SlaughtertripV.I.P.
#1Zwischen der ersten und zweiten Staffel vergingen ganze 17 Jahre. So lange wollte man die Fans nicht abermals warten lassen, weshalb die dritte Staffel noch im selben Jahr ausgestrahlt wurde.
Und auch bei dieser Staffel habe ich mir folgende Frage gestellt: »Was hat sich verändert?« Mit »FLCL Progressive« und »FLCL Alternative« hat das Animationsstudio Production I.G., das die Rechte am »FLCL«-Franchise aufgekauft hatte, zwei Versuche gestartet, die unsinnigen Abenteuer von Haruko Haruhara in neue Kleider zu stecken und so für viel Abwechslung zu sorgen.
Die erste Staffel ist eine großartige Coming-of-Age/Nonsense-Comedy-Mischung. In der zweiten Staffel hat man das Drama beiseitegeschoben, und was übrig bleibt, ist die Geschichte um die mysteriöse Protagonistin Hidomi Hibajiri, die als einziger Charakter dafür sorgt, dass eine gewisse Ernsthaftigkeit transportiert wird. Bei dieser Staffel wird abermals eine etwas andere Richtung genommen. Man legt jegliche Ansprüche auf eine komplexe Handlung und auf tiefgründige Charaktere ab, sodass der Zuseher sich zum ersten Mal bei »FLCL« eine Packung Chips holen und sich entspannt zurücklehnen kann. Man kann also den Nonsense in all seinen Facetten walten lassen … so dachte ich anfangs jedenfalls. Der Grad an Absurdität ist bei dieser Nonsense-Komödie absurd niedrig, sodass man diese mit einer gewöhnlichen Komödie vergleichen könnte. Nur noch Haruko – der Fels in der Brandung von »FLCL« – sorgt hier für die eine oder andere verrückte Szene. Meine persönlichen Highlights sind eine »Michael Bay!« rufende Haruko, die einen Transformer mit einem Döner killt, dicht gefolgt von einer »Möge die Macht mit dir sein!« rufenden Haruko, die einen Angriff mit zwei Laserschwertern startet. Man merkt: Ich mag Parodien.
Wirft man einen Blick auf die Charaktere – die Protagonistin und ihre drei Freundinnen –, könnte man meinen, dass hier versucht wurde, »FLCL« mit dem beliebten Konzept der »Cute Girls Doing Cute Things«-Animes zu verknüpfen. Sieht man sich die erste Folge an, könnte man weiters meinen, dieses »Cute Thing« sei der Bau einer Spielzeugrakete. Doch diese erste Folge dient lediglich dazu, dem Zuseher die Charaktere näherzubringen. In den nächsten vier Episoden wurde jedem der Mädchen eine eigene, kleine Mini-Arc spendiert, bevor die letzte Folge dem Franchise mit einem bombastischen Finale seinen vorläufigen Abschluss gibt.
Während Naota Nandaba und Hidomi – die Protagonisten aus den vorherigen Staffeln – eine gewisse Melancholie ausstrahlen, wirkt Kana Koumoto weitaus lebensfroher. Sie arbeitet Teilzeit in einem Ramen-Laden, ist wenig anspruchsvoll und möchte einfach nur, dass alles so bleibt, wie es ist. Deshalb denkt sie auch nicht darüber nach, was sie in Zukunft arbeiten möchte, da dies einer Veränderung in ihrem Leben gleichkommen würde. Und deshalb serviert sie in einer Szene einem Gast das Übliche, auch wenn dieser zur Abwechslung mal etwas anderes bestellt hat. Sie belügt sich jedoch nur selbst. Tief in ihrem Inneren weiß sie, dass sich das Leben unweigerlich verändern wird, doch das möchte sie nicht wahrhaben. Es kann halt nicht immer der »Summer of '69« sein. Ihren Freunden reicht sie jederzeit eine helfende Hand, egal in welcher misslichen Lage sie sich auch befinden mögen. Doch auch ihre Hilfsbereitschaft ist nichts weiter als eine Fassade, hinter der sie ihre wahren Gefühle verbirgt. Früher war sie immer alleine, weshalb sie sich nichts sehnlicher gewünscht hat als Freunde. Doch sie hat Angst, gehasst zu werden. Sie glaubt, dass sie gemocht wird, wenn sie anderen hilft. Sie übertreibt es damit jedoch und merkt nicht, dass ihre Hilfsbereitschaft auf andere Menschen penetrant wirkt.
Im Inneren ihrer Freundin Tomomi Hetada staut sich aufgrund von Kanas Aufdringlichkeit immer mehr Wut auf. Im Vergleich zu ihren anderen Freundinnen gibt sie sich Kana gegenüber weitaus weniger offenherzig. Tomomi hat ihr nie davon erzählt, dass sie die Tochter eines Regierungsbeamten ist. Da die Erde in Gefahr schwebt und nur die Familien der Reichen und Mächtigen gerettet werden sollen, steht ein baldiger Abschied bevor. Oder doch nicht …?
Das Model Hijiri Yajima gehört zu den weiteren Freundinnen von Kana. Sie weiß, dass sie gut aussieht und besitzt ein dementsprechend großes Selbstvertrauen. Dieses gleitet jedoch in Richtung Arroganz ab, weshalb sie auf andere herabblickt und glaubt, erwachsener als ihre Gleichaltrigen zu sein.
Die Vierte im Bunde ist Man Motoyama, die sich das Ziel gesetzt hat, Modedesignerin zu werden. Um die Unterrichtsgebühr für die Modeschule zu finanzieren, ist sie keineswegs zimperlich, krempelt ihre Ärmel hoch und arbeitet am Bau. An dieser Stelle möchte ich ein Lob aussprechen, sie entgegen des allgemeinen Schönheitsideals als etwas dicklicheres Mädchen entworfen zu haben, ohne dass auch nur ein einziges Mal ihre Figur zur Sprache kommt.
Warum ich so viel über die hier auftretenden Personen schreibe? Dieser Anime ist sehr character driven – fast schon eine Charakterstudie mit Haruko und die mysteriösen Vorgänge bei Medical Mechanica als einziges Überbleibsel, das alle drei Staffeln narrativ miteinander verbindet.
Das Artwork ist schon seit der zweiten Staffel kein solches Überbleibsel mehr, denn die Veränderungen sind deutlich zu erkennen. Und auch diese dritte Staffel hebt sich in dieser Hinsicht von den beiden anderen Staffeln ab: etwas runder, etwas weicher, damit die cute girls auch so richtig cute aussehen. Am deutlichsten zu erkennen sind die Veränderungen am Artwork bei Haruka, da sie doch die einzige Konstante ist: Staffel 1, Staffel 2, Staffel 3.
Stand jetzt ist »FLCL« zu Ende. Es wurden drei Serien produziert, die zwar allesamt ein ähnliches Konzept verfolgen, jedoch völlig verschiedene Stimmungen transportieren. Angefangen vom Coming-of-Age-Drama der ersten Staffel über die mysteriösen Geschehnisse beim Nachfolger bis hin zur wenig fordernden, aber nie zu unbekümmerten Finalstaffel spricht diese Trilogie Fans mehrerer Genres an. Wenn man diese Staffel mit den Vorgängern vergleicht, merkt man jedoch eine starke Reduzierung des Nonsense, sodass man nur noch aufgrund der Roboter, die aus der Stirn der Leute kommen, »FLCL« überhaupt noch wiedererkennen kann. Sollte es einen Nachfolger geben – und dieses Mal bitte nicht wieder erst nach 17 Jahren –, kehrt man hoffentlich wieder zu den Wurzeln zurück.
Und auch bei dieser Staffel habe ich mir folgende Frage gestellt: »Was hat sich verändert?« Mit »FLCL Progressive« und »FLCL Alternative« hat das Animationsstudio Production I.G., das die Rechte am »FLCL«-Franchise aufgekauft hatte, zwei Versuche gestartet, die unsinnigen Abenteuer von Haruko Haruhara in neue Kleider zu stecken und so für viel Abwechslung zu sorgen.
Die erste Staffel ist eine großartige Coming-of-Age/Nonsense-Comedy-Mischung. In der zweiten Staffel hat man das Drama beiseitegeschoben, und was übrig bleibt, ist die Geschichte um die mysteriöse Protagonistin Hidomi Hibajiri, die als einziger Charakter dafür sorgt, dass eine gewisse Ernsthaftigkeit transportiert wird. Bei dieser Staffel wird abermals eine etwas andere Richtung genommen. Man legt jegliche Ansprüche auf eine komplexe Handlung und auf tiefgründige Charaktere ab, sodass der Zuseher sich zum ersten Mal bei »FLCL« eine Packung Chips holen und sich entspannt zurücklehnen kann. Man kann also den Nonsense in all seinen Facetten walten lassen … so dachte ich anfangs jedenfalls. Der Grad an Absurdität ist bei dieser Nonsense-Komödie absurd niedrig, sodass man diese mit einer gewöhnlichen Komödie vergleichen könnte. Nur noch Haruko – der Fels in der Brandung von »FLCL« – sorgt hier für die eine oder andere verrückte Szene. Meine persönlichen Highlights sind eine »Michael Bay!« rufende Haruko, die einen Transformer mit einem Döner killt, dicht gefolgt von einer »Möge die Macht mit dir sein!« rufenden Haruko, die einen Angriff mit zwei Laserschwertern startet. Man merkt: Ich mag Parodien.
Wirft man einen Blick auf die Charaktere – die Protagonistin und ihre drei Freundinnen –, könnte man meinen, dass hier versucht wurde, »FLCL« mit dem beliebten Konzept der »Cute Girls Doing Cute Things«-Animes zu verknüpfen. Sieht man sich die erste Folge an, könnte man weiters meinen, dieses »Cute Thing« sei der Bau einer Spielzeugrakete. Doch diese erste Folge dient lediglich dazu, dem Zuseher die Charaktere näherzubringen. In den nächsten vier Episoden wurde jedem der Mädchen eine eigene, kleine Mini-Arc spendiert, bevor die letzte Folge dem Franchise mit einem bombastischen Finale seinen vorläufigen Abschluss gibt.
Während Naota Nandaba und Hidomi – die Protagonisten aus den vorherigen Staffeln – eine gewisse Melancholie ausstrahlen, wirkt Kana Koumoto weitaus lebensfroher. Sie arbeitet Teilzeit in einem Ramen-Laden, ist wenig anspruchsvoll und möchte einfach nur, dass alles so bleibt, wie es ist. Deshalb denkt sie auch nicht darüber nach, was sie in Zukunft arbeiten möchte, da dies einer Veränderung in ihrem Leben gleichkommen würde. Und deshalb serviert sie in einer Szene einem Gast das Übliche, auch wenn dieser zur Abwechslung mal etwas anderes bestellt hat. Sie belügt sich jedoch nur selbst. Tief in ihrem Inneren weiß sie, dass sich das Leben unweigerlich verändern wird, doch das möchte sie nicht wahrhaben. Es kann halt nicht immer der »Summer of '69« sein. Ihren Freunden reicht sie jederzeit eine helfende Hand, egal in welcher misslichen Lage sie sich auch befinden mögen. Doch auch ihre Hilfsbereitschaft ist nichts weiter als eine Fassade, hinter der sie ihre wahren Gefühle verbirgt. Früher war sie immer alleine, weshalb sie sich nichts sehnlicher gewünscht hat als Freunde. Doch sie hat Angst, gehasst zu werden. Sie glaubt, dass sie gemocht wird, wenn sie anderen hilft. Sie übertreibt es damit jedoch und merkt nicht, dass ihre Hilfsbereitschaft auf andere Menschen penetrant wirkt.
Im Inneren ihrer Freundin Tomomi Hetada staut sich aufgrund von Kanas Aufdringlichkeit immer mehr Wut auf. Im Vergleich zu ihren anderen Freundinnen gibt sie sich Kana gegenüber weitaus weniger offenherzig. Tomomi hat ihr nie davon erzählt, dass sie die Tochter eines Regierungsbeamten ist. Da die Erde in Gefahr schwebt und nur die Familien der Reichen und Mächtigen gerettet werden sollen, steht ein baldiger Abschied bevor. Oder doch nicht …?
Das Model Hijiri Yajima gehört zu den weiteren Freundinnen von Kana. Sie weiß, dass sie gut aussieht und besitzt ein dementsprechend großes Selbstvertrauen. Dieses gleitet jedoch in Richtung Arroganz ab, weshalb sie auf andere herabblickt und glaubt, erwachsener als ihre Gleichaltrigen zu sein.
Die Vierte im Bunde ist Man Motoyama, die sich das Ziel gesetzt hat, Modedesignerin zu werden. Um die Unterrichtsgebühr für die Modeschule zu finanzieren, ist sie keineswegs zimperlich, krempelt ihre Ärmel hoch und arbeitet am Bau. An dieser Stelle möchte ich ein Lob aussprechen, sie entgegen des allgemeinen Schönheitsideals als etwas dicklicheres Mädchen entworfen zu haben, ohne dass auch nur ein einziges Mal ihre Figur zur Sprache kommt.
Warum ich so viel über die hier auftretenden Personen schreibe? Dieser Anime ist sehr character driven – fast schon eine Charakterstudie mit Haruko und die mysteriösen Vorgänge bei Medical Mechanica als einziges Überbleibsel, das alle drei Staffeln narrativ miteinander verbindet.
Das Artwork ist schon seit der zweiten Staffel kein solches Überbleibsel mehr, denn die Veränderungen sind deutlich zu erkennen. Und auch diese dritte Staffel hebt sich in dieser Hinsicht von den beiden anderen Staffeln ab: etwas runder, etwas weicher, damit die cute girls auch so richtig cute aussehen. Am deutlichsten zu erkennen sind die Veränderungen am Artwork bei Haruka, da sie doch die einzige Konstante ist: Staffel 1, Staffel 2, Staffel 3.
Stand jetzt ist »FLCL« zu Ende. Es wurden drei Serien produziert, die zwar allesamt ein ähnliches Konzept verfolgen, jedoch völlig verschiedene Stimmungen transportieren. Angefangen vom Coming-of-Age-Drama der ersten Staffel über die mysteriösen Geschehnisse beim Nachfolger bis hin zur wenig fordernden, aber nie zu unbekümmerten Finalstaffel spricht diese Trilogie Fans mehrerer Genres an. Wenn man diese Staffel mit den Vorgängern vergleicht, merkt man jedoch eine starke Reduzierung des Nonsense, sodass man nur noch aufgrund der Roboter, die aus der Stirn der Leute kommen, »FLCL« überhaupt noch wiedererkennen kann. Sollte es einen Nachfolger geben – und dieses Mal bitte nicht wieder erst nach 17 Jahren –, kehrt man hoffentlich wieder zu den Wurzeln zurück.
Beitrag wurde zuletzt am 15.12.2021 06:19 geändert.
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