Symbol (2009)

しんぼる

Rezensionen – Symbol

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Film „Symbol“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Asane
Redakteur
#1
Bei vielen Filmen gibt es zwei Möglichkeiten: man liebt sie oder man hasst sie. Hier gibt es möglicherweise noch eine dritte: man liebt und hasst ihn abwechselnd. Das ist nicht völlig ausgeschlossen! Leute, die schon erfolgreich die Herausforderung von The First Contact hinter sich gebracht und dennoch sich einen klaren Verstand bewahrt haben, sind hier strategisch im Vorteil.

Wer sich dieses Werk antun will, braucht zu allererst einen langen Atem. Außerdem eine große Aufnahmebereitschaft für höheren Blödsinn und tieferen Irrsinn gleichermaßen. Dazuhin die Fähigkeit, hier die Intention, die Symbolik, das große Ganze zu erkennen. Das ist nicht jedem gegeben. Auch mir nicht. Trotz dem jetzt der Versuch einer Annäherung:

Der Film besteht aus zwei unabhängig voneinander erzählten Strängen. Zu Anfang die Geschichte eines Wrestlers in Mexiko. Im Nirgendwo einer Halbwüste wohnt ein Familienvater, der mit übergezogener Gesichtsmaske am Frühstückstisch sitzt. Eine Nonne, die in ihrem heruntergekommen Pickup in den Hof fährt, dabei raucht und flucht wie der letzte Henker, holt Daddy ab, um ihn ins nächste Städtchen zu bringen, wo der Kampf stattfindet.

Allein schon die allererste Einstellung zeigt, was der Zuschauer mitbringen muss: einen langen Atem und eine Engelsgeduld. Vom cineastischen Standpunkt aus sind diese Szenen ungemein gut getroffen, atmosphärisch dicht, obwohl kaum gesprochen wird oder überhaupt etwas Wesentliches passiert. Die Kamera guckt sich das kommentarlos an und zeigt, was ist. Das ist alles. Eine Mischung aus Koreeda und Spiel mir das Lied vom Tod.

Ein Haufen weißer Federn wird aufgewirbelt, als das Auto an einer Stelle vorbeifährt, wo wohl ein Huhn sein Leben gelassen hat. Oder ein Engel, wer weiß. Dieser Federnflug bildet den Übergang zum zweiten Strang, die letzte Feder schwebt herab in einen kahlen, reinweißen Raum, an dessen Rand ein Mann erwacht. Ein Mann in einem Pyjama. Einer Zumutung von Pyjama, knallgelb mit großen Punkten. Bei der Inspektion der Wände entdeckt er einen Schalter. Einen Schalter, der aussieht wie ein kleiner Penis. Aus der Nähe betrachtet sieht er nicht nur so aus, es ist ein kleiner Penis! Und als er den drückt, schweben Heerscharen von geflügelten Putti aus den Wänden, die sich recht bald wieder zurückziehen – auf eine Art, daß am Ende nur noch ihr kleiner Pipimatz aus der Wand lugt. Neugierig wie er ist, fummelt der Mann daran herum, und es zeigt sich, daß ein Druck darauf recht verschiedene Aktionen auslöst, begleitet von einem emotionslos zart gehauchten Ah. Meist fällt dann irgendetwas von irgendwoher in den Raum, manchmal springt aber auch ein NegerKrieger eines Bantu-Stammes aus der Wand und verschwindet gegenüber.

Sinniger Titel dieses Abschnitts: 修行 (Schulung)

Was nun folgt, ist eine ausgedehnte Trial-and-Error-Phase; und sollte diese ganze Veranstaltung eine Art Intelligenztest sein, dann ist unser Proband auf ganzer Linie durchgefallen, so ziel- und planlos wie er agiert. Jedes zehnjährige, Memory-geschulte Kind hätte es binnen 5 Minuten geschafft, durch diese Tür zu kommen, die sich auf einen bestimmten Druck hin auftut, nur dieser schlecht rasierte Kerl bekommt es nicht auf die Reihe und scheitert mehr an sich selbst als an der Aufgabenstellung.
Das immerhin gibt Raum für Comedy, denn Hitoshi Matsumoto, der hier nicht nur für die Regie zuständig ist, sondern auch den namenlosen Testkandidaten gibt, ist als boke eines Manzai-Duos zu Berühmtheit gelangt. Und dies spielt er auch hier aus, leider immer wieder etwas zu übertrieben in seinem Geschreie und Gestöhne, aber dafür eben auch bei brillanter Kameraführung und gut getimten Schnitten.

Diese beiden Parts also wechseln sich immer wieder ab, hier wie dort ein Fest gepflegten Irrsinns und der kalkulierten Ereignislosigkeit.

実践 (Praxis)

Kurz vor Ende finden diese beiden Stränge zusammen, auf eine Weise, die verstandesmäßig wie sprachlich nur schwer zu fassen ist. Wieder fallen symbolgetränkt Federn vom Himmel, und wie und wohin unser Held entschwebt, ist real nicht zu schildern – alles ist so dermaßen weltumfassend und hochsymbolisch aufgeladen, daß diesen Schluss am ehesten ein Publikum in den Griff bekommt, das einigermaßen sattelfest ist in fernöstlicher Philosophie und religiöser Lebensanschauung.

未来 (Zukunft)

Was hier passiert, ist spoilerfrei kaum zu greifen.
Jedenfalls findet sich der Pyjamamann nach Monaten des Trainings (seinem Haar- und Bartwuchs nach zu schließen) in einem ähnlichen Raum wieder. Hier zeigt sich, daß ein Drücken dieser Penisse auch Auswirkungen in der Welt da draußen zur Folge hat. Augenscheinlich sehr seltsame und unterschiedliche Auswirkungen, was auch eine unglaubliche Wendung im Wrestling-Ring herbeiführt, die man nur als typisch japanisch bezeichnen kann.

Was ist nun die Moral von der Geschicht?
Möglicherweise: Drück den Penis und du hast die Macht! (frei nach Sailor Moon)

Mag das Ende auch strukturell etwas an Kubricks 2001 oder auch an Madoka erinnern: mit dieser Parallelität ist wahrscheinlich auch keinem gedient. Man muss es einfach gesehen haben.

Bis dahin bleibt als Fazit nur: weird shit.
Beitrag wurde zuletzt am 31.01.2021 02:39 geändert.
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