SlaughtertripV.I.P.
#1Historie:
Halloween-Special 2021 #1: »The Crone«
»Cult« ist der zweite Film der von der Firma W Field Inc. produzierten Horror-Trilogie. Ob Zufall oder nicht: Wie bei »The Crone« gibt es auch hier drei junge Frauen, die gefilmt werden und dabei mit dem Horror Bekanntschaft machen. Die Kamera wackelt vielleicht nur nicht so stark. Dafür gibt es Szenen, die mit einem Nachtsichtgerät aufgenommen wurden. Sehen tut man dennoch genug.
Jetzt kommt erst mal die Story. Bei Horrorfilmen kann man diese, wenn man sprachlich geschickt ist, mit nur zwei oder drei Sätzen komprimiert auf Blatt Papier (oder ins Internet) bringen. Ich bin’s nicht. Ich bin ausschweifend. Die eingangs erwähnten jungen Frauen, die sich selbst spielen, sind die 21-jährige Yuu Abiru, die 22-jährige Mayuku Iwasa und Mari Iriki, die einzig interessante Person unter den dreien. Aus nicht näher beschriebenen Gründen (es wurde lediglich eine Uni erwähnt) wurden sie von irgendwem oder irgendwas gecastet oder dazu überredet (genötigt?), an irgendwas teilzunehmen, bei dem man spirituelle Orte besuchen soll. Der Schock und die Verwunderung sind groß, und das Gegacker unter den Mädchen ist schrill. Von der Produktionsfirma (oder wer oder was auch immer dahintersteckt) wird ihnen alsbald ihr erster Auftrag nähergebracht: ein Besuch bei der Familie Kaneda. Ein Exorzismus soll durchgeführt werden, wobei sie vom Priester Unsui begleitet werden, denn wenn die drei Mädchen ganz alleine einen Exorzismus versuchen würden, würden sie wahrscheinlich unabsichtlich den Teufel höchstpersönlich heraufbeschwören (was auch kein schlechter Plot wäre). Man kann es sich denken: Es geht jede Menge schief. Es muss ein besserer Priester her: Ryuugen, Unsuis Meister! Man kann, muss es sich aber nicht denken: Es geht jede Menge schief. Ein noch besserer Geister- und Dämonenvernichter muss her … ein Ultra-Exorzist sozusagen: NEO. Und mit ihm fängt der Film an, so richtig kitschig zu werden …
In der ersten Hälfte macht der Film noch viel richtig. Der Grund dafür, dass es im Kaneda-Haus spukt, wird noch sehr geheimnisvoll gehalten. Die Kaneda-Familie hört ganz grausige, schleifende Geräusche auf dem Dach. Es gibt nur wenige Hinweise, z. B. einen Kerl, der irgendwas in den Vorgarten wirft, an dem sich dann eine Traube von Leuten sammelt, die eine typische Ballett-Bewegung machen, oder dass die Kamera ab und an die Nachbarsfamilie einfängt. Die Effekte sind auf einem zufriedenstellenden Niveau – für japanische Horrorfilmverhältnisse. Es tauchen zuerst fliegende Aale (oder was auch immer) auf, danach manifestiert sich das Böse in einer etwas menschlicheren Form. Die CGI-Effekte sind deutlich als solche zu erkennen – sogar bei einem kleinen, schwebenden Tennisball –, doch man kann, muss aber nicht Glanzleistungen von einem Low-Budget-Film (so sieht er zumindest aus) erwarten. Die von Unsui und Ryuugen durchgeführten Exorzismen sehen realistisch aus. Aber wie sowas im wahren Leben abläuft, davon hab ich nicht den blassesten Schimmer. Die Zauberformel, welche die beiden rezitieren, klingt jedenfalls sehr authentisch – und sie ist ein richtiger Ohrwurm! Unsui zischt wie eine Schlange und faucht wie eine Katze bei seinen Dämonenaustreibungen. Auch der restliche Cast verhält sich so halbwegs normal – so wie es bei Found-Footage-Filmen auch sein soll.
Als in der zweiten Hälfte des Films NEO die Bühne* betrat, hatte ich das Gefühl, dass der Regisseur ausgewechselt wurde. NEO praktiziert die Schauspielkunst des Overactings. Dass er bei seiner ersten Szene im Schneidersitz auf einem Tisch sitzt, ist noch eine der normalsten Körperhaltungen von ihm. Sein wahrer Name wird geheim gehalten. Er selbst nennt sich »NEO«, weil – ungelogen – der Protagonist aus »Matrix« ebenso heißt. Die Gänsehaut, die in der ersten Hälfte durch Horror und Spannung erzeugt wird, wird ab hier durch Fremdscham erzeugt. Mit ihm kommt man jedoch immer näher ans Geheimnis des Kaneda-Spuks heran, denn er ist sehr intelligent und hinterfragt manche Dinge, die ihm merkwürdig erscheinen. Vielleicht hätte man die Wahrheit vollständig unter Verschluss halten sollen, denn der Kitsch nimmt langsam Fahrt auf. Auf einmal tauchen irgendwelche Dämonenbomben auf und Science-Fiction-Elemente kommen hinzu.
* »Bühne« ist sogar ein sehr passendes Wort, da er Posen wie ein Model macht.
Dieser Film fängt sehr ernst an und lässt den Zuseher glauben, dass man hier ein authentisches Produkt erschaffen wollte. Die zweite Hälfte zerstört diese Vermutung. Doch das Ende … das Ende lässt mich etwas anderes vermuten – nämlich dass dieser Film ein einziger Trollversuch ist, der sich erfolgreich erst ganz zum Schluss offenbart. Er endet mit einem Cliffhanger, und zwar ganz kitschig mit der Zeile: »Der Kampf hat gerade erst begonnen.« Eine Fortsetzung gibt es meines Wissens jedoch nicht. Da es sich bei »Cult« um einen von insgesamt drei Filmen einer Dreifachproduktion handelt, kann man davon ausgehen, dass eine Fortsetzung auch nie geplant war. Oder der Film kam wenig überraschend einfach nicht gut an. Was hinter der Geschichte steckt, muss man sich also selbst ausmalen. Da das Ende so viele Fragen aufwirft, dass nicht nur ein zweiter Film, sondern sogar eine ganze TV-Serie möglich gewesen wäre, ist es dennoch schade, dass man vermutlich nie wieder in die Welt des Matrix-Exorzismus eintauchen kann. Andererseits: Was einem am Schluss alles für Kitsch vor die erstaunten Augen geworfen wird, lässt keine hochwertige Fortsetzung erwarten … viel eher einen Kultfilm. Vielleicht heißt dieser Film deshalb »Cult« …?
Halloween-Special 2021 #1: »The Crone«
»Cult« ist der zweite Film der von der Firma W Field Inc. produzierten Horror-Trilogie. Ob Zufall oder nicht: Wie bei »The Crone« gibt es auch hier drei junge Frauen, die gefilmt werden und dabei mit dem Horror Bekanntschaft machen. Die Kamera wackelt vielleicht nur nicht so stark. Dafür gibt es Szenen, die mit einem Nachtsichtgerät aufgenommen wurden. Sehen tut man dennoch genug.
Jetzt kommt erst mal die Story. Bei Horrorfilmen kann man diese, wenn man sprachlich geschickt ist, mit nur zwei oder drei Sätzen komprimiert auf Blatt Papier (oder ins Internet) bringen. Ich bin’s nicht. Ich bin ausschweifend. Die eingangs erwähnten jungen Frauen, die sich selbst spielen, sind die 21-jährige Yuu Abiru, die 22-jährige Mayuku Iwasa und Mari Iriki, die einzig interessante Person unter den dreien. Aus nicht näher beschriebenen Gründen (es wurde lediglich eine Uni erwähnt) wurden sie von irgendwem oder irgendwas gecastet oder dazu überredet (genötigt?), an irgendwas teilzunehmen, bei dem man spirituelle Orte besuchen soll. Der Schock und die Verwunderung sind groß, und das Gegacker unter den Mädchen ist schrill. Von der Produktionsfirma (oder wer oder was auch immer dahintersteckt) wird ihnen alsbald ihr erster Auftrag nähergebracht: ein Besuch bei der Familie Kaneda. Ein Exorzismus soll durchgeführt werden, wobei sie vom Priester Unsui begleitet werden, denn wenn die drei Mädchen ganz alleine einen Exorzismus versuchen würden, würden sie wahrscheinlich unabsichtlich den Teufel höchstpersönlich heraufbeschwören (was auch kein schlechter Plot wäre). Man kann es sich denken: Es geht jede Menge schief. Es muss ein besserer Priester her: Ryuugen, Unsuis Meister! Man kann, muss es sich aber nicht denken: Es geht jede Menge schief. Ein noch besserer Geister- und Dämonenvernichter muss her … ein Ultra-Exorzist sozusagen: NEO. Und mit ihm fängt der Film an, so richtig kitschig zu werden …
In der ersten Hälfte macht der Film noch viel richtig. Der Grund dafür, dass es im Kaneda-Haus spukt, wird noch sehr geheimnisvoll gehalten. Die Kaneda-Familie hört ganz grausige, schleifende Geräusche auf dem Dach. Es gibt nur wenige Hinweise, z. B. einen Kerl, der irgendwas in den Vorgarten wirft, an dem sich dann eine Traube von Leuten sammelt, die eine typische Ballett-Bewegung machen, oder dass die Kamera ab und an die Nachbarsfamilie einfängt. Die Effekte sind auf einem zufriedenstellenden Niveau – für japanische Horrorfilmverhältnisse. Es tauchen zuerst fliegende Aale (oder was auch immer) auf, danach manifestiert sich das Böse in einer etwas menschlicheren Form. Die CGI-Effekte sind deutlich als solche zu erkennen – sogar bei einem kleinen, schwebenden Tennisball –, doch man kann, muss aber nicht Glanzleistungen von einem Low-Budget-Film (so sieht er zumindest aus) erwarten. Die von Unsui und Ryuugen durchgeführten Exorzismen sehen realistisch aus. Aber wie sowas im wahren Leben abläuft, davon hab ich nicht den blassesten Schimmer. Die Zauberformel, welche die beiden rezitieren, klingt jedenfalls sehr authentisch – und sie ist ein richtiger Ohrwurm! Unsui zischt wie eine Schlange und faucht wie eine Katze bei seinen Dämonenaustreibungen. Auch der restliche Cast verhält sich so halbwegs normal – so wie es bei Found-Footage-Filmen auch sein soll.
Als in der zweiten Hälfte des Films NEO die Bühne* betrat, hatte ich das Gefühl, dass der Regisseur ausgewechselt wurde. NEO praktiziert die Schauspielkunst des Overactings. Dass er bei seiner ersten Szene im Schneidersitz auf einem Tisch sitzt, ist noch eine der normalsten Körperhaltungen von ihm. Sein wahrer Name wird geheim gehalten. Er selbst nennt sich »NEO«, weil – ungelogen – der Protagonist aus »Matrix« ebenso heißt. Die Gänsehaut, die in der ersten Hälfte durch Horror und Spannung erzeugt wird, wird ab hier durch Fremdscham erzeugt. Mit ihm kommt man jedoch immer näher ans Geheimnis des Kaneda-Spuks heran, denn er ist sehr intelligent und hinterfragt manche Dinge, die ihm merkwürdig erscheinen. Vielleicht hätte man die Wahrheit vollständig unter Verschluss halten sollen, denn der Kitsch nimmt langsam Fahrt auf. Auf einmal tauchen irgendwelche Dämonenbomben auf und Science-Fiction-Elemente kommen hinzu.
* »Bühne« ist sogar ein sehr passendes Wort, da er Posen wie ein Model macht.
Dieser Film fängt sehr ernst an und lässt den Zuseher glauben, dass man hier ein authentisches Produkt erschaffen wollte. Die zweite Hälfte zerstört diese Vermutung. Doch das Ende … das Ende lässt mich etwas anderes vermuten – nämlich dass dieser Film ein einziger Trollversuch ist, der sich erfolgreich erst ganz zum Schluss offenbart. Er endet mit einem Cliffhanger, und zwar ganz kitschig mit der Zeile: »Der Kampf hat gerade erst begonnen.« Eine Fortsetzung gibt es meines Wissens jedoch nicht. Da es sich bei »Cult« um einen von insgesamt drei Filmen einer Dreifachproduktion handelt, kann man davon ausgehen, dass eine Fortsetzung auch nie geplant war. Oder der Film kam wenig überraschend einfach nicht gut an. Was hinter der Geschichte steckt, muss man sich also selbst ausmalen. Da das Ende so viele Fragen aufwirft, dass nicht nur ein zweiter Film, sondern sogar eine ganze TV-Serie möglich gewesen wäre, ist es dennoch schade, dass man vermutlich nie wieder in die Welt des Matrix-Exorzismus eintauchen kann. Andererseits: Was einem am Schluss alles für Kitsch vor die erstaunten Augen geworfen wird, lässt keine hochwertige Fortsetzung erwarten … viel eher einen Kultfilm. Vielleicht heißt dieser Film deshalb »Cult« …?
Beitrag wurde zuletzt am 17.10.2021 14:54 geändert.
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