AsaneRedakteur
#1"Wo fange ich am besten an?"
Ganz am Anfang jedenfalls erstmal nicht. Obwohl äußerlich recht einheitlich, sind die Unterschiede der beiden Hälften der Serie zu groß, als daß man eine einheitliche Besprechung "am Stück" schreiben könnte.
Man kann es an den Episodentiteln erkennen: Ab der 9. Folge nimmt die "Handlung" zügig Fahrt auf Richtung Finale, in Riesenschritten vom Weihnachtsfest über Neujahr, Valentinstag und White Day. Eine Entwicklung, die beim unvermeidlichen Kulturfest eingeleitet wird und die nur unterbrochen bzw. gehemmt wird durch Nishikatas Schwerfälligkeit im Denken.
Bis dahin jedoch bleibt erst mal alles beim Alten.
Wie bei all den Staffeln zuvor, muss Takagi-san auch dieses mal nur geduldig warten, bis sich Nishikata selbst reinlegt, weil das Skript ihm eine besonders schwere Form von Lernresistenz abverlangt. Armer Nishikata! Ja, das kann seitens der Regie und des Storytellings (so man willens ist, der Geschichte sowas wie "Story" zu unterstellen) schon nerven; allerdings, so scheint mir, hat man hier in der ersten Hälfte des Animes sich etwas zurückgehalten und lässt diese Peinlichkeiten nicht mehr full throttle auf den Zuschauer los. Das gilt im übrigen auch für die begleitende Musik (oder ich habe mich dran gewöhnt, kann auch sein). Die grundlegenden Konstanten sind geblieben. Nishikata wirkt über lange Strecken immer noch wie einer, dem die Gabe des Denkens versagt blieb, und dies daher durch überlautes, aktionistisches Gebaren kompensiert. (Also so ähnlich wie heutigentags bei den Querdenkern.)
Und dieser Knilch, der des öfteren den Eindruck macht, er habe das Grundschulstadium noch nicht so recht hinter sich gelassen, hat doch tatsächlich die Traute, "ore" zu sagen. (Hat er denn schon überhaupt Haare da unten?) Das ist auch das Problem mit dem Sonnenuntergang. In idser Szene ist Nishikata so gefangen in seiner eingebildeten Männlichkeit, daß er solche goldenen Momente gar nicht bemerkt. Vielleicht auch noch nicht, zugegeben.
Takagi dagegen ist nicht nur ein helles Köpfchen, sie hat auch ein ausgeprägtes Talent im Improvisieren. Aber es ist nicht nur dieses ewige Geschrei, das mir gegen den Strich geht (weil gegen die Glaubwürdigkeit des ganzen) – es stört auch das Pacing der einzelnen Szenen. Wäre das, was Nishikata in seinen Endlos-Monologen so abzieht, nicht alles so total überinszeniert, hätte man tatsächlich sowas wie einen Flow, der einen nicht nur durch die Geschichte trägt, sondern durch den gesamten Anime. Wollte man wohl nicht. Noch ein Detail trägt zu dem unguten Eindruck bei: Was immer auch passiert, Nishikata will, daß es sich "verloren"* anfühlt. Das ist schon eine ausgewachsene Obsession. Die er sich irgendwann abgewöhnen sollte.
Zwischenfazit:
Man sieht also, es hat sich nicht viel geändert. Wer die bisherigen Staffeln gemocht hat, dem wird auch diese gefallen, und wer damit nicht klargekommen ist, wird auch hier seine Schwierigkeiten haben.
Allmählich, ganz allmählich werden die spezifischen Albernheiten in einen größeren Zusammenhang gestellt. Wie, siehe oben, beim Bunkasai. Das bekommt der Comedy ganz ausgezeichnet. Vor allem aber der Beziehung von Nishikata und Takagi. Und nicht nur da. Wie schon in den Staffeln zuvor, wird auch hier das "Thema des Tages" ausgelagert an die kleine Dreierbande, die die Situationen auf ihre eigene Weise nachspielt, und sei es nur darin, der ungeschminkten Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Das ist immer noch eines der unterhaltsamsten Highlights dieser Serie, teilweise sogar besser als bei unserem Protagonisten-Pärchen. Auf männlicher Seite steht immer noch das Trio der "Aho"-Fraktion, bereichert um ein Kohai-Terzett (schon wieder drei!).
Wie's in Liebesdingen gehen kann, demonstriert auch hier wieder vorbildhaft die zuckersüße Mano, assistiert von Houjou, deren Beziehung aber noch mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hat. Eine Besonderheit eigener Art bieten auch die kleinen, feinen Anspielungen, die unversehens eingestreut werden, sei's hier oder auch hier.
Was aber die ganze Serie hindurch ein wenig nervt, ist die Übersetzung. Das Problem dabei ist oft, daß sie das, was im Japanischen absichtsvoll im Unklaren gelassen wird, aufzudecken und auszudrücken versucht. Außerdem steht sie in dringendem Verdacht, daß aus dem Englischen übersetzt worden ist. Oder welchen Grund gäbe es, Nishikata aus dem "Badezimmerfenster" steigen zu lassen, wo er doch zuvor deutlich sichtbar die Toilette betreten hat?
Zu meinen persönlichen Höhepunkten gehört nach wie vor die Seiyuu von Takagi-san, Rie Takahashi, die mit bezaubernder Schlichtheit im Ausdruck ganz entscheidend die freundliche Persönlichkeit des Mädchens formt. Sowie Takagi selbst, als sie in der Bücherei häkelt und diese Kunst Nishikata beizubringen versucht. Natürlich vergeblich. Das ist dermaßen perfekt animiert, daß man die mediokren CGI-Einsprengsel an anderer Stelle gleich wieder vergisst. Aber auch die Weihnachtsfolge, die neben allen Klischees eine ganz eigene Warmherzigkeit ausstrahlt, die auch auf den Zuschauer übergreift. "Ich habe mich noch nie so erfüllt gefühlt!" darf man da von Nishikata hören. Na, wart's ab. Da gibt's noch anderes …
Jedenfalls – das ist einer der wenigen Anime-Momente, wo das einschneidende Ereignis der eigenen ersten Liebe noch einmal glasklar und in aller unnennbaren Widersprüchlichkeit einem in Erinnerung gerufen wird.
Und als letztes noch die Welt [pdf] von Takagi und Nishikata. Eine nur mühsam kaschierte Tourismuswerbung für das Städtchen Tonoshou [Google-Maps] am nördlichen Rand des Seto Binnenmeers [Wikipedia], auf halbem Weg zwischen Hiroshima und Osaka. Nicht weit weg davon befinden sich zwei Ortschaften, die dem Freund von gemächlichem Slice of Life nicht ganz unbekannt sein dürften: Onomichi und Takehara.
Fazit:
Lesen bildet. Das zeigt Takagi-san ein ums andere Mal. In welchem Wahn ist Nishikata eigentlich gefangen, daß er sich für den ultimativen Mastermind hält, der alles durchschaut und alles im Griff hat? Grundlagen, Nishikata, Grundlagen! Dazu gehört auch eine gewisse Allgemeinbildung, die man sich durch Lesen aneignet. Wie er am Ende selbst merkt, zumindest indirekt.
In einem ähnlichen Alter wie Nishikata wäre ich der glücklichste Mensch, wenn sich so jemand wie Takagi-san mit mir abgeben würde. Es besteht also Anlass zu der Hoffnung, daß er nicht mehr so derbe rumspacken muss, bloß weil sie ihm in allem voraus ist. Man ahnt, daß sich da noch einiges ändern kann. In diesem Sinne: mehr davon!
Und ist das nicht das süßeste Mädchen, das sich überhaupt denken lässt?
Ganz am Anfang jedenfalls erstmal nicht. Obwohl äußerlich recht einheitlich, sind die Unterschiede der beiden Hälften der Serie zu groß, als daß man eine einheitliche Besprechung "am Stück" schreiben könnte.
Man kann es an den Episodentiteln erkennen: Ab der 9. Folge nimmt die "Handlung" zügig Fahrt auf Richtung Finale, in Riesenschritten vom Weihnachtsfest über Neujahr, Valentinstag und White Day. Eine Entwicklung, die beim unvermeidlichen Kulturfest eingeleitet wird und die nur unterbrochen bzw. gehemmt wird durch Nishikatas Schwerfälligkeit im Denken.
Bis dahin jedoch bleibt erst mal alles beim Alten.
Wie bei all den Staffeln zuvor, muss Takagi-san auch dieses mal nur geduldig warten, bis sich Nishikata selbst reinlegt, weil das Skript ihm eine besonders schwere Form von Lernresistenz abverlangt. Armer Nishikata! Ja, das kann seitens der Regie und des Storytellings (so man willens ist, der Geschichte sowas wie "Story" zu unterstellen) schon nerven; allerdings, so scheint mir, hat man hier in der ersten Hälfte des Animes sich etwas zurückgehalten und lässt diese Peinlichkeiten nicht mehr full throttle auf den Zuschauer los. Das gilt im übrigen auch für die begleitende Musik (oder ich habe mich dran gewöhnt, kann auch sein). Die grundlegenden Konstanten sind geblieben. Nishikata wirkt über lange Strecken immer noch wie einer, dem die Gabe des Denkens versagt blieb, und dies daher durch überlautes, aktionistisches Gebaren kompensiert. (Also so ähnlich wie heutigentags bei den Querdenkern.)
Und dieser Knilch, der des öfteren den Eindruck macht, er habe das Grundschulstadium noch nicht so recht hinter sich gelassen, hat doch tatsächlich die Traute, "ore" zu sagen. (Hat er denn schon überhaupt Haare da unten?) Das ist auch das Problem mit dem Sonnenuntergang. In idser Szene ist Nishikata so gefangen in seiner eingebildeten Männlichkeit, daß er solche goldenen Momente gar nicht bemerkt. Vielleicht auch noch nicht, zugegeben.
Takagi dagegen ist nicht nur ein helles Köpfchen, sie hat auch ein ausgeprägtes Talent im Improvisieren. Aber es ist nicht nur dieses ewige Geschrei, das mir gegen den Strich geht (weil gegen die Glaubwürdigkeit des ganzen) – es stört auch das Pacing der einzelnen Szenen. Wäre das, was Nishikata in seinen Endlos-Monologen so abzieht, nicht alles so total überinszeniert, hätte man tatsächlich sowas wie einen Flow, der einen nicht nur durch die Geschichte trägt, sondern durch den gesamten Anime. Wollte man wohl nicht. Noch ein Detail trägt zu dem unguten Eindruck bei: Was immer auch passiert, Nishikata will, daß es sich "verloren"* anfühlt. Das ist schon eine ausgewachsene Obsession. Die er sich irgendwann abgewöhnen sollte.
*
Man könnte daraus durchaus auch ein Trinkspiel machen. Person 1 kippt bei jeder Erwähnung von "shoubu" [Wettkampf] sich ein Gläschen Obstler hinter die Binde, während Person 2 das bei "Takagi-san me!" [verflixte Takagi!] macht. Wer das Ende der Staffel noch erlebt, hat gewonnen.
Zwischenfazit:
Man sieht also, es hat sich nicht viel geändert. Wer die bisherigen Staffeln gemocht hat, dem wird auch diese gefallen, und wer damit nicht klargekommen ist, wird auch hier seine Schwierigkeiten haben.
Allmählich, ganz allmählich werden die spezifischen Albernheiten in einen größeren Zusammenhang gestellt. Wie, siehe oben, beim Bunkasai. Das bekommt der Comedy ganz ausgezeichnet. Vor allem aber der Beziehung von Nishikata und Takagi. Und nicht nur da. Wie schon in den Staffeln zuvor, wird auch hier das "Thema des Tages" ausgelagert an die kleine Dreierbande, die die Situationen auf ihre eigene Weise nachspielt, und sei es nur darin, der ungeschminkten Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Das ist immer noch eines der unterhaltsamsten Highlights dieser Serie, teilweise sogar besser als bei unserem Protagonisten-Pärchen. Auf männlicher Seite steht immer noch das Trio der "Aho"-Fraktion, bereichert um ein Kohai-Terzett (schon wieder drei!).
Wie's in Liebesdingen gehen kann, demonstriert auch hier wieder vorbildhaft die zuckersüße Mano, assistiert von Houjou, deren Beziehung aber noch mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hat. Eine Besonderheit eigener Art bieten auch die kleinen, feinen Anspielungen, die unversehens eingestreut werden, sei's hier oder auch hier.
Was aber die ganze Serie hindurch ein wenig nervt, ist die Übersetzung. Das Problem dabei ist oft, daß sie das, was im Japanischen absichtsvoll im Unklaren gelassen wird, aufzudecken und auszudrücken versucht. Außerdem steht sie in dringendem Verdacht, daß aus dem Englischen übersetzt worden ist. Oder welchen Grund gäbe es, Nishikata aus dem "Badezimmerfenster" steigen zu lassen, wo er doch zuvor deutlich sichtbar die Toilette betreten hat?
Zu meinen persönlichen Höhepunkten gehört nach wie vor die Seiyuu von Takagi-san, Rie Takahashi, die mit bezaubernder Schlichtheit im Ausdruck ganz entscheidend die freundliche Persönlichkeit des Mädchens formt. Sowie Takagi selbst, als sie in der Bücherei häkelt und diese Kunst Nishikata beizubringen versucht. Natürlich vergeblich. Das ist dermaßen perfekt animiert, daß man die mediokren CGI-Einsprengsel an anderer Stelle gleich wieder vergisst. Aber auch die Weihnachtsfolge, die neben allen Klischees eine ganz eigene Warmherzigkeit ausstrahlt, die auch auf den Zuschauer übergreift. "Ich habe mich noch nie so erfüllt gefühlt!" darf man da von Nishikata hören. Na, wart's ab. Da gibt's noch anderes …
Jedenfalls – das ist einer der wenigen Anime-Momente, wo das einschneidende Ereignis der eigenen ersten Liebe noch einmal glasklar und in aller unnennbaren Widersprüchlichkeit einem in Erinnerung gerufen wird.
Und als letztes noch die Welt [pdf] von Takagi und Nishikata. Eine nur mühsam kaschierte Tourismuswerbung für das Städtchen Tonoshou [Google-Maps] am nördlichen Rand des Seto Binnenmeers [Wikipedia], auf halbem Weg zwischen Hiroshima und Osaka. Nicht weit weg davon befinden sich zwei Ortschaften, die dem Freund von gemächlichem Slice of Life nicht ganz unbekannt sein dürften: Onomichi und Takehara.
Fazit:
Lesen bildet. Das zeigt Takagi-san ein ums andere Mal. In welchem Wahn ist Nishikata eigentlich gefangen, daß er sich für den ultimativen Mastermind hält, der alles durchschaut und alles im Griff hat? Grundlagen, Nishikata, Grundlagen! Dazu gehört auch eine gewisse Allgemeinbildung, die man sich durch Lesen aneignet. Wie er am Ende selbst merkt, zumindest indirekt.
In einem ähnlichen Alter wie Nishikata wäre ich der glücklichste Mensch, wenn sich so jemand wie Takagi-san mit mir abgeben würde. Es besteht also Anlass zu der Hoffnung, daß er nicht mehr so derbe rumspacken muss, bloß weil sie ihm in allem voraus ist. Man ahnt, daß sich da noch einiges ändern kann. In diesem Sinne: mehr davon!
Und ist das nicht das süßeste Mädchen, das sich überhaupt denken lässt?
Beitrag wurde zuletzt am 01.01.2024 19:23 geändert.
Kommentare
Rein aus meiner Sicht könnte die Reihe bis zur Unendlichkeit weitergehen und ich wäre happy. Mal schauen ob dies wirklich die letzte Serie der Reihe war und der Film das Finale wird. Wenn es danach endet bin ich mir sicher, dass ich mir zukünftig sicher meine Wohlfühl-Dosis abhole bei einer Runde Takagi und Nishikata.