Ein richtiger Krimi ist der Anime natürlich nicht, eher eine japanische Mystery- oder Detektivgeschichte. Das Besondere ist, dass die Serie ziemlich bodenständig bleibt. Die ersten Folgen erwecken noch einen anderen Eindruck, was wohl daran lag, dass der Autor den Anfang spannend gestalten wollte, aber die meisten von Sakurakos „Fällen“ haben nichts mit genialen Verbrechen und grausamen Morden zu tun. Stattdessen geht es mehr um die Schicksale von Menschen die in Not geraten sind und die Aufdeckung von deren Vergangenheit. Das ist meist nicht allzu spannend, aber emotional und interessant, denn die einzelnen Geschichten sind größtenteils einfallsreich und glaubwürdig. Es gibt zwar auch einen roten Faden, der einige Episoden verbindet und recht spannend ist, aber der Anime ist kein Thriller, wer jede Sekunde Hochspannung braucht wird hier enttäuscht.
So interessant die Fälle auch sein mögen, ohne eine gute Inszenierung würden sie nicht funktionieren. Die ist in diesem Anime aber zum Glück herausragend und mal erfrischend anders. Der Stil ist eher westlich und ich habe mich beim Schauen oft an (gute) amerikanische und europäische Filme erinnert gefühlt. Der einzige Wermutstropfen ist hier die teilweise übertriebene Darstellung von Emotionen. Das mag schön die starken Gefühle der Charaktere widerspiegeln, aber es ist teilweise einfach zu viel und war wohl der Versuch, die Einzelgeschichten dramatischer zu machen, was aber weder nötig, noch vorteilhaft ist.
Die Charaktere waren anfangs meine größte Sorge. Shoutarou ist so ein typischer LN-Protagonist, der wohl einfach nur eine Identifikationsfigur für die Leser sein sollte, nach ein paar Folgen fällt er schon gar nicht mehr auf. Sakurako ist interessant und sympathisch, weil sie zwar intelligent und kühl, aber kein arroganter Übermensch ist, der jeden Fall mit völlig unglaubwürdig konstruierten Überlegungen löst.
Dann gibt es noch die Nebencharaktere, hauptsächlich einen Lehrer an Shoutarous Schule, der sich als ziemlich interessant erweist und eine Freundin an derselben Schule, die mir in den ersten Folgen wirklich Sorgen bereitete, sie wäre nur dazu da Shoutarou hinterherzulaufen, was glücklicherweise nicht der Fall war. Was mir besonders gefallen hat, ist dass der Autor nicht den Fehler macht, die Anzahl der Charaktere ständig zu erhöhen, um etwas Neues zu erzählen zu haben, er arbeitet hauptsächlich mit den vier genannten Personen, gibt ihnen größtenteils gute Hintergrundgeschichten und bindet sie passend in die Geschichte ein.
Fazit: Der Anime wird keinesfalls jedem Gefallen. Es handelt sich nun mal nicht um den spannenden Krimi, den man vielleicht auf den ersten Blick erwartet und die Serie unterscheidet sich allgemein von den meisten Animes. Wer die nötige Geduld mitbringt und gut erzählte Geschichten mag, die sich hauptsächlich auf ihre Charaktere stützen kann hier allerdings ein wahres Kunstwerk finden.