Ore Monogatari!! will ein Wohlfühlanime sein, einer der durch sympathische Charaktere, freundliche Bilder und reichlich Romantik das Herz der Zuschauer erwärmt. Sieht man sich die Bewertungen auf aniSearch an, scheint dies der Serie auch zu gelingen. Und trotzdem positioniere ich mich hier ungewöhnlich kritisch. Denn wie es viele Gründe gibt die Produktion zu mögen, so sprechen auch zahlreiche Aspekte dafür, eher enttäuscht zu sein.
Story
Die Handlung der Serie ist genretypisch einfach gestrickt. Takeo und Rinko verlieben sich bereits zu Beginn unsterblich ineinander und verbringen dann gemeinsam ihre Zeit. Und das war es im Grunde auch schon. Die Beziehung macht bis zum Schluss keine nennenswerten Fortschritte mehr und erreicht auch keinerlei inhaltliche Tiefe. Ein Grund dafür ist zweifellos, dass Ore Monogatari!! weitgehend episodisch anmutet. Das Paar macht dies, das Paar macht das, geht zum Bowlen, zur Konditorei, ins Kino, zum Essen und so weiter. Dem Gesamtkonzept geschuldet, muss der Zuschauer auf Drama und Konflikte weitestgehend verzichten. Leider konnte mich aber auch der Humor, einer der Tragpfeiler der Serie, nicht überzeugen. Die meisten Gags sind eher lächerlich denn lustig. Ein weiteres großen Problem des Animes sind seine ständigen Wiederholungen. Zahlreiche Episoden ähneln sich in ihrem Aufbau stark, der einzige wirkliche Unterschied ist die jeweils andere Lokalität. Das Recycling erstreckt sich ebenso auf die Dialoge und Witze, reicht sogar bis zum Bildaufbau. Diese Monotonie wird schnell ermüdend, weshalb ich zunächst eine schlechtere Bewertung vergeben wollte. Glücklicherweise steigert sich die Serie in der zweiten Hälfte, beginnend mit Folge 13 stark. Neue Charaktere werden eingeführt, die Einzelgeschichten sind durchdachter und abwechslungsreicher und auch der Humor steigert sich deutlich. Konnte mir dieser zuvor nie mehr als ein vorsichtiges Schmunzeln entlocken, habe ich im späteren Verlauf bisweilen sogar lauthals gelacht. Was man Ore Monogatari!! in dieser Phase jedoch vorwerfen muss ist, seine neuen Storyfäden nicht zu Ende zu führen, sie fragmentarisch zurückzulassen. So wird eine neue Romanze eingebaut, diese aber schon in ihren Anfängen wieder links liegen gelassen. Hier bleibt aber zumindest Potential für eine mögliche zweite Staffel.
Wenn man sich auf den Anime einlässt, sollte man sich insbesondere auf zwei Dinge gefasst machen: Maßlose Überzeichnung und Kitsch ohne Ende. Wer mit beidem keine Probleme hat, dem wird diese RomCom mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch insgesamt gefallen. Ich selbst stehe ständigen Superlativen eher skeptisch gegenüber. Manchmal ist weniger eben doch mehr. Viel schlimmer fand ich jedoch den ausufernden Kitsch. Dieser ist in seiner Penetranz stellenweise schon fast mit "Kimi ni Todoke" vergleichbar. Dauernd glitzert und funkelt es und Sätze ala "Ich liebe dich so sehr" und ähnliches kommen in jeder Episode unzählige Male vor.
Charaktere
Der Protagonist Takeo Gouda ist ein Unikat in der Animelandschaft. Ungebildet, hässlich, groß und unermesslich stark, aber auch sehr zuvorkommend, freundlich, emotional und naiv. In seinem Erscheinungsbild ist er mit einem Gorilla vergleichbar (ja, das wird auch im Anime selbst referenziert!), in kleinen Teilen gar in seinem Handeln und seinen Fähigkeiten. Er ist in der Serie für die Gags zuständig, die aber zu flach und dümmlich geraten sind, um wirklich witzig zu sein. Zugegeben, an ihn konnte ich mich nur schwer gewöhnen. Dennoch ist Takeo absolut positiv hervorzuheben, denn er lässt die Serie aus der Masse herausstechen. Für Rinko Yamata, seine Verliebte, gilt dies nicht mehr. Sie ist ein überidealisiertes, reines, kleines, unschuldiges, auf Kawaii getrimmtes Mädchen, das dauernd verlegen errötet dreinblickt und voll des Lobes und der Bewunderung für ihren Schwarm ist. Alles nichts, was man nicht schon bei anderen Charakteren gesehen hätte. In ihrer Statur und ihren Fähigkeiten ist sie das genaue Gegenteil von Takeo. Nunja, Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Anlass für Kritik liefert allerdings, dass Rinko doch sehr den typischen Rollenklischees und Wunschvorstellungen der Männer entspricht: Süß, liebevoll, unterwürfig, Küche als zweite Heimat et cetera. Sowohl Takeo als auch Rinko haben überdies das Problem, durch ihre maßlose Überzeichnung unrealistisch zu wirken, was es schwierig macht, eine emotionale Bindung zu ihnen aufzubauen. Neben den beiden Protagonisten nimmt Goudas Freund seit Kindertagen Makoto Sunakawa noch eine gewichtige Rolle ein. Makoto ist in jeder Hinsicht das Gegenteil seines Kumpanen. Er ist überaus attraktiv, cool, ruhig, belesen, wenig emotional oder sentimental, kurz: der absolute Mädchentraum. Trotzdem hat er auf sozialer Ebene seine Defizite, auch wenn er diese nach außen halbwegs verbergen kann. So hatte er trotz zahlreicher Verehrerinnen noch nie eine Freundin. Die weiteren Personen von Ore Monogatari!! sind recht unbedeutend. Lediglich in der zweiten Hälfte der Serie nehmen manche davon für je eine Folge eine exponierte Stellung ein, sind ansonsten jedoch überhaupt nicht präsent. Einige bleiben völlig farblos und langweilig, andere wie etwa Yamatos Freundinnen oder Hayato Oda stellen gerade auf humoristischer Ebene meines Erachtens eine willkommene Ergänzung dar.
Bild
Den Zuschauer erwarten helle, warme und kontrastarme Bilder, die dadurch entschieden zur halbwegs warmen Grundatmosphäre der Serie beitragen. Die Zeichnungen sind aber auch ziemlich detailarm, insbesondere was die Hintergründe angeht. Der Zeichenstil und das Charakterdesign ist ansprechend. Vielfach versuchte man sich bei Takeo an belustigenden Grimassen, was mal mehr, mal weniger gelungen ist. Die Animationen sind absolut flüssig und vielfältig daherkommen. Alles in allem hat Kultschmiede Madhouse hier also eine gelungene, wenn auch nicht herausragende Arbeit abgeliefert.
Musik
Ore Monogatari!! besitzt lediglich ein Opening und Ending. Beides fällt in die Kategorie "ganz nett". Beides lässt sich anhören, ist jedoch konventionell und wenig erinnerungswürdig. Beim Soundtrack dominieren Piano und Geige, generell orchestrale, ruhige Stücke. Diese sind passend gewählt und meistens ziemlich gelungen. Trotz einer geringen Bandbreite an Musikgenres kann der OST daher überzeugen.
Fazit
So wirklich warm werden konnte ich nicht für Ore Monogatari!!. Schlechte Gags, eine selbst für RomCom-Verhältnisse langweilige und stillstehende Handlung, zahlreiche Wiederholungen, übermäßige Überzeichnung und ausufernder Kitsch kennzeichnen den Anime. Bei den Charakteren sticht nur der Protagonist Takeo halbwegs aus der Masse hervor und selbst der ist zu oberflächlich um nachhaltig im Gedächtnis zu verweilen. Diejenigen Leser, die an Kitsch mit allen seinen Nebeneffekten ihren Gefallen finden, können allerdings beruhigten Gewissens eine Blick riskieren.
Kommentare
Dabei ist es genial wie der Humor alles so herrlich auflockert so das sogar Zuschauer die nicht so gut mit Romance Titeln klar kommen gefallen finden können.
Zum Abschluss lasst uns Männer alle dem leuchtenden Beispiel von Takeo folgen, dem männlichsten Mann aller Zeiten!! Unser Stern am Himmel der uns den Weg weisen soll 😉