Live-Action-Rezensionen

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Rezensionen

King of High School

Avatar: Slaughtertrip#16
Wie kann man sich den »King of High School« eigentlich vorstellen? So vielleicht. Das aS-Cover stellt ihn jedoch so dar. Sehr lasziv. Mir geht jetzt schon einer ab. Wenn man die Serie kennt, kann man gewisse Dinge in das Cover hineininterpretieren, z. B. dass der Pssst-Finger auf das Geheimnis, das Lee Min-Seok zu wahren versucht, hindeutet. Oder dass Jung Yoo-A, die fast schon besiegt am Boden zu liegen scheint, nur die zweite Geige spielt, während Jung Soo-Young, die sich auf beinahe gleicher Höhe zu Min-Seok befindet, der wahre Love Interest des Protagonisten ist. Hockeyschläger sowie -helm bedürfen keiner Interpretation, da die Eishockey-Meisterschaft einen kleinen Nebenplot in dieser RomCom darstellt. Übrigens hat mich ein anderes Cover, das man auf so manch anderen Asian-Movie-Seiten findet, zuerst etwas abgeschreckt, sah für mich der Protagonist auf dem ersten Blick doch wie die Krachbummente aus. Oder irgendwas Transformer-mäßiges, nur ohne Megan Fox, als diese noch heiß und vor allem natürlich war.

Der Name der Serie ist etwas irreführend, denn erstens ist Min-Seok nicht der »König der Oberschule«, sondern einfach nur ein guter Hockeyspieler mit schlechten Noten und einer Handvoll Freunden, und zweitens ist die Screentime, die man der Oberschule als Schauplatz widmet, sehr begrenzt. Das Geschehen spielt sich vorrangig im Hauptsitz des Immobilienunternehmens Comfo ab. Dort nimmt Min-Seok die Identität seines älteren Bruders Lee Hyung-Seok an und spielt den Direktor. Das geht nur, weil beide wie eineiige Zwillinge aussehen, obwohl zwischen ihnen um die zehn Jahre liegen. Beinahe zehn Jahre liegen auch zwischen der Veröffentlichung dieser Serie und dem Hier und Jetzt, und thematisch scheint sie ein Überbleibsel mäßig lustiger, halb-moderner Verwechslungskomödien wie »Freaky Friday« oder »King Ralph« zu sein – nur in gut.

Min-Seok steht unter wahnsinnigem Stress. Er muss Schule, Hockey und Fake-Arbeit unter einen Hut bringen. Bei der Arbeit gibt er zwar nur vor, produktiv zu sein (so wie viele andere im Real Life auch), doch sein Problem ist die Anwesenheit. Er kann nicht überall gleichzeitig sein. Zumindest in der Schule wird dieses Problem mithilfe einer lebensgroßen Puppe gelöst, die von Min-Seoks Freunden in eine Schlafposition gebracht wird. Die Lehrer hinterfragen das auch gar nicht, denn anscheinend schläft Min-Seok immer beim Unterricht. Und wenn ein Lehrer doch einmal die Frechheit besitzt, Min-Seok aufwecken zu wollen, platzieren dessen Freunde sich wie ein Schutzschild zwischen der Puppe und dem Lehrer. Hockey ist da schon ein etwas größeres Problem, denn Puppen können nicht Schlittschuh laufen. So sieht Min-Seoks Alltag immer ungefähr so aus: in der Schule die Anwesenheit bestätigen und danach aus dem Fenster springen, zur Arbeit laufen, zum Hockey laufen, nach Hause laufen.

Warum Min-Seok überhaupt in die Rolle seines Bruders schlüpft, ist ganz einfach dadurch zu erklären, dass dieser ihn angerufen und um diesen Gefallen gebeten hat. Was Hyung-Seok, der lange Zeit in Deutschland verbracht hat, davon abhält, seine geplante Heimreise nach Korea anzutreten, erfährt man erst am Ende der Serie. Zumindest klingt das Telefonat sehr ernst, so als sei er ins Fadenkreuz der Mafia und der Yakuza geraten, die sich nun darüber streiten, wer ihn zuerst betonversenken darf.

Damit er nicht durchschaut wird, weiht Min-Seok auf Anordnung seines Bruders den Teamleiter Kim Chang-Soo (der 2. von links) und den Geschäftsführer Han Young-Seok (rechts im Bild) in das Geheimnis ein. Gibt es fachliche Fragen an Min-Seok, antworten die beiden für ihn. Chang-Soo ist ein Hampelmann erster Güte und so nervös, dass man Angst haben muss, er bekommt einen Herzinfarkt, wenn die Wahrheit ans Licht kommen sollte. Er ist weinerlich, nuschelt (so klingt das für mich jedenfalls), wackelt immer rum und ist ein richtiges Mimimimi-Omega-Männchen. Beinahe alle machen sich über ihn lustig, sogar Min-Seoks Oberschulfreunde. Glücklicherweise hat er diese Waschlappen-Trademarks, denn das sorgt für zwei Dinge, die immer gut ankommen: Sympathie und Comedy. Young-Seok auf der anderen Seite ist sehr ernst und bekommt nur wenig Screentime, wodurch das Gleichgewicht dieses Geheimnis-Duos etwas ins Wanken kommt.

Apropos Duo: Auch hier gibt es wieder ein Trottel-Trio* – je nach Konstellation. Min-Seoks beste Freunde sind Jo Deok-Hwan (der 2. von links) und Oh Tae-Seok (der ganz linke), die ebenfalls in sein Geheimnis eingeweiht sind. Die beiden könnte man beinahe mit dem Waschlappen Chang-Soo und dem ernsten Young-Seok vergleichen. Ersterer ist immer sehr witzig, ob er will oder nicht, und Zweiterer, auch wenn er sehr attraktiv ist, verblasst in der Gegenwart seines Freundes. Die Dritte im Bunde ist Jung Yoo-A. Diese rennt Min-Seok dauernd nach und bildet sich ein, mit ihm zusammen zu sein. Und sie nennt ihn aus irgendeinem Grund immer »hubby«. (Ist wohl auch so ein Korea-Ding.) Läuft man im Real Life einer Frau nach und nennt sie »Ehefrau«, ist man plötzlich »creepy«, aber eine junge, niedliche Koreanerin darf so was, und das schimpft sich dann »Gleichberechtigung«, obwohl man nur ganz normal stalken möchte … Yoo-A ist zudem die jüngere Schwester von Soo-Young, was das Liebeskarussell erst so richtig zum Drehen bringt, bis die Reittierchen aus ihren Verankerungen geschleudert werden – es halt zum Weiberfetz kommt.

*Trottel-Trio bei »Sileobgeubyeo Romaenseu« / Trottel-Trio bei »Ingyeogongju«

Trotz Unterstützung seiner zwei Eingeweihten hängt ständig das Schwert des Damokles über Min-Seoks Kopf. Ein kleiner Fehler und die Scharade ist vorbei, und manchmal scheint es so, als tue Min-Seok sein Bestes, möglichst bald aufzufliegen. Die Abfolge der Ereignisse ist leider etwas vorhersehbar. Anfangs tut Min-Seok sich schwer damit, Fachgesprächen zu folgen, und selbst bei einfachen Fragen fehlt ihm jene Kompetenz, die sogar manche Grundschüler mit sich bringen. So entstehen dann Antworten wie: »Kaufen gut … verkaufen gut … (ich Neandertaler) …« Wenn er dann aber ins kalte Wasser geschmissen wird und seine erste Präsentation hält (in Korea nennt man so etwas anscheinend »PT« – englisch ausgesprochen), kann er das Publikum mit seinem jugendlichen Elan auf seine Seite ziehen und steigt in dieser mit steifen Anzugträgern überfüllten Firma zum Sympathieträger auf.

Sehr früh wird mit dem Direktor Yoo Jin-Woo eine Figur eingeführt, die Rival und Love Rival zugleich ist. Zumindest der Rivale zeichnet sich schon sehr früh bei einem irrsinnig peinlichen Gespräch unter vier Augen ab, bei dem Min-Seok sich vehement weigert, mit Intelligenz zu glänzen. Jin-Woo ist schlau, kompetent, scharfsinnig und eiskalt, also genau das Gegenteil des sympathischen Protagonisten. Das mit dem Liebesrivalen ist schon etwas komplizierter, aber das macht ja nichts, denn Love ist bekanntlich complicated. Es sind nämlich mal ausnahmsweise nicht die zwei Jungs, die auf das Mädel scharf sind, sondern das Mädel ist auf den reichen Direktor scharf, wird von diesem jedoch direkt und ohne Feingefühl abgewiesen. Die Beziehung zwischen Min-Seok und Soo-Young entwickelt sich nur langsam, und Jin-Woo steht immer wieder zwischen den beiden. Doch auch Jin-Woo ist unter seinem Anzug nur ein Mensch mit Gefühlen (Szene musikalisch unterlegt mit »Northern Sky« von Nick Drake) und persönlichen Problemen. Bis man das aber erkennt, bleibt er der Unsympathler, und er und Min-Seok werfen sich bis dahin schlagkräftige Gegenargumente an den Kopf. Doch auch Jin-Woo hat ein Geheimnis, das niemand in der Firma wissen darf: Er ist der uneheliche Sohn des wirklich unsympathischen Comfo-Präsidenten. Schmökert man etwas in den Kommentar-Sektionen bekannter Asian-Movie-Seiten, liest man häufig das Wort »handsome«, womit Frauen den Eindruck erwecken wollen, erwachsen, besonnen und verstandgesteuert zu sein, obwohl sie höchstwahrscheinlich wie kleine Fangirls kreischen würden, würde Lee Soo-Hyuk, der Schauspieler von Jin-Woo, vor ihnen stehen. Aber ja, er sieht gut aus. Und er ist 1,85m groß, obwohl Asiaten im Schnitt kleiner sind als Europäer. Generell besitzen viele Schauspieler in dieser Serie eine Körpergröße, die Frauen als sexy bezeichnen würden …

In externen Kommentar-Sektionen zu dieser Serie wird auch ein großer Aufschrei gemacht, weil Soo-Young zehn Jahre älter ist als Min-Seok, so als sei »Ältere Frau, jüngerer Mann« ein Novum in fiktiven Geschichten. (Mal abgesehen davon, dass so eine Konstellation auch im Real Life vorkommen kann. Ich kenne selbst wen, der mit einer zehn Jahre älteren Frau zusammen ist und schon Kinder mit ihr hat. Sinngemäß sein Kommentar dazu: »Solange sie nicht meine Mama sein kann …«) Dabei passen Min-Seok und Soo-Young furchtbar gut zusammen. Der eine ist noch ein unreifes Früchtchen und die andere benimmt sich wie ein unreifes Früchtchen. »dorky« wird Soo-Young in besagten Kommentar-Sektionen genannt, und da gebe ich den Verfassern sogar recht, nur dass das für mich kein negatives Persönlichkeitsmerkmal ist. Auf die Konnotation kommt‘s eben an. Sie zieht sich an wie eine gegen Fashion immune Oma im Körper einer attraktiven jungen Frau. Sie ist die Art von Mensch, die andere Leute unbewusst zum Lachen bringt, und mit der Zeit beginnt sogar Jin-Woo diesen Wesenszug an ihr zu schätzen.

Das Serien-Format kommt der gesamten Geschichte zugute, denn im Laufe dieser 17 Episoden nimmt man viele Abzweigungen, sodass es gar nicht langweilig oder eintönig werden kann. Hinter der Scharade und dem lustigen Hin und Her zwischen Schule, Arbeit und Hockey steckt eine sehr ernste Geschichte, bei der ganz bestimmte Personen aus Spoiler-Gründen nicht erwähnt werden. Auch zu Hause bei Min-Seoks Familie spielen sich so einige interessante Szenen ab. So hat er einen Vater, mit dem er sich augenscheinlich sehr gut versteht, sowie einen Opa, der zwar an Demenz erkrankt, aber sehr lebensfroh ist (und seine Brille immer falsch rum trägt). Bekommt man später auch noch Soo-Youngs Mutter zu Gesicht, kommt man kaum drum rum, zumindest den ernsten Teil dieser Serie als Familiendrama zu begreifen, bei der die Elterngeneration keine unbedeutende Rolle für den Mainplot spielt. Die Message jedenfalls ist immer sehr positiv.

Abgesehen von all dem, was sich um Min-Seok dreht, bekommt sogar ein einfacher Angestellter, der gut zehn Episoden lang fast unsichtbar ist, eine kleine Liebesgeschichte spendiert. Vor allem durch die positive Ausstrahlung von Min-Seok wächst das Retail Team zusammen und es entwickelt sich eine gesunde Dynamik, also etwas, das man sich auch im Real Life wünscht. Im Team befinden sich aber auch die üblichen hinterlistigen Lästerschwestern, die sich den attraktiven neuen Direktor krallen wollen, also etwas, das man sich im Real Life nicht wünscht, außer man ist so ein attraktiver Direktor.

Technisch gibt es bei dieser Special-Effects-armen RomCom nichts auszusetzen. Ganz, ganz selten kommt es vor, das etwas auf den Bildschirm gekritzelt wird, aber das scheint eine Vorliebe der Südkoreaner zu sein, kommt dies doch in gefühlt jeder Serie vor, und dort noch viel häufiger. Die Schauplätze werden oft gewechselt, sodass der Eindruck von Weite entsteht. So nimmt diese Serie einen sogar auf Betriebsausflüge mit – zu Radtouren und anstrengenden Wanderungen. Musikalisch gibt es bis auf das erwähnte Musikstück von Nick Drake (Empfehlung der Redaktion) nicht viel Westliches zu hören. Bei einer romantischen Szene wird »Raindrops Keep Fallin’ on My Head« von B. J. Thomas gespielt, aber ansonsten muss man leider auf Mainstream-Pop aus den letzten 100 Jahren verzichten – oder glücklicherweise, je nach Musikgeschmack.

Sofern man sich durch die Liebe zwischen einem 18-Jährigen und einer 28-Jährigen nicht offended fühlt, möchte ich gerne eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. Südkoreaner scheinen ein Händchen dafür zu haben, sympathische Produktionen beinahe Tag für Tag aus den Ärmeln zu schütteln. Es ist nicht nur die Comedy, die das Geschehen für the sake of the gag nicht konstruiert erscheinen lässt, sondern die ganz natürlich und plötzlich kommt, so wie amüsante Momente auch im Alltag stattfinden. Und es ist auch nicht nur die Romantik, die erst gar nicht versucht, die Grenzen der Sentimentalität auszuloten, sondern bei der nur die allernötigsten Tränen vergossen werden. Es ist etwas, das vielleicht, aber nur vielleicht … einzig und alleine mit Magie zu erklären ist, und vielleicht, aber nur vielleicht … ist der Zepter, den ich Min-Seok so professionell in die Hand gephotoshoppt habe, in Wahrheit ein Zauberstab, der diese wundervolle Serie möglich gemacht hat …

… oder die Serie ist einfach nur cool.
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Yeonaejojakdan: Shirano

Avatar: Slaughtertrip#17
Diese Serie ist das Spin-off zum drei Jahre zuvor erschienenen Film. Die einzigen beiden Figuren, die sowohl im Film als auch in der Serie vorkommen, sind Byeong-Hoon (im Film von Uhm Tae-Woong und in der Serie von Lee Jong-Hyuk gespielt) und Min-Young (im Film von Park Shin-Hye und in der Serie von Choi Soo-Young gespielt). Zumindest scheinen es dieselben Figuren zu sein, denn Byeong-Hoon hat im Film den Nachnamen »Lee« und in der Serie den Nachnamen »Seo«. Und die Nachnamen-lose Min-Young hat in der Serie den Nachnamen »Gong« bekommen. Da Hangul jedoch nie einheitlich übersetzt werden (z. B. »Yeong« kontra »Young«), könnte dieser verwirrende Umstand den Zuseher dazu verleiten, die Annahme anzustellen, bei diesen beiden Figuren handle es sich um verschiedene Personen, und was ich hier schreibe, verwirrt nur noch mehr. Glauben wir einfach mal Wikipedia, dass diese beiden Figuren da wie dort dieselben sind. Sind sie das, könnte man diese Serie als Prequel zum Film ansehen, denn man erfährt, wie Min-Young in die Agentur gekommen ist. Im Film bleibt Min-Young leider etwas unter dem Radar, und bis heute ist mir nicht klar, welche Rolle sie dort eigentlich spielen soll – außer die Quoten-Heiße. Weil man im Verlauf der Serie jedoch Widersprüchlichkeiten zum Film entdeckt, ist die Serie wohl eher das, was ich eingangs schon erwähnt habe: ein Spin-off.

Somit hätten wir die trockenen Fakten und das Historische hinter uns gebracht. Übrig bleibt nur noch eine spannend und lustig zu lesende Rezension!

Das Konzept ist natürlich dasselbe: Einseitig verliebte Menschen beauftragen die Cyrano-Agentur, sie mit einer bestimmten Person zusammenzubringen. Die Agentur schreibt Drehbücher und erstellt Szenarien, damit genau das passiert. Man geht hier sogar so weit, dass man der Kundin/dem Kunden per Funk (war 2013 Bluetooth noch modern?) übermittelt, was genau sie/er seiner/ihrem Schnuckelschatz sagen soll. Einen Moment bitte …

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen verzichtet und das generische Maskulinum verwendet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beide Geschlechter.

Die Operationsbasis der Agentur befindet sich auch hier in einem heruntergewirtschafteten Theater, das man mit dem gesammelten Geld wiedereröffnen möchte. Für den Außendienst steht ein kleiner Bus mit Blaulicht und modernster Technik bereit. Trotz weitaus längerer Sendezeit wurde das Team nicht aufgestockt. Zusammen mit der neu eingestellten Min-Young besteht die Agentur nur aus vier Personen. Der Chef Seo Byung-Hoon ist der Kopf der Bande und eher unromantisch veranlagt. Moo-Jin ist der Techniker unter ihnen, redet kaum ein Wort, lächelt in der gesamten Serie kein einziges Mal und sagt, sich nicht für Liebe zu interessieren. Ah-Rang ist noch ein Oberschüler und wurde aus welchen Gründen auch immer in der Agentur aufgenommen. Er ist ein sehr lieber, immer lächelnder Junge mit einer positiven Ausstrahlung, der jedoch nicht den Wunsch hat, eine Beziehung zu haben. Er macht manchmal den Eindruck, als sei er wie so eine lächelnde Puppe, die nachts lebendig wird und einen mit einem Messer ermordet. Wenn die Agentur Liebe unter die Leute bringen möcht— Wai~t a little! Alle drei Mitarbeiter sind gefühllose Liebesverweigerer? Und ausgerechnet die arbeiten in einer Kuppel-Firma?! Ungefähr denselben Schock bekam Gong Min-Young, als sie dort angefangen hat. Min Young ist das genaue Gegenteil. Sie liebt die Liebe und tut alles dafür, zwei Personen, von denen einer »besser« ist als der andere, zusammenzubringen, solange sie spürt, dass der Kunde wahrhaftig verliebt ist. Deshalb wurde sie auch von ihrer alten Agentur rausgeschmissen, denn ihre Chefin war irgendwie der Meinung, Profit sei wichtiger für die Firma, als das beinahe unmögliche Unterfangen anzustellen, zwei Leute, die nicht zueinanderpassen, verkuppeln zu wollen. Weil sie die Antithesis der Cyrano-Belegschaft ist, gibt es anfangs eine spürbare Spannung zwischen ihr und dem kaltblütigen Byung-Hoon. Und diese Spannung ist auch bitter nötig, denn eine RomCom, die *lach* nur auf Liebe basiert, die kann gar nicht funktionieren *lach, lach*. Min-Young ist offensichtlich ein ganz bezauberndes, sympathisches Mädchen. Genau deshalb hat mich aber die Darstellung in der Serie selbst etwas irritiert. Sie wird nämlich als »kein besonders guter Fang« dargestellt. Immer wieder wird gesagt, sie sei für eine ganz bestimmte Figur »nicht gut genug«. Und wenn diese Figur sich doch für Min-Young interessiert, habe sie »keinen besonders guten Geschmack«. Bitte, liebe Produzenten: Wenn ihr wollt, dass eine Figur nicht ganz so toll sein soll, dann gebt die Hauptrolle doch bitte keinem Pop-Idol einer bekannten Girl Group, das mega fucking cute ist! Aber Einschaltquoten und Profit *nach oben schiel* und so …

Das Potenzial des Konzepts dieses Franchise würde selbst nach vielen weiteren Staffeln noch nicht ausgeschöpft sein. Beim Film gab es die amüsante Geschichte eines Verkupplungsversuchs zwischen einem Weirdo und einer hübschen Servicekraft. Die Serie beweist, wie abwechslungsreich man dieses Konzept gestalten kann.

Die erste Geschichte dreht sich um den Tierarzt Jin Joon-Hyuk, der sich in die Bibliothekarin Ma Jae-In verliebt hat. Jae-In wird gespielt von der Bombshell Lee Yoon-Ji, die man unter anderem auch aus »Dr. Frost« kennt. (Ich zumindest.) Weil die Agentur herausgefunden hat, dass Jae-In ihr Leben langweilt und sie auf ein Abenteuer aus ist, wird ein typisches Krimi-Szenario erfunden und Joon-Hyuk in einen Trenchcoat gesteckt, um Jae-In mit seiner neu gewonnenen mysteriösen Aura zu bezirzen.

Die zweite Geschichte handelt vom Pop-Idol Yang Ho-Yeol, der sich in seine ganz gewöhnliche Mitschülerin Min Se-Kyung verliebt hat. Ironischerweise hat er sich ausgerechnet in das einzige Mädchen, das sich nicht für ihn interessiert, verliebt. Andauernd rennen dem Armen Ho-Yeol Mädchen nach, doch Se-Kyung sieht ihn nicht mal an. Es sollte nicht schwierig sein, eine einfache Bürgerin dazu zu bringen, sich in ein Pop-Idol zu verlieben, doch es gibt ein Problem: Se-Kyung mag die lächelnde Killerpuppe Ah-Rang. Die Cyrano-Mitarbeiter halten nun nicht mehr nur die Fäden in den Händen, sondern stehen selbst auf der Bühne. Sie werden direkt in die Geschichten involviert, anstatt nur am Rand zu stehen, Kommandos zu geben und Szenerien zu schreiben.

Bei der dritten Geschichte geht es um den Bäcker Choi Dal-In, der einen tollen Goofy abgeben würde, und die Köchin Dokgo Mi-Jin. Dal-In scheint ein netter Kerl zu sein, wird von Mi-Jin, die bei einem Kochwettbewerb gegen ihn den Kürzeren gezogen hat, jedoch immer wieder runtergemacht. Man fragt sich, was Dal-In an ihr findet, bis man erfährt, dass er ein Masochist ist. Es ist eine witzige und amüsante S&M-Geschichte.

Bei der vierten Geschichte taucht ein Mädchen namens Bong Soo-Ah auf, das ein wenig an das Geistermädchen aus »Ring« erinnert, was in der Serie selbst sogar gesagt wird. Sie versteckt sich hinter ihren Haaren, hat keine Erfahrung mit dem anderen Geschlecht und hat Angst, diesem in die Augen zu sehen. Sie ist wie ich, darum mag ich sie! Sie ist verliebt in einen namenlosen Magier. Ausgerechnet Soo-Ah, die doch so schüchtern ist, möchte nicht, dass die Agentur ihr dabei hilft, mit ihrem Liebsten zusammenzukommen. Stattdessen bittet sie die Agentur, einen selbstbewussteren Menschen aus ihr zu machen, sodass sie dem Magier alleine gegenübertreten und ihm ihre Liebe gestehen kann. Die Geschichte ist leider etwas kurz und man scheint nicht das Beste aus ihr herausgeholt zu haben. Dass der Magier keinen Namen haben darf und auch nur dann vorkommt, wenn Soo-Ah ihm ein Geständnis machen möchte, zeigt jedoch nur, dass der Fokus ganz alleine auf Soo-Ah gerichtet sein soll.

Etwas dramatischer wird es bei der fünften Geschichte, wenn Moo-Jins Großmutter Madam Hwang die Agentur darum bittet, die Krankenschwester Lee Hae-Shim mit dem Feuerwehrmann Kim Chul-Soo zu verkuppeln. Der Clou ist: Beide mögen sich, doch beide werden vom Tod davon abgehalten, eine Beziehung eingehen zu wollen.

Die Serie ist somit episodisch … aber irgendwie auch nicht. Die Mitarbeiter der Agentur haben ihre ganz eigenen Geschichten, und die letzten Episoden drehen sich nur noch um diese.

Der Cast wird erweitert um Figuren, die im benachbarten Restaurant arbeiten oder sich aus anderen Gründen dort aufhalten. Der Chef des Restaurants, Cha »Master« Seung-Pyo, ist der Kredithai, der Byung-Hoons nun bereits verstorbenen Freund Go Do-Il damals das Geld für das Theater geliehen hat. Er verliebt sich in Min-Young, und langsam hasse ich es, wie gut Koreaner aussehen, und die sind auch alle größer als ich! Die Bedienung im Restaurant ist Hye-Ri, und diese fühlt sich zum niemals lächelnden Moo-Jin hingezogen. Schafft sie es mit ihrer koreanischen Cuteness, den obercoolen, Leder tragenden Eisberg aufzutauen? Unter Master arbeiten zwei Schlägertypen namens Lee Min-Shik und Go Young-Dal, die sich schon sehr früh als das Deppen-Duo dieser Serie herausstellen. Kim Min-Kyo, den Darsteller von Young-Dal, kennt man unter anderem aus »Ingyeogongju«. (Ich zumindest.)

Da dies eine RomCom ist, gibt es natürlich auch ein Hauptpaar. Doch wer ist der Glückliche, der Min-Young am Ende abkriegt? Das, liebe Freunde, ist Spoiler-Territorium. Doch weil ich kein Spoiler-Feld setzen will, lest halt einfach nicht weiter, wenn ihr nicht wollt. Byung-Hoon und Master buhlen um die Gunst der hinreißenden Min-Young. Am Ende ist es Byung-Hoon, der sie klarmachen kann. Es ist ein Pärchen, das vielleicht nicht jedem Freude bereitet. Bei einer Szene wird gesagt, dass Byung-Hoon alt aussieht, und im Vergleich zu Min-Young ist er das auch. Zumindest zwischen den beiden Schauspielern liegen 16 Jahre, doch weil Min-Young eh »kein guter Fang ist«, scheint das wohl in Ordnung zu sein. Wenn Byung-Hoon und Min-Soung sich in der letzten Episode umarmen, sieht das ungefähr so aus, als würde ein Vater seine Tochter umarmen. Und auch der obligatorische Kuss beim grande finale sieht etwas … seltsam aus. Byung-Hoon würde besser zu seiner Jugendliebe Yoon Yi-Seol passen, doch dann wären am Ende nicht die beiden Protagonisten zusammengekommen, und so lautet leider das RomCom-Gesetz. Kim Jung-Hwa, die Yi-Seol spielt, hat ausgesprochen hohe Wangenknochen und man wäre fast dazu geneigt zu sagen, sie habe etwas härtere Gesichtszüge, wären diese nicht so sanft. Trotz ihres jungen Alters wirkt sie dadurch sehr erwachsen. Sie hebt sich sehr stark von den sonst so niedlichen Koreanerinnen ab und fällt eher in die Kategorie »sexy« als »süß«, was übrigens auf Lee Yoon-Ji ebenfalls zutrifft.

Auch dieser Absatz enthält Spoiler. Ihr seiet nun gewarnt! Die letzten Episoden drehen sich zwar nur noch um die Haupt- und wichtigsten Nebencharaktere, was auch verständlich ist, doch wie man die Sache angegangen ist, darüber könnte man geteilter Meinung sein. Man hätte diese Serie auch zwei Episoden früher abschließen können, doch dann hat man sich dafür entschieden, ein unnötiges, gekünsteltes Drama einzubauen – vermutlich um auf die magischen 16 Korea-Serien-Episoden zu kommen. Und frankly, ich hätte mir an dieser Stelle lieber eine weitere Verkupplungs-Geschichte gewünscht. Dabei ist dieses Drama, das auch etwas out of place ist, nicht einmal besonders kreativ und kommt in jedem zweiten Actionfilm vor: Es taucht ein Psycho auf und es kommt zu einer Entführung, bei der die tickende Zeitbombe natürlich nicht fehlen darf. Warum schaffen es Bösewichte immer wieder, Bomben zu bauen? Kann man das so einfach googeln? Positiv erwähnen möchte ich jedoch, dass der Psycho mit dem falschen Namen Jung Il-Do immer wieder im Restaurant aufgetaucht ist, weshalb man das als einigermaßen intelligentes, aber nur halbgar umgesetztes foreshadowing bezeichnen könnte.

Musikalisch ist mir nur irgendeine BGM aufgefallen, die sich ständig wiederholt hat. Der »Hit« fehlt, aber zu bemängeln gibt es auch nicht wirklich etwas. Special Effects fehlen hier quasi vollständig, doch die praktischen Effekte und die Requisiten überzeugen, und das viele Wechseln der Drehorte sorgt für die nötige Abwechslung.

Jetzt fehlt nur noch das leidige Fazit. »Yeonaejojakdan: Shirano« hätte von mir aus auch eine Endless-Serie werden können, so wie »One Piece« und »Meitantei Conan«. Bei all den möglichen Verkupplungs-Kombinationen würde sicher jeder irgendwann seine eigene Situation wiedererkennen. Und dann würde auch Slaug lernen, wie er es schaffen kann, dass ***** sich in ihn verliebt …

Süße, kleine Kätzchen!!!
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Shirano; Yeonaejojakdan

Avatar: Slaughtertrip#18
»Unbeholfenen, verliebten Tölpel zur großen Liebe verhelfen« aka »Im großen Stil eine Frau glauben lassen, dieser Tölpel sei die Liebe ihres Lebens«. Man mag es so oder man mag es so sehen, was die Cyrano-Agentur da macht, aber egal, wie man es sieht, es ist besser, als auf TikTok-Influencer zu hören.

Die Mitarbeiter dieser (vermutlich nicht ganz legalen) Agentur helfen armen Verliebten dabei, dass die Frau ihrer Träume sich in sie verliebt. Um das zu bewerkstelligen, schreiben sie Drehbücher, die Szenarien darstellen, wie man sie aus den kitschigsten Romanzen kennt. Ziehen die Verliebten, so wenig Talent fürs Schauspielern sie auch besitzen mögen, dieses Schmierentheater durch, ist die Chance, dass die Frau sich in sie verliebt, durchaus groß – 99 Prozent, glaubt man der Aussage der Agentur. Ihr »Büro«, wenn man es so nennen kann, ist ein altes, baufälliges Theater, das sie mit dem verdienten Geld wiedereröffnen wollen.

Der Name dieser Agentur kommt vom Stück »Cyrano de Bergerac«, in dem es um einen Kerl mit einer großen Nase geht. Der titelgebende Cyrano ist in seine Cousine Roxane verliebt. (In Japan scheint es in Ordnung zu sein, eine Beziehung mit seiner Cousine einzugehen. Wie es in Südkorea aussieht, ist mir unbekannt.) Cyrano gesteht Roxane jedoch nicht seine Liebe, da er aufgrund seiner großen Nase eine Abfuhr erwartet. Er unterstützt dann den attraktiven, aber törichten Nebenbuhler Christian, indem er in dessen Namen Gedichte an Roxane schreibt. Die Parallelen zu diesem Stück werden erst etwas später klar, wenn Lee Sang-Yong – ebenfalls attraktiv und tölpelhaft – die Agentur beauftragt, ihm bei seiner Liebe zum heißen Feger Kim Hee-Joong zu unterstützen, der Chef der Agentur, Lee Byeong-Hoon, bei diesem Auftrag aber irgendwie nicht so ganz bei der Sache ist. Und das aus gutem Grund, denn Hee-Joong ist die Ex-Freundin von Byeong-Hoon.

Bevor es aber ernst wird, zeigt man dem Zuseher einen typischen Fall mit typischem Ausgang: Kim Hyeon-Gon, der etwas socially awkward rüberkommt, verguckt (mich sträubt es, das Wort »verliebt« zu verwenden) sich in die Servicekraft Seon-Ah. Hyeon-Gon muss sich ganz genau an das Skript halten, auch wenn manche Dinge etwas fragwürdig erscheinen, z. B. wenn er Seon-Ah mehrere Sekunden anstarren muss. Natürlich dürfen auch typische Romanzen-Tropen nicht fehlen, beispielsweise das bewährte der-Frau-einen-Regenschirm-anbieten, auch wenn man sich dabei selbst zum Trottel macht. Damit es überhaupt zum Regenschirm anbieten oder zu anderen Situationen kommen kann, wird manchmal etwas nachgeholfen. Ein bisschen Hilfe und ein kleiner Stoß in die richtige Richtung sind vielleicht nicht unbedingt moralisch verwerflich, doch die Kunden müssen für den Liebeserfolg auch vorgeben, jemand zu sein, der sie nicht sind. Im Falle von Hyeon-Gon wird dies schnell deutlich, als er in die Rolle eines Cello-Spielers schlüpfen soll, da die Agentur herausgefunden hat, dass Seon-Ah musikalisch interessiert ist. Das Cello spielt dann jemand ganz anderes. Dieser Auftrag ganz zu Beginn widmet sich genauso sehr dem Bestreben nach einem möglichst ausgewogenen Rom- und Com-Anteil wie nach einer professionellen und abgebrühten Darstellung der Arbeit der Agentur, wie man es beispielsweise von den Trickbetrügern aus »Great Pretender« kennt. Bis zu diesem Punkt ist noch gar nicht abzusehen, dass danach der Com-Anteil merklich zurückgefahren wird, um Platz für ein seriöses Liebesdrama zu machen. Na ja, fast.

Lee Min-Jung, die Hee-Joong spielt, feierte mit diesem Film ihren Durchbruch, sagt Wikipedia. Zumindest wurde sie nach diesem Film mit Awards überhäuft. Dabei können die anderen Schauspieler ruhig aus ihrem Schatten treten. Uhm Tae-Woong, der in die Rolle von Byeong-Hoon schlüpft, spielt in diesem Film eine sehr selbstbewusste Figur, die aber auch Emotionen zeigt, sich dadurch verunsichern lässt und am Ende Fehler eingesteht. Vor allem die Schauspieler, welche die Tölpel spielen, hinterlassen einen einprägsamen Eindruck. Insbesondere in Song Sae-Byeoks Figur des unbeholfen und introvertiert wirkenden Hyeon-Gon könnte der gemeine Otaku sich vermutlich gut hineinversetzen. Eine ähnliche Anziehungskraft versprüht Daniel Choi, der den Haupttölpel Sang-Yong spielen darf, dabei jedoch wesentlich mehr aus sich herausgeht.

Dieser Film wird als low-budget-Überraschungshit beschrieben, was man ihm – zumindest aus technischer Sicht – gar nicht ansieht, auch wenn man kostspielige Spezialeffekte rein aufgrund des Genres natürlich nicht erwarten kann. Dieser Counter ist bereits das höchste der Gefühle. Die Schauplätze wechseln oft und es wimmelt nur so von Statisten, sodass ein etwas größeres räumliches Gefühl entsteht.

Lee Sang-Yong Und wenn es ein Mädchen ist, das ich wirklich mag, benehme ich mich wirklich dumm.
I can relate. I can relate …

Liebesversager fühlen sich zu diesem Konzept vermutlich genauso stark hingezogen wie Lebensversager zu Isekai (»In dieser Welt bin ich wer, denn mir wurden Kräfte, die nicht mein Verdienst sind, gegeben und mir wurde ein Harem, der sich sonst niemals für mich interessieren würde, zur Seite gestellt!«) Das Konzept ist eigentlich viel zu gut, um es mit diesem Film enden zu lassen. Würde es doch nur eine Serie geben, die das gesamte Potenzial dieses Konzepts auszuschöpfen vermag …
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Han Zhi Zhe Bubuan

Avatar: SabriSonne
Redakteur
#19
Mit chinesischen Dramas ist es immer eine Sache, man hat unabhängig der Länge und der Stars nie eine Garantie, ob die Serie wirklich gut ist. So heißt es einfach ausprobieren und hoffen – und „The Immortal Promise“ hat sich als gar nicht so schlecht entpuppt!


Zur Handlung
„The Immortal Promise“ ist eine Serie, die nichts neues macht sondern auf Altbewährtes setzt. Aber das muss ja nicht zwangsläufig schlecht sein, immerhin kann eine Serie mit mittelprächtiger Handlung auch aufgrund der Figuren überzeugen.

So passiert es auch hier, dass die eigentlich mittelprächtige Handlung sehr über die Chemie der Schauspieler und der damit verbundenen Romanze gerettet wird. Im Endeffekt eine klassische Dreiecksbeziehung, die aber einen erfrischend neuen Ansatz mit sich bringt und sich durch die Schauspieler deutlich nach oben katapultiert. So spielt die Serie einigermaßen gut mit dem Thema der Täuschung, da so ziemlich jeder Charakter seine eigenen Ziele verfolgt und man bis zu einem gewissen Grad immer das Gefühl hat, dass niemand seine Emotionen so wirklich ernst meint.

Leider bekommt die Serie jedoch nicht den nötigen Tiefgang, weil sie einfach zu kurz ist. Wo sich andere Titel in den Wahnwitz verrennen, weil der Inhalt für die Folgenzahl fehlt, hätte man hier locker das Doppelte an Zeit drauf packen können. So springt die Serie manchmal zu überraschend und man hat das Gefühl, man hätte in der vorherigen Folge etwas übersehen. So schleicht sich auch das eine oder andere Logikloch in die Serie, weil einfach die Zeit zur Aufarbeitung fehlt. An einigen Fällen ist auch die Szenenabfolge nicht unbedingt gut gelungen. Auch kommt der OST auf die Folgenlänge betrachtet überdimensional oft, dennoch sind die Lieder gut anzuhören und passen sehr gut zur Serie.

Ich kann mich erinnern, dass ich mit dem Beginn der Serie so ein bisschen zu kämpfen hatte, weil mir hier gerade am weiblichen Part der Übergang von Auftragskiller zu Hausmädchen bei der Konkurrenz doch etwas zu plötzlich und ohne Vorwarnung kam. Aber das regelt sich im Laufe der kommenden Folgen, sodass man sich insgesamt gut auf die Geschichte einlassen kann. Die Spannung ist in der Regel da, die Cliffhanger und Wendepunkte auch, wenn auch die Handlung etwas voll ist. Die eine oder andere Storyline hätte da eventuell nicht gebraucht und man hätte lieber auf andere mehr Zeit verwenden sollen. Dennoch passiert viel, was im Vergleich zu vielen großen Titeln mit unendlicher Folgenanzahl wirklich mal positiv zu erwähnen ist.
Ebenso hervorheben möchte ich das Ende, das mir persönlich sehr, sehr gut gefallen hat und ein perfektes Finale für die Serie ist.

Für mich die wirkliche inhaltliche Schwäche war die Beziehung zwischen Xiao Mei und Qing Zhu, die zwar unglaublich niedlich war und auch gut trägt, die jedoch im Grundaufbau so nicht funktioniert. Die Serie versucht uns nämlich weiß zu machen, dass sich beide bereits kennen, sich aber auf den ersten Blick nicht wieder erkennen. Hätte Sinn gemacht, wenn sich beide das letzte Mal als Kinder gesehen hätten, so ist die Idee aber einfach nur wahnsinnig dämlich. Die damit verbundene Geschichte rund um eine Flöte ist zwar wiederum sehr schön geschrieben, aber man fragt sich schon, ob die eigentlich Tomaten auf den Augen haben!

Typisch Palast kommt selbstverständlich auch die obligatorische Intrige vor. Auch hier fehlt wieder Zeit, dennoch ist man zufrieden, da es als Motivation für die Charaktere gut funktioniert. Viele Hintergründe erfährt man jedoch auch hier nicht.


Zu den Charakteren
Trotz der kurzen Zeit erfährt man dann doch relativ viel über die 3 zentralen Charaktere Xiao Mei, Qing Zhu und Li Ye. Die einzelnen Geschichten sind zwar nicht übertrieben gut oder neu, aber gut miteinander verwoben und bilden einen runden Eindruck.

Zentrales Bindeglied zwischen den beiden Herren ist neben einem Rachegefühl v.a. die weibliche Hauptfigur Qing Zhu. Es wird sehr schnell deutlich, dass sie mehr für Xiao Mei empfindet, ist aber aufgrund einer gewissen Vorgeschichte immer wieder gezwungen zu Kronprinz Li Ye zurückzukehren, sodass dieser auch entsprechend zum Zug kommen darf. So entwickelt sich eine interessante Dynamik in der Dreiecksbeziehung, die mal auf Emotion, mal auf Abhängigkeit beruht.

Xiao Mei ist Charakter klassischer Standard und rettet sich hauptsächlich durch die gute Performance von Darsteller Li Fei. Eine ebenso gute Figur machen auch die anderen Darsteller, die zwar alle keine Stars, aber talentiert sind.

Li Ye bildet den Bösewicht der Serie und spielt die Rolle überzeugend, wenn auch etwas plakativ. Die Motivation ist nachvollziehbar, wenn auch nicht sofort ersichtlich, und auch seine Emotionen für Qing Zhu machen Sinn. Auch seine charakterliche Entwicklung zum Ende hin ist gelungen und passt ins Bild.


Zur Übersetzung
Ein neuer Unterpunkt, und leider einer, der hier dringend notwendig ist: die Subs sind Schrott!
Da hat wohl jemand mit Google-Übersetzer gearbeitet und dann noch nicht mal drauf geachtet, dass die Subs auch dann kommen, wenn der entsprechende Satz in der Serie fällt. Meistens sind die Subs einen Moment zu früh, sodass man sich den ungefähren Wortlaut merken muss, damit man mitbekommt, wer was von sich gibt. Mich hat es nur am Rande gestört, da ich zumindest ein bisschen Gefühl für den einen oder anderen chinesischen Satz habe, dennoch macht das ein Anschauen anstrengend bzw. für Nicht-Geübte wahrscheinlich unmöglich. Man kann sich zwar auch viel aus dem Bild herleiten, für die blutigen Anfänger ist die Serie aber nicht geeignet. Man sollte mindestens ein paar Standard-Sätze auf Chinesisch parat haben.


Fazit
Guter Shorty mit insgesamt zu wenig Zeit.

Wo sich andere Serien wirklich verrennen, hat „The Immortal Promise“ mehr Ideen als Zeit, was im Endeffekt etwas schade ist. So kann die Serie nicht ihr komplettes Potential entfalten, was sowohl von Seiten der Story als auch des Casts auf jeden Fall möglich gewesen wäre. Trotzdem eine gut anzuschauende Serie, wenn man mit den schlechten Subs klar kommt.

Wirklich sehr Schade, wenn die Subs bestimmen, ob die Serie funktioniert…
Beitrag wurde zuletzt am 23.07.2023 17:17 geändert.
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Fireworks of My Heart

Avatar: SabriSonne
Redakteur
#20
„Fireworks of my Heart“ war wieder eines dieser Dramas, die dieses Jahr am meisten erwartet wurde, und das nur aufgrund des Hauptdarstellers. Ich geb’s ja zu, ich mag Yang Yang auch, aber eben deutlich lieber in Variety. In der Schauspielerei hat der eigentlich beim besten Willen nichts verloren!


Zur Handlung
„Fireworks of my Heart“ ist ein sehr literarischer Titel, der genau das beschreibt, worum es in der Serie geht: um Feuer im Herzen und um tatsächliches Feuer.

Ich bin weder Arzt noch Feuerwehrmann, habe aber das Gefühl, dass die beiden Berufe absolut passend dargestellt werden, ohne zu übertreiben. Sicherlich merkt man, dass man auch Werbung für die einzelnen Berufsgruppen machen will, um junge Leute dafür zu begeistern, aber das war von Anfang an klar und überrascht damit wenig.

Dennoch muss ich sagen, mir passiert in der Serie zu wenig. Für 40 Folgen fühlen sich die meisten Folgen gleich an und man merkt beinahe gar nicht, ob man Folge 15 oder Folge 30 anschaut. Sämtliche Fälle, wenn auch inhaltlich absolut in Ordnung, kann man in ihrer Reihenfolge verändern, ohne dass sich die Gesamtgeschichte ändern würde, weil die Einzelideen sich insgesamt zu wenig beeinflussen. Das macht die ganze Sache zäh. Man hat das Gefühl, man kommt nicht voran. Leider sind auch die Fälle nicht spannend genug. Es ist zwar schön, dass auf Realismus gesetzt wird, nur leider erzeugen die Geschichten durch ihre ständige thematische Wiederholung kaum Abwechslung oder Spannung.

Auch die Romanze hilft da wenig, die sich wie ein Kaugummi über die 40 Folgen zieht. Sicherlich ist sie alltagsnaher und damit realistischer, dennoch kommt sie nicht aus dem Quark. „Slow burn“ par Excellence. Dass die beiden Hauptcharaktere überhaupt keine Chemie miteinander zu haben scheinen, hilft der Sache nicht unbedingt und macht viele Szenen einfach nur cringy.

Mein großes Hauptproblem mit der Serie war jedoch, dass sie mich mega an „Glory of Special Forces“ aus dem Jahr davor erinnert hat. Yang Yang spielt im Grunde den gleichen Charakter, hat nur einen anderen Namen. Und selbst Song Yan war früher bei den Special Forces, der dann aufgrund eines Unfalls den Beruf wechseln musste, sodass man die Serie tatsächlich als Fortsetzung hätte nehmen können.
Ebenso sind viele Szenen absolut identisch. Wo letztes Jahr Yan Po Yue als Elitesoldat auf dem Sportplatz mit dem Team die Runden dreht, rennt jetzt Elite-Feuerwehrmann Song Yan auf eben diesem Sportplatz mit seinem Team die Runden. Es ist dieselbe Rolle, dieselbe Charakterkonstellation, teilweise sogar die selben Darsteller. Damit fühlt sich die Handlung nur noch länger an, weil man nicht nur das Gefühl hat, man hat es schon gesehen – nein! Wer „Glory of Special Forces“ gesehen hat, der HAT es schon gesehen.

So dümpelt man leider die ganzen 40 Folgen nur durch die Gegend, hat die allseits bekannten Höhen und Tiefen. Denn leider rettet auch das zweite wichtige Standbein die Serie nicht unbedingt…


Zu den Charakteren
Wow! Yang Yang zeigt hier wieder eindrucksvoll, dass er wirklich nicht schauspielern kann!

Ich muss wirklich sagen, er war eine Katastrophe!
Er ist die ganze Serie damit beschäftigt, gut auszusehen, hat mit seinem weiblichen Gegenpart, Wang Chu Ran, überhaupt keine romantische Beziehung und arbeitet hier nur an seiner Selbstpräsentation. Ich will ihm gar nicht abstreiten, dass er sich für die Rolle keine Mühe gegeben hätte und er gibt körperlich alles, nur leider schafft er es nicht, aus Song Yan eine eigenständige Person zu machen. So sieht man nur Yang Yang (im besten Falle noch Yan Po Yue aus „Glory of Special Forces“, dann hätte man zumindest irgendwelche Charakterentwicklung gehabt!), der sich als Feuerwehrmann versucht und fertig!
So wirken bei ihm selbst die emotionalen Szenen absolut Fehl am Platz, weil er es nicht schafft, die nötige Tiefe zu erzeugen. Der Charakter bleibt bis zuletzt oberflächlich und kalt, weil er zu perfekt, zu steif ist.

Wang Chu Ran fand ich in ihrer Rolle als Ärztin schon deutlich besser. Ihr habe ich die Rolle um einiges mehr abgenommen als Yang Yang. Nur leider ist ihr Charakter so fernab von Logik und sinnvollem Handeln geschrieben, dass es manchmal wirklich wehtut, wie doof sie sich verhält. So stürzt auch der zweite zentrale Charakter in den Abgrund, nur diesmal, weil das Skript schlecht war.

Wo ich jedoch wirklich laut auflachen musste, war der Anfang: Zhang Bin Bin („Rattan", „The King's Woman", „The Flame's Daughter") spielt in seiner Rolle als Song Yans bester Freund und Arbeitskollege Suo Jun wirklich alle in Grund und Boden und trägt am Anfang die Serie beinahe alleine. Leider wird aus seinem Charakter jedoch zu wenig gemacht, sodass diese Stütze irgendwann wegfällt und man verlegt den Schwerpunkt auf 2 Figuren, die kaum tragen können.

Der Rest des Teams ist die Standkonstellation, die man schon aus „Glory of Special Forces“ oder anderen vergleichbaren Titeln kennt. Sinnvoll für die Handlung, aber wenig aussagekräftig. Im Grunde wird das Team zur „Menge im Hintergrund“ mit wenig eigener Persönlichkeit, sodass kaum jemand nennenswert heraus sticht. Somit sind auch emotionale Teammomente meist austauschbar, da sie im Grunde von jeder anderen Figur hätten übernommen werden können.


Fazit
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich das Genre allgemein nicht so mag, aber „Fireworks of my Heart“ bietet insgesamt zu wenig Spannung trotz im Grunde guter Ideen.
Zu viele Szenen sind austauschbar, die Handlung dümpelt nur so vor sich hin, ebenso die Charaktere. Die beiden Hauptrollen tragen die Serie eher schlecht als recht, sodass man sich wahrscheinlich wirklich schwer tun wird, die 40 Folgen bis zum Ende durch zu schauen. Ich frage mich wirklich, ob die Serie nicht besser funktioniert hätte, wenn man sie als Fortsetzung zu "Glory of Special Forces" gesehen hätte.

Wer Cast oder Thema mag, kann sich gerne versuchen, für alle anderen wird es wahrscheinlich eher frustrierend.

PS: Nach der Serie weiß ich jetzt wenigstens, was ich an „Glory of Special Forces“ hatte – einen Vorteil muss "Fireworks of my Heart" haben^^
Beitrag wurde zuletzt am 23.07.2023 16:07 geändert.
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Shin Masked Rider

Avatar: Dome02#21
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Henshin! (Verwandeln)

Heute startet „Shin Kamen Rider“ ein Reboot der Tokusatsu-Serie von 1971 auf Amazon Prime!
Moment mal, da steht Tokusatsu? Was ist das? Tokusatsu bedeutet auf Deutsch Spezialeffekte und erfreut sich in Japan seit den 50er und 60er Jahren großer Beliebtheit. Das Genre ist zwar für Kinder gedacht, aber auch für Erwachsene ist etwas dabei!

Der Film wird mit einer Freigabe ab 13 gelistet und hat eine Laufzeit von 2 Stunden und deutsche untertitel sind verfügbar!

Regie führte Hideaki Anno (Shin Godzilla, Shin Ultraman)! In den Hauptrollen sind Sôsuke Ikematsu (Takeshi Hongo), Minami Hamabe (Ruriko Midorikawa), Tasuku Emoto (Hayato Ichimonji) zu sehen! Die ihre Arbeit sehr gut machen!

Aber auch hier nochmal eine Spoiler Warnung!

Um was geht es in diesem Film?

Takeshi Hongo, ein College-Student und Motorrad-Enthusiast wird von der bösen Organisation Sustainable Happiness Organization with Computational Knowledge Embedded Remodeling, auch bekannt als „Shocker“, entführt und im Rahmen ihrer Pläne zur Weltherrschaft in Batta Augment-01 verwandelt. Bevor sie ihn einer Gehirnwäsche unterziehen können, um ihren Befehlen nachzukommen, entkommt er und nutzt seine neuen, verbesserten Fähigkeiten, um einen Ein-Mann-Krieg gegen Shocker zu führen, indem er sich in Kamen Rider umbenannt.

Ich liebe Tokusatsu seit 2015 und liebe besonders Kamen Rider! Und als Toei „Shin Kamen Rider“ Mitte 2021 bekannt gegeben wurde, war natürlich klar dass ich diesen Film sehen muss, und nun ist es nach 2 Jahren endlich soweit! Der Film hat mir sehr gut gefallen und die Kampfszenen sind ziemlich blutig! In Japan PG12! Und die Story Tokusatsu eben! Gut gegen Böse! Entweder man hasst es oder liebt es! Mir gefielen die Effekte für Tokusatsu-Produktionen und man merkt, dass Toei viel Geld hineingesteckt hat, wie zum Beispiel bei (Kamen Rider Black Sun)!

Und ja auch der Soundtrack aus der 70er Serie ist vorhanden hätte ich nicht gedacht!
Also ja für mich als Fan eine 10/10 aber als nicht Fan würde ich eine 7/10 sagen!
Kommen wir zum Ende! Und entschuldigt das die Review kurz ist!

Fazit!:

Insgesamt ist „Shin Kamen Rider“ ein solider Film und eine Liebeserklärung an einen der Urväter der Tokusatsu-TV-Serien. Offensichtlich hatten alle, die an diesem Film beteiligt waren, eine echte Leidenschaft für ihre Arbeit und das, was davor war. Obwohl es Probleme mit dem Tempo gibt, weil man darauf besteht, einem episodischen Format zu folgen, bietet er auch die beste Charakterarbeit und die besten emotionalen Momente, die man in allen drei „Shin“-Tokusatsu-Filmen gesehen hat. Egal, ob Kamen Rider Fan oder nicht, wenn euch Evangelion, Shin Godzilla oder Shin Ultraman gefallen hat, ist dieser Film einen Blick wert generell diejenigen die Superhero Filme mögen! (Bin kein Marvel und DC Fan wenn Superhelden Filme dann tendiere ich zu Tokusatsu!)
Also ich sag dann mal Henshin! Kamen Raidaa!
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Ingyeogongju

Avatar: Slaughtertrip#22
Da ich weiß, wie schwierig es ist, auf die Schnelle viele neue Namen zu erfassen – insbesondere koreanische –, habe ich für ein besseres Verständnis des Textes die Namen der Hauptcharaktere mit Emojis ausgestattet.

Wer die Historie meiner Rezensionen verfolgt*, der wird sich vielleicht noch an meinen Text zu »Sileobgeubyeo Romaenseu« erinnern, wo ich es mir nicht habe nehmen lassen, jene Szene anzusprechen, die musikalisch mit dem »Sie sind das Essen und wir sind die Jäger«-Part des »Shingeki no Kyojin«-Openings unterlegt ist. Und auch in dieser Serie wird dieser Part gespielt, während eine Furcht erregende, Titanen-ähnliche Frau sich aus einem Toten Winkel heraus erhebt und zum eingeschüchterten Fußvolk spechtelt. Was für ein irrwitziger Zufall das doch ist, der mir ein LOLOLOLOL~ entlockt hat! Ein Zufall, der in dieser Form so schnell nicht mehr passieren wird – dachte ich … Denn wie bei »Sileobgeubyeo Romaenseu« wird auch hier eine Kampfszene (ein Weiberfetz) mit dem für kochendes Blut sorgenden »Rocky III«-Soundtrack »Eye of the Tiger« unterlegt. Was diese Zufälle noch größer macht, ist der Umstand, dass beide Serien produktionstechnisch doch so wenig gemeinsam haben – sie haben verschiedene Regisseure und Autoren, und nicht einmal auf denselben Fernsehsendern wurden sie ausgestrahlt. Gemeinsamkeiten findet man – mit Ausnahme einiger BGM-mäßiger Zufälle – eher beim Genre. Und atmosphärisch, denn Rom und Com sind zu gleichen Teilen vorhanden und gehen eine starke Verbindung ein – so ungefähr wie ein menschlicher Oberkörper mit einem fischigen Unterkörper.

*Danke, Asane

Wenn ich schon mit Musik angefangen habe, möchte ich diesen Teil erst mal fertig sezieren, bis ich mit dem Kern dieser Rezension beginne. In einer detektivischen Szene wird die »Meitantei Conan«-BGM gespielt, hier aufgeführt von der japanischen Armee. Das brachte mich zur Überlegung, ob die Südkoreaner buddy buddy mit den Japanern sind oder ob zwischen ihnen ein ähnlich wettbewerbsfähiges großer-Bruder/kleiner-Bruder-Verhältnis herrscht wie zwischen Deutschland und Österreich. Eine kurze Internetrecherche hat ergeben, dass die Staatsvertreter sich vor vier Monaten die Hände geschüttelt haben. Südkorea scheint sich vor dem Westen aber auch nicht zu verschließen, denn immer wieder ertönen US-Tunes, z. B. bei dieser Szene, die mit »Oh, Pretty Woman« von Roy Orbison unterlegt ist. Dort ist zwar keine hübsche Frau, sondern ein adretter junger Mann zu sehen, aber die Produzenten dachten wohl, das würde schon keinem auffallen. Besonders gefreut hat mich das Ertönen von »Killing in the Name« von Rage Against the Machine, ein Lied, das meine Jugend geprägt hat. Dieses Lied wurde gespielt, als die befußte Meerjungfrau zeichnerisch durchlöchert wurde. Mit »You Are My Destiny« von Paul Anka wurden bei der Apfel-Po-Szene etwas sanftere Töne angeschlagen.

Nun zum Kern des Apfel-Pos der Serie: Die Handlung basiert auf dem Märchen, das wir alle kennen – in welcher Form auch immer. (Die meisten kennen es wohl in dieser Form; die ganz jungen Menschen vielleicht sogar in dieser.) Das Opening jeder Folge beinhaltet immer eine gezeichnete Szene, was eine Referenz auf den Zeichentrickfilm bzw. den Cartoon sein könnte. Könnte, nicht muss. Generell wird in dieser Serie viel gekritzelt. Für vieles hat man einen digitalen Kreidestift genommen – warum keine Wasserfarben?! –, z. B. um eine Fischflosse nachzumalen, um aus dem Love Rival eine Kyuubi-Prinzessin zu machen, um vermeintlichen Sex-Geräuschen eine Form zu geben, um Fürze sichtbar zu machen, für viel kindischen Unfug – oder eben um den Apfel-Po so richtig knackig erscheinen zu lassen.

Die Zeichnungen sind ein wirkungsvolles Hilfsmittel, um die Comedy (die es hier zuhauf gibt) zu verstärken. Sie tragen aber auch zum Verständnis bei, z. B. wenn auf einem Realbild-Snapshot illustriert wird, wie das »Surplus-Haus« – Dreh- und Angelpunkt des Geschehens – aufgebaut ist. Dort wohnen die beiden Hauptcharaktere: die zum Mensch gewordene Meerjungfrau Aileen 🧜‍♀️ (Codename: Kim Ha-Ni) und der kreative Arbeitssuchende Hyun-Myung 🎨. Andere Arbeitssuchende (in Korea scheint das Wort »Arbeitslose« verpönt zu sein) wohnen ebenfalls dort. Und auch hier gibt es ein Trottel-Trio, genauso wie bei »Sileobgeubyeo Romaenseu« (zur Erinnerung). Von diesen dreien sticht Do Ji-Yong am meisten heraus, vor allem deshalb, weil er mit seiner Mimik, seiner Gestik und seinem gesamten Sein (inklusive seinem Haarschnitt) für die komischsten und witzigsten Momente sorgt. Meine persönliche Lieblingsszene ist die, in der Ji-Yong der neu eingezogenen Aileen 🧜‍♀️ die Gepflogenheiten im Surplus-Haus erklärt, was für den Zuseher visuell als Real-Life-Videosequenz (offensichtliche »GTA«-Referenz) dargestellt wird, Ji-Yong dabei ganz große, leblose Augen macht und roboterhaft steif, jedoch mit einem lässigen Rhythmus hin und her schunkelt. Der große Lange heißt Big. In einer Szene trägt er ein T-Shirt mit der Aufschrift »medium«. Pun intended oder nicht – das ist hier die Frage. Von Ahn Hye-Young, einer weiteren Bewohnerin, wird er immer wie ein Kleinkind behandelt. Somit haben wir big, medium und small – den Hamburger unter den Figuren. Der zottelige Ältere ist Lee Sun-Kyu, der als »König der Wettbewerbe« und »Meister in der Welt der Arbeitssuchenden« bezeichnet wird. (Ist wohl wieder so ein Südkorea-Ding. In Deutschland würde er wohl als »Hartz4-Dauerbezieher« bezeichnet werden.) Und er wird von Hye-Young als der weiseste Mensch der Geschichte angesehen. Wie sie darauf kommt, ist unklar, aber Hye-Young ist ohnehin eine Durchgeknallte. Per Live-Stream veröffentlicht sie Videos, in denen sie kocht und isst, während sie seltsame Sachen trägt. Olaf: »Nein, iss mich nicht!« Es gibt auch noch weitere (beabsichtigte?) Referenzen auf Prinzessinnen-Filmen, z. B. wenn Aileen 🧜‍♀️ sich als Schneewittchen verkleidet (und die anderen als Avengers).

Ein weiterer wichtiger Handlungsort ist die Nahrungsmittelfirma JH. Dort arbeitet der »Prinz«, auf den Aileen 🧜‍♀️ es abgesehen hat, der Chefkoch und Apfel-Po-Besitzer Shi-Kyung 👨‍🍳. JH ist eine riesengroße und angesagte Firma. Dauernd wird irgendwas gedreht (nicht nur die Schnitzel), es werden Interviews gegeben und neue Kreationen ausgetüftelt. Hätte man aus SH eine Modelagentur gemacht, hätte man keinen Unterschied gemerkt. Und alle möchten dort arbeiten, inklusive der Arbeitssuchenden aus dem Surplus-Haus. Und natürlich Aileen 🧜‍♀️, um Shi-Kyung 👨‍🍳 näher kommen zu können. Mir ist schon bei »Sileobgeubyeo Romaenseu« (aka »Unemployment Benefit Romance«) aufgefallen, dass Studium und Arbeitssuche in Südkorea irgendwie … anders ist. Oder dass die Serien (und seltsame Untertitel) diesen Eindruck vermitteln. Es gibt hier sogar eine »JH-Elitenlerngruppe«, die aus drei Wichtigtuern besteht, deren Ziel es ist, bei JH aufgenommen zu werden. Shi-Kyung 👨‍🍳 sieht zwar auch aus wie ein Wichtigtuer, wird aber von Folge zu Folge sympathischer, vor allem dann, als man erfährt, dass
er an Prosopagnosie leidet. Das erklärt zwar eine frühere Szene, bei der das Gesicht einer Figur aus einer POV-Kameraeinstellung unkenntlich gemacht wurde, doch alles in allem hat man daraus viel zu wenig gemacht, sodass man sich am Ende sogar fragt, ob das überhaupt nötig war.

Bei dieser Romanze hat man es wieder mit einem romantischen Viereck zu tun. Aileen 🧜‍♀️ hat sich in Shi-Kyung 👨‍🍳 verguckt, weshalb sie die Entscheidung traf, zum Mensch zu werden. Am Anfang waren noch Hyun-Myung 🎨 und Jin-Ah 🧙‍♀️, Shi-Kyungs 👨‍🍳 Assistentin, zusammen. Doch dann ging die Beziehung in die Brüche. Jin-Ah 🧙‍♀️ war ohnehin mehr von Shi-Kyung 👨‍🍳 angetan und möchte ihre neu gewonnene Ungebundenheit nutzen, um den Star-Koch zu ihrer zu machen. Alle heterosexuellen Kombinationen sind möglich. Anfangs scheint es unausweichlich, dass Aileen 🧜‍♀️ und Hyun-Myung 🎨 zusammenkommen, doch sobald Shi-Kyung 👨‍🍳 zeigen kann, dass er ebenfalls sehr sympathisch ist, fängt man an, daran zu zweifeln. Nur Jin-Ah 🧙‍♀️ schafft es, fast permanent eine Fotze zu sein, und glücklicherweise bekommt sie das, was sie verdient, nämlich Seesterne auf den Kopf geschmissen. Wenn man von so etwas wie einem »Problem« bei dieser Serie sprechen möchte, dann ist es vielleicht der Umstand, dass Aileen 🧜‍♀️ selbst – der Hauptcharakter unter den Hauptcharakteren – nicht unbedingt die sympathischste Person ist, die jemals auf dieser Erde gewandelt oder im Meer geschwommen ist. Sie ist das fischige Pendant zu einem kreischenden Fangirl. Auf ihrem Smartphone (?) verfolgt sie die Trends der bebeinten Menschen und schmachtet Shi-Kyungs 👨‍🍳 Apfel-Po aus der Entfernung an. Man könnte sie oberflächlich nennen oder naiv, und ich würde da nicht widersprechen. Aber zumindest ist sie eine sehr positive Person, welche die Leute in ihrem Umfeld glücklich macht. Genau das schätzt Shi-Kyung 👨‍🍳 so sehr an ihr. Sie bringt ihn zum Lachen, immer und immer wieder, und das sieht man als Zuseher gerne, wo er doch ein sehr schönes Lächeln, das sein sonstiges Umfeld ihm anscheinend nicht entlocken kann, besitzt. Sein Interesse an ihr ist wesentlich weniger oberflächlich als ihres an ihm. Hyun-Myung 🎨 wirkt im Vergleich dazu etwas blass. Er ist höchst sympathisch, aber irgendwie erwartet man das auch von einem männlichen Protagonisten. (Außer bei Shoujo-Mangas, denn dort dominieren hauptsächlich Delinquenten, Kindheitsfreunde und die ganz feinen Männer.)

Von den Nebencharakteren möchte ich noch gerne An Ma-Nyeo erwähnen, wenn noch Zeit dafür ist. Er könnte aus dem Film »Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast« entsprungen sein. Und wieder frage ich: intended?! Er war ebenfalls einmal halb Fisch und halb Mensch, und durch seinen Zaubertrank hat Aileen 🧜‍♀️ Beine bekommen. Im Film fungiert er als eine Art Vaterfigur für Aileen 🧜‍♀️. Weil er wohl nicht so firm in menschlichem Benehmen ist, weiß er vielleicht gar nicht, dass er immer sehr unheimlich wirkt. Er wird jedoch immer wieder in Situationen gebracht, die ihn unheimlich lächerlich wirken lassen. Es ist zwar etwas ungewöhnlich, Komparsen bei einer Rezension zu erwähnen, doch wenn es um Creepyness geht, schießt dieser Typ den Vogel ab.

Natürlich gibt es hier auch Drama. Aileen 🧜‍♀️ hat 100 Tage Zeit, um ihre wahre Liebe zu finden, ansonsten löst sie sich in Blubberbläschen auf, so wie diese unwichtige Meerjungfrau. Das ist, kurz und knapp, die Handlung der Serie. Für noch mehr Dramaturgie sorgt der Umstand, dass ihre Beine sich wieder in eine Flosse zurückverwandeln, wenn sie nass werden. Das birgt nämlich die Gefahr, dass jemand ihrem Geheimnis auf die Schliche kommen könnte.

Technisch und visuell gibt man sich alle Mühe, bemüht zu wirken, was sehr sympathisch ist. Ein bisschen trashig hier und da hat noch niemanden geschadet. Die Welt der Meermenschen sieht ungefähr so aus, als hätte man Steine aus Pappmaschee bunt angemalt und beim Dreh beleuchtet – was man vermutlich auch getan hat. Doch alles andere, was gut aussehen soll, sieht auch gut aus, und solange man merkt, dass Profis am Werk sind, gehen sogar beleibte Typen mit Perücke und Cocktailkleid durch. Viele Dinge, die in die Kategorie der Spezialeffekte fallen, gibt es eigentlich gar nicht. Da wären z. B. Aileens 🧜‍♀️ Flosse und eine ihrer Schuppen – beides schön glänzend – sowie ein paar kleine Blitze bei einer offensichtlichen »Terminator«-Referenz und eine Szene, bei der die Zeit still zu stehen scheint.

Langsam fällt es mir immer schwerer, südkoreanische RomComs adäquat zu bewerten. Mir ist noch kein schlechter Vertreter davon über den Bildschirm gelaufen. Oder sind wirklich alle so gut? Ich hoffe, ich stoße bald auf miesere Serien für einen objektiven Vergleich zu den guten. Und dann kann es passieren, dass »Ingyeogongju« bei der Wertung sogar noch steigen wird. Man bekommt Rom und Com auf hohem Niveau – was möchte das Herz eines Romantikers mit viel Sinn für Humor denn mehr …?

… Muschis angucken vielleicht, aber sogar DAS bietet diese Serie!
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Tale of the Nine Tailed: Staffel 2

Avatar: SabriSonne
Redakteur
#23
„Tale of the Nine-Tailed“ Runde 2: wir reisen in die Vergangenheit. Was man dann leider in der Zukunft etwas vergessen hat: wie schreibe ich eine richtige Zeitreise mit Kontinuität?!


Zur Handlung
In der ersten Folge geht es nämlich schon los: Lee Yeon wird in die Vergangenheit geschickt, um einen magischen Stein zurückzuholen, nur um dann sein Ziel sofort aus den Augen zu verlieren. Gefühlt ging es zu keiner Sekunde wirklich um den Stein, dieser ist eher Mittel zum Zweck, und schon bald ist die Mission vergessen.

Stattdessen begleitet man Lee Yeon, wie er sich in Rekordzeit mit seinem Bruder Lee Rang versöhnt, mit dem er, bekanntermaßen aus Staffel 1, seit hunderten von Jahren im Streit ist. Dass Lee Yeon sicherlich eine andere emotionale Grundvoraussetzung hat und weiß, wie die Geschichte mit seinem Bruder endet, ist klar, und somit ist es nur logisch, dass er schnell das Kriegsbeil begraben möchte. Dass Lee Rang aber ohne groß nachzufragen einfach jahrhunderte an Streit vergisst, ist dann doch etwas merkwürdig. Ich muss ja zugeben, ich war von Anfang an sehr an der Rolle des kleinen Bruders interessiert, weil ich mir nicht ausmalen konnte, wie sie ihn in der Handlung platzieren wollten, im Nachhinein hätte er mir aber als Antagonist besser gefallen. Aber dazu später mehr.

Also folgen wir den wieder vereinten Brüdern, wie sie sich in Seoul der 1930er Jahre nieder lassen und allerhand damit zu tun haben, die Stadt vor übernatürlichen Lebewesen zu beschützen. Besonders brenzlig wird die Situation, als eine Truppe japanischer Totengötter in die Stadt kommt, aber naja. Mehr wird es tatsächlich nicht. Passt zum Genre, hat aber auch was von billigem Fighting-Shounen à la „Yu Yu Hakushou“.

Mit von der Partie sind außerdem bekannte Charaktere aus Staffel 1 und einige Neuzugänge. Die neuen Figuren empfand ich als ansprechend, ebenso ihre Charakter-Stories, sodass wenigstens etwas die Spannung oben hält.
„Charaktere zum Erschießen, Platz 1“: Gu Shin Joo (der Tierarzt aus Staffel 1)
Er macht tatsächlich nix außer nerven. Überhaupt nervt die Serie ziemlich. Alles ist so fürchterlich aufgesetzt, so fürchterlich künstlich. So unterhalten sich Leute nun mal nicht! Das nimmt der ganzen Serie unglaublich viel an Fahrt, sodass sich der geplante „Frische Wind“ eher wie ein offensichtlicher Tornado durch die Weltgeschichte bewegt und alles einfach nieder fegt. Ich muss wirklich sagen, das Skript und die Dialoge waren nicht gut.

Was für mich dann aber doch gut funktionierte, und was sicherlich bei vielen im Vornhinein für Kritik sorgte, war die Abwesenheit der weiblichen Hauptrolle aus Staffel 1. So schaffte man es doch tatsächlich, sie in der Handlung zu platzieren, ohne ihr einen einzigen wirklichen Auftritt zu verschaffen. Mental war sie präsent (also Lee Yeons Motivation), sehen tut man sie aber nicht. Wirklich gut geschrieben.

Doch nun komme zu meinem größten Manko: die Kontinuität bei Zeitreisen.
Wer Zeitreisen schreibt, muss unglaublich aufpassen, was in der Zukunft passiert ist, um nahtlos anzuschließen. Und „Tale of the Nine-Tailed 2“ hat hier wirklich eine große Schnitzer gemacht, die selbst dem unbedachten Zuschauer auffallen werden.
Zu Allererst fehlt das „Pay-off“ am Ende der Serie. Lee Yeon beginnt die Zeitreise nämlich nicht nur aufgrund des Steins, sondern hat eigentlich einen ganz anderen Grund, doch nach der ganzen Reise wird nicht geklärt, ob er sein Ziel überhaupt erreicht hat. Kann man jetzt natürlich auf die angekündigte Staffel 3 auslagern, nichts desto trotz fand ich es nicht gut, wenn nicht mal die Main-Storyline aufgelöst wird.
Ebenso liegt am Ende der Zeitreise die Beziehung zwischen den beiden Brüdern nicht so im Argen, damit der Anfang der 1. Staffel anschließen könnte.
Wen ich in der Vergangenheit ebenso schmerzlich vermisst hatte, war der Dämon mit den Seelenpflanzen. Inhaltlich aufbauend auf Staffel 1 hätte er im Zusammenhang mit Lee Rang zwingend vorkommen müssen, aber er tat es nicht. Für mich tatsächlich der schlimmste Fall von inhaltlichem Fehler, da somit Lee Rang (SPOILER!) eigentlich hätte sterben müssen.

Was ebenso keinen Sinn ergibt, ist die Romanze von Lee Rang. Allgemein fand ich es gut, dass die Serie im Grunde komplett auf Romanzen verzichtet, aber Lee Rang dann eine zu geben, die in der 1. Staffel überhaupt nicht erwähnt wird, ist ziemlich unclever. Ich muss zugeben, ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass Sie das Zeitliche segnet, damit es mit der 1. Staffel konform geht, sodass ich die Romanze vermutlich komplett falsch wahrgenommen habe.
Denn wenn man es logisch betrachtet, hätte man die Romanze super dafür hernehmen können, um wieder an den Ausgang von Staffel 1 anschließen zu können: Sie stirbt, am besten weil Lee Yeon Schuld ist, Lee Rang tobt vor Wut und ist wieder absolut sauer auf seinen Bruder - tada! So einfach wäre es gewesen, den Kreis zu schließen.

Aber diese Liste könnte ich ewig so weiter führen. Wenn man Prämissen in Staffel 1 aufbaut, die offensichtlich auch schon in der Vergangenheit existiert haben, dann müssen diese auch in der Vergangenheit vorkommen. Ebenso kann man nicht die Vergangenheit so verändern, dass sie mit den Geschehnissen der 1. Staffel nicht einhergeht. Nicht umsonst gehören Zeitreisen zu den schwierigsten Genre!
Das Einzige, was hier wirklich Sinn machte, war der Auftritt des originalen Lee Yeon, aber die Handlung schreibt ihn schnell gekonnt raus, indem man ihn „sich nicht einmischen“ lässt.

Was ich jedoch positiv fand war der Unterhaltungswert. Man bekommt viel geboten, viele unterschiedliche Ideen, wenn auch nicht wahnsinnig kreativ und neu. Wie gesagt habe ich mich mehr an das typische Fighting-Shounen erinnert gefühlt, aber man hat wenigstens Spaß. Das Tempo ist auch gut, ebenso bin ich froh, dass die Handlung nicht gekünstelt auf 16 Folgen aufgebläht wurde. Für mich ist diese Staffel jedoch deutlich schlechter als Staffel 1.


Zu den Charakteren
Und das liegt sicherlich an einer Figur: Lee Rang.

Er hat noch den Großteil der 1. Staffel getragen, weil er der einzige Charakter war, mit dem man sich wirklich identifizieren konnte. Staffel 2 macht aus ihm nur leider die „Damsel in Distress“. Lee Rang kann wirklich nichts mehr allein, und ich meine „nichts mehr“! Er muss ständig gerettet werden, bringt sich mit seiner eigenen Dummheit in Gefahr und ist der typische Side-Kick aus jedem Fighting-Shounen. Während Lee Yeon immer den Main-Boss bekommt, scheitert Lee Rang gekonnt am Side-Character. Ich fand seine Charakterentwicklung und Story von Vorne bis Hinten absolut Grütze! Nicht spannend, absolut vorhersehbar. Wo ist mein schlauer gerissener Fuchs aus Staffel 1?!

Lee Yeon ist weiterhin Lee Yeon. Genauso cool, genauso unrealistisch. Emotional fand ich ihn jedoch deutlich besser als in Staffel 1, da er einiges erlebt hat und diese Erlebnisse in sein Handeln einfließen. Ansonsten war er mir wie immer zu perfekt.

Die beiden neuen Hauptcharaktere Ryu Hong Joo und Cheon Moo Young fand ich wirklich sehr gut. Gerade Darstellerin Kim So Yeon fand ich als Mountain-Godess wirklich hervorragend gecastet. Sie portraitiert Hong Joo als unabhängige und starke Frau, ohne dabei (wie bei aktuellen amerikanischen Produktionen!) zu übertrieben zu schreiben. Sie darf auch Schwächen haben, ist alles andere als perfekt, und zeigt auch Emotionen. Gerade im Hinblick auf die verhunzten „starken Frauen“ der aktuellen Filmproduktionen, in denen „stark“ mit „perfekt“ gleichgesetzt wird, wirklich wieder einmal schön anzusehen.
Auch Moo Young war ein guter Charakter, dessen Story zwar vorherzusehen war, aber insgesamt gut passte. Damit wenigstens etwas Sehenswertes.

Warum wir Tierarzt Gu Shin Joo und Schauspielerin Kim Yong Ji in einer anderen Rolle (in Staffel 1 der Side-Kick von Lee Rang) brauchen, kann ich bis heute nicht sagen. Die beiden hätte man lieber weglassen sollen. Taluipa und ihren Mann fand ich in der 1. Staffel schon nervig, und tragen auch in der 2. nicht unbedingt viel bei.
Auch die Bösewichte machen keinen wirklichen Eindruck, wirken sie doch mehr wie eine Truppe aus einem mittelprächtigen Fighting-Shounen. Sie definieren sich auch nur über ihre Kampfkraft und ihre gar so böse Haltung, somit werden sie also keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Jang Yeo Hee als Love-Interest für Lee Rang fand ich gut, da sie in einem guten Kontrast zu Lee Rangs Charakter steht, dennoch fand ich ihre Romanze sehr cringy. Liegt sicherlich auch viel am Dialog, bei dem man oft das Gefühl hat, die beiden reden an einander vorbei oder haben schon vergessen, worüber sie sich am Vortag unterhalten haben. Viele Elemente ihrer Handlungen waren außerdem meilenweit gegen den Wind vorhersehbar, sodass diese emotional nicht so einschlugen, wie sie sollten.


Fazit
Ich war schon nicht der größte Fan von Staffel 1, aber diese war eindeutig besser.

Bei Staffel 2 hat man eher das Gefühl, man versucht auf den Erfolg von Staffel 1 aufzuspringen, scheitert aber bereits am Anlauf, bevor man überhaupt hochgesprungen ist. Viel zu viele Kontinuitätsfehler mit Staffel 1, dazu viele zu plakative oder sinnlose Charaktere. Die Bromance wirkt zu gewollt geschrieben, wenn auch die schauspielerische Leistung und Chemie wirklich stimmten.

Die Serie rettet sich im Endeffekt vermutlich auch viel über das unverbrauchte Setting in den 1930er Jahren. Mal schauen, was Staffel 3 machen wird.

Beitrag wurde zuletzt am 16.07.2023 22:11 geändert.
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Exzesse im Folterkeller

Avatar: Gelonidres
V.I.P.
#24
Einige Fragen schossen mir durch den Kopf, als ich über diese Manga-Verfilmung gestolpert bin. Warum wurde dem Film noch eine grottige Anime-Adaption (siehe Rezension) nachgeschoben? Ist diese Umsetzung genau so schäbig? Ist der Bodycount auch so hoch? Gibt es wirklich pornografische Realfilme auf aS? Kann Bob der Bauarbeiter es wirklich immer schaffen? Aber eins war mir klar: Den Film muss ich sehen.

Erst mal zu dem Punkt, der wahrscheinlich die meisten Leser interessiert: Ja, man könnte den Film durchaus als Softporno betiteln. Zwar sind die Szenen wenig explizit, entblößte Brüste (von Frauen, Anm. der Redaktion) gibt es aber zuhauf und allerlei Sexualpraktiken werden angedeutet, wobei sie durch Objekte im Vordergrund mehr oder weniger geschickt zensiert werden. Wer mein Review zur OVA gelesen hat, weiß, dass dort fast alle Praktiken frauen- bis menschenverachtend waren. Hier eskaliert es nicht ganz so stark, aber Vergewaltigungen und Auspeitschungen stehen trotzdem an der Tagesordnung. Die Special Effects wirken dabei teilweise recht krude, sind aber der OVA handwerklich meilenweit überlegen, was den Sehgenuss schon mal etwas steigert.

Warum dachte sich also ein Haufen Japaner, "Mensch, cooler Stoff, lass den Mal verfilmen"? Ich kann nur vermuten, dass der Film das Sexploitation-Genre bedient, dem man in der aS-Filmdatenbank vermutlich eher seltener begegnet. Mir liegt das weniger, aber wer neugierig ist, kann ja mal reinschauen. Dem deutschen Titel "Exzesse im Folterkeller" kann man immerhin nicht vorwerfen, falsche Erwartungen zu wecken.
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Sileobgeubyeo Romance

Avatar: Slaughtertrip#25
Wenn die Com die Rom einholt, verprügelt, bezirzt, in der Disco mit ihr tanzt und Titanen auf sie hetzt – literally!

Die komödiantischen Szenen, die es in dieser Serie zuhauf gibt, werden oft mit westlicher Musik untermalt, aber auch mit östlicher – Hauptsache, die Mucke ist gut, scheint das Credo des Produktionsstabs gewesen zu sein. Bei einer wilden Verfolgungsjagd, die – das Action-Genre wird sich wundern – ganz ohne Crashs und Explosionen auskommt, wird beispielsweise »Bad Case of Loving You« von Robert Palmer gespielt. Und geprügelt wird sich ganz klischeehaft bei »Eye of the Tiger« von Survivor. Genauso offensichtlich, aber dafür etwas erotischer, ist die Songauswahl von »Careless Whisper« von George Michael für die Szene, in der man einen Hauch von Nichts, aber dafür einen Sturm von Vielem sieht. Erinnerungen an die Kindheit, als Klein-Slaug eines seiner ersten Musikalben gekauft hat, wurden bei einer Techno-Version von »The Bad Touch« der Bloodhound Gang geweckt. In einer anderen Szene taucht mitten aus dem Nichts eine K-Pop-Band auf, macht so ihre Boyband-Tanzbewegungen und singt sich durch das Geschehen, wodurch die Serie zum ersten und einzigen Mal zu einem Mini-Musical wird. Das ist alles weniger zum Fremdschämen als gedacht, da die Musik der Jungs, lapidar gesagt, nicht von schlechten Eltern ist. Für das größte LOL sorgt der Auftritt benachbarter Lästerfrauen mittleren Alters, bei dem das erste Opening von »Shingeki no Kyoujin« angeteasert wird – »Guren no Yumiya« von Linked Horizon, genauer gesagt der ulkig-epische Part mit »Sie sind das Essen und wir sind die Jäger«. Das ist so die Sorte von Comedy, die noch viel besser funktioniert, wenn die Szenen mit den passenden Musikstücken unterlegt sind – oder die gar darauf aufbaut.

Comedy gibt es viel in der Welt der sympathischen Protagonisten, aber auch viel Herzschmerz, so wie es sich für eine ordentliche RomCom gehört. Den Female Part übernimmt die erfolglose Autorin Im Seung-Hee, gespielt von Lee Young-Ah, die dreinschaut wie eine Woche Dauerregen, damals zu ihrer Studienzeit jedoch ein Lächeln auf den Lippen hatte, das einen dahinschmelzen ließ wie die Sommersonne ein Wassereis. Den Male Part übernimmt der Langzeitstudent Kim Jong-Dae, gespielt von Namkoong Min, der in Sachen Mimik genauso sehr überzeugen kann wie Seung-Hee. Bei einer so schönen Frau, wie diese es ist, reicht ein Lächeln, um den Zuseher für sich zu gewinnen. Jong-Dae hingegen muss da schon schweres Geschütz auffahren, um da mithalten zu können, z. B. wenn er jemanden mit einem Killerblick ansieht und seine Lippen dabei zittern. Generell ist er sehr gut darin, den liebenswerten und kaum von einem Homosexuellen zu unterscheidenden Trottel zu spielen. Vor der Frau, in die man verschossen ist, entwickelt Mann sich zurück, verliert scheinbar mehr Gehirnzellen, als anfangs überhaupt zur Verfügung gestanden sind, und spielt den Hofnarr für eine Person, die man für die Prinzessin seines Herzens hält. Dafür habe ich Verständnis, denn ich kenne das nur allzu gut.

Die Serie besteht aus vier Teilen: »Königin der Dramen«, »Grundlagen der Gesundheitswissenschaften«, »Arbeitslosengeld-Skandal« und »Letzte Folge«. Natürlich sind diese Titel nur sinngemäß übersetzt, da es leider keine deutsche Veröffentlichung gibt, heck, nicht einmal eine englische!

»Königin der Dramen« spielt in der Gegenwart und wird aus der Sicht von Seung-Hee erzählt. Es geht darum, wie ihr Leben langsam in sich zusammenfällt, wobei bereits die erste Episode an einem tiefen Punkt beginnt. Als sie die Arbeitswelt betrat, nahm sie sich vor, die »Königin der Dramen« zu werden, deshalb der Titel des dreiteiligen ersten Abschnittes dieser Serie. Doch weil sie einen Unfall hatte und sich den Arm verletzt hat, wurde eine andere Autorin, ihre Mitbewohnerin Moon Sun-Joo, gespielt von Bae Seul-Ki, berühmt. Schuld an diesem Unfall trägt ein »Idiot«, wie Seung-Hee diesen nennt. Natürlich ist dieser Idiot Jong-Dae, mit dem sie damals zusammen war. In der ersten Episode sieht man überraschend wenig von ihm – eine Szene, wenn ich mich recht erinnere. Die ersten drei Episoden sind ein Paradebeispiel dafür, wenn the Shit the Fan hits, aber so richtig dolle. Um an Material für ihre geplante »Reality-RomCom« zu kommen, schleust sie sich selbst in eine tratschende Gruppe von Frauen mittleren Alters ein (siehe »Sie sind das Essen und wir sind die Jäger«). Sie gibt vor, jemand zu sein, der sie nicht ist, was natürlich von Anfang an in die Hose zu gehen droht. Als sie die Gruppe anfangs noch belauscht, kommt – selten, aber doch – CGI zum Einsatz. Computerunterstützte Hilfe wird auch beansprucht, um aus einem Tunnel den Schlund zur Hölle zu machen. Es ist der Weg zu einer ganz bestimmten Hölle, der Spielhölle. Der Vorsitzende Kim, der Leiter der Produktionsfirma, in der Seung-Hee arbeitet, gespielt von Jeon Chang-Gul, verspielt nämlich sein ganzes Geld im Casino, weshalb Seung-Hee arbeitslos wird. Er macht von Anfang an keinen besonders kompetenten Eindruck, und dieser Eindruck verfestigt sich frühestens dann, wenn er zwischen Hühnern steckt, und spätestens dann, wenn er – nett ausgedrückt – Obdachlosen-Cosplay macht. Mit Seung-Hee geht es immer steiler bergab. Versuche, in einem anderen Bereich ihre Brötchen zu verdienen, scheitern, weshalb ihr nichts anderes übrig bleibt, als sich zum Arbeitsamt aufzumachen und Arbeitslosengeld zu beantragen. Ihr Kundenbetreuer stellt sich dann als ihr Ex-Freund, Jong-Dae, heraus. Ende des ersten Aktes.

Dass Jong-Dae im ersten Abschnitt so kurz kommt, liegt daran, dass das Spotlight erst beim zweiten Abschnitt, »Grundlagen der Gesundheitswissenschaften«, auf ihn gerichtet wird. Dieser Part spielt ein paar Jahre zuvor, als der damals noch ambitionierte und hoffnungsvolle Jong-Dae unwissentlich seinen ersten Schritt auf den Pfad zum Leben als Langzeitstudent gemacht hat. Im Gegensatz zum ersten Teil spielen hier beide Hauptfiguren eine tragende Rolle, und man sieht, wie die beiden sich kennengelernt haben. Für die Comedy sorgen Jong-Daes Freunde, die einen noch bis zum Schluss – also auch bis zur Gegenwart – begleiten. Man erkennt sofort, dass die drei ein wunderbares Trottel-Trio abgeben. Der stilsichere junge Mann links auf dem Bild, Eom Hyo-Sang, gespielt von Kim Gang-Hyun, ist der typische goofy Losertyp, vor allem, wenn es um Frauen geht. Der genauso stilsichere (weil gleiche Jacke) junge Mann rechts auf dem Bild, Park Gwang-Pal, gespielt von Park Woo-Cheon, fällt in die Kategorie selbstbewusster Aufreißertyp. Genauso wie Seung-Hee und Jong-Dae hat auch er sein Gesicht voll im Griff, und er zieht alle Register, um den Zuseher mit seinem Mimik-Arsenal zu bombardieren. Ein Blick genügt, und schon weiß man, dass er gerne den Weg ins Höschen der Ladys sucht. Dennoch ist er sehr sympathisch und auch irgendwie daneben. Wäre er das nicht, würde er auch nicht zur Clique passen, und dann gäbe es auch kein Trottel-Trio, sondern nur ein Deppen-Duo. Was in dieser Serie an Comedy abgeliefert wird ist entweder nicht von dieser Welt oder nur in Südkorea zu finden – ich weiß es nicht; dazu fehlt mir die Erfahrung. In einer Szene beispielsweise befürchtete Gwang-Pal, Jong-Dae würde sich selbst oder einen Dritten umbringen wollen, einfach nur deshalb, weil Jong-Dae ein Kohlebrikett gekauft hat. Dieser unerwartete Joke hat mich getroffen wie ein Aufwärtshaken aus einem Toten Winkel. Brillant.

Der dritte Abschnitt, »Arbeitslosengeld-Skandal«, setzt dann beim Ende des ersten Abschnittes an. Seung-Hee und Jong-Dae treffen sich nach all den Jahren wieder, und der Zuseher fragt sich, ob die ausgelöschte Flamme der Liebe wieder zum Lodern gebracht werden kann. Auf beiden Seiten gibt es Liebesrivalen. Da wäre zum einen der erfolgreiche und wirklich sehr, sehr nette Song Wan-Ha, gespielt von Seo Jun-Young, dem man es genauso sehr gönnt, mit Seung-Hee zusammenzukommen wie Jong-Dae. Und zum anderen wäre da die wundersüße Oh Yeon-Woo, gespielt von Jung Seung-Ah, die ein genauso schönes Lächeln hat wie Seung-Hee – weniger ein breites, strahlendes Lächeln, mehr ein zum Dahinschmelzen niedliches Lächeln. Etwas fragwürdig empfand ich Yeon-Woos großes Interesse an Jong-Dae, wo dieser doch einige Jahre älter ist, nur einen Teilzeitjob hat und sie gleich sehr offensichtlich bei ihrem ersten Treffen beim Arbeitsamt angebaggert hat, wenn auch sehr charmant (und mithilfe eines Flirtbuches). Von ihrem Vater scheint sie an der kurzen Leine gehalten und zu sehr beschützt zu werden – Vaterkomplex? Ihre Intentionen scheinen aber rein zu sein, weshalb man ihr genauso viel Glück mit Jong-Dae wünscht wie Wan-Ha mit Seung-Hee.

Der Titel der letzten Folge, »Letzte Folge«, ist selbsterklärend, erklärt aber nicht viel. Die Geschichte findet bei einer Gefühlsachterbahn ihr Ende. Spoiler Territory.

In der Serie passieren ein paar erwähnenswerte Dinge, die typisch südkoreanisch zu sein scheinen. Beispielsweise werden beim Studium dauernd die »erste Prüfung« und die »zweite Prüfung« erwähnt, was das asiatische Äquivalent zum Bachelor und zum Master sein könnte, wobei ich aber keine Ahnung habe, wie viele Prüfungen es dort insgesamt gibt. Auch scheinen die Apotheken in Südkorea eine zusätzliche Funktion zu besitzen, denn neue Mitarbeiter (meist junge, hübsche Frauen) verkaufen Energydrinks* an erschöpfte Studenten, da sie noch nicht befugt sind, Medikamente zu verkaufen. Die jungen Damen sind natürlich das Koitus-Ziel der strammen Studenten, die sich im besten Alter befinden und vor der Apotheke eine lange Schlange bilden. Und da wundert es auch nicht, dass das Trottel-Trio (minus Jong-Dae) auch einen Versuch wagt.

*Energydrinks aus kleinen Glasflaschen? Könnte womöglich das Resultat einer kreativen Übersetzung sein.

Interessierten Lesern möchte ich gerne den OST, der nur aus Catchy Tunes besteht, ans Herz legen. Ich hab minutenlang gesucht, aber leider nicht DAS Herzschmerz-Lied dieser Serie gefunden. Diese Rockballade, die immer bei den gefühlsduseligsten Szenen gespielt wird und die übernatürliche Fähigkeit besitzt, ständig etwas ins Auge des Zusehers zu wehen, wurde – wenn man die Bewertungen als Maßstab hernimmt – allem Anschein nach von keinem Member außer mir gehört und fristet ein Schattendasein in der Welt der akustischen Herzensbrecher, was mich zutiefst traurig macht. Edit: gefunden!

»Sileobgeubyeo Romaenseu« überzeugt gleichermaßen mit Rom wie mit Com, was ein schwieriger Drahtseilakt ist. Die Serie hat mir so gut gefallen, dass ich ihr auch gar nicht böse bin, dass sie meine Idee aus meiner Rezension zu »Love Survival« gestohlen hat. Jetzt, im Nachhinein, bin ich etwas schockiert, dass diese Serie hier nicht viel mehr Anklang gefunden hat, selbst ohne eine deutsche oder englische Veröffentlichung. Oder dass diese Serie keinen englischen Wikipedia-Eintrag hat. Oder dass die maximum kawaii Jung Seung-Ah kaum weitere Rollen hatte. Wenn diese Serie nur die Spitze des südkoreanischen RomCom-Eisberges ist, bin ich mir nicht sicher, ob mein Herz und meine Lachmuskeln die beliebteren, bekannteren und womöglich besseren Serien überstehen. Eine Antwort darauf gibt es bei der nächsten Live-Action-RomCom-Rezension, und inzwischen guckt euch diese Serie an. Das Kohlebrikett hat euch doch bestimmt überzeugt?!

Dass ich am Ende der letzten Folge fast geheult hätte (ich hab mich zusammengerissen, immerhin bin ich ein Mann!), fließt nicht in die Bewertung dieser Serie ein.
Beitrag wurde zuletzt am 15.07.2023 15:16 geändert.
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Dr. Frost

Avatar: Slaughtertrip#26
Ausgerechnet jetzt, wo‘s wärmer wird, rezensiert Slaughtertrip eine Serie, die »Frost« im Titel trägt. Ja, ist er denn völlig irre?! Vielleicht …

Woher das »Frost« kommt, erkennt man gleich an der Frisur des Frostagonisten Baek Nam-Bong, gespielt von Song Chang-Ui. Tagsüber lehrt er Psychologie an der Uni; nachts gibt er den Leuten als Barkeeper was zu saufen. Wenn es wahr ist, dass man als Barkeeper viele persönliche Geschichten von den Kunden hört, erhält er den Input für seine Arbeit an der Uni ja vielleicht dadurch? Spontan hat Frost mich sofort an Ryou Himuro erinnert. Nicht nur die Haare sind ähnlich, sondern auch das Dasein als jemand, der ein Doppelleben als Barkeeper und noch etwas führt. Anfangs weiß man noch gar nicht so richtig, wer Frost eigentlich ist, welche Backstory er hat und welches Päckchen er zu tragen hat. Erst etwas später (so ab der Hälfte der Serie) wird man mit etwas mehr Informationen gefüttert. Der Autounfall als Kind hat ihn nicht nur zu einem Genie gemacht, nein, durch den Schock hat er anscheinend auch weiße Haare bekommen. Der Selling Point von Frosts Charakter – und in mancher Hinsicht vielleicht auch der Serie selbst – ist die teilweise Emotionslosigkeit des Professors. Teilweise, weil er sehr wohl Emotionen empfinden und auch zeigen kann, jedoch keine positiven. Was er nicht kann, ist lächeln/lachen. Konzeptionell könnte Frost also auch ein typischer »Cool Guy« sein, was vielleicht etwas wenig ist, um auf ganzer Linie zu überzeugen.

Begleitet wird Frost von der pfiffigen Studentin Yoon Sung-Ah, gespielt von Jung Eun-Chaeo. Diese wird von Frost kritisiert, zu emotional zu sein. Die beiden bilden also ein perfektes Paar und ergänzen sich gegenseitig. Der eine bringt den Verstand mit – nicht dass Sung-Ah doof wäre – und die andere das Herz. Frost wird vom Kriminalbeamten Nam Tae-Bong, gespielt von Sung Ji-Ru, regelmäßig herangezogen, um diesem bei der Aufklärung von Verbrechen zu helfen. Sein Erscheinungsbild lässt vielleicht den Schluss zu, dass er nicht die Kompetenz in Person ist, doch in Wahrheit hat er überraschend wenig von einem Comic Relief. Dafür ist nämlich ein anderer Cop zuständig, der mit einem ausgeprägten Interpretationssinn ausgestattet ist. Schade, dass man ihn nicht öfters sieht … Frost, seine Assistentin und der Cop geben ein Trio ab, das man in ähnlicher Form bereits aus »Monk« kennt, nur mit weniger Humor und einem weniger ausbaufähigen Konzept. Jede Form von Comedy (z. B. wenn der oben angesprochene Doof-Cop auf den Plan tritt) wirkt deshalb oft wie ein Fremdkörper. Positiv aufgefallen (was die Comedy betrifft) ist mir ein junger Mann, der jedes Mal Durchfall bekommt, wenn er mit der Frau, in die er verliebt ist, spricht – ein Nebenhandlungsstrang, der leider viel zu stiefmütterlich behandelt wurde.

Weitere wichtige Figuren wären z. B. Frosts Mentor Chun Sang-Won, gespielt von Choi Jung-Woo, oder die befreundete Psychologen-Granate Song Sun, gespielt von Lee Yoon-Ji. Auch wenn die Erzählweise vor allem in der ersten Hälfte episodisch ist, gibt es einen roten Faden, und bald stehen die Nebencharaktere mehr im Mittelpunkt, als Frost es lieb ist.

Irgendwelche Stilmittel oder Alleinstellungsmerkmale, um das Ganze aufzupeppen und der Serie noch mehr Wiedererkennungswert zu verleihen, gibt es nur wenige. Ab und an werden die Gedanken der Hauptfiguren in Form von Buchstaben visuell auf den Bildschirm geschrieben. Doch weil das nur sehr selten vorkommt – auch in irrelevanten Szenen –, wirkt es so, als habe dem Produktionsteam die Hingabe oder der Mut gefehlt, diese Idee auch konsequent durchzuziehen. Ansonsten kommen irgendwelche künstlerischen Spielereien nur selten vor.

Die Fälle sind sehr abwechslungsreich, z. B. wird ein junger Mann des Mordes an einer Frau, auf die er am Abend zuvor ein Auge geworfen hat, beschuldigt. In einer anderen Folge ist ein Mann mittleren Alters vielleicht nicht nur ein Schwein, sondern auch ein Mörder. Und in wieder einer anderen Folge wird die Nebenfigur Song Sun ins Geschehen mit hineingezogen. Die Fälle, die alle dadurch gelöst werden, das Innere der Menschen mit all seinen geistigen Knicksen und Knacksen zu ergründen, sind auf einem Niveau, das hoch genug ist, damit nicht reihenweise Zuseher schreien: »Das hab ich von Anfang an gewusst!« Das Erfassen des Geschehens wird dem mitteleuropäischen Zuseher jedoch durch den Umstand erschwert, dass es sich hierbei um eine südkoreanische Serie handelt. Koreaner haben oft nicht nur zwei, sondern drei Namensteile, was manchmal dazu führt, dass die Subtitles zur Hälfte nur aus Namen, die man (ich) sich nicht merken kann, bestehen. Pro Tip: Man macht von jeder Figur, die namentlich vorkommt, einen Screenshot und benennt diesen nach besagter Figur um. Anguckdauer pro Episode und Verständnis erhöhen sich dann proportional mit dem Sinken des Anguckgenusses.

Bei der Ausstattung und allem Drumherum scheint man sich Mühe gegeben zu haben. Zumindest sieht das alles besser aus als der Hörsaal bei »Cheese in the Trap«. Apropos: Diese junge Dame, die eine Einzelhandelskauffrau spielt, kennt man auch als wenig sympathische Studentin bei der Käse-Serie. Die Südkoreaner scheinen übrigens dasselbe Betriebssystem zu benutzen wie wir. Aber ob diese junge Frau auch wirklich arbeitet, ist fraglich, da sie die ganze Zeit auf den Anmeldebildschirm zu starren scheint …

Bei »Dr. Frost« werden die Kriminalfälle weniger durch den Verstand eines klassisch-klugen Detektivs gelöst, sondern mehr durch Sezieren des Verstandes der Verdächtigen. Das Konzept ist schön unverbraucht und hat bereits zu aktuell fast 300 Chapter der Mangavorlage geführt. Da sich die zweite Hälfte der Serie aber mehr mit den persönlichen Konflikten der Figuren beschäftigt, hat man wohl erst die Spitze des Frostberges gesehen, was in der Kriminologie so alles möglich ist, wenn man sich darauf spezialisiert, die Psyche des Täters zu erfassen.
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Cheese in the Trap

Avatar: Slaughtertrip#27
Mit K-Serien kenne ich mich überhaupt nicht aus, darum ist diese Rezension ein Sprung ins kalte Wasser, begleitet vom darauffolgenden Versuch, sich durch unbeholfenes Planschen an der Wasseroberfläche zu halten. Geht es um Live Action, rezensiere ich lieber Filme über Männer in Gummianzügen.

Der Start war etwas holprig, was wohl hauptsächlich daran lag, dass ich mich zuerst an bestimmte Eigenheiten von K-Serien gewöhnen musste. Ganz besonders auffällig ist die glatte Haut der Koreaner. Die Darsteller sehen beinahe aus wie Schaufensterpuppen. Bärte sind nicht existent und Bartstoppel sind selbst bei guter Beleuchtung und bei Nahaufnahmen nicht auszumachen. Die Schauspieler rennen quasi mit einem Babypopo im Gesicht rum. Zuseher, die keine perfekte Haut besitzen und schnell grün oder pickelig vor Neid werden, sollten vielleicht einen großen Bogen um K-Serien machen.

Nach jahrelangem Anime-Bingings kennt man bereits ein paar Wörter und man muss nicht mal mehr die Subs lesen, um zu verstehen, was gemeint ist. Wenn ich beispielsweise die Augen schließe und ein Mädchen ganz schrill und laut »Baka!« schreien höre, weiß ich erfahrungsgemäß, dass eine Tsundere gerade einen Kerl beschimpft. Hört man dann plötzlich Koreanisch, fängt man praktisch bei Null an, und alles, was man versteht, sind genuschelte, halb geschluckte Konsonanten und Vokale. So etwas wie »Senpai« und »Kohei« existieren hier nicht. Stattdessen hört man oft den Begriff »Sunbae«, der das koreanische Äquivalent zum japanischen »Senpai« ist.

Der wohl wichtigste Sunbae in dieser Serie ist Yoo Jung, der männliche Protagonist, gespielt von Park Hae-jin. Liest man sich den Beschreibungstext durch, könnte man meinen, Jung sei der lebendig gewordene Delinquenten-Protagonist eines typischen Shoujo-Mangas. Glücklicherweise ist diese Serie jedoch etwas realistischer und komplexer als so eine schnöde RomCom für den schnellen Dopamin- und Serotonin-Push für zwischendurch. Die Figuren sind vielschichtig und besitzen so etwas wie Beweggründe. Manchmal findet man sie doof, dann wieder etwas sympathischer, und selten, aber doch möchte man sie ab und zu abwatschen. Jung ist von Anfang bis Ende ein Rätsel. Bei seinem Erstauftritt machte er einen relativ unsympathischen Eindruck auf mich. Im Gesicht sieht er aus wie eine asiatische Version von Ken aus der Barbie-Produktkollektion. Gesichtszüge sind bei den Figuren ohnehin kaum zu erkennen, da ihre Haut wie gesagt aalglatt ist. Dennoch besitzt Jung eine gewisse männliche Kantigkeit, ohne wirklich kantig zu sein. Er hat volle Lippen – Ober- und Unterlippe scheinen symmetrisch zu sein – sowie ein ausgeprägtes Philtrum. Wenn man etwas kantig nennen kann, dann vielleicht seine Beatles-Frisur, die sitzt wie eine Eins. Oder ist es eher umgekehrt, und die Beatles haben sich an Asiaten orientiert? Die große Frage lautet natürlich, was zuerst da war: die Beatles oder Asiaten? In der Horizontalen verlieren Jungs Haare ihren Sitz und er sieht dann tatsächlich menschlich aus, und nicht mehr wie ein Plastikroboter. Seine auffällig großen Tränensäcke, gepaart mit seinem anfangs noch emotionslosen Schauspiel for the sake of mystery, lassen ihn etwas gruslig wirken. Zumindest macht er einen sehr suspekten Eindruck. Und dieser Eindruck lässt einen viele, viele Episoden lang nicht los. Jung ist sehr manipulativ und gehört zu jener Sorte Mensch, die einem etwas 100-fach zurückzahlt. Bewirft man ihn mit einem Kieselstein, wirft er eine Atombombe zurück. Rempelt man ihn versehentlich an, engagiert er die Klitschko-Brüder, um einen zu vermöbeln. Und alle haben deshalb scheiße Angst vor ihm. So in etwa muss man sich Jung vorstellen, weshalb ich mir zunächst etwas schwer damit tat, ihn als Male Prota zu mögen. Viele seiner Taten sind natürlich selbstlos und rein für das Wohl seiner geliebten Female Prota: Hong Seol, gespielt von Kim Go-Eun. Blöd nur, dass Jung immer alles hinter ihrem Rücken macht und Seol das alles gar nicht will …

Die Geschichte wird hauptsächlich aus Seols Blickwinkel erzählt. Sie ist schlau, tüchtig, nett und ohne jegliche Macken. Sie kann einem richtig leidtun, dass sie umgeben von lauter Nichtsnutzen und Psychopathen ist.

Baek In-Ho, gespielt von Seo Kang-Joon, ist einer der hübschesten Asiatenmänner, die ich jemals gesehen hab. Ein wahrer Schnuckel. Nur hat er etwas blutunterlaufene Augen und sieht daher immer so aus, als würde er gleich anfangen zu weinen. Aber ich glaube, das macht ihn für die Frauenwelt nur noch attraktiver, da er Verletzlichkeit zeigt – oder zumindest so aussieht, als würde er das tun. Obwohl er in seiner ersten Szene wütet und immer wieder sehr temperamentvoll ist, kommt er bereits zu Beginn viel sympathischer rüber als Jung. Bei all den Problemen, die Seol und Jung haben, scheinen Seol und In-Ho einfach das bessere Pärchen abzugeben. Wenn die beiden zusammen sind, ist die Atmosphäre einfach viel entspannter, auch dann, wenn sie streiten. In-Ho hat eine schöne dramatische Backgroundstory bekommen. Einst ein aufstrebender Pianist, ist er heute nur noch ein Herumtreiber, der auf seine ältere Schwester aufpassen muss, da diese nicht lebensfähig ist.

Baek In-Ha, gespielt von Lee Seong-Gyeong, ist In-Hos ältere Schwester. Sie ist die koreanische Paris Hilton und hat einen ganz fürchterlichen Charakter. Ihr Leben dreht sich nur ums Shoppen und um Luxus. Sie kauft all ihre Sachen jedoch nicht mit ihrem hart verdienten Geld – sie arbeitet natürlich nicht –, sondern ist mit der Mentalität aufgewachsen, dass Männer ihr schon ausreichend Geld geben, solange sie nur lange genug darum bettelt. Den meisten Zaster bekommt sie von einem älteren Herren, den sie »Ajusshi« nennt. Lange habe ich gebraucht, bis ich erkannt habe, dass dieser Begriff nicht das koreanische Wort für »Sugar-Daddy« ist, sondern für »älterer Herr«. In-Ha und In-Ho wurden nämlich von Jungs Vater in seine Familie aufgenommen. Wie gesagt, sie ist eine ganz schreckliche Person. Ich liebe sie. Sie ist die einzige Figur, die etwas Comedy in diese Serie bringt, obwohl sie einem eigentlich leidtun kann (oder auch nicht …), da ihr irgendwann der Geldhahn zugedreht wird. Sie redet gefühlt doppelt so schnell wie die anderen Figuren und zieht die Vokale immer so lange, bis ihr die Luft ausgeht. Ihr Spiel mit den Augen ist klasse. Mal strahlt sie Verachtung aus, mal Hinterlistigkeit, auch wenn sie zu doof ist, um irgendwas auf die Reihe zu kriegen. Ihre Hochnäsigkeit kommt noch besser zur Geltung, wenn sie eine Seite der Lippen hochzieht. Sollte das angeboren sein: Sorry, Seong-Gyeong. Am besten ist ihr Overacting, das in dieser Serie fast schon fehl am Platz wirkt. Zusammen mit oben erwähnten Sachen kommen zu ihren Schauspielkünsten noch hinzu: mit den Armen rumfuchteln, sich die Lunge aus dem Hals schreien und ungesunde Körperverrenkungen machen. Sie ist wie ein kleines Kind, das mit Rumplärren ihren Willen bekommen möchte, nur mit dem Unterschied, dass sie geschlechtsreif ist und weiß, wie sie diesen bei Männern bekommen kann. Ajusshi meint, früher, als sie tatsächlich noch ein kleines Kind war, sei sie nicht so gewesen. Sie entwickelt sich also zurück, was ich zum Schießen finde.

Zu Beginn habe ich mich gefragt, wie man aus der Prämisse dieser Serie ganze 16 Episoden mit einer durchschnittlichen Laufzeit von 63 Minuten herausquetschen möchte. Und am Ende habe ich mich dasselbe gefragt. Es ist eigentlich die alte Leier: Mann und Frau treffen sich; sie fangen an, sich zu mögen; es tauchen ein paar Problemchen auf, die mal mehr, mal weniger gut gelöst werden, und irgendwann taucht ein Liebesrivale auf. Oft stehen die Figuren sich einfach nur selbst im Weg. Jung, weil er – wie gesagt – Rache am liebsten eiskalt und mit einem Maschinengewehr serviert. Und die anderen, weil sie Tölpel und Irre sind. Ein Studienkollege beispielsweise macht Seol mit seiner Inkompetenz das Leben schwer. Dabei sieht das, was die Studenten in dieser Serie lernen, eigentlich ziemlich einfach aus. Ein Hauptschüler könnte dem folgen. Die Banalität des Lernstoffes ließ mich öfter mal daran zweifeln, dass die Serie tatsächlich auf einem College spielen soll. Dort treiben sich aber noch ganz andere Kaliber als nur ein unfähiger Dorftrottel rum, beispielsweise ein Mädchen, das Seol offensichtlich kopiert, oder aber auch ein Stalker. Viele Probleme hätte man schon eher lösen können, hätte man nur die Polizei alarmiert oder wäre eine gesunde Watsche etwas früher gekommen, denn geprügelt wird hier ohnehin. Vielleicht etwas zu spät, wenn sich bereits zu viel angestaut hat? Am Ende taucht dann noch zur Erhöhung des Dramas eine Yakuza-ähnliche Gruppierung auf, und wenn das passiert, weiß man als Zuseher, dass die Polizei erst recht nicht eingeschaltet wird.

Ungefähr ab dem letzten Drittel oder Viertel, wenn aus den Problemen des Main Casts nicht mehr viel rausgeholt werden kann, transformieren sich manche Figuren von Komparsen zu Nebencharakteren. Man hat etwas verabsäumt, diese Figuren zeitnah aufzubauen und sie dem Zuseher möglichst früh näherzubringen.

Der Zeichenstil ist … ach, stimmt ja, hier gibt es echte Menschen. Auf Spezialeffekte muss man ebenfalls verzichten, da alles sehr realistisch gehalten ist. Zumindest zur Musik kann man sagen, dass diese sehr einprägsam ist. Das Ending klingt wie »One Moment in Time« von Whitney Houston. Und wenn eine ganz bestimmte Melodie spielt, weiß man, dass es dramatisch wird.

Irgendwo »muss« man anfangen. Ob »Cheese in the Trap« ein guter Einstieg in koreanische Serien ist, zeigt die Zukunft, wenn der Zuseher, der sich selbst ins kalte Wasser geschmissen hat, an Erfahrung dazugewonnen hat. 16 Episoden halte ich vielleicht für etwas viel in Anbetracht des tatsächlichen Inhaltes dieser Serie, und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mich manchmal dabei erwischt habe, wie ich einfach nur auf den nächsten Auftritt von In-Ha gewartet habe, um von ihrer Herumhampelei und ihrer Suderei zum Lachen gebracht zu werden.
Beitrag wurde zuletzt am 08.06.2023 05:48 geändert.
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Pledge of Allegiance

Avatar: SabriSonne
Redakteur
#28
Wieder eine Serie, die als halber Air-Drop auf die Welt kam, die kaum Promo abbekommen hat, lief dann auch noch zur gleichen Zeit wie „Till the End of the Moon" (eines der am meist erwarteten Serien 2023!) und die laut Trailer im ersten Moment sehr locker und spritzig wirkt – im ersten Moment…!


Zur Handlung
Ich war erschlagen – und bin es immer noch!

„Pledge of Allegiance“ ist keine leichte Kost, obwohl der Anfang noch recht lustig und stellenweise ulkig daherkommt. Mehrere Storylines, Politikdrama, Krimi, Rachefeldzüge und die Figuren wechseln die Seite wie ich meine Unterwäsche. Für 24 Folgen ist die Geschichte wirklich extrem voll gepackt, stellenweise sogar zu voll und manchmal auch zu gewollt (Gerüchten zufolge hätten es bei 3 Monaten Shooting um die 40 Episoden werden sollen. Und 40 Episoden auf 24 runterbrechen, damit das noch Sinn machen ...?!). Man versucht hier nämlich teils verzweifelt alle Handlungsstränge zu einem großen Ganzen zu verweben, was es eindeutig nicht braucht und damit die Handlung nur noch komplizierter macht. Denn die Geschichte ist ohnehin nicht leicht, und irgendwann hat man das Gefühl, man dreht sich auch irgendwie im Kreis. Da hat man gerade sein Wollknäuel mit den ganzen Fäden wieder halbwegs sortiert, dann wird man angerumpelt und das Teil liegt wieder am Boden. Genauso würde ich „Pledge of Allegiance“ beschreiben: es geht ums Lügen - und finde erst mal heraus, was die Lüge ist!

Um euch den inhaltlichen Einstieg etwas zu erleichtern, habe ich für euch das Googlen übernommen. Ich habe das nämlich am Ende wirklich gebraucht, um wenigsten das realhistorische Rückgrat der Serie zu verstehen.
Zeitlich befinden wir uns in der Regierungszeit Kaisers Jianwen (1398 – 1402), der von seinem eigenen Onkel Yongle, hier noch der Prinz von Yan, in einem Bürgerkrieg gestürzt wird. Die Handlung endet im Jahr 1402 mit dem Brand des Königspalast, was historisch akkurat ist, und der späteren Machtübernahme durch Yongle, der damit der 3. Kaiser der Ming-Dynastie wurde.
Dementsprechend beruht ein Großteil der Handlung auf dem militärischen Komplott und wer mit wem eigentlich gegen wen vorgeht. Wie gesagt wechseln die Leute die Seite als gäbe es kein Morgen, und da die Serie davon ausgeht, man ist mit dem historischen Aspekt vertraut, versteht man beim ersten Mal schauen so gut wie nichts und muss echt an der Handlung dranbleiben. Und selbst dann steigt man mehr als einmal aus. Man hat schlicht und einfach keinen Überblick mehr, wer warum mit wem gegen wen was eigentlich macht und wer welches Ziel verfolgt. Es gibt zwar einige stabile Komponenten, so Hauptcharakter Lu Zheng, aber selbst wenn man sich an ihn hält, ist die Storyline schwer. Wer also mit dem Genre nichts anfangen kann, der ist hier absolut falsch und wird sich nur unnötig schwer tun. Und dass man den Prinzen von Yan auch nie zu Gesicht bekommt, sondern ihn nur aus Erzählung kennt, macht die Geschichte nicht plastischer.

Überhaupt ist die Geschichte sehr redelastig. Beim Storytelling gibt es den Grundsatz des „Show, not Tell“, also „Zeige und Beschreibe nicht“, doch „Pledge of Allegiance“ macht zu oft das Gegenteil, sodass sich die Handlung schnell zieht. Ich meine, eine Rebellion für einen Mann, den man als Zuschauer nie sieht – wie soll man das nachvollziehen können? Da können die betreffenden Figuren noch so oft darüber reden, wenn man den Prinzen von Yan als den tatsächlichen Gegenspieler (oder Retter, wie auch immer man die Geschichte wahrnehmen will) nie tatsächlich erfassen kann, wie soll ich da emotional von der Thematik ergriffen sein?! Das führt im Endeffekt dazu, dass man emotional nur schlecht den Zugang findet und die Serie eher rational betrachtet. Sicherlich brilliert „Pledge of Allegiance“ mit insgesamt guten Ideen, gutem Storytelling, gutem Pacing und guter Dramatik, aber die Serie bleibt für den Zuschauer zu nüchtern. Nicht zwangsläufig schlecht, da die Serie packend ist und gut unterhält, aber wenn die Emotionen fehlen, dann bleibt die Serie nicht im Gedächtnis und man neigt nicht zum Rewatch. Aber genau das braucht die Serie, weil die Handlung einfach zu komplex ist, um sie beim ersten Mal zu verstehen.
Ich kann euch aber versprechen, dass am Ende die meisten Plotpoints aufgelöst werden und es nur wenige tatsächliche Plotholes gibt. Auf manche offensichtlichen Pay-Offs wartet man aber vergeblich. Dennoch hat man beim Schauen dieses Gefühl, man hat irgendwas übersehen, was aber eher darin begründet liegt, dass man nicht weiß, wo die Handlung und die beteiligten Figuren eigentlich hin wollen. Man weiß schlicht und einfach nicht, welche Elemente wichtig sind und welche nicht. Denn hätte ich wie ihr jetzt im Vorfeld gewusst, dass hier um einen historisch akkuraten Machtwechsel mit Bürgerkrieg geht, in dem sich jeder Charakter erst einmal neu positionieren und seine Seite festlegen muss, wäre mir das wahrscheinlich deutlich einfacher gefallen. Hier ist sicherlich auch die Postproduction Schuld, die die Serie augenscheinlich um die Hälfte eingekürzt hat.

Denn ansonsten präsentiert sich „Pledge of Allegiance“ als eine wirklich ansehnliche Serie. Wir haben hier kein „Idol-“ oder „Costume-Drama“, geschweige denn ein „Pretty-Boy-Drama“, sondern dürfen in eine glanzlose, trockene, nüchterne und ungeschönte Welt eintauchen. Die Optik präsentiert sich dabei bewusst als düster und eintönig, schönt hier nichts (nicht mal die Schauspieler, die in anderen Titeln vor Weichzeichnern gar nicht mehr zu erkennen sind!) und vermittelt damit eine eher drückende Stimmung. „Pledge of Allegiance“ ist damit keine Serie für Zwischendurch und ist auch nicht luftig-leicht. Nach 24 Folgen weiß man, was man gesehen hat.

Das erste Drittel der Serie ist Bombe und macht absolut süchtig. Inhaltlich kein Weltwunder, aber hervorragend geschrieben. Danach wird die Geschichte von Natur aus zäh, was einfach an der Komplexität liegt, doch auch hier gibt es zahllose Highlights. Durch die ständigen Seitenwechsel funktioniert die Handlung sehr über Plottwists, die entweder gut funktionieren oder einen mit unzähligen Fragezeichen zurücklassen. In der Regel werden die Fragezeichen später geklärt, doch die Verwirrung bleibt in diesem Teil meist erhalten. Das Finale war der zu erwartende Showdown, war aber dennoch nicht weniger eindrucksvoll.

Durch die realhistorische Dynamik bleibt man von unrealistischen Kampfszenen weitestgehend verschont. Lu Zheng ist dabei die Figur, die am meisten zu kämpfen hat und man bekommt hier durchaus was für die Augen. Dennoch waren die Produzenten etwas schlampig mit dem Einsatz des Stuntdoubles, das man leider auch ohne genaueres Hinsehen viel zu oft erkennt. Bitte nicht nachteilig verstehen, Darsteller Chen Ruo Xuan macht sehr viel selbst und hat auch die Fähigkeiten, aber man kann an einigen Stellen nicht riskieren, dass man ihm die Zähne ausschlägt oder ein blaues Auge verpasst, weshalb man hier auf das Double zurückgreifen muss – absolutes Verständnis hier! Aber dann muss man in der Produktion besser arbeiten. Dafür ist das brennende Schwert vom originalen Li Dongfang wirklich cool! Das habe ich das letzte Mal in „Fluch der Karibik 2“ 2005 gesehen!!

Den Krimi rund um Lu Zhengs ermordeten Vater kann man insgesamt gut folgen. Mit jeder neuen Person, die in den Fokus rückt, bekommt man einen weiteren Teil des verhängnisvollen Abends aus deren Perspektive zu Gesicht, sodass man sich selbst etwas zusammensetzen kann. Der finale Täter kam zwar nicht unerwartet, war aber im Endeffekt emotional eindrucksvoll umgesetzt. Und auch dessen Geschichtsfinale fand ich in der Umsetzung und im Writing perfekt und nachhaltig eindrucksvoll.

Die Geschichte rund um die weiblichen Figuren Shu Tang und Zhang Junqing und deren Zusammenhänge war in Ordnung, hätte man aber für die Handlung nicht gebraucht. Bis zu Letzt gibt es hierzu kein klares Statement, sodass ihre Beziehung in der Luft hängen bleibt. In anderen Fällen würde es stören, doch da es bei „Pledge of Allegiance“ eben um das ständige Lügen geht, passt es hervorragend in den Gesamteindruck der Serie. Die Geschichte von Zhang Junqing hat aber eine deutlich bessere Logik und wird dadurch nachvollziehbar. Sie trägt damit gut. Shu Tang ist hier leider nur charakterlich interessant, von ihrer Geschichte aber vollkommen zu vernachlässigen, was ich aufgrund ihrer hohen Screentime Schade fand.


Zu den Charakteren
Die Geschichte lebt insgesamt stark von der Interaktion zwischen Li Dongfang und Lu Zheng, den beiden Titelhelden. Ihre Dynamik ist interessant zu beobachten und steht aufgrund ihrer charakterlichen Zeichnung in gutem Kontrast. Lu Zheng ist eine Figur, die meist in Schwarz und Weiß denkt, während Li Dongfang charakterlich den grauen Bereich dazwischen abdeckt. Kein Wunder also, dass ihre freundschaftliche Beziehung ein einziges Auf und Ab ist, was man aber gerne beobachtet, v.a. wenn die Bromance-Momente mit dem tollen OST (YouTube - Spoilerwarnung!) gesungen von Hauptdarsteller Zhang Yun Long unterstrichen sind.

Überhaupt ist der Soundtrack phantastisch und unterstreicht die Szenen gut. Die Serie nutzt hier viele Insert-Songs, die tatsächlich auch von Figuren performt werden, was man selten in Period-Dramas hat und die Serie sehr positiv abhebt.

Dennoch tat ich mich gerade mit Li Dongfang oft schwer, weil er einfach viel zu oft die Seiten wechselt und man nie weiß, was er eigentlich will. Final funktioniert zwar seine Geschichte wahnsinnig gut, wenn man nur darüber nachdenkt, aber er verwirrt. Das hat wiederum Auswirkung auf Lu Zheng, der als Offizier die einzige wirkliche Konstante in der Serie ist. Er macht das, was ihm der Kaiser sagt, doch wird auch er nicht aus Li Dongfang schlau und ist damit viel zu oft verwirrt. Jetzt gehört das natürlich zu seiner Charakterstory, aber besser kann man damit der Handlung auch nicht folgen.

Lu Zheng ist das, was man als den Protagonisten bezeichnen kann. Seine Geschichte ist die klassische Tragödie, weil um ihn herum seine Welt zusammenbricht. Er zerbricht dabei außerdem als Person, sodass er einem irgendwann nur noch Leid tut, denn eigentlich ist er charakterstark und hat auch das Potential, seinen eigenen Weg zu gehen (was er auch glaubt!), nur um dann wieder hintenrum mitzubekommen, dass alle andere den Weg legen, den er dann zu gehen hat. Er ist ein konfliktreicher Hauptcharakter, der zwar manchmal als etwas zu stoisch rüber kommt, aber insgesamt doch gut trägt. Hier tut sicherlich auch die Leistung von Chen Ruo Xuan („Novoland: Eagle Flag“, „Legend of Fei“, „Evil Minds“) sein übriges, der wie gewohnt abliefert und sich perfekt auf die Rolle einlässt.

Und zwischendrin haben wir noch die Geschichte von Li Wu, der als Li Dongfang in die Geschehnisse hineingespült wird und irgendwann nicht mehr rauskommt. Normalerweise finde ich solche Undercover-Geschichten oder Hidden-Identity-Thematiken immer unglaublich nervig, weil man als Zuschauer mehr weiß als die Figuren und man förmlich darauf wartet, dass die entsprechenden Charaktere enttarnt werden, aber in „Pledge of Allegiance“ funktioniert es. Und das liegt einfach daran, dass sich Li Wu mehrfach selbst enttarnt, nur um dann doch wieder die Identität anzunehmen. Er spielt mit seiner Rolle, sodass man irgendwann genauso verwirrt ist wie die anderen Figuren, allen voran Lu Zheng, und damit wird „Li Dongfang“ als Figur plötzlich spannend. Selbst als dann der originale Li Dongfang auf den Plan tritt wird die Geschichte nicht plötzlich aufgelöst. Auch das Original spielt mit seinen Identitäten, sodass die Figur „Li Dongfang“ trotz doppelter Besetzung nie wirklich greifbar wird. Wirklich ziemlich gut geschrieben!
Gespielt wird die „Hauptfigur Li Dongfang“ von Zhang Yun Long, den ich bisher nur vom Hören-Sagen aus „My Roommate is a Detective“ kannte. Er hat eine sehr spitzige, leicht verpeilte aber dennoch klare Art, die den Charakter gut unterstreicht und die hervorragend passt. Ich mochte seine Performance wirklich sehr!

Was für mich weniger gut geschrieben war, war für mich die Rolle von Shu Tang und ihre Geschichte. Stellenweise hatte ich nur das Gefühl, sie ist da, damit wir eine weibliche Hauptfigur mit dabei haben. Oft hatte ich keine Ahnung, wohin ihre Geschichte eigentlich wollte und warum sie gerade das macht, was sie macht. Auch sie betrügt wie es im Buche steht und passt somit als Gegenstück gut zu Li Dongfang, aber ihr fehlt eine sichere Platzierung in der Handlung.

Wer hier ebenso als Gegenstück fungiert ist Zhang Yunqing, die hier das Kontrastprogramm für Lu Zheng ist. Ich mochte die Art, wie die Serie mit die beiden männlichen und weiblichen Figuren zueinander platziert. Ihre Handlung war die gradlinigste und ist sicherlich ein stabiles Rückgrat, an dem man sich orientieren kann, was der Serie wahnsinnig hilft.
Die dadurch eingeführten „Romanzen" (wenn man sie denn so nennen darf) sind in beiden Fällen Zweckgemeinschaften, aus denen sich mehr oder weniger entwickelt. Ich mochte, wie die Macher mit der Thematik umgingen, zwar vorhanden, aber nicht zu penetrant, um die Story mit Kitsch zu stören. Selbst in der Positionierung der Figuren auf dem Cover wurde noch einmal Wert darauf gelegt - das nenne ich Liebe zum Detail.

Der Rest des Casts erfüllt seinen Zweck und ist auch schauspielerisch auf eindrucksvollem Niveau. Wie gesagt handelt es sich hier nicht um die „Pretty-Boy-Serie“, in der man nach Image, Beliebtheit oder Optik castet, sondern nach Fähigkeiten und Passgenauigkeit, und das merkt man hier deutlich. Soll aber nicht heißen, dass man optisch nicht auf seine Kosten kommt. Obwohl Zhang Yun Long und Chen Ruo Xuan nicht im klassischen Sinne als „hübsch“ gelten, sind beide für sich zwei wahnsinnig attraktive Männer, und auch die weiblichen Hauptrollen Sun Yi (Shu Tang) und Ma Yu Jie (Zhang Yunqing) sind mehr als nur ansehnlich. Da tut sicherlich das hervorragende Styling sein übriges dazu.


Fazit
„Pledge of Allegiance“ ist eine Serie, bei der man weiß, was man geschaut hat. Wenn man ihr die geplanten 40+ Folgen gegeben hätte, dann würde sie sich sicherlich nicht so mächtig anfühlen wie sie es tut. So muss man die Serie wahrscheinlich 2x anschauen, damit man wenigstens halbwegs mitkommt.

Dementsprechend ist es schwierig, sie einem breiten Publikum zu empfehlen.
Final für alle, die keinen Mainstream oder kein Idol-Drama suchen, aber sich dennoch nicht durch ein 50+ Folgen-Werk prügeln wollen. Hier wurde nämlich „Wer ist gecastet?“ mal auf die Rollen bezogen und nicht auf Leute, die die größte Fanbase mitbringen. Denn „Pledge of Allegiance" ist v.a. deswegen gut, weil der Cast gut ist!

Dennoch bleibt der Beigeschmack, dass man hier eine Serie angeschaut hat, die ihr eigentliches Potential gar nicht entfalten konnte, weil aus irgendeinem Grund die Hälfte der Episoden verloren gegangen sind...
Beitrag wurde zuletzt am 12.04.2023 13:07 geändert.
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Am Flussufer

Avatar: SabriSonne
Redakteur
#30
Würde „River’s Edge“ im deutschen Free-TV kommen, dann wäre es der typische 22:30-Uhr-Film für ARTE – denn „River’s Edge“ ist einer der eigenartigsten und gleichzeitig faszinierenden Titel, die ich jemals gesehen habe.


Zur Handlung
Hier muss ich schon beinahe passen, denn „River’s Edge“ hat keine wirkliche Handlung, der er zu folgen scheint. Es passiert zwar etwas, aber man eher das Gefühl, es passiert ohne Intention. Es gibt keine treibende Kraft, keinen Bösewicht, keine wirkliche Gefahr. Die Handlung ist „nur“ das Leben, nicht mehr und nicht weniger.
Lange habe ich somit überlegt, worum es eigentlich geht. Final bin ich nun zu dem Schluss gekommen, dass es nicht um eine Handlung als solche geht, sondern um Themen.

Und die Darstellung dieser Themen ist einfach nur grotesk und gleichzeitig auf einem abartigen künstlerischen Niveau. Und hier werden sich sicherlich die Geister scheiden: man mag sowas, oder eben nicht.

Der Film wirkt nämlich wie ein einziges großes Experiment. Wir begleiten mehrere Leben einiger junger Leute, die auf der Suche nach sich selbst sind und Erfahrungen machen. Die eine ist mit ihrem Leben unzufrieden, der andere wird gemobbt, eine Dritte hat Bulimie. Dabei sind nicht nur die Themen absolut roh und unverblümt, auch alle Emotionen sind es. Es geht um das Ausprobieren, um das Finden des eigenen Verhaltens, aber auch um normale menschliche Reaktionen wie Neid, Eifersucht und alltägliche Selbstzweifel. Das Ganze wird in einem so unterzeichneten Realismus portraitiert, dass es tatsächlich grausam und grotesk, aber nachvollziehbar zu gleich wirkt.

Besonders gelungen fand ich jedoch den Einsatz der Romantik und den Umgang mit dem Wort „Liebe“. Obwohl es mehrere Sex-Szenen gibt, kommt zu keinem Zeitpunkt ein wirklich romantisches Gefühl auf. Liebe wird hier eher als Trieb dargestellt, komplett ungeschönt, teilweise brutal. Es ist ein überwältigender Realismus in jeder nur erdenklicher Szene, der es tatsächlich schafft, der Romanze ihre Romantik zu nehmen.

Da der Film in den 90ern spielt, wird bewusst in der Auflösung dieser Zeit gefilmt, auch Filter kommen nicht zum Einsatz. Der Film ist insgesamt sehr grau und verwischt damit selbst seinen Inhalt umso mehr.
Unterstrichen werden sämtliche Themen mit herausragendem Bildmaterial und einer gelungenen Komposition an Szenen und Metaphern. Beinahe grotesk ist die Szenenabfolge, bei der auf eine orale Sexszene sofort die passende Essenszene folgt, die in ihrer ganzen Widerwärtigkeit gefilmt ist. Dadurch fühlt sich nicht nur die Romanze unglaublich leer an, sie verschwimmt beinahe mit dem Ekel, den man verspürt, da die Szenen ohne Rücksicht auf Verluste gefilmt werden.

Dazwischen finden sich immer wieder „Interviews“ mit den tragenden Figuren, sodass das Gefühl der Dokumentation nur noch mehr unterstrichen wird und man sich emotional nur noch losgelöster fühlt. In jedem anderen Titel wäre das der Todesstoß, und wird es auch sicherlich bei einigen sein, wer sich jedoch darauf einlassen kann, der erlebt die Abgründe der menschlichen Seele mit einem Realismus, dass beinahe gruselig ist. Selbst die Kameraführung unterstreicht die Distanz noch einmal zusätzlich.

Dennoch ist man trotz der fehlenden Sympathie, oder gerade auch deswegen, vom Film und seiner Entwicklung fasziniert. „River’s Edge“ spricht Themen an, die sonst keiner anspricht, und das komplett unverblümt. Der Zuschauer wird gezwungen, sich teilweise verstörende Szenen anzuschauen, sich selbst zu hinterfragen und auch die Figuren, die sich in dieser Situation befinden. Und trotz der augenscheinlich nicht vorhandenen Story, schafft es der Film ein perfektes World-Building zu betreiben, das am Ende in ein logisches und extrem schockierendes Finale mündet.


Zu den Charakteren
Insgesamt verfolgt der Film 6 verschiedene Personen, von denen Haruna eindeutig die Hauptfigur ist. Dennoch bleibt die emotionale Auslegung sehr einheitlich und Haruna bekommt nicht übertrieben viel mehr als die anderen.

Haruna ist die Person, die im Film vieles zusammenhalten will, aber auch nicht weiß, was sie da eigentlich zusammenhält. Ihr Charakter ist unglaublich konträr, je nachdem, mit wem sie interagiert. Die anderen Figuren sind hier deutlich offensichtlicher gezeichnet. Durch die Interview-Szenen werden jedoch auch sie in ein anderes Licht gerückt, weil sie Fragen beantworten sollen, die in einem normalen Gespräch nie aufkommen und dadurch die kommenden Szenen auf eine neue Interpretationsgrundlage stellen. Interessant ist hierbei zu erwähnen, dass Ichiro, der von allen Seiten gemobbt und ausgegrenzt wird, keine Interviewszene hat, während manche sogar mehrfach zum Zug kommen. Ist Ichiro deswegen im Nachteil? Nein, denn Ichiro wird im ganzen Film von Haruna hinweg interviewt und braucht damit ein dokumentarisches Interview nicht mehr.

Über die Figuren wird dabei insbesondere das Thema „Liebe“ definiert, da jede Figur eine eigene Vorstellung von Liebe hat. Als animalischer Trieb, eine Abhängigkeit oder das Fliehen in einen rauschähnlichen Zustand, der mit wahren Leben nichts mehr zu tun. Ausprobieren, ob man homosexuell ist. Figuren, die augenscheinlich ein Paar sind, aber sexuell nicht empfinden, sich aber auch nicht trennen können. Es ist einfach interessant, wer welche Beziehung zu dem Thema hat und wie damit umgegangen wird.

Was nun für einen Film wie „River’s Edge“ absolut tödlich wäre, ist der falsche Cast. Doch die Schauspieler spielen ihre Rollen mit einer solchen Gleichgültigkeit, dass es für den Film einfach nur perfekt ist. Wirklich keiner ist fehlgecastet, selbst Nebencharaktere sind gut, sodass man hier absolut rohe Performances beobachten kann, die großes Talent erfordern. Under-Acting heißt nämlich nicht, dass man einfach nur nichts machen muss.


Fazit
Ihr seht schon, „River’s Edge“ ist speziell. Und das würde ich dem Film auch als seinen einzigen großen Nachteil auslegen: entweder man kann damit was anfangen, oder man es einfach nicht.

Dementsprechend tue ich mich mit einer allgemeinen Empfehlung schwer. Da heißt es einfach nur „Ausprobieren“ und dann selbst entscheiden, ob ein Experimental-Film wie „River’s Edge“ was für einen ist – oder eben nicht.

Für mich war er was.
Beitrag wurde zuletzt am 19.03.2023 22:47 geändert.
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