AsaneRedakteur
#1Drei Kurzfilme à 20 Minuten von Studio Ponoc.
1. Kanini und Kanino ( カニーニとカニーノ – kaniini to kaniino)
Winzige Unterwassermenschen im Jäger-und-Sammler-Outfit (Hallo Arrietty!) bestreiten ihren gefahrvollen Lebensalltag am Grund eines Wildbachs. Feen im Libellenkostüm gibt's auch, damit der Zuschauer von Anfang an weiß, dass er mit leicht übernatürlichen, Fantasy-artigen Momenten rechnen darf.
Zur Fantasy gesellt sich gern die Unlogik; und daher fragt man sich z.B.:
Und wer beim Gedanken an wild strömendes Wasser jetzt meint, hier würde eine CGI-Orgie abgezogen, sieht sich enttäuscht: man hat sich die Mühe gespart und fast durchgängig real-life-Sequenzen verwendet, deren ruhende Teile nur leicht, gaanz leicht verfremdet wurden. Auch wenn der Rezensent das nicht so dolle findet, es funktioniert und es harmoniert. Das Gelbe vom Ei isses aber nicht.
Das ist das passende Stichwort für den nächsten Teil mit dem englischen Untertitel
2. "Life aint't gonna lose",
den man frei übersetzen kann mit "So leicht stirbt man nicht". ( サムライエッグ – samurai egg)
Dieser Film entführt uns in die schöne Welt der Lebensmittelallergie. Zuerst meint man ja, in einer Art Tierversuchsanstalt für kleine Kinder gelandet zu sein (und so abwegig ist das nicht mal), und bald konzentriert sich die Geschichte auf eine junge Mutter mit ihrem vielleicht zehnjährigen Sohn, der sich mit einer potentiell lebensbedrohlichen Ei-Allergie durchs Leben schlagen muss.
Diesmal setzt der Film auf einfache Aquarell-Optik mit Outlines im Buntstift-Stil, dennoch ist alles sehr sauber und vor allem flüssig animiert. Gerade die Kameraführung, die das Geschehen einige Male aus der Ich-Perspektive einfängt, sorgt in perfektem Zusammenspiel mit der Vertonung für hohe Eindringlichkeit, vor allem gegen Ende, als nach einem Allergieschub die Sinne des Jungen schwinden, genau wie auch die Linien im Bild.
Der letzte Beitrag setzt sich davon durch seine eher trockene, distanzierte Erzählweise ab. Im Mittelpunkt steht der berühmte Durchschnittsangestellte, der nicht nur im übertragenen Sinne unsichtbar ist für seine Umwelt, sondern auch buchstäblich. Nur das, was nicht zum Körper gehört, ist optisch wahrnehmbar: Seine Brille, die Kleidung, die Schuhe, das Essen, das er zu sich nimmt. (Daran hätte sich Ryuk mal ein Beispiel nehmen sollen!) So lautet denn auch der Titel dieses Beitrags
3. "unsichtbar" ( 透明人間 - toumei ningen)
Konsequenterweise bleibt es nicht bei dieser Unsichtbarkeit; er ist zudem auch völlig schwerelos, als hätte er keinerlei fühlbare Masse. Eine in jeder Hinsicht körperlose Erscheinung, nicht vorhanden, inexistent. Dem Thema dieses Films folgt auch die visuelle Umsetzung: alles ist verwaschen, grau in grau, trist, meistens herrscht Regenwetter.
Und in warmen Farben klart die Welt dann auf, nachdem auch hier der Protagonist unerkannt zum Helden geworden ist. Gut, diese Action am Schluss ist völlig überzogen, aber das ist eben Anime.
Notiz am Rande:
Zusammenfassend:
Erinnert der 1. Beitrag noch am ehesten an das kürzlich entstandene "Mary to Majo no Hana", so könnte man den zweiten Teil vielleicht mit Ponyo vergleichen. Bei dem letzten Film allerdings mag sich keine passende Assoziation einstellen; irgendwie wirkt das wie eine Mischung aus Cowboy Bebop und Rain Town.
Insgesamt hat man den Eindruck einer Design- oder Machbarkeitsstudie. Man darf gespannt sein, in welche Richtung die Reise gehen wird, – oder ob sich das Studio alle Möglichkeiten offen hält.
So unterschiedlich die Beiträge sind, eins ist ihnen gemeinsam: Animation auf verdammt hohem Niveau. Und das meint in erster Linie: Bewegungsanimation. Laufbewegungen, Fallbewegungen, Beschleunigungen, Timing. Das ist alles perfekt und lässt einen mit offenem Mund vor dem Monitor zurück, dass man Gefahr läuft, die Tastatur vollzusabbern.
1. Kanini und Kanino ( カニーニとカニーノ – kaniini to kaniino)
Winzige Unterwassermenschen im Jäger-und-Sammler-Outfit (Hallo Arrietty!) bestreiten ihren gefahrvollen Lebensalltag am Grund eines Wildbachs. Feen im Libellenkostüm gibt's auch, damit der Zuschauer von Anfang an weiß, dass er mit leicht übernatürlichen, Fantasy-artigen Momenten rechnen darf.
Zur Fantasy gesellt sich gern die Unlogik; und daher fragt man sich z.B.:
- Tränen unter Wasser, wie funktioniert das hier? Ist das eine besondere Sorte Öl?
- Funktioniert die Akustik tatsächlich genau so wie außerhalb des Wassers? (Nagi no Asukara lässt grüßen!)
- Die Mini-Menschen können im Wasser so gut wie außerhalb des Wassers leben. Wie das?
- Wie sinnvoll sind in der Wasserwelt Windeln?
(der Vater geht in der reißenden Strömung verloren und wird, verletzt, aber lebend, gefunden)
es geht daher vor allem um emotionale Momente in einer Welt des Fressen-und-Gefressen-Werdens. Bewegungsabläufe, Szenenschnitte und Kameraführung sorgen für ein stimmiges Ganzes, das irgendwo zwischen ungemein warmherzig und grenzwertig kitschig liegt.Und wer beim Gedanken an wild strömendes Wasser jetzt meint, hier würde eine CGI-Orgie abgezogen, sieht sich enttäuscht: man hat sich die Mühe gespart und fast durchgängig real-life-Sequenzen verwendet, deren ruhende Teile nur leicht, gaanz leicht verfremdet wurden. Auch wenn der Rezensent das nicht so dolle findet, es funktioniert und es harmoniert. Das Gelbe vom Ei isses aber nicht.
Das ist das passende Stichwort für den nächsten Teil mit dem englischen Untertitel
2. "Life aint't gonna lose",
den man frei übersetzen kann mit "So leicht stirbt man nicht". ( サムライエッグ – samurai egg)
Dieser Film entführt uns in die schöne Welt der Lebensmittelallergie. Zuerst meint man ja, in einer Art Tierversuchsanstalt für kleine Kinder gelandet zu sein (und so abwegig ist das nicht mal), und bald konzentriert sich die Geschichte auf eine junge Mutter mit ihrem vielleicht zehnjährigen Sohn, der sich mit einer potentiell lebensbedrohlichen Ei-Allergie durchs Leben schlagen muss.
Diesmal setzt der Film auf einfache Aquarell-Optik mit Outlines im Buntstift-Stil, dennoch ist alles sehr sauber und vor allem flüssig animiert. Gerade die Kameraführung, die das Geschehen einige Male aus der Ich-Perspektive einfängt, sorgt in perfektem Zusammenspiel mit der Vertonung für hohe Eindringlichkeit, vor allem gegen Ende, als nach einem Allergieschub die Sinne des Jungen schwinden, genau wie auch die Linien im Bild.
Der letzte Beitrag setzt sich davon durch seine eher trockene, distanzierte Erzählweise ab. Im Mittelpunkt steht der berühmte Durchschnittsangestellte, der nicht nur im übertragenen Sinne unsichtbar ist für seine Umwelt, sondern auch buchstäblich. Nur das, was nicht zum Körper gehört, ist optisch wahrnehmbar: Seine Brille, die Kleidung, die Schuhe, das Essen, das er zu sich nimmt. (Daran hätte sich Ryuk mal ein Beispiel nehmen sollen!) So lautet denn auch der Titel dieses Beitrags
3. "unsichtbar" ( 透明人間 - toumei ningen)
Konsequenterweise bleibt es nicht bei dieser Unsichtbarkeit; er ist zudem auch völlig schwerelos, als hätte er keinerlei fühlbare Masse. Eine in jeder Hinsicht körperlose Erscheinung, nicht vorhanden, inexistent. Dem Thema dieses Films folgt auch die visuelle Umsetzung: alles ist verwaschen, grau in grau, trist, meistens herrscht Regenwetter.
Und in warmen Farben klart die Welt dann auf, nachdem auch hier der Protagonist unerkannt zum Helden geworden ist. Gut, diese Action am Schluss ist völlig überzogen, aber das ist eben Anime.
Notiz am Rande:
Ironischerweise ist der einzige Mensch, von dem er wahrgenommen wird, ein Mann mit Hund. Mit Blindenhund.
Zusammenfassend:
Erinnert der 1. Beitrag noch am ehesten an das kürzlich entstandene "Mary to Majo no Hana", so könnte man den zweiten Teil vielleicht mit Ponyo vergleichen. Bei dem letzten Film allerdings mag sich keine passende Assoziation einstellen; irgendwie wirkt das wie eine Mischung aus Cowboy Bebop und Rain Town.
Insgesamt hat man den Eindruck einer Design- oder Machbarkeitsstudie. Man darf gespannt sein, in welche Richtung die Reise gehen wird, – oder ob sich das Studio alle Möglichkeiten offen hält.
So unterschiedlich die Beiträge sind, eins ist ihnen gemeinsam: Animation auf verdammt hohem Niveau. Und das meint in erster Linie: Bewegungsanimation. Laufbewegungen, Fallbewegungen, Beschleunigungen, Timing. Das ist alles perfekt und lässt einen mit offenem Mund vor dem Monitor zurück, dass man Gefahr läuft, die Tastatur vollzusabbern.
Beitrag wurde zuletzt am 17.12.2020 00:24 geändert.
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