AsaneRedakteur
#1Es gab mal eine Werbung für Weichspüler in den 70er und 80er Jahren (des 20. Jahrhunderts – das muss man wohl allmählich dazuschreiben) voll mit "kuschelweich" und "Wohlbehagen", gipfelnd in dem gesungenen Slogan "Lavendel, Oleander, Jasmin – Vernell!". So ein Anime ist »Senryuu Shoujo«. Ein Wohlfühlanime erster Güte, angenehm der Realität entfremdet, mit absolut klischeegerechtem Personal und einigen netten Mädchen mit an sich bedenklichen Verhaltensstörungen im kommunikativen Bereich.
Nanako, die Hauptperson dieser Serie, hat extreme Schwierigkeiten, sich in der Öffentlichkeit zu äußern, und das schon seit Grundschulzeiten, ohne daß wohl ein Trauma dabei eine Rolle spielte wie bei Jun Naruse. Seit dieser Zeit teilt sie sich schriftlich mit im Versmaß des Senryuu [Wikipedia], wobei sie's schon ganz zu Beginn des Animes nicht so sonderlich genau nimmt:
(Es freut mich, dich zu treffen zur Zeit der blühenden Kirschbäume)
Ja, die mittlere Zeile hat eine Silbe zu viel. Aber sei's drum. Man sieht es ja schon den Screenshots an der Nasenspitze an, daß es darauf nicht ankommt. Und wie erwähnt: Dieser Anime verweigert sich dem Konzept "Originalität" und trieft nur so vor Klischee. Aber es trieft auf angenehme Art. Realitätsbezug ist nicht so wichtig (Nanako hat ihre Senryuu immer schon griffbereit, ohne daß sie was geschrieben hätte) und wird recht schnell über die Kante geschubst. Wichtig dagegen ist dieses breite, lebensfrohe Grinsen, das die komplette Serie durchzieht. Schon die ersten Szenen der ersten Episode erzählen viel Charakteristisches über die Personen wie über die Art, wie dieser Anime angelegt ist. Angefangen von der typischen Körperhaltung während des Unterrichts über diesen Ausdruck inneren Glücks bis zu jenen eigentlich harmlosen, aber dennoch angespannten Situationen, in denen die sprachlose Nanako völlig überfordert ihrem Fluchtreflex nachgibt. Aber angesichts des dezenten Humors, der nur manchmal slapstickartig über die Stränge schlägt, sollte man nicht allzu streng mit dem Anime sein.
Dementsprechend ist auch die BGM. Kammermusikalisch, leicht und luftig, gern mit Piano & Harfe. In überspannt lustigen Szenen auch heiter hupfende Unterhaltungsmusik, die nicht wehtut. Zusammen mit den leichten, hellen Hintergründen bildet das die passende Grundierung für diesen bezaubernd anspruchslosen Anime.
Wie nicht anders zu erwarten, werden (fast) alle für das RomCom-Genre zuständigen Tropen abgeklappert. Nur Kulturfest, Weihnachten und Valentinstag fehlen. Klischeehaft sind auch die dramaturgischen Konstellationen, wie daß z.B. die zartfühlende Nanako mit dem größten Rüpel der Schule zusammen in den Literaturclub geht. Unter Führung von Amane, der normalsten Person unter den Nebencharakteren, sind Nanako und Eiji-kun die einzigen Mitglieder, bis im Verlauf der Serie noch die ebenfalls schwer kommunikationsgestörte Kino hinzustößt, die sich eher grafisch als poetisch ausdrückt, das allerdings im Turbo-Modus. Sie ist erstaunlich gesprächig, auch wenn sie nichts sagt. Außerdem gibt sie hier in dieser Veranstaltung den Moe-Blob.
Im familiären Umfeld regieren eine genki kleine Schwester (um die sich Eiji aber sehr liebevoll kümmert); eine dominante Freundin, die sich als "große Schwester" angesprochen wissen will; ein nerviger kleiner Bruder, eher verständnislos und unsensibel; sowie zwei Elternpaare mit überbesorgten Vätern und verständnisvollen Müttern.
Im ganzen kann man sagen, daß diese Serie recht solide animiert ist, da das meiste per Computer realisiert wird; aber an den Stellen den bewährten Notlösungen nachgibt, wenn das nicht so einfach zu bewerkstelligen ist. Wie bei lebhaften Szenen wie den üblichen Standardsituationen im Vergnügungspark, die wie all die Jahrzehnte zuvor als Standbilder eingefügt werden (sonst bräuchte man auch keine Speedlines). Als weitere Besonderheiten seien erwähnt: diese bizarre Gießkanne, wie auch der Umstand, daß die Animewelt voll ist von tückischen Steinen, die sich aus dem Nichts materialisieren. Und nach Vollendung ihrer Bestimmung wieder im Nichts verschwinden.
Fazit:
»Senryuu Shoujo« ist ein warmherziger Anime mit leichtem Humor in angenehmem Ambiente. Die Charaktere sind ganz nett, aber auch durchgängig stereotyp. Realiätsbezug und Plausibilität müssen sich dem unterordnen. Kurz: man bekommt das, was zu erwarten war.
Einer Unterhaltung im 5-7-5-Muster zu folgen, kann ganz schön anstrengend sein. Daher sind 12 Minuten pro Episode durchaus genug. Leider nutzt sich das Konzept recht schnell ab.
Nanako, die Hauptperson dieser Serie, hat extreme Schwierigkeiten, sich in der Öffentlichkeit zu äußern, und das schon seit Grundschulzeiten, ohne daß wohl ein Trauma dabei eine Rolle spielte wie bei Jun Naruse. Seit dieser Zeit teilt sie sich schriftlich mit im Versmaß des Senryuu [Wikipedia], wobei sie's schon ganz zu Beginn des Animes nicht so sonderlich genau nimmt:
Sakura saku
Kimi to no deai ga
Ureshikute
(Es freut mich, dich zu treffen zur Zeit der blühenden Kirschbäume)
Ja, die mittlere Zeile hat eine Silbe zu viel. Aber sei's drum. Man sieht es ja schon den Screenshots an der Nasenspitze an, daß es darauf nicht ankommt. Und wie erwähnt: Dieser Anime verweigert sich dem Konzept "Originalität" und trieft nur so vor Klischee. Aber es trieft auf angenehme Art. Realitätsbezug ist nicht so wichtig (Nanako hat ihre Senryuu immer schon griffbereit, ohne daß sie was geschrieben hätte) und wird recht schnell über die Kante geschubst. Wichtig dagegen ist dieses breite, lebensfrohe Grinsen, das die komplette Serie durchzieht. Schon die ersten Szenen der ersten Episode erzählen viel Charakteristisches über die Personen wie über die Art, wie dieser Anime angelegt ist. Angefangen von der typischen Körperhaltung während des Unterrichts über diesen Ausdruck inneren Glücks bis zu jenen eigentlich harmlosen, aber dennoch angespannten Situationen, in denen die sprachlose Nanako völlig überfordert ihrem Fluchtreflex nachgibt. Aber angesichts des dezenten Humors, der nur manchmal slapstickartig über die Stränge schlägt, sollte man nicht allzu streng mit dem Anime sein.
Dementsprechend ist auch die BGM. Kammermusikalisch, leicht und luftig, gern mit Piano & Harfe. In überspannt lustigen Szenen auch heiter hupfende Unterhaltungsmusik, die nicht wehtut. Zusammen mit den leichten, hellen Hintergründen bildet das die passende Grundierung für diesen bezaubernd anspruchslosen Anime.
Wie nicht anders zu erwarten, werden (fast) alle für das RomCom-Genre zuständigen Tropen abgeklappert. Nur Kulturfest, Weihnachten und Valentinstag fehlen. Klischeehaft sind auch die dramaturgischen Konstellationen, wie daß z.B. die zartfühlende Nanako mit dem größten Rüpel der Schule zusammen in den Literaturclub geht. Unter Führung von Amane, der normalsten Person unter den Nebencharakteren, sind Nanako und Eiji-kun die einzigen Mitglieder, bis im Verlauf der Serie noch die ebenfalls schwer kommunikationsgestörte Kino hinzustößt, die sich eher grafisch als poetisch ausdrückt, das allerdings im Turbo-Modus. Sie ist erstaunlich gesprächig, auch wenn sie nichts sagt. Außerdem gibt sie hier in dieser Veranstaltung den Moe-Blob.
Im familiären Umfeld regieren eine genki kleine Schwester (um die sich Eiji aber sehr liebevoll kümmert); eine dominante Freundin, die sich als "große Schwester" angesprochen wissen will; ein nerviger kleiner Bruder, eher verständnislos und unsensibel; sowie zwei Elternpaare mit überbesorgten Vätern und verständnisvollen Müttern.
Im ganzen kann man sagen, daß diese Serie recht solide animiert ist, da das meiste per Computer realisiert wird; aber an den Stellen den bewährten Notlösungen nachgibt, wenn das nicht so einfach zu bewerkstelligen ist. Wie bei lebhaften Szenen wie den üblichen Standardsituationen im Vergnügungspark, die wie all die Jahrzehnte zuvor als Standbilder eingefügt werden (sonst bräuchte man auch keine Speedlines). Als weitere Besonderheiten seien erwähnt: diese bizarre Gießkanne, wie auch der Umstand, daß die Animewelt voll ist von tückischen Steinen, die sich aus dem Nichts materialisieren. Und nach Vollendung ihrer Bestimmung wieder im Nichts verschwinden.
Fazit:
»Senryuu Shoujo« ist ein warmherziger Anime mit leichtem Humor in angenehmem Ambiente. Die Charaktere sind ganz nett, aber auch durchgängig stereotyp. Realiätsbezug und Plausibilität müssen sich dem unterordnen. Kurz: man bekommt das, was zu erwarten war.
Einer Unterhaltung im 5-7-5-Muster zu folgen, kann ganz schön anstrengend sein. Daher sind 12 Minuten pro Episode durchaus genug. Leider nutzt sich das Konzept recht schnell ab.
Beitrag wurde zuletzt am 07.09.2023 17:47 geändert.
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