Pirates: Das Siegel des Königs (2014)

Haejeok: Badaro Gan Sanjeok / 해적: 바다로 간 산적

Rezensionen – Pirates: Das Siegel des Königs

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Film „Pirates: Das Siegel des Königs“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Chrolo#1
  • Charaktere
  • Logik
  • Humor
  • Dt. Synchro
  • Unterhaltung
“Die koreanische Antwort auf Fluch der Karibik und Moby Dick“ steht auf der Rückseite der Deutschen DVD-Fassung. Das ist mal eine starke Versprechung. Wenn das Filmbudget allerdings nur umgerechnet 13 Millionen $ betragen soll – das wären nicht mal ein Zehntel des Budgets von Fluch der Karibik 1 –, dann erwartet man zunächst eher einen typischen asiatischen B-Movie. Als ich mich aber an all die großen Filmplakate in Seoul im Sommer 2014 erinnert habe, die dem Film damals durchaus Omnipräsenz verliehen hatten, durfte ich wohl doch einen Blick riskieren. Und mit 4½ Jahren Verspätung hab ich schließlich die DVD bestellt, als ich die Deutsche Fassung zufällig für Lau im Onlineshop von Mediamarkt entdeckt hatte. Und weshalb das eine großartige Entscheidung war, versuche ich im Folgenden zu erklären:
Vorab – an die Epicness des ewig langen Moby Dick (der ursprüngliche Roman hatte wohl schon über 900 Seiten) kommt das 130 Minuten lange Abenteuer natürlich nicht heran; das Fluch der Karibik-Feeling ist hingegen absolut präsent und bringt über zwei Stunden tolle Unterhaltung.
Genau genommen trampelt der Film auf dem Boden der koreanischen Geschichte herum. Nichtkenner werden erst am Ende des Films aufgeklärt, aber der Anfang des Films spielt offensichtlich im Jahr 1388, als der Koryŏ-koreanische General 이성계 (Yi Sŏngye) einen Feldzug gegen die chinesische Halbinsel Liaodong (nordwestlich an das heutige Nordkorea angrenzend) anführte, sich aber schließlich dazu entschließt, den Angriff abzubrechen und stattdessen mit den Truppen zurück in die Hauptstadt Koryŏs zu reiten, um dort letztendlich König U zu stürzen und sich selbst als König T'aejo zu inthronisieren. Mit Hilfe der Ming (China) gründete er schließlich das Königreich 조선 (Chosŏn; Joseon) und verlegte u. a. die Hauptstadt nach Hanyang (heute Seoul). Während sein Verrat und seine Regierung im Nachhinein als sehr positiv für die Entwicklung der koreanischen Geschichte gesehen werden, ist die Rollenverteilung in diesem Film zunächst anders. Der männliche Protagonist Jang Sa-jŏng (Kim Nam-gil) desertiert gegen die Entscheidung General Yi Sŏnggyes, und bezwingt obendrein noch seinen bisherigen Kommandanten, der ihn für seinen Verrat an der Entscheidung des Generals (die er zuvor ins Lächerliche zieht) töten möchte.

Danach gibt es einen Timeskip von 3 Jahren, d. h. es geht ins Jahr 1391, jenes vor der Dynastie-Gründung. Und hier beginnt die Hauptstory des Films, in der es primär für mehrere Parteien darum geht, ein von Ming-China erhaltenes königliches Siegel aus dem Magen eines Wals zu bergen, um die koreanische Staatsgründung unter der Anerkennung und dem Schutze Ming-Chinas zu gewährleisten. Viel mehr Details zum Storyverlauf möchte ich nicht geben, um das Vergnügen bzw. das übrige Überraschungspotential der Story nicht zu verschwenden. Ich möchte lediglich sagen, dass mir die Moral ganz am Ende des Filmes sehr gefällt (Palastszene).

Während der Film eine sehr wilde Fahrt aufnimmt, wird offensichtlich, dass der Comedy-Anteil sehr groß gehalten wird. Während Fluch der Karibik mit seinem großen Budget auf extrem hochwertige Action gesetzt hatte, versucht der koreanische Film die Unterhaltung eher auf einfachem Wege zu erzeugen – und das gelingt!! Vor allem ab Mitte des Films musste ich recht oft lachen, weil die ulkigen Charaktere und die Witze teilweise echt gut getroffen wurden. Gleichzeitig gewinnt Pirates das Budget-Duell mit Fluch der Karibik um Längen, weil er immer wieder tolle Actionszenen, Explosionen, Feuer und Kämpfe raushaut, so dass man den großen Unterschied nicht wirklich spürt. Sicherlich – ein Kritikpunkt – könnten die Kämpfe etwas hochwertiger als solche sein, wenn man Martial Arts-Experten als Doubles mit ins Boot geholt hätte. Stattdessen wird mit sehr viel Kamera-Arbeit dafür gesorgt, dass die Kämpfe jeweils den Anschein von versierten Kämpfern erwecken sollen, was allerdings nur bedingt funktioniert.

Wer sich fragt, ob ich zuviel mit Fluch der Karibik vergleiche → keineswegs! Der Film liegt so nah dran, dass man sich teilweise verwundert die Augen reibt, dass sie manche Szenen tatsächlich gedreht haben, obwohl man automatisch sofort an Fluch der Karibik erinnert wird. Z. B. das rollende Wasserrad in der Küstenstadt, welche an Teil 2 erinnert. Vielmehr noch, so ist Captain Jack Sparrow definitiv das Modell für den männlichen Protagonisten, der ähnlich weltfremd durch die Gegend gurkt und teilweise genau den gleichen bescheuerten Humor auf die Waage legt. Aber(!!) das macht er nicht schlecht. Man fühlt sich definitiv gut unterhalten; ebenso von der Banditenbande, die er im Schlepptau führt, und die wiederum etwas an Joshamee Gibbs und seine Gefährten erinnert, die in Fluch der Karibik dann und wann für etwas Slapstick-Humor sorgen. Übrigens gehen auch die leichten Logikfehler in die gleiche Richtung wie bei Fluch der Karibik → „Wie kam Person X in der Zeit so schnell nach Y?“ / „Wie kann es sein, dass dieses Schiff jetzt genau dort ist?“ / „Wieso rollt das Wasserrad scheinbar langsamer als der von Menschenhand gezogene Karren?“ etc. - kennt man, oder?

Was Pirates wiederum ein wenig von seinem Vorbild löst, ist die weibliche Heldin Yŏ-wol (Son Ye-jin), welche nicht nur durch Optik und Charme besticht, sondern auch durch Charakterstärke – ohne nervig arrogant zu sein, wie viele andere Filmheldinnen. Vielmehr möchte ich zu ihr nicht sagen; Lovestory-mäßig hält sich der Film angenehm zurück, auch wenn es ganz ohne etwas Liebelei standesgemäß nicht geht. Der traurigste Moment im Film hat sicherlich mit dem Wal zutun, aber ich bin mir sicher, dass beim Filmdreh kein echter Wal zu Schaden gekommen ist.



Bevor ich zum Fazit komme, möchte ich anmerken, dass die deutsche Synchronisation im Verhältnis zu der anderer asiatischer Filme extrem gelungen ist! Zunächst war ich sehr enttäuscht, dass mir die DVD nur Deutsch und Holländisch anbot, aber am Ende war ich sehr erfreut, dass die Synchronsprecher ihre Arbeit ziemlich ernst genommen zu haben schienen. Fast keine Cringe-Momente, lediglich die falsche Betonung von „Chosŏn“ hat bei mir leichte Hautreizungen verursacht.

Fazit: Ein überraschend unterhaltsamer Film mit mehr Tiefgang und Qualität, als man erwarten würde. Tolle Orte, Szenarien und Kostüme, viel Action und Wumms für ein vergleichsweise geringes Budget, und so am Ende tatsächlich eine Art komödienhafte Verschmelzung von Fluch der Karibik und Moby Dick im koreanischen Gewand.
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