SlaughtertripV.I.P.
#1Über 17 Jahre dauerte es, bis »FLCL« zurückgekehrt ist. – Eine Zeitspanne, in der man ein Kind zeugen, aufziehen und mit Wehmut ziehen lassen kann, sobald dieses erwachsen und flügge geworden ist. Haben sich die Fans voller Freude auf dieses Werk gestürzt oder haben sie mit der Zeit doch das Interesse verloren? Sieht man sich die überschaubare Anzahl jener User, die diesen Anime in ihrer Liste als »Abgeschlossen« eingetragen haben, sowie die nicht vorhandenen Kommentare und Rezensionen an, dann wohl eher Letzteres.
Was hat sich in diesen 17 Jahren eigentlich so getan? Während der Vorgänger eine Co-Produktion der Animationsstudios Gainax und Production I.G. war, lag es bei »FLCL Progressive« einzig und alleine an zweitgenanntem Studio, die hohen Erwartungen der Fans zu erfüllen oder die selbst sehr hoch gelegte Messlatte vielleicht sogar zu überspringen. Leider konnte diese Messlatte nicht erreicht werden, und so hat man sich den Kopf gestoßen, so wie es den Charakteren in diesem Anime regelmäßig passiert.
Bei der äußerlichen Präsentation hat sich auch viel getan. Aufgrund der vielen Jahre, die zwischen den beiden Staffeln liegen, und der fehlenden Mitwirkung eines gesamten Animationsstudios ist es nicht verwunderlich, dass sich die Augen zuallererst an einen neuen Zeichenstil gewöhnen müssen. Wobei sich »neuer Zeichenstil« nur auf die Veränderungen zum Vorgänger bezieht, denn wirklich neu ist er nicht. Fast schon erschreckend generisch, wenn man Vergleiche zum Vorgänger anstellt. Nicht falsch verstehen – vom überwiegenden Teil aller in diesem Zeitraum produzierten Animes kann sich diese Staffel deutlich hervorheben, jedoch hatte es der Vorgänger geschafft, sich nicht nur vom Gros der Animelandschaft hervorzuheben, sondern diese Landschaft zu beackern, zu besamen und ein für alle sichtbares fruchtbares Grundstück zu erschaffen, das noch Jahre später nichts von seiner Vitalität eingebüßt hat.
Ein musikalisches Comeback im »FLCL«-Kosmos konnte die Rockband The Pillows feiern. Auch hier sorgen die flirrenden Gitarrenriffs, die scheppernden Bassläufe und die donnernden Drumbeats für die Coolness dieser Serie. Obwohl bereits im Jahr 2002 veröffentlicht, wurde das Lied »Thank You, My Twilight« sowohl für diese als auch für die Nachfolgestaffel, die beide im Jahr 2018 erschienen sind, als Main Theme verwendet.
Während der Vorgänger eine mit viel Nonsense umhüllte Coming-of-Age-Geschichte ist, besitzt diese Staffel ein weitaus weniger unterschwelliges Drama. Die Charaktere sind wesentlich lebensfroher, genießen ihre Jugend und toben sich so richtig aus – wenn auch nur verbal. So wird bereits in der ersten Folge mit Sex mit der Lehrerin geprahlt. Ob man sowas als »Sex« bezeichnen kann, wage ich nicht zu beurteilen. Innig ist es aber allemal. Der Anime ist zwar genauso nonsensig wie das Wort »nonsensig«, jedoch war es die gelungene Mischung aus Thematisierung ernster Jugendprobleme und aberwitziger Nonsense-Attacken, die den Vorgänger zu etwas Besonderem gemacht haben – und genau das fehlt hier.
Eine der wenigen Konstanten im gesamten »FLCL«-Franchise ist Haruko Haruhara. Abermals ist sie auf der Suche nach dem mysteriösen Atomsk. Ihr letzter Versuch, dieses Wesen nach erfolgreicher Absorption in ihrem Körper zu behalten, war ein Fehlschlag. So spaltete sich mit Julia Jinyu eine ihr charakterlich entgegengesetzte Person von ihrem Körper ab, deren höchstes Anliegen Atomsks Freiheit ist. Weil sie den Plänen von Haruko somit im Weg steht, gibt es hier nicht nur einen Kampf gegen Medical Mechanica, sondern auch einen Kampf zwischen zwei Frauen, die beide Atomsk lieben. Während Haruko diesen auf ganz egoistische Weise besitzen möchte, zeigt sich Julia selbstlos und tritt für die Freiheit ihres Liebsten ein.
War es beim Vorgänger der junge Naota Nandaba, dem die Ehre zuteilgeworden ist, zusammen mit Haruko im Mittelpunkt stehen zu dürfen, ist es hier Hidomi Hibajiri, auf deren Schultern die Last, aber auch das Privileg der Rolle des »neuen« Protagonisten liegt. Genauso wie Naota meint auch sie, dass ihr Leben absolut normal sei und dass nie etwas Außergewöhnliches passieren würde. Anders als Naota jedoch besitzt sie eine ausgesprochen negative Sicht auf das Leben selbst. Ihre nihilistischen Züge lassen sich in ihren Träumen von einer zerstörten Welt, in der sie als leichenhafte Gestalt umherwandelt, wiederfinden. Sie ist vielleicht eine der interessantesten Charaktere aus dem »FLCL«-Franchise, und ihre Träume, ihr Verhalten und ihre aufkommenden Gefühle für Kou Ide geben viel Spielraum für Interpretationen.
Der ernste Kou bildet mit seinen Freunden Gorou Mori und Marco Nogata ein typisches Dreiergespann aus jugendlichen Schulfreunden. Während Kou einen besonders großen Einfluss auf die weitere Charakterentwicklung von Hidomi und den Verlauf der Geschichte hat, sind es seine beiden Freunde, die für die amüsanten Szenen der Geschichte sorgen. Der Röcke tragende Gorou hat keine Freundin, weshalb er ein Mädchen bezahlt, die sich als seine Partnerin ausgeben soll. Vielleicht sollte er es mal damit probieren, Hosen anzuziehen. Marco geht es nicht viel besser, denn er wird als Versuchsobjekt missbraucht. Dabei weiß der Zuseher lediglich ein klitzekleines bisschen mehr darüber Bescheid, was zur Hölle vor sich geht, als der verwirrte Marco.
Der Anime lässt keine Zweifel daran aufkommen, dass es sich hierbei um eine Nonsense-Komödie handelt. Der Grad an Dusseligkeit könnte hier vielleicht sogar höher als beim Vorgänger sein. Und mit Hidomi gibt es einen Charakter, der eine erstaunliche Tiefgründigkeit besitzt. Doch damit steht sie ganz alleine da. Mit dieser Staffel hat man gar nicht erst versucht, den Vorgänger zu kopieren. Man packte dasselbe Konzept in eine andere Hülle, um etwas Neues zu erschaffen, ohne den typischen »FLCL«-Flair einzubüßen. Im direkten Vergleich jedoch zieht diese Staffel den Kürzeren.
Was hat sich in diesen 17 Jahren eigentlich so getan? Während der Vorgänger eine Co-Produktion der Animationsstudios Gainax und Production I.G. war, lag es bei »FLCL Progressive« einzig und alleine an zweitgenanntem Studio, die hohen Erwartungen der Fans zu erfüllen oder die selbst sehr hoch gelegte Messlatte vielleicht sogar zu überspringen. Leider konnte diese Messlatte nicht erreicht werden, und so hat man sich den Kopf gestoßen, so wie es den Charakteren in diesem Anime regelmäßig passiert.
Bei der äußerlichen Präsentation hat sich auch viel getan. Aufgrund der vielen Jahre, die zwischen den beiden Staffeln liegen, und der fehlenden Mitwirkung eines gesamten Animationsstudios ist es nicht verwunderlich, dass sich die Augen zuallererst an einen neuen Zeichenstil gewöhnen müssen. Wobei sich »neuer Zeichenstil« nur auf die Veränderungen zum Vorgänger bezieht, denn wirklich neu ist er nicht. Fast schon erschreckend generisch, wenn man Vergleiche zum Vorgänger anstellt. Nicht falsch verstehen – vom überwiegenden Teil aller in diesem Zeitraum produzierten Animes kann sich diese Staffel deutlich hervorheben, jedoch hatte es der Vorgänger geschafft, sich nicht nur vom Gros der Animelandschaft hervorzuheben, sondern diese Landschaft zu beackern, zu besamen und ein für alle sichtbares fruchtbares Grundstück zu erschaffen, das noch Jahre später nichts von seiner Vitalität eingebüßt hat.
Ein musikalisches Comeback im »FLCL«-Kosmos konnte die Rockband The Pillows feiern. Auch hier sorgen die flirrenden Gitarrenriffs, die scheppernden Bassläufe und die donnernden Drumbeats für die Coolness dieser Serie. Obwohl bereits im Jahr 2002 veröffentlicht, wurde das Lied »Thank You, My Twilight« sowohl für diese als auch für die Nachfolgestaffel, die beide im Jahr 2018 erschienen sind, als Main Theme verwendet.
Während der Vorgänger eine mit viel Nonsense umhüllte Coming-of-Age-Geschichte ist, besitzt diese Staffel ein weitaus weniger unterschwelliges Drama. Die Charaktere sind wesentlich lebensfroher, genießen ihre Jugend und toben sich so richtig aus – wenn auch nur verbal. So wird bereits in der ersten Folge mit Sex mit der Lehrerin geprahlt. Ob man sowas als »Sex« bezeichnen kann, wage ich nicht zu beurteilen. Innig ist es aber allemal. Der Anime ist zwar genauso nonsensig wie das Wort »nonsensig«, jedoch war es die gelungene Mischung aus Thematisierung ernster Jugendprobleme und aberwitziger Nonsense-Attacken, die den Vorgänger zu etwas Besonderem gemacht haben – und genau das fehlt hier.
Eine der wenigen Konstanten im gesamten »FLCL«-Franchise ist Haruko Haruhara. Abermals ist sie auf der Suche nach dem mysteriösen Atomsk. Ihr letzter Versuch, dieses Wesen nach erfolgreicher Absorption in ihrem Körper zu behalten, war ein Fehlschlag. So spaltete sich mit Julia Jinyu eine ihr charakterlich entgegengesetzte Person von ihrem Körper ab, deren höchstes Anliegen Atomsks Freiheit ist. Weil sie den Plänen von Haruko somit im Weg steht, gibt es hier nicht nur einen Kampf gegen Medical Mechanica, sondern auch einen Kampf zwischen zwei Frauen, die beide Atomsk lieben. Während Haruko diesen auf ganz egoistische Weise besitzen möchte, zeigt sich Julia selbstlos und tritt für die Freiheit ihres Liebsten ein.
War es beim Vorgänger der junge Naota Nandaba, dem die Ehre zuteilgeworden ist, zusammen mit Haruko im Mittelpunkt stehen zu dürfen, ist es hier Hidomi Hibajiri, auf deren Schultern die Last, aber auch das Privileg der Rolle des »neuen« Protagonisten liegt. Genauso wie Naota meint auch sie, dass ihr Leben absolut normal sei und dass nie etwas Außergewöhnliches passieren würde. Anders als Naota jedoch besitzt sie eine ausgesprochen negative Sicht auf das Leben selbst. Ihre nihilistischen Züge lassen sich in ihren Träumen von einer zerstörten Welt, in der sie als leichenhafte Gestalt umherwandelt, wiederfinden. Sie ist vielleicht eine der interessantesten Charaktere aus dem »FLCL«-Franchise, und ihre Träume, ihr Verhalten und ihre aufkommenden Gefühle für Kou Ide geben viel Spielraum für Interpretationen.
Der ernste Kou bildet mit seinen Freunden Gorou Mori und Marco Nogata ein typisches Dreiergespann aus jugendlichen Schulfreunden. Während Kou einen besonders großen Einfluss auf die weitere Charakterentwicklung von Hidomi und den Verlauf der Geschichte hat, sind es seine beiden Freunde, die für die amüsanten Szenen der Geschichte sorgen. Der Röcke tragende Gorou hat keine Freundin, weshalb er ein Mädchen bezahlt, die sich als seine Partnerin ausgeben soll. Vielleicht sollte er es mal damit probieren, Hosen anzuziehen. Marco geht es nicht viel besser, denn er wird als Versuchsobjekt missbraucht. Dabei weiß der Zuseher lediglich ein klitzekleines bisschen mehr darüber Bescheid, was zur Hölle vor sich geht, als der verwirrte Marco.
Der Anime lässt keine Zweifel daran aufkommen, dass es sich hierbei um eine Nonsense-Komödie handelt. Der Grad an Dusseligkeit könnte hier vielleicht sogar höher als beim Vorgänger sein. Und mit Hidomi gibt es einen Charakter, der eine erstaunliche Tiefgründigkeit besitzt. Doch damit steht sie ganz alleine da. Mit dieser Staffel hat man gar nicht erst versucht, den Vorgänger zu kopieren. Man packte dasselbe Konzept in eine andere Hülle, um etwas Neues zu erschaffen, ohne den typischen »FLCL«-Flair einzubüßen. Im direkten Vergleich jedoch zieht diese Staffel den Kürzeren.
Beitrag wurde zuletzt am 08.12.2021 20:18 geändert.
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