Der Thron (2015)

Sado / 사도

Rezensionen – Der Thron

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Film „Der Thron“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Chrolo#1
Ein trauriger, schwermütiger und langatmiger Film, der ein Dilemma im Königshaus der Chosŏn-koreanischen Geschichte zeigt.

Quelle dieser Geschichte ist primär das 한중록 (Hanjungnok), vielleicht besser bekannt als die „Memoiren der Lady Hyegyeong“ (da dieses außergewöhnliche Schriftstück Teil meiner mündlichen BA-Arbeit war, hatte ich besonderes Interesse an diesem Film). Hong Hyegyeong (auch bekannt als Königin Heongyeong) war die (von Kindesalter an verheiratete) Ehefrau von Prinz Sado und Mutter des späteren Königs Jeongjo. Im Film spielt sie vergleichsweise eine untergeordnete Rolle, obgleich ihr und ihrem Sohn die letzte Szene gehört. In den Jahren 1795-1805 kompilierte sie jene vierteilige Memoiren und gab dabei wertvolle Informationen aus dem Leben und den Ereignissen im Königshaus preis.

Ich gebe kurz einen Abriss der zugehörigen Geschichte, da der Film fast zu 100% versucht, die Geschichte ordentlich darzustellen:
König Yeongjo regierte in Chosŏn von 1724 bis 1776. Er wollte sein Amt allerdings deutlich früher weiterreichen, weshalb er schon 1737 seinem zweiten Sohn Jangheon (nach dem frühen Tod des Erstgeborenen) mit nur zwei Jahren offiziell das Amt des Kronprinzen verlieh und ihn von dort an auf dessen künftige Rolle vorbereitet werden ließ. Das sich entwickelnde Dilemma liegt darin begründet, dass Jangheon (bekannter als Prinz Sado; im Film nur unter dem Titel „Sesŏn“ erwähnt) charakterlich nicht für diese Rolle geschaffen war und nach anfänglichem Interesse an Literatur früh Angewohnheiten entwickelte, welche sich nicht für einen Prinzen ziemten, wie z. B. Faulenzerei und Interesse an Spielen. So wurde er von jungem Alter an stets gescholten und hatte eine schwierige Kindheit und Jugend. Während fehlendes Interesse an der Rolle des Königs vielleicht noch irgendwie in den Griff zu bekommen gewesen wäre, entwickelte Sado allerdings außerordentliche Charakterzüge, welche ihm am königlichen Hof als Geisteskrankheit ausgelegt wurden.
Genau genommen gibt es dazu drei Theorien. Die gängigste ist jene, dass Sado anfing, Leute am Hof zu misshandeln, Sexaffären bishin zum Inzest zu haben, und nicht stets Herr seiner Sinne war – der Ursprung dafür wurde als Syphilis ausgelegt. Eine weitere Theorie besagt, dass Prinz Sado die Strömungen der neuen konfuzianischen Doktrin unterstützte und in einem Machtkampf den Intrigen der Vertreter der alten Doktrin unterlag, was in einer Verschwörung gegen seinen Vater mündete. Der Film 사도 stellt primär die dritte Theorie da, welche von persönlichen Differenzen zwischen Vater und Sohn ausgeht – einer schlechten Behandlung durch seinen Vater als Ursache für die Depression und das anschließende Verhalten Prinz Sados. (SPOILER:) Letztendlich entscheidet König Yeongjo sich nach einem Mordversuch Sados an ihm dafür, Sado in eine Reiskiste zu sperren, worin dieser nach 8 Tagen verdurstet. Der Film beginnt mit der Entscheidung, Sados einzusperren, und erzählt erst in Folge, wie es dazu kam, während imer mal wieder in die Gegenwart gewechselt wird, wo die Tage in der Reiskiste bis zu Sados Tod vergehen. Der Film zeigt in einem sehr langen Ende auch, dass König Yeongjo seine Tat bedauert und ihm posthum den Beinamen „Prinz Sado“ gab.

Während im Film anfangs König Yeongjo als 'Bösewicht' dargestellt wird, und später auch Sado ein wenig in ein schlechteres Licht gerückt wird, versucht die letzte halbe Stunde des Filmes diesen Eindruck wieder umzuwerfen und die Ereignisse als unglückliches Dilemma darzustellen, welches in erster Linie wegen der konfuzianischen Prinzipien unumgänglich war. In einer sehr emotional ergreifenden Szene kommt es zu einer rechtfertigenden Unterhaltung zwischen König Yeongjo und Prinz Sado (in der Reiskiste), die es so in der Realität wohl nicht gegeben hatte, welche aber sehr gut eine Grundproblematik der damaligen, und auch der heutigen Gesellschaft Koreas abbildet:

„When you were like that; only interested in swords-play, drawing puppies, lazying around, refusing to read your books... I felt like the world has collapsed.“
„Because of that I was forced to sit at the throne in front of the scholars like a puppet... making me feel useless.“
„To make you a good ruler, I had to do those things. When you made mistakes, do you know how worried I get?“
„How is it my fault? When you became the king, your weakness is always observed by the palace until you feel worried all the time.“

Während Sado die ersten 70-80 Minuten lang relativ träge voranschritt, waren die letzten 45 Minuten überraschend mitreißend und gingen unter die Haut. Als Darstellung der Geschichte funktioniert der Film sehr gut und ist für Koreanisten bzw. Korea-Interessierte sehr empfehlenswert, vielleicht auch für allgemein Geschichts-Interessierte. Anderen Leuten rate ich allerdings eher davon ab, weil es kein Film für Genießer ist, welcher sich sehr zieht und durch den Aufbau mit den zwei Zeiten und u. a. den verschiedenen Palastfrauen und Bezeichnungen für die im Film vorkommenden Personen auch etwas verwirren mag.
Des Weiteren wird das posthum sehr starke emotionale Band Prinz Jeongjos zu seinen Vater (Sado) nicht erklärt und mag etwas seltsam anmuten, da Jeongjo zu seines Vaters Lebzeiten lediglich versucht hatte, König Yeongjo zu gefallen und seinen Anweisungen bez. der Ausbildung zum späteren Regenten Folge zu leisten.
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