Lady Vengeance (2005)

Chinjeolhan Geumjassi / 친절한 금자씨

Rezensionen – Lady Vengeance

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Film „Lady Vengeance“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Schlopsi#1
Aufstufung von 6,5 auf 8 Punkte. Manchmal tut es eben gut, Filmen eine zweite Chance zu geben.

Bei der ersten Sichtung ging vieles aus Lady Vengeance schlicht und ergreifend an mir vorbei. Dann war er noch so lang und überhaupt…
Jetzt kam ich aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Wie konnte ich diese feinfühlige Symphonie der Rache damals nicht erkennen? Wird man älter oder einfach nur aufmerksamer, wenn man sich mehr und mehr mit Film beschäftigt? Wahrscheinlich beides.

Jedes Mal wenn ich einen Film aus der Rachtrilogie sehe, bin ich versucht zu sagen das ist der groteskeste Film der Reihe! Weil… so und so! Tatsächlich lässt sich das aber gar nicht so einfach festmachen, denn dazu ticken Sympathy for Mr. Vengeance, Oldboy und eben Lady Vengeance viel zu unterschiedlich. Natürlich finden sich Parallelen, dennoch achtet man viel mehr auf die Unterschiede, die sich zwischen den Filmen auftun. Und das ist das wirklich herausragende, an den Arbeiten von Park Chan-wook: Er nimmt sich ein einziges Hauptthema und kreiert daraus drei vollkommen andersartige Filme. Und doch erkennt man seine Handschrift. Immer und immer wieder. Aber genug der Schwafelei.

Anders als die beiden anderen Filme empfinde ich diesen hier nicht im gewohnten (Park-)Maße als emotional gravierend. Das mag dem wirklich grotesken Grundton geschuldet sein, welcher bereits in der ersten Einstellung zum Tragen kommt. Die eiskalte Killerin mit dem roten Lidschatten Lee Geum-Ja (perfekt: Lee Young-Ae!) wirkt durchgehend beherrscht, während sich die abstruse Szenerie vor ihr eröffnet. Wohl platzierter zynischer Humor trifft auf völlige Distanz und fast schon willkürliche Charakterkonstellation. Es sind klitzekleine Humorspitzen, die das an sich recht trockene Handlungsgerüst rund um die Frau mit der kalten Ausstrahlung aufpolieren. Was nun aber so klingt, als würde die Geschichte nur so vor sich hinsiechen, stimmt keinesfalls. Peu à peu gewährt Park Chan-wook seinem Zuschauer Einblicke in das Leben Geum-Jas. Er lässt die Sprünge in der Zeit so elegant in die Geschichte einfließen, das man sie kaum wahrnimmt und offenbart gleichzeitig in kontinuierlicher Vorwärtsbewegung die Beweggründe und vor allem das Ziel, auf welches der “letzte” Teil der Rachetrilogie zusteuert: Erlösung. Erlösung durch Rache.
Doch an wem will sie sich überhaupt rächen? Und vor allem: warum will sie sich rächen?

Eingangs erwähnte ich bereits, dass ich Lady Vengeance nicht ganz so gelungen fand und erst jetzt nach der Zweitsichtung den richtigen Zugangspunkt zur Geschichte erwischt habe. Kaum zu glauben, wie mir damals die feinen Schnitzereien entgangen sind, auch wenn allein die Visualität im Zusammenspiel mit der nicht selten gewählten klassischen Musik – wie nicht anders zu erwarten – atemberaubend ist. Subtil ist der Film dabei gar nicht. Er drückt sich sofort selbst den Stempel aufs Bild, dass er sich vom gewöhnlichen abhebt. Ohne zu zögern. Und doch wird dieser Thriller, der zu einem wesentlich größeren Teil aus ruhigem Drama besteht, von einer grundgelassenen Subtilität beherrscht. Es verhält sich wie mit der Zeit. Man merkt es, nimmt es aber nicht aktiv wahr. Klingt nach Wirrwarr? Eigentlich nicht. Es gibt die Szene, mit der nordkoreanischen Gefängnisinsassin, von der Geum-Ja ein Notizbuch erhält, was sich letztendlich als eine Blaupause für eine Pistole herausstellt. Nicht nur die vollkommen abstruse Idee mit dieser Agentin, deren Geschichte wir in aller Knappheit zu hören bekommen, entpuppt sich als ein Lacher, auch die Konsequenz die aus dieser kurzen Einlage entspringt – nämlich die der doppelläufigen Pistole – wird weitergeführt und obwohl sich der Gedanke wie lächerlich das doch bloß alles ist, nur schwer umgehen lässt, nimmt man es einfach an. Vielleicht mit einem amüsierten Grinsen quittiert, letztlich aber auch jeglicher Grundlage entbehrend wieder akzeptiert. Willkommen in der verrückt verschobenen Welt eines Park Chan-wook, in welcher Regeln gebeugt und gestreckt werden und doch als erfüllt betrachtet werden können.

Natürlich muss man sich auf solche Filme einlassen können. Das ist eine Tatsache, an der es nichts zu rütteln gibt. Egal wie toll die Optik auch sein mag oder wie punktgenau die Darsteller agieren, letztendlich braucht es einen Zugang zu dieser besonderen Art von Film. Und das ist gut so. Dennoch gibt sich dieser Film nicht ganz so extravagant, respektive eigen, wie die anderen beiden Rachegeschichten. Zwar biedert sich Lady Vengeance mit einem emotionalisierenden Einschub etwas an, dennoch bleibt er dabei seiner Linie treu. Geht dabei aber wiederum nicht so hart ins Gericht, wie man es nach den beiden Quasi-Vorgängern hätte erwarten können. Tatsächlich zeigt sich das Ende auf eigene Weise versöhnlich, ohne alles Vorangegangene als nicht geschehen zu deklarieren. Alles trägt Konsequenzen und das muss jede Partei irgendwann im Laufe der Zeit begreifen. Dazu braucht es hier gar keinen Holzhammer, der den Nagel noch tiefer ins Fleisch treibt. Man sieht und versteht. So einfach und noch dazu effektiv ohne an die Tränendrüse appellieren zu müssen. Eben irgendwie subtil.

Und damit schließt sich auch der Kreis der Rachetrilogie. Mit Lady Vengeance fügt Park Chan-wook das letzte Stück ein, und zeigt eine weitere – andere – Sicht auf eines der Themen, das dem Menschen seit jeher tief in den Adern steckt. Doch wie die Rache letztendlich auch aussehen mag, ob direkt oder elegant zurückgehalten, schön ist sie nicht. Sie ist dreckig, abscheulich und zerstörerisch über alle Grenzen hinaus. Nur schafft es dieser koreanische Meisterregisseur auch hier wieder, das ganze audiovisuell in absoluter Vollkommenheit auf die Flimmerkiste zu übertragen, sodass einem die Blässe ins Gesicht schlägt. Noch dazu hätte die Besetzung mit Lee Young-Ae und Choi Min-Sik kaum besser sein können. Ja. Genau so muss ein zweiter Anlauf aussehen.

via Infernal Cinematic Affairs
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