AsaneRedakteur
#1Melancholisch, bittersüß, elegisch und ruhig bis zur Narkolepsie. Also ein typisch japanischer Film, völlig ungeeignet für das durchschnittliche westliche Publikum.
Man braucht einen langen Atem, gute Kondition und ein dennoch waches Sensorium, um die leisen Zwischentöne aufzuspüren und der Spur der Unerbittlichkeit zu folgen. Denn welche Richtung die Geschichte einschlagen wird, ist eigentlich schon nach 10 Minuten klar.
Anfangs mag man meinen, typische Eigenheiten japanischen Actings wahrzunehmen wie den immer etwas übertriebenen Ausdruck. Die tendenziell nervenden Mittelschülerinnen scheinen immer etwas zu hyperaktiv, die ruhige und vereinsamte Wakana etwas zu schüchtern und komatös, die alte und etwas wunderliche Tokue etwas zu tattrig, und der in sich verschlossene Dorayaki-Verkäufer Sentarou etwas zu verschlossen und zu offensichtlich mit einem dunklen Geheimnis belastet. Alles atmet so etwas unangenehm Demonstratives und – im späteren Verlauf – Pädagogisches, mit aufdringlich kaschierter, also stiller, aber unübersehbarer Message.
Trotzdem wird daraus ein stimmiges und in sich abgerundetes Ganzes, eine Geschichte, deren Verlauf rein durch die Kraft der Bilder und der Kameraperspektive bestimmt wird, deren assoziative Wirkung nicht ausbleibt.
Mehr als die eben erwähnten Protagonisten, drei an der Zahl, braucht es nicht, um in gut 100 Minuten eine elegische Unausweichlichkeit zu inszenieren. Angereichert durch typisch japanische Widrigkeiten wie das leidige Haustierverbot und das gnadenlose Ausgrenzen von Außenseitern generell. Nicht nur bei Sentarou, der seit einiger Zeit in zwielichtigen bis prekären Jobs sich durchschlägt, sondern vor allem bei Tokue, die an
Stille, eindringliche Bilder begleiten diesen Gang, und doch strahlt diese Geschichte auch eine kleine Portion Hoffung und so etwas wie Lebensweisheit aus, die freundlicherweise nicht von der etwas zu offensichtlichen Gesellschaftskritik überwuchert wird.
Am Ende bemerkt der Zuschauer, sofern er noch wach ist, unter all den verborgenen Kleinigkeiten, daß auch das Alter der Protagonisten gut gewählt ist; denn wie Tokue am Ende erwähnt, ist Wakana genau in dem Alter,
Drei Leben, drei Varianten des gleichen Schicksals, das unabwendbare Dilemma – und am Ende ein Funken Hoffung. Den traurigen Rest erzählt die Kurzbeschreibung.
Man braucht einen langen Atem, gute Kondition und ein dennoch waches Sensorium, um die leisen Zwischentöne aufzuspüren und der Spur der Unerbittlichkeit zu folgen. Denn welche Richtung die Geschichte einschlagen wird, ist eigentlich schon nach 10 Minuten klar.
Anfangs mag man meinen, typische Eigenheiten japanischen Actings wahrzunehmen wie den immer etwas übertriebenen Ausdruck. Die tendenziell nervenden Mittelschülerinnen scheinen immer etwas zu hyperaktiv, die ruhige und vereinsamte Wakana etwas zu schüchtern und komatös, die alte und etwas wunderliche Tokue etwas zu tattrig, und der in sich verschlossene Dorayaki-Verkäufer Sentarou etwas zu verschlossen und zu offensichtlich mit einem dunklen Geheimnis belastet. Alles atmet so etwas unangenehm Demonstratives und – im späteren Verlauf – Pädagogisches, mit aufdringlich kaschierter, also stiller, aber unübersehbarer Message.
Trotzdem wird daraus ein stimmiges und in sich abgerundetes Ganzes, eine Geschichte, deren Verlauf rein durch die Kraft der Bilder und der Kameraperspektive bestimmt wird, deren assoziative Wirkung nicht ausbleibt.
Mehr als die eben erwähnten Protagonisten, drei an der Zahl, braucht es nicht, um in gut 100 Minuten eine elegische Unausweichlichkeit zu inszenieren. Angereichert durch typisch japanische Widrigkeiten wie das leidige Haustierverbot und das gnadenlose Ausgrenzen von Außenseitern generell. Nicht nur bei Sentarou, der seit einiger Zeit in zwielichtigen bis prekären Jobs sich durchschlägt, sondern vor allem bei Tokue, die an
der offenbar immer noch nicht ausgerotteten Krankheit Lepra (im Film "Hansen-byou" genannt)
leidet. Und daher von der Gesellschaft abgeschieden ihr Dasein in einem speziellen Sanatorium fristet.Stille, eindringliche Bilder begleiten diesen Gang, und doch strahlt diese Geschichte auch eine kleine Portion Hoffung und so etwas wie Lebensweisheit aus, die freundlicherweise nicht von der etwas zu offensichtlichen Gesellschaftskritik überwuchert wird.
Am Ende bemerkt der Zuschauer, sofern er noch wach ist, unter all den verborgenen Kleinigkeiten, daß auch das Alter der Protagonisten gut gewählt ist; denn wie Tokue am Ende erwähnt, ist Wakana genau in dem Alter,
in dem ihre eigene Krankheit ausgebrochen ist, und ihr Kind, das nicht leben durfte, wäre nun ungefähr so alt wie Sentarou.
Drei Leben, drei Varianten des gleichen Schicksals, das unabwendbare Dilemma – und am Ende ein Funken Hoffung. Den traurigen Rest erzählt die Kurzbeschreibung.
Beitrag wurde zuletzt am 30.12.2021 03:02 geändert.
Kommentare
Der Film lebt vor allem durch die Kamera, vieles wird auch alleine schon durch die Bilder erhählt, die man sieht. Jedoch sind die Dialoge nicht zu unterschätzen. Auch wenn die Geschichte meiner Meinung nach sehr tragisch ist, so gibt es Momente die versuchen die Situation mit Dialogwitz aufzulockern. Dies geschieht vorallem in den Szenen bei der Dorayaki-Buden Inhaber Sentaro mit der älteren Tokue zu Beginn des Films interagiert.
Wer sich auf ein tragisches Drama, mit viel Melancholie einlassen möchte, dem kann ich den Film sicher empfehlen. Alle andern könnten event. etwas enttäuscht werden.