AsaneRedakteur
#1Zwei Dinge haben mich zu diesem seitens der Community komplett ignorierten Werke geführt. Erstens eine Fan-Liste auf MAL namens "Poitle's Stop Motion Mayhem", wo mich das Cover angesprochen hat; dann der wohlbekannte Name "Kou Ootani", welcher hier für die Musik zuständig ist. Schließlich diese Screenshots, die eine unglaubliche Geborgenheit und Herzenswärme ausstrahlen. Ok, drei Dinge …
Dieser 3D-Film mit Filz- und Plastilin-Figuren ist zwar weitestgehend am Computer entstanden, transportiert aber das Flair und den Charme von Stop Motion. Und das nicht nur aufgrund der verwendeten Materialien, sondern vor allem wegen der Animationsmethode, die das Ruckeln des Stop-Motion-Mediums in die digitale Welt hinüberrettet. Die Musik des erwähnten Kou Ootani findet hier immer den richtigen Ton, unterstützt die Bilder und die Emotionen, die diese auslösen, nach besten Kräften, aber eben auch nicht mehr. Sie vermag es nicht, als eigenständige Kraft zu wirken und hinterlässt daher auch keinen nachhaltigen Eindruck in den Ohren des Zuschauers.
Als ihr Vater gestorben ist, hat die kleine Chieri irgendwo in einer verlassenen Rumpelecke ein seltsames Stofftier gefunden, und seither ist dieser Geselle ihr ständiger Begleiter. Cherry, wie sie ihn genannt hat, besitzt die Eigenschaft, in ihrer Phantasie zum übergroßen Beschützer heranzuwachsen, sobald sich beide alleine wähnen. Zum Beschützer insbesondere vor all jenen Gefahren, die sie selbst heraufbeschworen hat, denn das Mädchen hat die Gabe ungezügelter Phantasie. Oder wie ihr Vater einst zu ihr sagte: "Chieri no Souzou-Ryoku wa Sekai-ichi da ne" – deine Phantasie ist die größte auf der ganzen Welt.
Dieser unvermittelte und doch geschmeidige Wechsel der Welten in Chieris Kopf findet seinen Niederschlag in Bildern überschäumender Vorstellungskraft, und als sie eines Tages zu einer Gedenkfeier für ihren verstorbenen Vater mitgeschleppt wird, isoliert sie sich rasch vom Zwang einengender Konventionen und von den verständnislosen, nervenden Cousins, die ihr den Stoffkameraden wegnehmen wollen; zieht sich zurück in eine dunkle, abgelegene Ecke des Hauses und erkennt sie wieder: die Kisten und Schachteln, den Raum von damals und die dunkle, magische Maserung der Holzbalken, hinter der ferne, bedrohliche Welten lauern. Und seltsame, sprechende Tiere bevölkern das stickige Dunkel, eine fürwitzige Maus, eine majestätische schwarze Katze und eine Hündin, kurz vor ihrer Niederkunft.
Da spricht Cherry das große Thema an über den Funken des Lebens, den jeder in sich trägt. Und über die Bewältigung des Todes, den auch jeder in sich trägt. Selbst die phantastischen Lebewesen in Chieris imaginierter Welt. Im Kampf um das Leben des Welpen werden nun schwere Geschütze aufgefahren. Allerdings hat nicht nur die Magie so ihre Tücken, die Logik dieser Imaginationswelten ist auch ziemlich inkonsequent. Deshalb ist es ja auch ein Kinderfilm. Aber nicht inkonsequent genug, um nicht ein typisch japanisches Finale zu garantieren, das schmerzhafte Einschnitte mit sich bringt und den Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt thematisiert. Deshalb ist es auch ein Film für Erwachsene. Und auch das große japanische Credo, omnipräsent in den Worten ihres Vaters, erhält einen Ehrenplatz. "Mahou no Kotoba: itsumo issho!" – die magischen Worte: "immer gemeinsam!"
Fazit:
Ein wunderbarer, warmherziger Film, aber immer auch ein wenig zu kindgerecht und ein wenig zu idealistisch angehaucht. Der Plot "kleine Heldin als die einzige Person, die diese kleine Welt retten kann" ist nicht gerade neu, aber in der Verschmelzung von realer und magisch-phantastischer Welt originell umgesetzt. Die Grenzen dieser Welten sind nicht immer klar gesetzt und verschwimmen mitunter im Ungefähren. Wenn nur die Maus als Comedy-Sidekick nicht wäre …
Dieser 3D-Film mit Filz- und Plastilin-Figuren ist zwar weitestgehend am Computer entstanden, transportiert aber das Flair und den Charme von Stop Motion. Und das nicht nur aufgrund der verwendeten Materialien, sondern vor allem wegen der Animationsmethode, die das Ruckeln des Stop-Motion-Mediums in die digitale Welt hinüberrettet. Die Musik des erwähnten Kou Ootani findet hier immer den richtigen Ton, unterstützt die Bilder und die Emotionen, die diese auslösen, nach besten Kräften, aber eben auch nicht mehr. Sie vermag es nicht, als eigenständige Kraft zu wirken und hinterlässt daher auch keinen nachhaltigen Eindruck in den Ohren des Zuschauers.
Als ihr Vater gestorben ist, hat die kleine Chieri irgendwo in einer verlassenen Rumpelecke ein seltsames Stofftier gefunden, und seither ist dieser Geselle ihr ständiger Begleiter. Cherry, wie sie ihn genannt hat, besitzt die Eigenschaft, in ihrer Phantasie zum übergroßen Beschützer heranzuwachsen, sobald sich beide alleine wähnen. Zum Beschützer insbesondere vor all jenen Gefahren, die sie selbst heraufbeschworen hat, denn das Mädchen hat die Gabe ungezügelter Phantasie. Oder wie ihr Vater einst zu ihr sagte: "Chieri no Souzou-Ryoku wa Sekai-ichi da ne" – deine Phantasie ist die größte auf der ganzen Welt.
Dieser unvermittelte und doch geschmeidige Wechsel der Welten in Chieris Kopf findet seinen Niederschlag in Bildern überschäumender Vorstellungskraft, und als sie eines Tages zu einer Gedenkfeier für ihren verstorbenen Vater mitgeschleppt wird, isoliert sie sich rasch vom Zwang einengender Konventionen und von den verständnislosen, nervenden Cousins, die ihr den Stoffkameraden wegnehmen wollen; zieht sich zurück in eine dunkle, abgelegene Ecke des Hauses und erkennt sie wieder: die Kisten und Schachteln, den Raum von damals und die dunkle, magische Maserung der Holzbalken, hinter der ferne, bedrohliche Welten lauern. Und seltsame, sprechende Tiere bevölkern das stickige Dunkel, eine fürwitzige Maus, eine majestätische schwarze Katze und eine Hündin, kurz vor ihrer Niederkunft.
Da spricht Cherry das große Thema an über den Funken des Lebens, den jeder in sich trägt. Und über die Bewältigung des Todes, den auch jeder in sich trägt. Selbst die phantastischen Lebewesen in Chieris imaginierter Welt. Im Kampf um das Leben des Welpen werden nun schwere Geschütze aufgefahren. Allerdings hat nicht nur die Magie so ihre Tücken, die Logik dieser Imaginationswelten ist auch ziemlich inkonsequent. Deshalb ist es ja auch ein Kinderfilm. Aber nicht inkonsequent genug, um nicht ein typisch japanisches Finale zu garantieren, das schmerzhafte Einschnitte mit sich bringt und den Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt thematisiert. Deshalb ist es auch ein Film für Erwachsene. Und auch das große japanische Credo, omnipräsent in den Worten ihres Vaters, erhält einen Ehrenplatz. "Mahou no Kotoba: itsumo issho!" – die magischen Worte: "immer gemeinsam!"
Fazit:
Ein wunderbarer, warmherziger Film, aber immer auch ein wenig zu kindgerecht und ein wenig zu idealistisch angehaucht. Der Plot "kleine Heldin als die einzige Person, die diese kleine Welt retten kann" ist nicht gerade neu, aber in der Verschmelzung von realer und magisch-phantastischer Welt originell umgesetzt. Die Grenzen dieser Welten sind nicht immer klar gesetzt und verschwimmen mitunter im Ungefähren. Wenn nur die Maus als Comedy-Sidekick nicht wäre …
Trigger-Warnung
Wokeness-Apologeten sollten ihre Herztabletten bereithalten: hier werden noch alte, überkommene Geschlechterklischees bedient. Greifbar in der Figur der kleinen Chieri, die hier in zartem Alter schon ihr Notfall-Nähzeug immer mit sich führt, ähnlich wie Jungs ihr Fahrtenmesser.
Beitrag wurde zuletzt am 02.03.2024 23:40 geändert.
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