AsaneRedakteur
#1Mit den kreativen Abschlussarbeiten von irgendwelchen Universitäten oder Kunsthochschulen ist das ja immer so eine Sache. Da geht es bei der Themenauswahl oft mal in die philosophischen Vollen, man will auf irgendwas "aufmerksam machen", strebt Allaussagen über die tiefen Fragen der Menschheit an und übt sich auch ansonsten gern in sagenhafter Relevanz und künstlerischer Unbedingtheit. Daher begegne ich solchen Elaboraten meist mit einer gehörigen Portion Skepsis und mache einen weiten Bogen darum – wäre dieses Werk nicht von einer durchaus geschätzten Person an mich herangetragen worden.
Bei »Climber« handelt es sich um ein Werk in schwarz-weiß, was zuvörderst daran liegt, daß mit Strichzeichnungen und Schraffuren gearbeitet wird. Es liegt insofern ein Stummfilm vor, als nichts geredet wird, dafür unternimmt man Anstrengungen, mit Außengeräuschen (Wind) Atmosphäre zu erzeugen, begleitet von fragmentierten Tonfetzen, was wohl Musik darstellen soll. In Form von traditionellen Flötentönen, teils mit Trommelbegleitung, die dem Zuschauer mit ihrem expressionistischen Gefiepe ganz gewaltig auf die Nerven gehen. Wie in jedem besseren Samuraifilm also.
Was zu allererst auffällt ist die Wackeloptik, wie man sie von solchen Zeichentrickfestivals kennt, die in der Kleinkunstsparte auf Arte gern nach 23.00 Uhr laufen. Hier jedoch im XXL-Format, frei nach der Devise "viel hilft viel". Diese Kletteranimation am nackten (und sehr männlichen) Körper sind in Prinzip wirklich gut gelungen, vor allem in puncto Tempo und Dynamik. Was aber auch hier durchsticht, ist die animetypische Verweigerung physikalischer Realitäten. Vermutlich um Eindruck zu schinden und der Heroik wegen.
In der Folge kommen immer mehr dieser gesichtslosen Leiber hinzu, die ineinander auf- und auseinander hervorgehen, scheinbar ziellos, bis am Ende doch eine dieser Figuren ein Ziel erreicht und, getrieben von menschlicher Neugier, in eine andere Welt blickt.
Äußerlich beeindruckt dieses Werk durch seine enorme Plastizität und den Metamorphosen, denen die Körper unterzogen werden; aber wie so oft bleibt am Ende die Frage nach den inneren Werten und speziell die nach dem Sinn. Wem schon im Deutschunterricht die Gabe zuteil war, frei und hemmungslos vor sich hin phantasieren zu können, ist hier klar im Vorteil. Man kann dieses endlose Geschlinge begreifen als etwas zutiefst Archaisches, als Ausdruck eines Werdens und Vergehens, aber auch auf soziologischer Ebene als eine Parabel auf das Bestehen im Leben, in gegenseitigem Geben und Nehmen, oder darwinistisch betrachtet als ein Kampf ums Dasein, im Stil von "Einer wird gewinnen".
Alles in allem strahlt der kleine Film etwas enorm Didaktisches aus, wo es um ganz große, existentielle Themen geht und auf nichts weniger abzielt, als dem Publikum das Gefühl zu geben, einem schöpferischen Akt von Wahrheit und Betroffenheit beigewohnt zu haben.
Die Ästhetik athletischer Nackheit kennt man auch von anderen Werken des 20. Jahrhunderts, beispielsweise den Vigeland-Skulpturen in Oslo, aber natürlich auch von einschlägigen Werken plastischer Kunst im Nationalsozialismus und im Sozialistischen Realismus. Das mag im vorliegenden Fall wohl nicht indendiert sein, aber ein Schatten der Erinnerung bleibt.
Wenn man nicht so von Message und didaktischem Gestus erschlagen sein will und es mehr zynisch mag, ist man mit den Knetanimationen von Takena wohl besser bedient, zum Beispiel mit allem, was "Clay" im Titel trägt.
Bei »Climber« handelt es sich um ein Werk in schwarz-weiß, was zuvörderst daran liegt, daß mit Strichzeichnungen und Schraffuren gearbeitet wird. Es liegt insofern ein Stummfilm vor, als nichts geredet wird, dafür unternimmt man Anstrengungen, mit Außengeräuschen (Wind) Atmosphäre zu erzeugen, begleitet von fragmentierten Tonfetzen, was wohl Musik darstellen soll. In Form von traditionellen Flötentönen, teils mit Trommelbegleitung, die dem Zuschauer mit ihrem expressionistischen Gefiepe ganz gewaltig auf die Nerven gehen. Wie in jedem besseren Samuraifilm also.
Was zu allererst auffällt ist die Wackeloptik, wie man sie von solchen Zeichentrickfestivals kennt, die in der Kleinkunstsparte auf Arte gern nach 23.00 Uhr laufen. Hier jedoch im XXL-Format, frei nach der Devise "viel hilft viel". Diese Kletteranimation am nackten (und sehr männlichen) Körper sind in Prinzip wirklich gut gelungen, vor allem in puncto Tempo und Dynamik. Was aber auch hier durchsticht, ist die animetypische Verweigerung physikalischer Realitäten. Vermutlich um Eindruck zu schinden und der Heroik wegen.
In der Folge kommen immer mehr dieser gesichtslosen Leiber hinzu, die ineinander auf- und auseinander hervorgehen, scheinbar ziellos, bis am Ende doch eine dieser Figuren ein Ziel erreicht und, getrieben von menschlicher Neugier, in eine andere Welt blickt.
Äußerlich beeindruckt dieses Werk durch seine enorme Plastizität und den Metamorphosen, denen die Körper unterzogen werden; aber wie so oft bleibt am Ende die Frage nach den inneren Werten und speziell die nach dem Sinn. Wem schon im Deutschunterricht die Gabe zuteil war, frei und hemmungslos vor sich hin phantasieren zu können, ist hier klar im Vorteil. Man kann dieses endlose Geschlinge begreifen als etwas zutiefst Archaisches, als Ausdruck eines Werdens und Vergehens, aber auch auf soziologischer Ebene als eine Parabel auf das Bestehen im Leben, in gegenseitigem Geben und Nehmen, oder darwinistisch betrachtet als ein Kampf ums Dasein, im Stil von "Einer wird gewinnen".
Alles in allem strahlt der kleine Film etwas enorm Didaktisches aus, wo es um ganz große, existentielle Themen geht und auf nichts weniger abzielt, als dem Publikum das Gefühl zu geben, einem schöpferischen Akt von Wahrheit und Betroffenheit beigewohnt zu haben.
Die Ästhetik athletischer Nackheit kennt man auch von anderen Werken des 20. Jahrhunderts, beispielsweise den Vigeland-Skulpturen in Oslo, aber natürlich auch von einschlägigen Werken plastischer Kunst im Nationalsozialismus und im Sozialistischen Realismus. Das mag im vorliegenden Fall wohl nicht indendiert sein, aber ein Schatten der Erinnerung bleibt.
Wenn man nicht so von Message und didaktischem Gestus erschlagen sein will und es mehr zynisch mag, ist man mit den Knetanimationen von Takena wohl besser bedient, zum Beispiel mit allem, was "Clay" im Titel trägt.
Beitrag wurde zuletzt am 19.08.2023 03:17 geändert.
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