Navillera (2021)

Nabillera / 나빌레라

Rezensionen – Navillera

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Film „Navillera“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: SabriSonne
Redakteur
#1
Am Anfang wollte ich die Serie gar nicht anschauen…
Am Ende habe ich vor dem Bildschirm geklebt und habe in jeder Sekunde einfach nur noch mitgefiebert – ich hatte Angst, dass gleich wieder die heile Welt zerbricht…


Zur Handlung
Im Grunde ist „Navillera“ ein grundnormales Ganbatte. Die Story ist in diesem Punkt auch grundsolide, aber auch absolut vorhersehbar. Wer schon den einen oder anderen Titel aus dem Genre „Sport“ gesehen hat, dem werden sicherlich viele Storyelemente bekannt vorkommen, ebenso kommen viele klassische Sport-Dramen in der Handlung wie erwartet.

„Navillera“ macht jedoch in der 1. Folge schon klar, dass es mehr als ein grundnormales Ganbatte ist – „Navillera“ will mehr!
Spätestens nach der 1. Folge ist dem Zuschauer klar, dass das Potential förmlich darauf wartet, sich entfalten zu dürfen. Die Handlung präsentiert sich dabei schnell als so genannte „Character-driven-Storyline“, also eine Handlung, die von Charakterinteraktion, Charakterdynamik und Charakterentwicklung lebt. Das grundnormale Ganbatte ist dabei eher Mittel zum Zweck, um unseren Hauptfiguren einen gemeinsamen Interaktionsrahmen zu geben. Als solches macht es seine Aufgabe hervorragend, v.a. da das Ballett-Genre gerade im KDrama-Bereich komplett unverbraucht ist. Auch noch 2 männliche Hauptfiguren in diesem Genre zu bieten, hebt die Serie als Solche schon von sämtlichen anderen Serien ab und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Und an diesem Punkt: meinen höchsten Respekt an unsere Ballettanfänger Park In-Hwan (76, Sim Deok-Chul) und Song Kang (Lee Chae-Rok)! Dass Body-Doubles an einigen Stellen zum Einsatz kommen, ist vollkommen in Ordnung – man kann in einem halben Jahr nicht Ballet lernen! Aber das, was die beiden Herren hier auf die Leinwand zaubern, verdient größte Anerkennung! Park In-Hwan mit seinen 76 Jahren springt durch das Bild wie ein junger Hupfer, wo ich mir wünsche, dass ich in seinem Alter genauso fit bin wie er, und Song Kang dreht in einer Szene 5 Pirouetten hintereinander ohne abzusetzen, zu kippen oder zu wackeln. Ich sag dazu nur: ich saß mehr als nur einmal klatschend vor meinem Bildschirm.

„Navillera“ macht dann aber auch seiner Erzähltechnik alle Ehre und entwickelt sich über seine Laufzeit tatsächlich zu einem sehr sentimentalen Drama, bei dem spätestens ab der Hälfte kein Auge mehr trocken bleiben wird. Denn was zu Beginn als „Happy-go-Lucky“-Alltagsdrama beginnt, knallt ab der Hälfte so richtig, sodass ich kurzzeitig genauso auf meinem Stuhl saß wie die Charaktere in der Serie in diesen Momenten. Ich war ehrlich geschockt, weil ich diese Thematik nicht erwartet hatte, und ab dann wird die Serie zur emotionalen Achterbahnfahrt. Man hat ununterbrochen Angst, dass die schöne, niedliche, heile Welt, die sich nach und nach entfaltet, von einer Sekunde auf die andere zerstört wird und in sich zusammen kracht. Man bekommt förmlich Angst um die Figuren, weil man ihnen einfach nichts Böses zumuten will, aber die Storyline lässt ihnen an diesem Punkt fast keine Wahl mehr. Somit geht die Serie stärker ans Herz als man je zu Beginn mit der lockeren Comedy vermutet hätte und zieht einen damit förmlich in seinen Bann.

Das Drama dabei auf 12 Folgen anstatt der üblichen 16 zu begrenzen, war die cleverste Entscheidung überhaupt, weil sonst das Drama mit seiner Wirkung verpufft wäre. Das Drama braucht einen kompakten Erzählstil, alles andere hätte es wie Kaugummi unweigerlich in die Länge gezogen. „Navillera“ macht hier seine Sache also hervorragend.
Dennoch hatte ich ein Problem mit der Zeit, die im Drama vergeht. Insgesamt vergeht nämlich 1 ganzes Jahr, doch da die Serie in nur wenigen Monaten im Winter gedreht wurde, sieht man nur "kalte" Außenaufnahmen. Es fehlen schlicht und einfach die Jahreszeiten, um tatsächlich ein Gefühl für Zeit zu bekommen. So muss man sich immer auf die Aussagen der Figuren verlassen, obwohl die Logik für einen selbst etwas anderes sagt.

Dennoch war ich überrascht, wie viel Drama die Serie tatsächlich bereit hält. Nicht nur unsere Hauptcharaktere werden ordentlich durch den Dreck gezogen, auch viele zentrale Nebencharaktere kämpfen mehr mit sich und der Welt als es im ersten Moment den Anschein hat. Das macht die Geschichte plastisch, und es befriedigt am Ende ungemein, wenn dieses Gefühl von „runder Abschluss“ in der Luft liegt.
Die Dramen sind dabei sehr alltagsnah und greifen damit sicherlich für viele relevante Probleme auf. Das macht den Zugang extrem leicht.

Dennoch liegt auch hier nicht der Schwerpunkt, da wir hier eine waschechte „Character-driven-Storyline“ vor uns liegen haben, und damit ist der zentrale Punkt…


Zu den Charakteren
Bei einer „Character-driven-Storyline“ bekommt man viel Charakterinteraktion, Charakterdynamik und Charakterentwicklung geboten, und „Navillera“ wird dieser Erwartung vollends gerecht.

Die 1. Folge geht dabei sehr clever vor und präsentiert einem sämtliche Konflikte, in die unsere beiden Hauptcharaktere Deok-Chul und Chae-Rok involviert sind. Dabei zeigt es auch eindrucksvoll ihre Reaktionen auf diese Konflikte, sodass wir nach der 1. Folge bereits ein Gefühl dafür zu haben glauben, wie der jeweilige Charakter tickt. Somit kann man auch die anfängliche Charakterinteraktion der beiden schnell einordnen und merkt rasante Schritte in der Charakterentwicklung.

Das im ersten Moment schwerere Päckchen hat Chae-Rok zu tragen: der Vater im Knast, die Mutter tot und die Leidenschaft zum Ballett verloren. In seinem Leben ist alles zerbrochen und die Serie macht einen tollen Job, das bereits in den ersten Szenen deutlich zu machen. Mit Deok-Chul bekommt er unfreiwillig einen Charakter zur Seite gestellt, der ihn auffängt. Und auch er fängt ganz unerwartet Deok-Chul in seinem Drama auf, der Probleme in der Beziehung mit seinem jüngsten Sohn hat.
Ihr Zusammentreffen funktioniert dabei wie ein Spiegel: Chae-Rok muss wieder anfangen, Menschen in sein Leben zu lassen und sich menschlicher Wärme hinzugeben, Deok-Chul kann aus seinem Umgang mit Chae-Rok Erfahren sammeln, wie er wieder auf seinen Sohn zugehen kann. Das gibt der Handlung ein Gefühl von Abgeschlossenheit und Rundheit, was man in vielen Serien oft vermisst und auch selten sieht. Wo man bei anderen Serien das Gefühl hat, irgendwas fehlt, aber man weiß nicht was, fühlt sich „Navillera“ am Ende einfach „ganz“ an. Und erwärmt das Herz. Es sind einfach die kleinen Szenen, in denen man an vorherige Interaktionen der beiden zurück erinnert wird und die aktuelle Situation umso niedlicher wirkt.

Auch die anderen Charaktere sind ihrer Aktion und Dynamik sinnvoll zu den beiden Hauptfiguren platziert. Sehr schön ist hierbei, dass es sich bei den Nebencharakteren ausnahmslos um Personen handelt, die entweder nähere Angehörige oder alte Bekannte sind. Dadurch ist der Cast überschaubar und das Drama kann auf einer sehr kompakten Ebene wirken. Am Ende sind alle davon betroffen – und das macht auch Sinn! Im Endeffekt kann man nämlich keinen Charakter austauschen oder weglassen, da sonst ein wertvoller Pfeiler für das Gesamtdrama wegfallen würde.
Besonders schön ist jedoch, dass es gerade Deok-Chul ist, der hier wie der Schneeball für alles funktioniert. Denn was als „Traum eines alten Mannes“ beginnt, soll später das Auslöser dafür werden, dass sich so ziemlich jeder Charakter überhaupt mit seinem persönlichen Drama beschäftigt oder durch ihn die Motivation bekommt, sein Drama zu lösen. Dass er das Ganze mit der „Weisheit des Alters“ löst und stellenweise noch nicht einmal merkt, wie sehr er den anderen Figuren hilft, macht seinen Charakter umso niedlicher und knuffiger, sodass man gar nicht anders kann, als ihn lieb zu haben. Park In-Hwan findet dabei zu jedem Zeitpunkt eine gekonnte Mischung aus Schalk und Ernsthaftigkeit, die den Charakter einfach sympathisch und liebevoll erscheinen lässt.
Was dann jedoch auch besonders dramatisch ist, ist dass Deok-Chul für das Lösen seines Dramas auf die Gesamthilfe Aller angewiesen ist. Auch hier zeigt sich schnell das Gefühl von „Ganzheit“, ganz nach dem Motto „Alle für Einen, Einer für Alle“ – nur umgekehrt^^
Bis es jedoch dazu kommt, steht der ohnehin schon gebeutelte Chae-Rok für alles gerade – und das tut im Herzen weh! Song Kang spielt diesen zerbrochenen und zerrissenen Charakter mit solch einer Hingabe, dass man nur in seine Augen zu schauen braucht und man wird mit Emotionen überflutet. Wie oft hatte ich den Drang, diesen armen Jungen einfach in den Arm zu nehmen – ich hatte so Angst, dass er mir unter den Fingern wegrutscht und ins Bodenlose stürzt. Und es war im Endeffekt jedes Mal Deok-Chul, der ihn wieder gerettet hat. Und diese Mischung in der Figur von Deok-Chul, die Kombination aus Licht und dem absoluten Unheil, macht die Dynamik plastisch, spannend und interessant.

Wer für mich leider etwas verheizt wurde, war Rivale Ho-Beom. Er ist durchaus ein ebenso dreidimensionaler Charakter wie alle anderen, nur leider fehlt im Screentime bzw. ein Blick in sein tatsächliches Innere, um ihn wirklich verstehen zu können. So kommt es in der Mitte der Serie zu einer Reaktion, die Deok-Chul betrifft und die ich bis zuletzt nicht einordnen konnte – warum reagiert er so?
Sein Drama wird zwar sehr zufrieden stellend beendet und es freut mich, dass auch er charakterlichen Erfolg findet, doch man hätte mehr aus der Rolle machen können.


Fazit
„Navillera“ ist eine dieser Serien, bei denen man im ersten Moment noch nicht einmal ansatzweise eine Ahnung hat, welches Drama sich tatsächlich hinter dieser knuffigen Storyline verbirgt. Die beiden Hauptcharaktere präsentieren sich ebenfalls im ersten Moment als sehr gegensätzlich, passen dann jedoch so perfekt zusammen, dass sie sich wahrsten Sinne des Wortes perfekt ergänzen und damit zwei Welten zusammen bringen, die sonst nie zusammengekommen wären.

Die Ganbatte-Story ist zwar klassisch, dennoch erwärmt sie das Herz und hinterlässt an ihrem Höhepunkt ein Gefühl von „glücklich sein“. Und dass selbst der Titel "Navillera" eine dermaßen zentrale Rolle spielen wird, macht die Handlung nur umso runder.

Kurzum: eine Serie, die einfach nur wunderschön ist, im gleichen Moment aber so unendlich weh tut.

Beitrag wurde zuletzt am 16.10.2021 10:32 geändert.
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