichte kennt, wird man von diesem Zeitpunkt an Angst vor Ballons haben, denn es kann ja sein, dass … Die meisten der anderen Geschichten waren mir ebenfalls noch im Gedächtnis geblieben. Der Horror setzt sich beim Lesen des Mangas im Hirn fest und wartet nur darauf, wieder in Erinnerung gerufen zu werden. Die Geschichten von Hern Itou haben jenen Impact, den man mental nur dann übersteht, wenn man kein kleiner Hosenkacker ist. Oder verrückt. So wie ich. Anywaaaay … Wenn irgendwann noch »Jigokusei Remina« adaptiert werden sollte, ist mein Itou-Herz befriedigt.
Auf der technischen Seite sei erwähnt, dass man nicht mit Experimenten gegeizt hat. Für gewöhnlich setzt der Zeichenstil auf dunkle, aber kräftige Farben. Die Figuren besitze nur wenig Tiefe und Schattierungen, sind aber sehr charakteristisch gestaltet. Wenn es die Geschichte hergibt, sind die Farben schon mal mehr im Neon-Grell-Bereich angesiedelt, was man vor allem bei »The Bully« auf die Spitze getrieben hat. Es war das erste Mal in meiner langen Anime-Karriere, dass ich mich etwas weiter vom Bildschirm habe entfernen müssen, da ich dachte, meine Augen platzen gleich. Bei einem anderen Segment besitzen Vorder- und Hintergrund Stiche in allen möglichen Variationen. Das Manga-Format ist unter anderem deshalb besser für Horror geeignet als das Anime-Format, da ein Mangaka mithilfe eines einfachen Bleistiftes wahre Wunder wirken kann. Am nächsten kommt ein Anime an eine Bleistiftzeichnung heran, wenn man die Geschichte in Schwarz-Weiß zeigt. Es ist zwar nicht dasselbe, doch eine Veränderung der Atmosphäre ist dennoch auszumachen. »Back Alley« ist zwar nicht vollständig in Schwarz-Weiß gehalten, doch der Farbgehalt wurde deutlich zurückgeschraubt. Für zwei Segmente hat man das Bildformat vom modernen 16:9 auf das altertümliche 4:3 verändert. Im krassen Gegensatz dazu steht das breite 21:9-Format, das man für »Street of Gravestones« gewählt hat. Erwähnenswert wäre vielleicht noch, dass man die charakteristischen pupillenlosen Augen aus dem Manga übernommen hat, was den Figuren etwas Übernatürliches verleiht. Es ist ein simpler Trick, der den Zuseher dazu verleitet, die Figuren argwöhnisch zu betrachten.
Wer bereits den Anime aus 2018 kennt, der findet hier eine Adaption, die erzählerisch und technisch sowie in Sachen Atmosphäre und Gruselfaktor ähnlich angesiedelt ist. Das Horror-Genre ist im Anime-Bereich eher schwachbrüstig aufgestellt. Doch Junji Itou stellt die bekannte Ausnahme von der Regel dar. Dennoch sei für den ultimativen Horrortrip gesagt, dass: Manga > Anime.
Der Anime setzt folgende Kurzgeschichten um:
- Episode 01: »The Bizarre Hikizuri Siblings: The Seance«
- Episode 02: »The Story of the Mysterious Tunnel« und »Ice Cream Bus«
- Episode 03: »The Hanging Balloons«
- Episode 04: »The Room of Four Heavy Walls« und »Den of the Sleep Demon«
- Episode 05: »Trespassers« und »The Long Hair in the Attic«
- Episode 06: »Mold« und »Library of Illusions«
- Episode 07: »Street of Gravestones«
- Episode 08: »Layers of Fear« und »The Thing That Drifted Ashore«
- Episode 09: »Photograph«
- Episode 10: »Unbearable Maze« und »The Bully«
- Episode 11: »Back Alley« und »Headless Sculptures«
- Episode 12: »Whispering Woman« und »Souichi's Beloved Pet«
Nehmt den Manga zur Hand und lasst euch schön gruseln. Vergesst die Existenz des Animes. Vergesst Horror im Anime-Format (bis auf ein paar higurashi’sche Ausnahmen). Manga ist ein besseres Format für Horror. Das war schon immer so und das wird auch immer so bleiben. Dennoch kann man auch mit dem Anime Spaß haben – was auch immer »Spaß« im Horror-Kontext bedeuten mag …
Besonders spaßig ist bereits die erste Episode. Leider. Man bekommt die Geschichte von Junji Itous Pendant zur Addams Family zu sehen – die Hikizuri-Geschwister. Ein Mitglied hässlicher und gestörter als das andere, und dennoch befindet sich darunter ein Normalo, sodass man nicht umher kommt, ihre Blutsverwandtschaft anzuzweifeln. Herr Itou hat eben einen etwas anderen Humor. Es ist »richtiger« Schwarzer Humor, also ganz anders als jenes Horror-Comedy-Gemisch, das man in den meisten anderen Anime sieht, beispielsweise in »Mairimashita! Iruma-kun« oder »Mieruko-chan«, die der japanischen Kawaii-Kultur nicht entkommen können. Die Entscheidung, die Hikizuri-Story zum Einstieg zu präsentieren, ist mutig. Gerade die erste Episode muss zum Weitergucken animieren. Im Gegensatz zu den meisten anderen Episoden zeigt man nicht zwei, sondern nur eine Geschichte, und diese muss sitzen. Und selbst wenn sie das tut, wird der Zuseher durch diesen schwarzhumoristischen Einstieg etwas in die Irre geführt, da schon die nächste Episode eher dem entspricht, was man von Herrn Itous Geschichten erwartet: einen bizarren, verdrehten, ver- und gestörten, grusligen und ekligen Clusterfuck, der nur aus den tiefsten Tiefen des menschlichen Geistes stammen kann.
Herr Itou hat schon immer Spaß verstanden. Das Mittel, um seinem Humor Ausdruck zu verleihen, ist ein Junge namens Souichi Tsuji. Man kennt ihn bereits aus der letzten Kurzgeschichten-Adaption von 2018. Er ist so etwas wie der lästige kleine Bruder, nur ungefähr eine Millionen Mal schlimmer. Man kann sich bei ihm nie so sicher sein, ob nicht doch etwas Übernatürliches sein Händchen im Spiel hat. Man kann sich nur sicher sein, dass er nicht ohne Strafe davonkommt, was das Schadenfreude-Gen im Zuseher aktiviert. Die Geschichten rund um diesen verflixten, kleinen Bengel dienen zwar der Abwechslung, sind aber nicht so der Bringer. Und wieder stellt man sich die Frage, welche Intention das Produktionsteam bei der Auswahl und der Reihenfolge der Segmente hatte, da man sich entschieden hat, eine zweite Souichi-Story zu adaptieren und diese in der zweiten Hälfte der allerletzten Episode zu zeigen. Dadurch endet der Anime nämlich so, wie er angefangen hat: auf einem Tiefpunkt.
Neben Souichi gibt es in Herrn Itous Geschichten eine weitere immer wiederkehrende Figur. Es ist seine wohl bekannteste Figur – kein Wunder, denn die unsterbliche Tomie übt eine fast schon magische Anziehungskraft auf Männer aus. Im Gegensatz zu Souichi sind ihre Geschichten frei von Humor, jedenfalls von beabsichtigtem. Trotz der Supernatural-Elemente kann man sich gut in die von Tomie verzauberten Männer hineinversetzen, da jeder Mann schon einmal von einem Sukkubus (einer Frau) verzaubert wurde.
Ich entschuldige mich im Vorfeld, dass ich jetzt persönlich werde. Nein, nicht auf diese Weise. Mich persönlich hat es gefreut, dass mit »The Hanging Balloons« eine meiner Lieblingsgeschichten adaptiert wurde. Herr Itou schafft es, etwas Willkürliches herzunehmen, dieses mit etwas anderem Willkürlichen zu verbinden und daraus eine verstörende, aber sinnvolle Geschichte zu kreieren. Sobald man oben angesprochene Geschichte kennt, wird man von diesem Zeitpunkt an Angst vor Ballons haben, denn es kann ja sein, dass … Die meisten der anderen Geschichten waren mir ebenfalls noch im Gedächtnis geblieben. Der Horror setzt sich beim Lesen des Mangas im Hirn fest und wartet nur darauf, wieder in Erinnerung gerufen zu werden. Die Geschichten von Hern Itou haben jenen Impact, den man mental nur dann übersteht, wenn man kein kleiner Hosenkacker ist. Oder verrückt. So wie ich. Anywaaaay … Wenn irgendwann noch »Jigokusei Remina« adaptiert werden sollte, ist mein Itou-Herz befriedigt.
Auf der technischen Seite sei erwähnt, dass man nicht mit Experimenten gegeizt hat. Für gewöhnlich setzt der Zeichenstil auf dunkle, aber kräftige Farben. Die Figuren besitze nur wenig Tiefe und Schattierungen, sind aber sehr charakteristisch gestaltet. Wenn es die Geschichte hergibt, sind die Farben schon mal mehr im Neon-Grell-Bereich angesiedelt, was man vor allem bei »The Bully« auf die Spitze getrieben hat. Es war das erste Mal in meiner langen Anime-Karriere, dass ich mich etwas weiter vom Bildschirm habe entfernen müssen, da ich dachte, meine Augen platzen gleich. Bei einem anderen Segment besitzen Vorder- und Hintergrund Stiche in allen möglichen Variationen. Das Manga-Format ist unter anderem deshalb besser für Horror geeignet als das Anime-Format, da ein Mangaka mithilfe eines einfachen Bleistiftes wahre Wunder wirken kann. Am nächsten kommt ein Anime an eine Bleistiftzeichnung heran, wenn man die Geschichte in Schwarz-Weiß zeigt. Es ist zwar nicht dasselbe, doch eine Veränderung der Atmosphäre ist dennoch auszumachen. »Back Alley« ist zwar nicht vollständig in Schwarz-Weiß gehalten, doch der Farbgehalt wurde deutlich zurückgeschraubt. Für zwei Segmente hat man das Bildformat vom modernen 16:9 auf das altertümliche 4:3 verändert. Im krassen Gegensatz dazu steht das breite 21:9-Format, das man für »Street of Gravestones« gewählt hat. Erwähnenswert wäre vielleicht noch, dass man die charakteristischen pupillenlosen Augen aus dem Manga übernommen hat, was den Figuren etwas Übernatürliches verleiht. Es ist ein simpler Trick, der den Zuseher dazu verleitet, die Figuren argwöhnisch zu betrachten.
Wer bereits den Anime aus 2018 kennt, der findet hier eine Adaption, die erzählerisch und technisch sowie in Sachen Atmosphäre und Gruselfaktor ähnlich angesiedelt ist. Das Horror-Genre ist im Anime-Bereich eher schwachbrüstig aufgestellt. Doch Junji Itou stellt die bekannte Ausnahme von der Regel dar. Dennoch sei für den ultimativen Horrortrip gesagt, dass: Manga > Anime.
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