Das Geheimnis von Daddy Langbein (1990)

Watashi no Ashinaga Ojisan / 私のあしながおじさん

Rezensionen – Das Geheimnis von Daddy Langbein

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „Das Geheimnis von Daddy Langbein“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Papercrane#1
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  • Animation
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Kleine Anmerkung am Anfang: Ich habe die Serie kürzlich das Erste mal angeschaut, bei dieser Bewertung fließt also keine Nostalgie mit ein.

Watashi no Ashinaga Ojisan
ist meiner Meinung nach eine herzerwärmende Geschichte . Es ist ein Shoujo-Anime über das heranwachsende Mädchen Judy Abbott, welche eine lebhafte Persönlichkeit besitzt. Die Story ist gelungen und besitzt schön ausgearbeitete Charaktere, deren Entwicklung im Laufe der Serie gut zu verfolgen ist. Keine einzelne Folge ist mir langweilig vorgekommen. Ungewöhnlich und angenehm waren die Briefe von Judy zu ihrem unbekannten Unterstützer (die Animevorlage ist  schließlich ein Briefroman). Diese inneren Monologe ermöglichen es dem Zuschauer, sich exzellent in Judy einzufühlen. Einige Szenen haben mich sogar zu Tränen gerührt. Im ersten Teil des Animes geht es mehr um die Gewöhnung Judy's an ihr neues Leben - Gegen Ende grübelt Judy mehr über sich und ihre Wünsche und Zukunftspläne. Aber natürlich behandelt der Anime nicht nur Judy, sondern auch besonders ihre zwei Zimmergenossinnen Sally McBride und Julia Rutledge Pendelton, sowie Julia's Onkel Jerwis Pendelton, Sallie's Bruder Jimmy McBride und einige weitere Personen.

Dieser Anime mag zwar schon etwas älter sein, aber davon darf man sich nicht abschrecken lassen.
Für alle zu empfehlen, die auf ein Gemisch aus Coming-of-Age, College, soziale Unterschiede und Liebesdrama stehen.

Für manche mag es vielleicht langweilig wirken, da jene die Handlung für zu leicht durchschaubar halten, wobei ich hinzufügen möchte, dass das für Shoujo-Animes normal ist. Ich habe sie jedenfalls genossen und habe vor diesen Anime irgendwann wieder anzuschauen.
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Avatar: Asane
Redakteur
#2
Eine in mancher Hinsicht ungewöhnliche Serie.

Was wohl als erstes ins Auge fällt, ist das etwas andere Charakterdesign, das man vielleicht als Mischung aus westlichem Cartoon und überzeichnetem Comedy-Stil der 80er-Jahre-Anime bezeichnen kann. Dem entspricht auch der Grundton, den die Serie anschlägt.

Mein erster Eindruck war: Pippi Langstrumpf im Waisenhaus. Der Alltag in diesem Heim wird als turbulent, chaotisch, und doch alles in allem als liebevoll, fürsorglich geschildert, was an der Realität natürlich meilenweit vorbeigeht. Das ist einerseits egal, weil eben Comedy, andererseits werden hier einige Szenen eingeflochten, die sich später als Schlüsselmomente für Judy herausstellen. Sei es im Umgang mit Kindern generell, sei es in der Konfrontation mit wohlmeinender Nächstenliebe seitens der High Society (wobei hier die Grenze zur Karikatur gerne überschritten wird), die oft als Demütigung zur Dankbarkeit empfunden wird.

Als sie aufgrund der Zuwendungen eines unbekannten Gönners eine Highschool für höhere Töchter besuchen kann, ändert sich an der Comedy-lastigen Ausrichtung des Anime erstmal nichts; Judys blühende Phantasie und ihr etwas exzentrischer, impulsiver Charakter geraten immer gern in Konflikt mit ihrer Umgebung, speziell natürlich mit ihren eher gemächlichen, saturierten Mitschülerinnen. Aber auch mit der alternden Concierge des Wohnheims, Miss(!) Sloane, was grundsätzlich für Gags aller Art genutzt wird.
Und das ist etwas schade, denn in den letzten Folgen wird die Gute als eine Person dargestellt, die durchaus Mitgefühl für ihre Schützlinge empfindet und sich in einigen Situationen vor sie stellt und sich energisch für sie einsetzt. Aufgrund der bisherigen Strategie, Miss Sloane als absolute Lachnummer hinzustellen, die genau so lebensfern wie verbohrt ist, verpufft die Wirkung und es wirkt aufgesetzt und vielleicht auch out of character.

Was am meisten verblüfft: das Potential eines coming-of-age-Dramas wird hier großzügig genutzt. Verbleiben die ersten 10-12 Folgen ziemlich episodisch im Comedy-Bereich, entwickeln sich ab etwa Mitte der Serie größere Handlungsbögen, in denen Judy (aber eben auch ihre Zimmergenossinnen!) so einige Höhen und Tiefen erlebt und auch einige Male an sich selbst scheitert. (Schade: gerade das Kapitel um Leonora wäre stark ausbaufähig gewesen.)

Im übrigen hatte ich den Eindruck, dass die Persönlichkeiten der Charaktere gar nicht mal so klischeehaft sind, wie man hätte erwarten können; gerade die Schülerinnen in Judys Umfeld, allen voran Julia Pendleton, sind zwar am Anfang recht eindimensional gehalten (was dem Comedy-Aspekt geschuldet ist), entwickeln aber teils ungeahnte Fähigkeiten und interessante Facetten.

Apropos entwickeln:
ein besonderer Genuss ist es, nicht nur die Entwicklung dieser Persönlichkeiten mitzuverfolgen, sondern auch die körperliche Entwicklung mancher Charaktere über drei Jahre, wie zum Beispiel beim unverhofften Wiedersehen mit Sadie, oder auch bei Julia, die sich im Laufe der Zeit von der stichelnden Rivalin zur verständigen Freundin entwickelt. Und ganz besonders natürlich bei Judy selbst.
Aber dabei bleibt es nicht. Der Zuschauer erlebt auch die zeittypischen Veränderungen im Umfeld, wie etwa dem sich wandelnden Stadtbild von New York oder auch bei kleinen technischen Dingen wie der Entwicklung der Autos, der Telefone, der Mode und der Musik (Charleston).

Das alles ist wunderbar warmherzig und sehr schön anzusehen - wenn da nur eines nicht wäre: das Finale. Nicht nur, dass man den Dramapart gehörig pusht, es steht auch in Widerspruch zu den Ereignissen auf der Party der Pendletons wenige Folgen zuvor.
Denn da wird dem Zuschauer und vor allen Dingen Judy selbst klar vor Augen geführt, dass Stand, Ansehen, Abstammung alles ist und der Mensch nichts; und dass folglich ein Aschenputtel wie Judy Abbott hier nichts verloren hat. Daher wirkt es wenig glaubwürdig, wenn nun ein Hollywood-Happyend inszeniert wird, in dem Judy Abbott und Jervis Pendleton zusammenkommen und alles ist auf einmal eitel Sonnenschein und der Himmel hängt voller Geigen. Das, was sie im Innersten weiß und fühlt und was nicht von ungefähr Gegenstand ihrer Alpträume ist, soll auf einmal kein Thema mehr sein, sich in Wohlgefallen auflösen? Im echten Leben (und an dieser Stelle bewegt sich die Serie zu diesem Zeitpunkt!) wohl eher nicht: es wird immer genug Leute in dieser Gesellschaft und speziell in dieser Familie geben, die diesen glücklichen Bund zu torpedieren wissen. Jeder von den Beteiligten ist sich darüber im klaren. Günstigstenfalls kann man dieses Ende als Gegenstück zum Anfang sehen: als eine idealisierte Traumwelt, in der alles trotz äußerlich widriger Umstände zum Besten steht und alle glücklich sind und stets lustige Dinge passieren. (Warum nur muss ich jetzt gerade an Disneys "Glöckner von Notre Dame" denken…)

Und in diesem ausgeprägten Klassenbewusstsein jener Zeit liegt denn auch der Grund, warum Judy bis zum Ende um nichts in der Welt preisgeben will, woher sie wirklich stammt.

Ach ja, wer denn nun dieser geheimnisvolle unbekannte Gönner "John Smith" wirklich ist? Man muss nicht allzu Anime-erfahren sein, um das nicht nach dem ersten Dutzend Folgen zu riechen. Insbesondere da die Inszenierung an manchen Stellen einen mit dem Finger darauf stupst, und auch weil gewisse Leute sich drei-, viermal fast etwas verplappern.

Wer also abseits vom Mainstream mal etwas anderes sehen will und sowohl mit dem Charakterdesign klarkommt als auch mit der stellenweise überdrehten Comedy, sollte hier mal einen Blick riskieren.


[Edit: Links repariert.]
[Edit: diese blöden Kasus-Kongruenzen immer...]
Beitrag wurde zuletzt am 16.09.2020 01:00 geändert.
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