The Dragon Dentist (2017)

Ryuu no Haisha (2017) / 龍の歯医者 (2017)

Rezensionen – The Dragon Dentist

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „The Dragon Dentist“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Pilop
V.I.P.
#1
Mit Dragon Dentist hat man sich leider nicht den besten Kurz-Anime der Japan Animator Expo ausgesucht um daraus ein Werk in Filmlänge zu produzieren. Hätten andere der Titel vielleicht das Problem gehabt genug Material für diese Laufzeit zu liefern, hat man hier eher das Problem diese ziemlich seltsame Welt in nur 90 Minuten unterzubringen, wobei sich auch das Ursprungswerk als Altlast herausstellt.

In gewisser Weise wiederholen sich hier die Probleme des ursprünglichen Werks. Auch dieses war schon ein Haufen zusammengewürfelter Ideen, eingebettet in eine Welt, in die man als Zuschauer hineingeworfen wird und nur schwer Zugang findet. Natürlich kann die Langfassung dann manche der Punkte aufklären, allen voran die Frage was genau die Dragon Dentists jetzt eigentlich tun. Auch das Kernthema des Vorgängers, die Akzeptanz des eigenen Schicksals, wird noch einmal aufgegriffen und näher behandelt. Gleichzeitig erweitert man aber natürlich die Geschichte um neue Handlungsstränge und Figuren und gerade hier ergeben sich für mich dann wieder die gleichen Probleme. Ist abgesehen von Nonoko auch Bernard vielleicht noch ganz akzeptabel abgehandelt, kann man Gleiches leider nicht über die anderen Charaktere sagen (wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß). Die Motivation – oder auch nur Funktion – ganzer Gruppierungen erschließt sich einem nicht völlig und auch der allem zugrundeliegende Krieg wird nur marginal angesprochen. Zusätzlich konnten einzelne Szenen aus dem Vorgänger nicht ignoriert werden, konnten hier dann aber auch nicht wirklich schlüssig in die Geschichte eingebaut werden, weshalb sie etwas frei und überflüssig im Raum schweben. Es lässt sich vieles wohl damit erklären, dass hier schlicht von Beginn an das Setting nicht ausreichend durchdacht war und in etlichen Punkten wohl noch immer nicht ist. So ernüchternd das alles jetzt aber klingt, fällt das Gesamturteil am Ende dann doch nicht so negativ aus. Grund hierfür ist schlicht, dass trotz aller inhaltlichen Schwächen der Unterhaltungswert durch genug ansehnliche, kurzweilige Action vorhanden ist. Deshalb ist Dragon Dentist auch kein Werk von dem ich aktiv abraten würde. Es lässt einem zwar am Ende etwas unbefriedigt zurück, unterhält aber ausreichend während seiner Laufzeit.
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Avatar: Asane
Redakteur
#2
Anders als der Pilotfilm von 2014 beginnt dieser Anime mit hektischem Schlachtengetümmel. Dieser vielsagende Beginn, mit dem man als Zuschauer ins kalte Wasser geschmissen wird, erinnert an historische Seeschlachte wie zum Beispiel die von Tsushima [WP]. Aber auch alles andere, Infanterie, Artillerie und Kriegstaktik, scheinen auf die Zeit rund um den ersten Weltkrieg zu verweisen. Solche kriegerische Handlungen setzen den Rahmen für etwas anderes; nicht für Überlebenskampf und Action, sondern für im Grunde bekannte Fragen um das Menschsein, die hier in einem etwas anderen Licht erscheinen. Und um die Drachen, deren Einsatz hier eine Rolle spielt.

"Was sind diese Drachen eigentlich?" – Diese Frage drängt immer wieder im Mittelpunkt, denn das berührt nicht nur die Frage nach dem Wesen dieser Geschöpfe, sondern weist darüber hinaus auch ins Mystische und Symbolische. Einerseits wirken diese Drachen wie monströse Luftschiffe, wo die knarzende Mechanik der Panzerung wie auch die dramatische Inszenierung der Flugmanöver immer etwas an »Last Exile« erinnert; – andererseits scheint es gar nicht um Anatomie und Physiologie zu gehen, sondern um die Relikte und Bestandteile, die von diesen Wesen stammen und die auf eine magisch-phantastische Welt verweisen.

Die Zähne sind dafür ein gutes Beispiel. Die genauen physikalischen Eigenschaften scheinen eher unklar. Zum einen hart wie Diamant, zum anderen weich wie Butter, so daß sie von den Mushi mühelos durchlöchert werden können. Das betrifft aber auch die Funktionalität. Dem Aufbau des Gebisses nach zu schließen – haufenweise Mahlzähne, in Dreierreihen angeordnet –, dürfte es sich bei dem Drachen um einen Pflanzenfresser handeln.

Um Plausibilität scheint es also weniger zu gehen. All das, wie das gesamte Setting überhaupt, ist vor allem dafür geschaffen, den Zuschauer zu beeindrucken. Das trifft natürlich auch auf due Gruppe der Novizen im Anime zu, die erst einmal gehörigen Respekt vor diesem Ungetüm haben. Angesichts dessen ist es vielleicht generell nicht die schlechteste Idee, solche Fragen offenzulassen; viel zu oft hat man als Publikum schon erlebt, wie entsprechende Versuche, ein Mysterium zu erklären, furchtbar in die Hose gegangen sind.

Was man aber definitiv richtig macht: dieses ganze Gewese um die Zähne für den Humor zu nutzen. Ohne die Metaphorik dabei zu vernachlässigen. Überhaupt scheint die Regie einen Heidenspaß damit gehabt zu haben, die üblichen Referenzen einzubauen. Typische Schulanime-Topoi (Onigiri statt Toastbrot) dürfen da genausowenig fehlen wie Bilder inszenierter Vereinsamung. Schon im Pilotfilm von 2014 gehörte zu den beeindruckendsten Momenten die Erklimmung des Drachengebisses. Dieses Unterfangen gleicht einer Bergbesteigung, mehr oder weniger ohne Netz und doppelten Boden, und wenn man das einmal gemeistert hat, dürfte die Eiger-Nordwand auch kein Problem mehr sein. Jemand mit Höhenangst ist in diesem Beruf definitiv fehl am Platz. Daher kann der Zuschauer sich wohl auch gut in die Situation von Bernard einfühlen, wenn der zum ersten Mal, überwältigt von den Dimensionen der Herausforderung, im Gebiss des Drachen steht und beim Putzen und Aufräumen mithelfen muss. Entsprechend riesenhaft sind daher auch die bösen Kariesbakterien, denen recht resolut (und ähnlich wie im Schulfernsehen) der Garaus gemacht wird. Und mögen sie noch so jämmerlich quieken. Erstaunlich übrigens, daß diese Drachen keinen Mundgeruch zu entwickeln scheinen.

Bei allen Querverbindungen in die wirkliche Welt heutiger Menschen, handelt es sich bei den Mushi um mehr als nur um störende Parasiten; sie besagen etwas über das Gefüge dieser magisch-mystischen Drachenwelt, sind Segen und Fluch in einem, und sie stehen für ein Überlebensprinzip, das nur zufällig auch mit unserem Gerechtigkeitssinn übereinstimmt. Sie stehen, wie die Zähne selbst, für einen Ereignishorizont, der für Menschen kaum zu begreifen und nicht zu kontrollieren ist. Sie stehen, wenn man so will, für ein göttliches Prinzip. Nicht von ungefähr wird der Rücken des Drachen von einem Palast gekrönt.

Das klingt jetzt alles furchtbar ernst und verhoben, und trotzdem ist das ein sehr lustiger und zugleich auch sehr berührender Anime. Der Grund dafür liegt vor allem in den Charakteren, speziell natürlich der Protagonistin Nonoko, die den "wiedergeborenen" Bernard findet und ihn mit dieser neuen Welt vertraut macht, aber auch etliche aus der Crew tragen ihren Teil dazu bei, wie der Chef der Truppe, der nicht nur durch seinen Humor glänzt, sondern auch durch Courage und Unbestechlichkeit. Er verkörpert das, was man einen integren Menschen nennt.

Diese Konstellation, insbesondere die unerschrockene Nonoka mit ihrem losen Mundwerk, erinnert, wie schon beim Pilotfilm erwähnt, vom Atmosphärischen etwas an »Little Witch Academia«, nur ohne dieses überdrehte Disneyhafte. Die Musik ist durchweg gut gelungen und versorgt die dramatischen Abschnitte ebenso treffend mit symphonisch-bombastischen Sounds, wie die stillen und zurückhaltenden Momente mit feinen, lyrischen Tönen.

Fazit:
Anfangs scheint sich der Anime als veritables Actiondrama in Kriegszeiten zu inszenieren. Aber recht bald wird klar, daß die Reise in eine andere Richtung geht – eine Reise ins Grell-Fantastische, mit etwas speziellen Metamorphosen. Er rutscht bald ins Märchenhafte und sammelt dabei einige philosophische Fragen auf. Nicht nur die Drachen wirken wie Relikte aus einer anderen, magischen Zeit, auch kulturell scheint man die Zeit vergangener Jahrhunderte zu zitieren.

Die Animationen (von denen bisher noch keine Rede war, aus gutem Grund), sind durchweg stimmig und absolut gelungen. Nicht fotorealistisch, sondern eher lyrisch, dem Ambiente des Animes angemessen. Eine Umsetzung als 12-teilige Serie wäre sicherlich auch ganz nett gewesen, aber angesichts der Fragen, die dieser Anime stellt, kann ich auch mit dieser Rumpfgeschichte gut leben.

Nur das mit der ach so tragischen Vergangenheit und dem Supervillain-Twist wär' nicht unbedingt nötig gewesen.
Beitrag wurde zuletzt am 26.04.2024 05:47 geändert.
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