Die Legende von Fei
SabriSonneRedakteur
#1Nachdem ich es damals zum Release tatsächlich abgebrochen habe, habe ich der Serie nun eine zweite Chance gegeben. Das Positive: diesmal bin ich wenigstens bis zum Ende durchgekommen.
Das Negative: jetzt weiß ich auch, wie viel Potential hier verworfen wurde.
Das Negative: jetzt weiß ich auch, wie viel Potential hier verworfen wurde.
Zur Handlung
Das ganz klassische Gut gegen Böse: Die böse Sekte ist böse und tut böse Sachen, die gute Sekte rund um unsere Banditen bekommt dies mit und möchte das natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Dabei erfahren unsere Helden von einer seltsamen Legende und als eine Landkarte diesbezüglich auftaucht, rennen am Ende alle los und hoffen, die Ersten zu sein.
Im Grunde ein ganz normaler Adventure, wie er im Buche steht. Die Idee ist absolut in Ordnung, funktioniert in der Regel auch gut und passt gut ins Genre. Dennoch kommt kaum Spannung auf, und das liegt an 2 Punkten: zum einen ist das Pacing und das Tempo absolut mangelhaft und die Geschichten verrennt sich zu sehr in Nebengeschichten und Flashbacks. Zum anderen werden sowohl Charaktere als auch der Zuschauer ständig im Dunkeln darüber gelassen, was es nun mit der Legende um das „The Color Of Ocean And Heaven“ auf sich hat. Besonders tragisch, da die Auflösung für normal denkende Menschen eigentlich klar ist, und wenn man bedenkt, dass einer der Charaktere familiäre Verbindung zur Legende hat und eigentlich davon wissen müsste, nur umso schlimmer. Das führt im Endeffekt dazu, dass sich die Handlung aufgrund des erzwungenen Skripts unweigerlich in die Länge zieht, weil die Produzenten die Auflösung partout nicht bringen wollen. Denn 20 Folgen weniger hätten der Serie sicherlich gut getan.
Was die Handlung nur noch weiter in die Länge zieht ist die Tatsache, dass unsere beiden Titelhelden Zhou Fei und Xie Yun eigentlich kaum Eigenmotivation mitbringen. So wird der erste Handlungsstrang rund um Zhou Feis Vater relativ schnell fallen gelassen, was in so fern dramatisch ist, da nun Xie Yun keine Daseinsberechtigung mehr hat außer den Zufall. Zhou Fei selbst hat auch wenig Eigenmotivation ihr Dorf zu verlassen und geht im Grunde nur mit, damit sie mitgeht. Und das zieht sich dann die ganze Serie so durch: beide sind nur da, damit sie da sind. Ich muss zugeben, ich habe den Großteil ihrer Handlung übersprungen und habe nicht das Gefühl, dass ich dramatisch viel verpasst hätte.
Auch die „Romanze“ zwischen den beiden rettet die Figuren nicht unbedingt, sondern macht sie sogar noch unsympathischer. Hauptproblem ist einfach, dass die beiden Darsteller Zhao Li Ling (Zhou Fei, Princess Agents) und Wang Yi Bo (Xie Yun, The Untamed) so gut wie keine Chemie miteinander haben. Da sind die 10 Jahre Altersunterschied nur bedingt das Problem, wenn beide eher das Bruder-Schwester-Verhältnis auf die Leinwand zaubern. Dementsprechend fehlte mir hier sämtlicher Bezug.
So habe ich mich eher auf die tatsächliche Romanze zwischen Cousin Li Sheng und Generalstochter Chu Chu gestürzt, die sehr gut zusammenpassen. Die Geschichte und Entwicklung ist logisch, die Szenen oft gut geschrieben und auch die Schauspieler tun ihr Übriges dazu, dass sich die Romanze tatsächlich unglaublich niedlich etablieren kann. Das war so ziemlich das einzige, was ich in jeder Folge mit großer Motivation verfolgt habe.
Dann rannte die Produktion auch noch volle Kanne in Corona und es konnte nicht mehr gedreht werden. Sicherlich waren hier einige Möglichkeiten nicht mehr gegeben und man hat bis zu einem gewissen Punkt Verständnis, dennoch sind die künstlichen Sets von abgrundtiefer Qualität. Das steht dann auch noch in starkem Kontrast zu den tatsächlichen Außenaufnahmen, was die Qualität nur noch zusätzlich drückt. Gott sei Dank sind wenigstens die Kostüme super. Da fragt man sich doch unweigerlich, wo das Geld hingekommen ist.
Denn in Kämpfe scheint es auch nicht geflossen zu sein, sind doch für einen Wuxia dann auch zu wenige Kampfhandlungen in der Serie. Sie sind zwar passend choreographiert, um den Schauspielern die Chance zu geben, sie ohne Stuntman selbst auszuführen (was wieder lobenswert ist), dennoch ist die Kameraführung in solchen Szenen oft mangelhaft. Man will keine Close-ups, wenn gekämpft wird.
Zusammengefasst eine mittelprächtige Handlung, die zu lange für alles braucht, um tatsächlich zu zünden. Für 51 Folgen einfach zu wenig Substanz.
Zu den Charakteren
Insgesamt gibt es 6 handlungstragende Figuren, wie uns das Opening, das ich übrigens für relativ gelungen halte, gleich deutlich macht. Wir folgen ihnen auf einer Reise, in der sie reifen dürfen, erwachsen werden und es immer wieder auf Freundschaft ankommt.
Die Nummer 1 ist nach wenigen Folgen schnell ermittelt: Li Sheng.
Und selbst er ist nicht der grandioseste Charakter, wirkt er doch zu Beginn etwas zu dümmlich (dafür wenigstens super niedlich, weil treudoof^^), aber es ist ja bekanntlich die Konstellation aus allen Figuren, die einen mittelprächtigen Charakter entweder zur starken Seite oder zur schwachen Seite zählt. Und bei dieser Konkurrenz scheint Li Sheng da umso mehr:
- Zhou Fei hat zu wenig Persönlichkeit, um aus der Gruppe heraus zu stechen. Und das ist für die Titelheldin natürlich fatal. Keine eigene Story, damit keine Eigeninitiative, wobei ihre Figur tatsächlich einmal stark gezeichnet wäre. Doch auch eine charakterstarke Figur braucht handlungstechnischen Unterbau, damit sie funktioniert.
- Xie Yun ergeht es nicht anders als Zhou Fei, auch ihm fehlt der Unterbau. Dass man dann seinen Charakter auch noch so früh auflöst, nimmt ihm nur zusätzlich die Spannung.
- Li Yan, die Schwester von Li Sheng, ist so naiv und dumm, dass es weh tut! Es ist wirklich krass, wie blöd und weltfremd sie sich verhält, dass es im Endeffekt wirklich ein Wunder ist, dass sie und ihre Mitmenschen die ganze Geschichte überlebt haben.
- Yin Pei, den sich Li Yan im Laufe der Geschichte anlacht, sorgt wenigstens ab und zu mal für Lacher, passt aber von IQ und Verhalten sehr gut zu ihr.
- Chu Chu ist zwar sympathisch und nachvollziehbar, macht aber die ganze Serie kaum etwas Sinnvolles und ist die meiste Zeit „nur da“.
Li Sheng hingegen hat im Vergleich zu so ziemlich allen Charakteren etwas, was man eigentlich als selbstverständlich erachten würde, was bei „Legend of Fei“ jedoch niemand abbekommen hat: Charakterentwicklung.
Li Sheng ist sympathisch, hat nachvollziehbare Charaktereigenschaften und damit innere Konflikte, lernt im Verlauf der Handlung mit seinen Schwächen umzugehen, seine eigentlichen Stärken zu finden und steht in der letzten Folge als gereifter junger Mann da. Es wäre so einfach, aber aus einem mir nicht erklärlichen Grund haben sie es nur bei ihm geschafft, diese Basic-Momente zu verarbeiten.
Ansonsten sind alle Charaktere wahnsinnig eindimensional. Auch die Gegner. Dass es dann auch noch eine extreme Fülle dieser eindimensionalen Charaktere gibt, macht die Sache nicht übersichtlicher.
Und auch schauspielerisch kommt man nur bedingt auf seine Kosten. Zhao Li Ying halte ich einen blanken Fall von Fehlcasting, und das nicht nur, weil sie im Vergleich zum Rest des Hauptcasts deutlich älter ist. Sie verkörpert eine 16-Jährige, ist aber gut doppelt so alt, sodass man mit Weichzeichner nicht gespart hat, um sie optisch an die anderen anzupassen. Sie passt zur Rolle und gleichzeitig will sie aber nicht passen. Der Rest des Casts versprüht einfach diesen jugendlichen Vibe, und Li Ying wird im Gegensatz dazu einfach „zu reif" (ohne abwertend klingen zu wollen). Li Ying, die auf die Kinder aufpasst. Dazu kommt dann auch noch das Gefühl, Zhao Li Ying spielt auf absoluter Sparflamme, weil ihr der schauspielerische Gegenpart fehlt, was die Figur von Zhou Fei nicht besser macht.
Denn leider ist ihr Gegenüber Wang Yi Bo, der für einen Nicht-Schauspieler im Verhältnis eigentlich gut abliefert, neben einer Zhao Li Ying jedoch wie ein Witz wirkt. Da beide Figuren ja auch noch eine romantische Beziehung entwickeln sollen, wird somit schon allein aufgrund der Darsteller so gut wie unmöglich.
Positiv auffallen tun hier somit also nur Chen Ruo Xuan (Li Sheng, Novoland: Eagle Flag) und Zhang Hui Wen (Chu Chu, Nirvana in Fire 2), was sicherlich auch darin begründet liegt, dass sie mit Abstand die am besten geschriebenen Figuren haben. Aber es sind auch die Kleinigkeiten, die die beiden mit einfachsten Mitteln weit nach vorne bringen: Ruo Xuan reitet selbst, während Li Ying nur einmal kurz am Zügel reißt, alle Reitszenen aber von ihrer Stuntfrau machen lässt. Wenn dann diese Szenen im gleichen Abschnitt hin und her springen, man also Ruo Xuan reiten sieht, Li Yings Stuntfrau aber mit Unschärfe „ausgeblendet“ wird, dann spricht das glaub ich für sich. Meiner Meinung nach sollte man sich als Schauspieler für gewisse Dinge ausbilden lassen, und wer Wuxia spielen will, der MUSS reiten und die Grundlagen von Martial Arts können.
Fazit
Für mich eine mittelprächtige Serie, die von der Grundidee gar nicht schlecht gedacht war, aber viel zu lang ist.
Zhou Fei und Xie Yun tragen die Serie aufgrund mangelnder Eigenmotivation leider zu wenig, was jedoch Gott sei Dank von Li Sheng ausgeglichen wird, nur leider reicht auch er nicht, um die Serie 51 Folgen selbstsicher zu tragen. Das ist im Grunde auch nicht seine Aufgabe.
Für mich eine Serie, die im Internet absolut zu Unrecht gehypt wird - muss wohl an Wang Yi Bo und seinen Fangirls liegen... denn andere Serien mit ähnlichem Rating oder sogar Schlechterem sind da nämlich auf einem ganz anderen Niveau wie „Legend of Fei".
Für mich eine Serie, die im Internet absolut zu Unrecht gehypt wird - muss wohl an Wang Yi Bo und seinen Fangirls liegen... denn andere Serien mit ähnlichem Rating oder sogar Schlechterem sind da nämlich auf einem ganz anderen Niveau wie „Legend of Fei".
Kann man anschauen, kann man aber auch getrost weglassen. Man verpasst nicht unbedingt was - außer man kennt Chen Ruo Xuan nicht, denn den sollte man wirklich nicht verpassen!
Beitrag wurde zuletzt am 06.04.2023 20:55 geändert.