aniSearch-Interview: Peter Flechtner, seit 20 Jahren die deutsche Stimme von Lupin III.

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aniSearch-Interview: Peter Flechtner, seit 20 Jahren die deutsche Stimme von Lupin III.

Veröffentlich am von RocketsSnorlax
Auf Einladung von KAZÉ durfte ich für aniSearch einen Blick hinter die Kulissen der Synchronisation in den Oxygen Sound Studios in Berlin werfen. Dabei konnte ich nicht nur live erleben, wie Peter Flechtner als Lupin III. im Studio performt, sondern im Anschluss auch einige Fragen stellen. PeterFlechtner-H4EA.webp
Foto: © Peter Flechtner

aS: Du bist heute in Rot gekommen und schwärmst für Lupin-Filme, in denen er im roten Jackett auftritt. War das Absicht oder Zufall?

PF: Das war Zufall, weil Rot meine Lieblingsfarbe ist. Ich hatte mal früher so ein rotes Jackett wie Lupin, typisch 90er. Lupin kam ja im Grunde nach Deutschland, bevor die Anime-Schwemme kam. Obwohl … eigentlich wurde uns erst später bewusst, dass „Heidi“, „Biene Maja“ und Co. auch Anime waren.

aS: Und „Pokémon“ war erst ein oder zwei Jahre alt.

PF: Das war ja teilweise noch zu VHS-Zeiten.

aS: Lupin III. war aber auch eine der ersten Serien, die im deutschen TV (MTV) erst am Abend ausgestrahlt wurden.

PF: Und die Filme waren auf je eine Viertelstunde geschnitten.

aS: Auf knapp 23 Minuten, 4 Folgen pro Film. Lupin war in diesem Sinne auch Wegbereiter für Anime abseits von RTL2.

PF: Im Grunde ja. Lupin war einer der ersten und jetzt kommt er wieder!

aS: Apropos gute alte Zeit: Du hast ja auch über die alte MTV-Musik geschwärmt, die bei der TV-Ausstrahlung vor 20 Jahren als Soundtrack verwendet wurde.

PF: Die Musik ist mir im Gedächtnis geblieben.

aS: Aber die wurde für die Disc dann ausgetauscht?

PF: Ja, da ist es ein ganz anderer Soundtrack. Den MTV-Soundtrack gab es nur für MTV und den haben wir bei den Aufnahmen gar nicht gehört. Da waren wir überrascht, dass MTV Techno-Musik im 90er Stil drunter gepackt hat.

aS: Bist du ein alter Raver?

PF: Nein gar nicht, aber es passte gut und war damals modern.

© 原作:モンキー・パンチ©TMS

aS: 2006 warst du dann auch „Das Schloss des Cagliostro“ zu hören. Wusstest du, dass der Film vorher schon mal synchronisiert wurde?

PF: Hardyman räumt auf? Von der Synchro mit Tommi Piper (Alf) habe ich erst später erfahren. Sie soll wohl nicht so gut und stark geschnitten gewesen sein.

aS: Und Goemon wurde damals komplett aus der Handlung entfernt. Die KAZÉ-DVD von 2006 hat hingegen ungeschnitten die FSK 6 geschafft.

PF: Weil das ein großer Film von Miyazaki war, wurden wir nach Leipzig eingeladen und haben den auf der Buchmesse vorgestellt. Mit Podium und Publikumsdiskussion. Das war ein echt schöner Tag.

KAZÉ: Wir laden auch heute öfter mal Synchronsprecher zu Conventions ein.

PF: Dann ladet mich ruhig mal ein. Ich werde gerne mal auf so eine Anime-Convention gehen. Damals auf der Leipziger Messe gab es ein Anime-Treffen und es war komplett neu für mich, dort so viele Anime-Cosplayer zu sehen.

aS: Aber als Lupin war keiner verkleidet?
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© Monkey Punch / 2019 LUPIN THE 3rd Film Partners / Produced by LUPIN THE 3rd Film Partners / All Rights Reserved. / Under License to CRUNCHYROLL SA / Produced by TMS ENTERTAINMENT Co., LTD.

PF: Das nicht. Eher als Schulmädchen oder Bösewicht. Lupin hat ja eine Art Affengesicht von Monkey Punch verpasst bekommen und sein neues Design im „LUPIN III. THE FIRST“ ist gut gelungen. Aber warum sie Jigen im Film so dünn gemacht haben, weiß­ ich nicht. Das ist ja eigentlich der Witz, dass Jigen so schwerfällig und maulfaul ist.

aS: Im neuen Film war ja jetzt wieder der markante gelbe Fiat 500 zu sehen. Hast du ein Faible für dieses Auto?

PF: Ich finde die Autos, die Lupin so fährt, immer cool, er spielt ja auch immer Rennfahrer und macht die abstrusesten Auto-Sachen. Ich bin jetzt kein Schnellfahrer, aber die Autos und das Setting sind cool. Lupin kann ja immer alles und kriegt immer alles hin.

aS: Wie stehst du sonst so zum Thema Anime?

PF: Ich bin jetzt kein Superfan von Anime, muss ich sagen. Aber ich mag manchmal diese düstere Atmosphäre wie in „Kizumonogatari“.

aS: Wie war es, wieder mit den alten Sprechern aufzunehmen?

PF: Abgesehen von Sarah Riedel (Fujiko Mine) sind wir bei Lupin wieder die alte Besetzung. Obwohl Peter Reinhardt (Goemon) inzwischen schon über 70 ist.

aS: Hast du mal wieder in die alten Folgen reingeschaut?

PF: Ich hab direkt zugegriffen, als die DVD Box erschienen ist. Zwar ist die Musik anders als bei MTV und deshalb war das Feeling anders. Aber in den Synchronforen dient die MTV-Fassung noch immer als Maß­stab. Es waren andere Zeiten und die Texte noch nicht so politisch korrekt.

aS: Du hast aber nur die Lupin-Filme gesehen, die du selbst synchronisiert hast?

PF: Woher soll ich die anderen Filme denn kennen? Da seid ihr ja die groß­en Experten.

aS: Wen würdest du ins Kino mitnehmen, wenn du dir den neuen Lupin-Film anschaust?

PF: Na meine Verlobte und ihren Sohn, um ihn an Lupin heranzuführen. Der steht aber mehr auf „Naruto“ und „Haikyu!!“ Er hat durch „Haikyu!!“ sogar mit Volleyball anfangen. Die Macht der Anime! Er schaut Anime manchmal auch auf Japanisch mit Untertiteln. Das machen viele – selbst bei „Attack on Titan“ schreiben manche, dass die japanische Fassung viel besser ist. Andere loben die deutsche Fassung als besonders gut.

aS: Machen dir solche Kommentare und Pauschalisierungen etwas aus?

PF: Manche frechen Kommentare lösche ich einfach. Aber ich steh da meist drüber und nehme das nicht so wichtig.

aS: Hattest du mal die Gelegenheit, in den Lupin-Manga reinzuschauen?

PF: Nein, gar nicht. Gibt es den überhaupt noch?

aS: Er wurde auf Englisch veröffentlicht, ist aber nur noch schwer zu bekommen.

PF: Na ja, Mangas lese ich nicht so.

aS: Weiß­t du eigentlich, wie viele Nebenrollen du bei „Detektiv Conan“ gesprochen hast?

PF: Nein, aber das steht bestimmt in der Synchronkartei. Ich bin ja schon seit den Anfängen mit Episodenrollen bei Conan dabei.

aS: Wird bei den kleinen Rollen auch gezielt gecastet, oder wird da genommen, wer da ist und stimmlich passt?

PF: Sowohl gecastet als auch einfach besetzt. Die Regie hat ja meistens die deutschen Stimmen im Kopf und versucht so passend zu besetzen.

aS: Bist du neben Synchron auch noch in anderen Bereichen tätig?

PF: Eigentlich bin ich Schauspieler und komme vom Theater. Mittlerweile ist Synchron mein Hauptstandbein, auch weil viele Theater zugemacht haben. Ich stand zwar auch schon vor der Kamera, aber immer nur Bösewicht, Gangster oder Nazi und das wurde irgendwann langweilig. Beim Synchro hast du die Rollen Vielfalt: Da bist du vormittags der Terrorist und nachmittags ein Heiliger.

aS: Wie kommt es eigentlich, dass du die meisten Synchronrollen hast?

PF: Weil die Synchronkartei und die Kaulliste das einem so anzeigt. Das ist einfach so passiert, ohne dass ich gezielt darauf hingearbeitet hätte.

aS: Gehst du da anders ran als andere?

PF: Ich spreche halt auch sehr viele kleine Rollen. In der Rollenstatistik zählen 100 Folgen „JAG – Im Auftrag der Ehre“ genau so viel wie 10 Takes als Staatsanwalt. Als Schauspieler fällt es mir leicht mich anzupassen – auch bei Lupin, wenn er sich verkleidet und in andere Rollen schlüpft. Ich schau mir aber nicht alle Filme und Serien an, in denen ich mitgesprochen habe. Die Zeit habe ich gar nicht.

aS: Trotz jahrzehntelanger Erfahrung verhaspeln sich Synchronsprecher aber auch mal.

PF: Ständig, aber man kann ja immer wieder neu ansetzen. Man muss ja den Text erst mal in den Mund bekommen, damit das dann sitzt. Die Digitaltechnik erleichtert aber die Arbeit und den Schnitt.

aS: Hatte die alte Analogtechnik auch Vorteile?

PF: Angenehm war, dass man früher gemeinsam mit Kollegen im Synchronatelier war und auch ein wenig rumblödeln konnte.

aS: Wie lange wirst du noch aktiv bleiben?

PF: Bis es nicht mehr geht. Es gibt ja keine Altersbeschränkung und auch alte Rollen müssen gesprochen werden. Im Schauspielbereich muss man manchmal monatelang auf eine neue Rolle warten und im Theater ewig umsonst proben. Deshalb ist Synchron für viele Schauspieler ein attraktiver Zusatzverdienst.

aS: Du hattest vor dem Interview schon erwähnt, dass häufig „Attack on Titan“-Fans auf dich zukommen.

PF: Was Anime betrifft, hauptsächlich „Attack on Titan“. Oder wenn man das mitzählt: Es gibt sehr viele „Miraculous Ladybug“-Fans.

aS: Eine koreanisch-japanische Koproduktion.

PF: Da bin ich der einzige Bösewicht in der Serie: Ich bin Hawk Moth.

aS: Ärgert dich das, wenn eine Rolle, die du sprichst, stirbt?

PF: Nein, das passiert öfter: Man denkt, da kommt noch was und dann taucht die Figur nicht mehr auf.

aS: Kommen auch Ben Affleck-Fans zu dir?

PF: Eher Batman-Fans, wobei ich Ben Affleck ja schon sehr lange spreche. Aber jetzt kommt im DC-Universum ein neuer Batman. Dafür spreche ich jetzt im Marvel-Universum THE RED GUARDIAN (David Harbour).

aS: Das Lupin-Conan-Crossover war schon 10 Jahre alt, als es synchronisiert wurde. Macht das einen Unterschied?

PF: Das merkt man kaum. Zumal Conan ja schon immer diesen Stil hatte.

aS: Vielen Dank für deine Zeit!

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Kommentare (2)

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Avatar: Lebbo
V.I.P.
#1

Schönes Interview mit einer deutschen Synchronsprecher-Legende!

Hätte man ruhig noch prominienter auf der Webseite platzieren können. ;)

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Avatar: Ricardo M. Sakazaki#2
Peter Flechtner ist der beste egal wo er spricht ist es immer Top.
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