
SabriSonneRedakteur
#1Mich hat es schon lange unter den Fingern gejuckt für Fairy Tail eine Review zu schreiben - warum? Fairy Tail war für mich ein Anime, der mich über 10 Jahre hinweg begleitet hat, der mich dazu bewogen hat mir meinen ersten Manga überhaupt zu kaufen und während dem ich zum ersten Mal überhaupt einen Synchronsprecher gegooglet habe, der sich für mich bis heute als mein absoluter Lieblingssprecher hält (Yuichi Nakamura) - aber dann ist leider etwas gehörig schief gelaufen...
(Info: Gesamtüberblick über alle Fairy Tail Staffeln!)
2009 - Fairy Tail startet
Als ich mit Anime angefangen hatte, hatte ich keine Ahnung von diesem wöchentlichen Prinzip. Fairy Tail war der erste Anime, den ich nach 4 bereits ausgestrahlten Folgen so angeschaut habe - und ich habe ihn geliebt. Jeden Samstag nach dem Mittagessen (ich hatte Vormittag zu tun) gab's bis 2013 eine neue Folge Fairy Tail. Wie gebannt habe ich vor dem Bildschirm geklebt - warum?
Fairy Tail hat zu Beginn eine tolle Animation - warum ich das sage?! Nach Serie 1 wechselt die Serie ihr Studio, was sich wahnsinnig auf die Qualität auswirken wird, aber dazu später mehr. Die Bilder beinhalten zwar wahnsinnig viele Standbilder, was für Fighting-Shounen nicht überrascht, aber die gezeichneten Emotionen im Slapstick-Style, die Farben und v.a. die Kämpfe mit dem Einbau von CGI sind toll. Insgesamt ist die Magie im CGI-Style extremst gut gelungen und rundet das Gesamtbild toll ab.
Dazu gibt es interessante Storys im typischen Arc-Design, in der immer wieder der Endgegner des Tages niedergemetzelt werden muss. Für Fighting-Shounen typisch ist die Sterberate sehr gering, die paar Charaktere, die dann aber doch mal das Zeitliche segnen werden stellenweise so emotional verabschiedet, dass man diese Szenen auf ewig im Gedächtnis behält. Überzeugend sind ebenso die einzelnen Grundideen der Arcs, die von der klassischen Rachegeschichte über das Kindheitstrauma bishin zur Parallelwelt handeln. Dabei wiederholen sich Storyelemente nur selten, Gegner und Organisationen erhalten interessante Beweggründe und Hintergrundgeschichten und immer wieder sind andere Figuren aus dem Hauptcast mehr oder weniger betroffen. So entsteht trotz der Fülle der Charaktere eine gute Ausgewogenheit, da jeder in einem anderen Maß für die jeweilige Geschichte interessant ist. Die Kämpfe sind ansprechend, variieren auch vom Schwierigkeitsgrad und der Taktik gut und bringen teils interessante Gegner hervor. Unterstrichen von einem mehr als nur grandiosen Soundtrack, behält man sehr viele Kämpfe im Gedächtnis, was ich für einen Fighting-Shounen fast schon bemerkenswert finde.
Die einzelnen Arcs haben ein tolles Pacing, und obwohl es zahlreiche "1 Folge = 1 Kampf"-Episoden gibt, hat man nur selten das Gefühl, dass Charaktere lange nicht Teil der Handlung sind oder selten gezeigt werden. Selbst den Wettkampf zum Ende der Serie kann man gut ansehen, obwohl der eigene Lieblingscharakter folgenlang keine Hauptrolle spielt, sondern nur zuschaut. Grund hierfür ist, dass die Handlung schnell voran gebracht wird, in jeder Folge passiert irgendetwas, sodass die Arcs mit im Schnitt 10 bis 20 Folgen (gerade zu Beginn, später etwas länger) eine sehr angenehme Länge haben.
Zwischen den Arcs finden sich immer wieder niedliche Filler-Folgen, die hier eindeutig nicht stören - ganz im Gegenteil! Die meisten sind dabei unglaublich lustig, zeigen die Figuren in einem anderen Licht oder vertiefen ihre Beziehung zueinander. Selbst verständlich gibt es Ideen, die man nicht mag, aber das sind bei 175 gezeigten Folgen nicht viele.
Für mich das herausragendste sind jedoch die Figuren. Diese sind zwar die absoluten Stereotypen, die sich auch nur bedingt weiter entwickeln, aber nichts desto trotz sind sie mega sympathisch. Bei den 4 Hauptfiguren Lucy, Natsu, Gray und Erza sollte für jeden der passende dabei sein, den man auf seiner Reise beobachten möchte. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass jeder zwar seinen eigenen Arc bekommt, in dem er/sie eine Hauptrolle spielt und Hintergrundinformationen (Vergangenheit etc.) beleuchtet werden, aber viele Handlungsstränge spielen über weite Teile der Gesamtlaufzeit eine wichtige Rolle. Mein persönliches Highlight war dabei die Geschichte von Gray, die sich weit über 250 Folgen zieht und wo ich irgendwann nur noch mit dem Gefühl "Kann diesem Jungen nicht einmal nicht das Herz rausgerissen werden!!" ungläubig vor dem Bildschirm saß.
Insgesamt spielt die Serie gut mit den Emotionen der einzelnen Figuren. Es wird mehr als nur einmal geweint, dazu eine Musik, die einen beinahe mitheulen lässt. Gleichzeitig steht immer wieder das Gefühl "Freude durch dick und dünn" im Vordergrund, was einem zwar laufend ins Gesicht geschlagen wird, aber was man dieser Gruppe einfach sowas von abnimmt. Dabei wird die Thematik nicht kitschig dargestellt, sondern wird hierbei Sympathieträger, da alle Charaktere auch allein stark genug sind. So wird die Freundschaft mehr "das Tüpfelchen auf dem i" und ermöglicht einige Interaktionen, die gerade bei den Hauptcharakteren im späteren Verlauf zu beinahe geschwisterlichen Rollen führen. Und diese Entwicklung ist sehr schön.
Typisch Fighting-Shounen wird der Cast extremst erweitert, neue Gefährten schließen sich an, neue Gegner tauchen auf. Klar, da gibt es Lieblinge und da gibt es die Verhassten, aber im Großen und Ganzen hat Fairy Tail gut durchdachte Figuren, von denen auch Gegner immer mal wieder auftauchen und in anderen Zusammenhängen Rollen übernehmen.
Und dann gibt es noch die Synchro - Halleluja! Typisch unendlicher Fighting-Shounen waren es nicht die super bekannten Seiyuus (Synchronsprecher), die 2009 für die Rollen gecastet wurden. Vielmehr haben sich die Produzenten darauf konzentriert, die passenden Stimmen zu finden - und es ist ihnen mehr als nur hervorragend gelungen! Für mich ist Fairy Tail einer der am besten gecasteten Anime, die es bis heute gibt! Die Stimmen passen wie Arsch auf Eimer, stellenweise entdeckt man sogar Charaktereigenschaften der Figuren in ihren Sprechern wieder. Die stimmliche Qualität ist dabei sowohl bei Actionszenen als auch während der Slapstick auf einem sehr, sehr hohen Niveau.
Besonders positiv möchte hierbei die Folge "Changeling" (Folge 19) hervorheben, in der die Hauptfiguren Körper tauschen (Natsu - Loki / Gray - Lucy / Happy - Erza). So bin ich bis heute noch von der Leistung des Casts beeindruckt. Tetsuya Kakihara wechselt dabei von einem wilden Natsu zu einem Loki mit sexy Unterton, Yuichi Nakamura synchronisiert eine Lucy in Grays Körper, ohne dabei schwul zu wirken, sondern fängt den Charakter perfekt ein (und wer seine Stimme kennt, kennt seine stimmliche Grundvorrausetzung) und bei Happy in Erzas Körper fragt man sich, ob da tatsächlich noch Sayaka Oohara hinterm Mikrofon steht, so sehr verstellt sie ihre Stimme.
Man merkt, dass die Synchronsprecher hinter ihren Figuren stehen. Die Stimmfarben passen perfekt, die spezifischen Eigenheiten der Charaktere sind stimmlich grandios eingefangen (da wird selbst das Kreischen von Lucy zum absoluten Lacher der Folge!) - rundum: man hätte nicht besser casten können!
nach der Pause 2013 - Fairy Tail kommt zurück
Als die Nachricht vom Ende kam, war ich mehr als traurig, da mich Fairy Tail über lange Zeit (2009 - 2013) jeden Samstag begleitet hatte und meine Routine zum Ende kam. Umso mehr freute ich mich über die angekündigte Fortsetzung - aber dann lief etwas gewaltig schief.
Zu allererst fällt das andere Pacing auf. Dies liegt selbstverständlicher Weise an der Mangavorlage, aber wo Staffel 1 in 100 Folgen knapp 10 unterschiedliche Arcs mit Tiefgang und teilweise extremst gegensätzlicher Story sowie einige spitzen Fillerepisoden durchbringt, schafft Staffel 2 gerade einmal die Hälfte, wobei einer davon eine Spin-off Serie ist. Und gerade hier merkt man das, es wird zäh. Vorbei ist das "jede Folge passiert etwas anderes" und "die Story wird vorangetrieben". Stattdessen klebt man folgenlang an einem Rhythmus, in dem jeder Charakter einen Gegner besiegt, ob die Kämpfe wichtig sind oder nicht. Die typischen Handlanger-Kämpfe werden stellenweise aufgeplustert wie Finalkämpfe und bei Finalkämpfen könnte man meinen die Welt geht unter. Alles wird lang, Charaktere tauchen folgenlang (und für mich wochenlang!!) nicht auf, weil der Anime es nicht mehr schafft, ordentlich zwischen den Handlungsorten zu wechseln. Stattdessen entstehen Fokus-Folgen, in denen entweder Handlungen in den Vordergrund gerückt oder nebeneinander ablaufende Handlungen gleichgewichtet werden (z.B. wird oft von einem wichtigen Kampf weggeschalten, um vollkommen unbelanglose Storys und Unterhaltungen zu verfolgen, obwohl man lieber den Kampf beobachten will!). So fällt leider auch die Thematik der sinnvollen Kämpfe (Kämpfe, die neben der Action auch die Handlung weiterbringen oder Charaktereigenschaften aufbauen) weg, da die Kämpfe selbst nicht an einem Stück gezeigt werden und somit ein Nachvollziehen erschwert wird.
Die 3. Staffel treibt dieses Problem noch auf die Spitze. Klar, es geht Richtung Finale und da muss es zu einem Wechsel des Erzählstils kommen, um alle Handlungsstränge zu einem Ende zu bringen, aber es wird schlicht und einfach ermüdend. Die Gegner sind nicht mehr spannend genug, da sie als einzige Motivation nur noch den Weltuntergang haben, wodurch sie außerdem noch extremst unrealistisch, auf keiner Weise nachvollziehbar und v.a. austauschbar werden. So merkt man sich bei einigen nicht einmal mehr die Namen, sodass die Kämpfe stellenweise sogar belanglos werden. Und das ist für ein solches Format schlicht und einfach tödlich. Zwar retten sich Staffel 2 und 3 mit einigen emotionalen Momenten und Twists in der Handlung, aber selbst das kann nicht von dem austauschbaren Standard ablenken, zu dem sich Fairy Tail entwickelt.
Zusätzlich fällt außerdem das immer nerviger werdende Ecchi-Genre auf. Es stimmt, auch die 1. Staffel ist nicht ganz harmlos (so rennt Gray dort schon mehrmals nackt durch die Weltgeschichte und Röcke wehen auch mehr als einmal flattrig umher), aber in Staffel 1 läuft das ganze als Comedy, und das auch noch gut. Es ist jedes Mal lustig, wenn die anderen Charaktere Gray darauf aufmerksam machen, dass er in Unterhose da steht, und man selbst lacht mehr als einmal, wenn er von einer Szene auf die nächste plötzlich nichts mehr an hat, aber in der 2. Staffel wird es zu viel. Lucy scheint sich in der Pause eine Brustvergrößerung geleistet zu haben, sich aber nicht neu eingekleidet zu haben und Wendy und Levy definieren sich nur noch über ihren nicht vorhandenen Vorbau. Durch unnötige Aktionen wird mehr als nur einmal ein Rock hochgeweht, ab und zu werden v.a. die weiblichen Figuren in unmöglichen Positionen gezeichnet, und die Kleidung wird bei einem Großteil der Kämpfe immer genau so weit zerfetzt, dass die empfindlichen Stellen gerade noch so verdeckt sind.
So verwandelt sich die gelungene Ecchi-Comedy der 1. Staffel in einen extremen Fanservice - und das nervt mich tierisch!!
Aber der größte Qualitätsabstieg ist die Animation selbst. Das Design ist farblich deutlich gedeckter, auch einzelne Haarfarben wurden leicht verändert (besonders auffällig bei Gray). Für mich passt das einfach nicht zu Fairy Tail, das durch seine bunte Animation und Slapstick lebt. Noch schwerer ins Gewicht fallen jetzt aber die mehr als grauenhaften Standbilder, bei denen stellenweise sogar die Gesichtsausdrücke schon vorgezeichnet sind, damit es ja keine bildliche Reaktion mehr auf andere Figuren gibt (sprich: man sieht den Witz schon kommen). Das macht das Folgen der Unterhaltungen stellenweise wirklich anstrengend bis sogar nervig, v.a. da viele Szenen und Witze einfach nicht mehr zünden und die Comedy beinahe schon gezwungen daher kommt. Actionszenen sind ruckelig, es gibt kaum fließende Übergänge und ab und zu hat man das Gefühl, als hätten die Macher einfach ein Bild des Charakters über den Hintergrund gezogen.
Das allein ist schon eine Vollkatastrophe, aber kombiniert mit der immer noch grandiosen Synchronisation tut das wirklich weh! Die Seiyuus sprechen ihren Text mit einer solchen Hingabe, geben charakterliche Tiefe und spielen die einzelnen Situationen und Stimmungen perfekt aus - und bekommen als Belohnung die schlecht ausgearbeitetsten Szenenbilder, die ich bis heute gesehen habe. In Kombination wirkt das an einigen Stellen beinahe schon peinlich, weil dadurch schnell der Eindruck von Over-Acting entsteht. Noch einmal, dass ist jedoch nicht der Leistung des Casts geschuldet, sondern einfach der erbärmlichen Animation.
Fazit
Und so entwickelt sich Fairy Tail von einem der besten Fighting-Shounen zu einem wirklich anstrengenden, dem man die Länge ansieht. Hauptgründe sind dabei v.a. die Animation, das austauschbare Setting der Arcs der letzten Staffeln und das langatmige Pacing.
Wenn ich heute an Fairy Tail denke, erinnere ich mich zu 90% an Folgen der ersten Staffel, obwohl diese bereits länger zurück liegen. Auch Filler-Arcs der 1. Staffel empfand ich stellenweise als deutlich spannender. All diese Folgen sind besonders und haben ihren eigenen Charme, während Staffel 2 und 3 mit diesem "Epic-World-End" Charakter kaum Eindruck hinterlassen. Auch ein Rewatch von einzelnen Folgen oder Arcs fällt in den späteren Staffeln schwer, da handlungstechnisch einfach zu langsam vorangeschritten wird und zu wenig passiert. So greift man zwangsläufig meist auf die ersten Mangas bzw. Folgen der 1. Staffel zurück.
Als Fazit gibt es heute 2 Bilder von mir. Zum einen ein "Meisterwerk" für die 1. Staffel, die einfach nur extremst viel Spaß macht und für mich Charaktere erschaffen hat, die ich immer lieben werde. Kombiniert mit tollen Storyideen einfach ein Must-Have-Seen! Zum anderen bekommen Staffel 2 und 3 eine "Enttäuschung", da sich Fairy Tail für mich verschleppt (was natürlich auch an der Manga-Vorlage liegt) und am Ende einfach nur noch wenig mit meiner geliebten Serie von 2009 gemeinsam hat. Würde ich diese Staffeln nämlich tatsächlich unabhängig der 1. Staffel bewerten, wären sie deutlich weiter unten in meinem Ranking gelandet.
So bleibt ein Gefühl, als hätte Fairy Tail seinen eigenen Charakter verloren und ihn nie wieder gefunden.


(Info: Gesamtüberblick über alle Fairy Tail Staffeln!)
2009 - Fairy Tail startet
Als ich mit Anime angefangen hatte, hatte ich keine Ahnung von diesem wöchentlichen Prinzip. Fairy Tail war der erste Anime, den ich nach 4 bereits ausgestrahlten Folgen so angeschaut habe - und ich habe ihn geliebt. Jeden Samstag nach dem Mittagessen (ich hatte Vormittag zu tun) gab's bis 2013 eine neue Folge Fairy Tail. Wie gebannt habe ich vor dem Bildschirm geklebt - warum?
Fairy Tail hat zu Beginn eine tolle Animation - warum ich das sage?! Nach Serie 1 wechselt die Serie ihr Studio, was sich wahnsinnig auf die Qualität auswirken wird, aber dazu später mehr. Die Bilder beinhalten zwar wahnsinnig viele Standbilder, was für Fighting-Shounen nicht überrascht, aber die gezeichneten Emotionen im Slapstick-Style, die Farben und v.a. die Kämpfe mit dem Einbau von CGI sind toll. Insgesamt ist die Magie im CGI-Style extremst gut gelungen und rundet das Gesamtbild toll ab.
Dazu gibt es interessante Storys im typischen Arc-Design, in der immer wieder der Endgegner des Tages niedergemetzelt werden muss. Für Fighting-Shounen typisch ist die Sterberate sehr gering, die paar Charaktere, die dann aber doch mal das Zeitliche segnen werden stellenweise so emotional verabschiedet, dass man diese Szenen auf ewig im Gedächtnis behält. Überzeugend sind ebenso die einzelnen Grundideen der Arcs, die von der klassischen Rachegeschichte über das Kindheitstrauma bishin zur Parallelwelt handeln. Dabei wiederholen sich Storyelemente nur selten, Gegner und Organisationen erhalten interessante Beweggründe und Hintergrundgeschichten und immer wieder sind andere Figuren aus dem Hauptcast mehr oder weniger betroffen. So entsteht trotz der Fülle der Charaktere eine gute Ausgewogenheit, da jeder in einem anderen Maß für die jeweilige Geschichte interessant ist. Die Kämpfe sind ansprechend, variieren auch vom Schwierigkeitsgrad und der Taktik gut und bringen teils interessante Gegner hervor. Unterstrichen von einem mehr als nur grandiosen Soundtrack, behält man sehr viele Kämpfe im Gedächtnis, was ich für einen Fighting-Shounen fast schon bemerkenswert finde.
Die einzelnen Arcs haben ein tolles Pacing, und obwohl es zahlreiche "1 Folge = 1 Kampf"-Episoden gibt, hat man nur selten das Gefühl, dass Charaktere lange nicht Teil der Handlung sind oder selten gezeigt werden. Selbst den Wettkampf zum Ende der Serie kann man gut ansehen, obwohl der eigene Lieblingscharakter folgenlang keine Hauptrolle spielt, sondern nur zuschaut. Grund hierfür ist, dass die Handlung schnell voran gebracht wird, in jeder Folge passiert irgendetwas, sodass die Arcs mit im Schnitt 10 bis 20 Folgen (gerade zu Beginn, später etwas länger) eine sehr angenehme Länge haben.
Zwischen den Arcs finden sich immer wieder niedliche Filler-Folgen, die hier eindeutig nicht stören - ganz im Gegenteil! Die meisten sind dabei unglaublich lustig, zeigen die Figuren in einem anderen Licht oder vertiefen ihre Beziehung zueinander. Selbst verständlich gibt es Ideen, die man nicht mag, aber das sind bei 175 gezeigten Folgen nicht viele.
Für mich das herausragendste sind jedoch die Figuren. Diese sind zwar die absoluten Stereotypen, die sich auch nur bedingt weiter entwickeln, aber nichts desto trotz sind sie mega sympathisch. Bei den 4 Hauptfiguren Lucy, Natsu, Gray und Erza sollte für jeden der passende dabei sein, den man auf seiner Reise beobachten möchte. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass jeder zwar seinen eigenen Arc bekommt, in dem er/sie eine Hauptrolle spielt und Hintergrundinformationen (Vergangenheit etc.) beleuchtet werden, aber viele Handlungsstränge spielen über weite Teile der Gesamtlaufzeit eine wichtige Rolle. Mein persönliches Highlight war dabei die Geschichte von Gray, die sich weit über 250 Folgen zieht und wo ich irgendwann nur noch mit dem Gefühl "Kann diesem Jungen nicht einmal nicht das Herz rausgerissen werden!!" ungläubig vor dem Bildschirm saß.
Insgesamt spielt die Serie gut mit den Emotionen der einzelnen Figuren. Es wird mehr als nur einmal geweint, dazu eine Musik, die einen beinahe mitheulen lässt. Gleichzeitig steht immer wieder das Gefühl "Freude durch dick und dünn" im Vordergrund, was einem zwar laufend ins Gesicht geschlagen wird, aber was man dieser Gruppe einfach sowas von abnimmt. Dabei wird die Thematik nicht kitschig dargestellt, sondern wird hierbei Sympathieträger, da alle Charaktere auch allein stark genug sind. So wird die Freundschaft mehr "das Tüpfelchen auf dem i" und ermöglicht einige Interaktionen, die gerade bei den Hauptcharakteren im späteren Verlauf zu beinahe geschwisterlichen Rollen führen. Und diese Entwicklung ist sehr schön.
Typisch Fighting-Shounen wird der Cast extremst erweitert, neue Gefährten schließen sich an, neue Gegner tauchen auf. Klar, da gibt es Lieblinge und da gibt es die Verhassten, aber im Großen und Ganzen hat Fairy Tail gut durchdachte Figuren, von denen auch Gegner immer mal wieder auftauchen und in anderen Zusammenhängen Rollen übernehmen.
Und dann gibt es noch die Synchro - Halleluja! Typisch unendlicher Fighting-Shounen waren es nicht die super bekannten Seiyuus (Synchronsprecher), die 2009 für die Rollen gecastet wurden. Vielmehr haben sich die Produzenten darauf konzentriert, die passenden Stimmen zu finden - und es ist ihnen mehr als nur hervorragend gelungen! Für mich ist Fairy Tail einer der am besten gecasteten Anime, die es bis heute gibt! Die Stimmen passen wie Arsch auf Eimer, stellenweise entdeckt man sogar Charaktereigenschaften der Figuren in ihren Sprechern wieder. Die stimmliche Qualität ist dabei sowohl bei Actionszenen als auch während der Slapstick auf einem sehr, sehr hohen Niveau.
Besonders positiv möchte hierbei die Folge "Changeling" (Folge 19) hervorheben, in der die Hauptfiguren Körper tauschen (Natsu - Loki / Gray - Lucy / Happy - Erza). So bin ich bis heute noch von der Leistung des Casts beeindruckt. Tetsuya Kakihara wechselt dabei von einem wilden Natsu zu einem Loki mit sexy Unterton, Yuichi Nakamura synchronisiert eine Lucy in Grays Körper, ohne dabei schwul zu wirken, sondern fängt den Charakter perfekt ein (und wer seine Stimme kennt, kennt seine stimmliche Grundvorrausetzung) und bei Happy in Erzas Körper fragt man sich, ob da tatsächlich noch Sayaka Oohara hinterm Mikrofon steht, so sehr verstellt sie ihre Stimme.
Man merkt, dass die Synchronsprecher hinter ihren Figuren stehen. Die Stimmfarben passen perfekt, die spezifischen Eigenheiten der Charaktere sind stimmlich grandios eingefangen (da wird selbst das Kreischen von Lucy zum absoluten Lacher der Folge!) - rundum: man hätte nicht besser casten können!
nach der Pause 2013 - Fairy Tail kommt zurück
Als die Nachricht vom Ende kam, war ich mehr als traurig, da mich Fairy Tail über lange Zeit (2009 - 2013) jeden Samstag begleitet hatte und meine Routine zum Ende kam. Umso mehr freute ich mich über die angekündigte Fortsetzung - aber dann lief etwas gewaltig schief.
Zu allererst fällt das andere Pacing auf. Dies liegt selbstverständlicher Weise an der Mangavorlage, aber wo Staffel 1 in 100 Folgen knapp 10 unterschiedliche Arcs mit Tiefgang und teilweise extremst gegensätzlicher Story sowie einige spitzen Fillerepisoden durchbringt, schafft Staffel 2 gerade einmal die Hälfte, wobei einer davon eine Spin-off Serie ist. Und gerade hier merkt man das, es wird zäh. Vorbei ist das "jede Folge passiert etwas anderes" und "die Story wird vorangetrieben". Stattdessen klebt man folgenlang an einem Rhythmus, in dem jeder Charakter einen Gegner besiegt, ob die Kämpfe wichtig sind oder nicht. Die typischen Handlanger-Kämpfe werden stellenweise aufgeplustert wie Finalkämpfe und bei Finalkämpfen könnte man meinen die Welt geht unter. Alles wird lang, Charaktere tauchen folgenlang (und für mich wochenlang!!) nicht auf, weil der Anime es nicht mehr schafft, ordentlich zwischen den Handlungsorten zu wechseln. Stattdessen entstehen Fokus-Folgen, in denen entweder Handlungen in den Vordergrund gerückt oder nebeneinander ablaufende Handlungen gleichgewichtet werden (z.B. wird oft von einem wichtigen Kampf weggeschalten, um vollkommen unbelanglose Storys und Unterhaltungen zu verfolgen, obwohl man lieber den Kampf beobachten will!). So fällt leider auch die Thematik der sinnvollen Kämpfe (Kämpfe, die neben der Action auch die Handlung weiterbringen oder Charaktereigenschaften aufbauen) weg, da die Kämpfe selbst nicht an einem Stück gezeigt werden und somit ein Nachvollziehen erschwert wird.
Die 3. Staffel treibt dieses Problem noch auf die Spitze. Klar, es geht Richtung Finale und da muss es zu einem Wechsel des Erzählstils kommen, um alle Handlungsstränge zu einem Ende zu bringen, aber es wird schlicht und einfach ermüdend. Die Gegner sind nicht mehr spannend genug, da sie als einzige Motivation nur noch den Weltuntergang haben, wodurch sie außerdem noch extremst unrealistisch, auf keiner Weise nachvollziehbar und v.a. austauschbar werden. So merkt man sich bei einigen nicht einmal mehr die Namen, sodass die Kämpfe stellenweise sogar belanglos werden. Und das ist für ein solches Format schlicht und einfach tödlich. Zwar retten sich Staffel 2 und 3 mit einigen emotionalen Momenten und Twists in der Handlung, aber selbst das kann nicht von dem austauschbaren Standard ablenken, zu dem sich Fairy Tail entwickelt.
Zusätzlich fällt außerdem das immer nerviger werdende Ecchi-Genre auf. Es stimmt, auch die 1. Staffel ist nicht ganz harmlos (so rennt Gray dort schon mehrmals nackt durch die Weltgeschichte und Röcke wehen auch mehr als einmal flattrig umher), aber in Staffel 1 läuft das ganze als Comedy, und das auch noch gut. Es ist jedes Mal lustig, wenn die anderen Charaktere Gray darauf aufmerksam machen, dass er in Unterhose da steht, und man selbst lacht mehr als einmal, wenn er von einer Szene auf die nächste plötzlich nichts mehr an hat, aber in der 2. Staffel wird es zu viel. Lucy scheint sich in der Pause eine Brustvergrößerung geleistet zu haben, sich aber nicht neu eingekleidet zu haben und Wendy und Levy definieren sich nur noch über ihren nicht vorhandenen Vorbau. Durch unnötige Aktionen wird mehr als nur einmal ein Rock hochgeweht, ab und zu werden v.a. die weiblichen Figuren in unmöglichen Positionen gezeichnet, und die Kleidung wird bei einem Großteil der Kämpfe immer genau so weit zerfetzt, dass die empfindlichen Stellen gerade noch so verdeckt sind.
So verwandelt sich die gelungene Ecchi-Comedy der 1. Staffel in einen extremen Fanservice - und das nervt mich tierisch!!
Aber der größte Qualitätsabstieg ist die Animation selbst. Das Design ist farblich deutlich gedeckter, auch einzelne Haarfarben wurden leicht verändert (besonders auffällig bei Gray). Für mich passt das einfach nicht zu Fairy Tail, das durch seine bunte Animation und Slapstick lebt. Noch schwerer ins Gewicht fallen jetzt aber die mehr als grauenhaften Standbilder, bei denen stellenweise sogar die Gesichtsausdrücke schon vorgezeichnet sind, damit es ja keine bildliche Reaktion mehr auf andere Figuren gibt (sprich: man sieht den Witz schon kommen). Das macht das Folgen der Unterhaltungen stellenweise wirklich anstrengend bis sogar nervig, v.a. da viele Szenen und Witze einfach nicht mehr zünden und die Comedy beinahe schon gezwungen daher kommt. Actionszenen sind ruckelig, es gibt kaum fließende Übergänge und ab und zu hat man das Gefühl, als hätten die Macher einfach ein Bild des Charakters über den Hintergrund gezogen.
Das allein ist schon eine Vollkatastrophe, aber kombiniert mit der immer noch grandiosen Synchronisation tut das wirklich weh! Die Seiyuus sprechen ihren Text mit einer solchen Hingabe, geben charakterliche Tiefe und spielen die einzelnen Situationen und Stimmungen perfekt aus - und bekommen als Belohnung die schlecht ausgearbeitetsten Szenenbilder, die ich bis heute gesehen habe. In Kombination wirkt das an einigen Stellen beinahe schon peinlich, weil dadurch schnell der Eindruck von Over-Acting entsteht. Noch einmal, dass ist jedoch nicht der Leistung des Casts geschuldet, sondern einfach der erbärmlichen Animation.
Fazit
Und so entwickelt sich Fairy Tail von einem der besten Fighting-Shounen zu einem wirklich anstrengenden, dem man die Länge ansieht. Hauptgründe sind dabei v.a. die Animation, das austauschbare Setting der Arcs der letzten Staffeln und das langatmige Pacing.
Wenn ich heute an Fairy Tail denke, erinnere ich mich zu 90% an Folgen der ersten Staffel, obwohl diese bereits länger zurück liegen. Auch Filler-Arcs der 1. Staffel empfand ich stellenweise als deutlich spannender. All diese Folgen sind besonders und haben ihren eigenen Charme, während Staffel 2 und 3 mit diesem "Epic-World-End" Charakter kaum Eindruck hinterlassen. Auch ein Rewatch von einzelnen Folgen oder Arcs fällt in den späteren Staffeln schwer, da handlungstechnisch einfach zu langsam vorangeschritten wird und zu wenig passiert. So greift man zwangsläufig meist auf die ersten Mangas bzw. Folgen der 1. Staffel zurück.
Als Fazit gibt es heute 2 Bilder von mir. Zum einen ein "Meisterwerk" für die 1. Staffel, die einfach nur extremst viel Spaß macht und für mich Charaktere erschaffen hat, die ich immer lieben werde. Kombiniert mit tollen Storyideen einfach ein Must-Have-Seen! Zum anderen bekommen Staffel 2 und 3 eine "Enttäuschung", da sich Fairy Tail für mich verschleppt (was natürlich auch an der Manga-Vorlage liegt) und am Ende einfach nur noch wenig mit meiner geliebten Serie von 2009 gemeinsam hat. Würde ich diese Staffeln nämlich tatsächlich unabhängig der 1. Staffel bewerten, wären sie deutlich weiter unten in meinem Ranking gelandet.
So bleibt ein Gefühl, als hätte Fairy Tail seinen eigenen Charakter verloren und ihn nie wieder gefunden.


Beitrag wurde zuletzt am 31.05.2020 um 10:22 geändert.
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