SlaughtertripV.I.P.
#1Historie:
Halloween-Special 2021 #1: »The Crone«
Halloween-Special 2021 #2: »Cult«
Halloween-Special 2021 #3: »Talk to the Dead«
Dass ich diesen Film rezensiere, liegt an meinem diesjährigen Halloween-Special. Dass ich diesen Film überhaupt erst angesehen habe, liegt daran, dass Puppenhorror wohl mein liebstes Horror-Subgenre ist. Mich gruselt es vor kleinen, unheimlichen Objekten, von denen man gar nicht weiß, ob sie leben oder nicht, einfach viel mehr als vor großen, garstigen Monstern. Der Horror, der von Letzteren ausgeht, ist mir vermutlich zu offensichtlich. Das Ungewisse, das von den im ersten Moment unscheinbaren Dingen ausgeht, ist viel unheimlicher. Sobald die ersten unerklärlichen Zwischenfälle passieren, fängt man an, die Puppen mit Argwohn zu betrachten. Häufen sich diese Vorkommnisse oder wird es immer wahrscheinlicher, dass man es mit einem übernatürlichen Phänomen zu tun hat, steigt auch die Angst in den Protagonisten. Von Person zu Person unterschiedlich und abhängig von der Situation, äußert sich diese Angst durch Leugnen, durch Paranoia oder durch blanke Panik.
Nun folgt ein persönlicher Exkurs. Wem meine Kindheit und mein Innerstes nicht interessieren und einfach etwas über den Film wissen will, der möge beim nächsten Absatz weiterlesen. Also: Meine erste Erinnerung an Puppen oder Puppen-ähnlichen Dingen, die Angst in mir ausgelöst haben, waren ein Stofftier in Form des gestiefelten Katers und eine Hexen-Puppe, die im Bad aufgehängt war. Den gestiefelten Kater kann ich ja noch nachvollziehen, aber weiß der Teufel, was meine Eltern geritten hat, eine Hexe aufzuhängen. Schon alleine die Vorstellung der theoretischen, aber unwahrscheinlichen (für Kinder ist nichts unmöglich!) Chance, dass sie sich bewegt haben – wenn auch nur einen Zentimeter – hat Furcht in mir ausgelöst und mein Kopfkino, das einen ganz schrecklichen Horrorfilm gezeigt hat, angekurbelt. Ich muss wohl kaum erwähnen, dass viele Nächte folgten, in denen mich diese zwei Gestalten in meinen Albträumen heimgesucht haben. Waren sie darin plötzlich nicht mehr an ihrem Platz, wuchs die Ungewissheit, von der ich eingangs sprach. Wo könnten sie sein? Vielleicht am Fußende meines Bettes, darauf wartend, plötzlich hervorzuspringen? Bevor ich mich einnässe, nachdem ich meine Kindheitserinnerungen an die Oberfläche gebracht habe, mache ich jetzt lieber mit meiner Rezension weiter.
Der Film startet mit einer unheimlichen Geschichte, die sich vor 60 Jahren zugetragen hat. Bereits hier sollte man sehr aufmerksam sein, um eine Verbindung zu den Vorfällen in der Gegenwart herstellen und vielleicht auch das Mysterium dahinter lösen zu können. Weiter geht es sehr klassisch. Eine Gruppe verschiedenster Leute versammelt sich in einem alten Anwesen, genauer gesagt einem Puppenmuseum. Bei dieser Prämisse kann man davon ausgehen, dass die meisten dieser Leute dazu dienen, den Body Count in die Höhe zu treiben. Die Anzahl der handelnden Personen ist jedoch überschaubar, weshalb man die Möglichkeit nicht ausschließt, dass die meisten von ihnen sogar bis zum Ende überleben.
Die Leute, die sich im Puppenmuseum versammeln, sind die Bildhauerin Hae-Mi, das Model Tae-Seong, die Oberschülerin Sun-Young und die Puppennärrin Young-Ha. Der Kurator Choi Jin-Wan hat sie allesamt eingeladen, damit der Fotograf Jung-Ki Bilder von ihnen schießt. Basierend darauf stellt die Puppenmacherin Im Jae-Won ihre neuesten Puppen her, von denen sich bereits ein Geschwader davon im Museum befindet. Na, welche von den Puppen leben? Alle? Keine? Wer weiß …
Die Protagonistin Hae-Mi ist unter all den Gästen jene Person, die am blassesten wirkt. Oder anders ausgedrückt: am normalsten. Als Zuseher kann man sich dadurch noch am ehesten mit ihr identifizieren und sich in sie hineinversetzen. In einer bestimmten Szene erhält man einen mehr oder weniger dezenten Hinweis, dass hinter dem Model Tae-Seong etwas mehr stecken könnte als nur ein – im wahrsten Sinne des Wortes – Poser. Der Fotograf Jung-Ki ist die lauteste Person in der Gruppe und bringt ein bisschen Schwung rein, damit die Atmosphäre nicht allzu trist ist. Er ist ganz heiß auf die Oberschülerin Sun-Young, und das, obwohl er damit angibt, ein so bedeutender, erfolgreicher, anerkannter, bla bla bla Fotograf zu sein. Eigentlich sollte er den Anblick schöner Frauen gewohnt sein. Kann es sein, dass er nur ein Aufschneider ist? Die Oberschülerin fällt in die Kategorie »Doofchen«, und in den meisten Horrorfilmen ist es so, dass das Doofchen zuerst stirbt. Hier auch? Ich spoilere doch nicht! Und wenn, dann packe ich das in ein Spoiler-Feld, so wie jetzt:
Der Film leistet sich keine groben Schnitzer und bietet Puppenhorrorfans wie mir alle gewohnten Topoi, die man von diesem Subgenre erwarten kann. Auch die Spezialeffekte sind auf einem Niveau, das hoch genug ist, damit sie sich gut ins Bild einzufügen, anstatt wie Fremdkörper zu wirken. Das liegt aber auch daran, dass hier eher sparsam mit digitalen Effekten umgegangen wird. Leuchtende Augen bei den Puppen sind relativ einfache Tricks, erfüllen aber dennoch ihren Zweck. Nur bei einer Szene, bei der man sieht, wer hinter all dem Grusel steckt, stießen die Animatoren an ihre Grenzen:
Als Fan des Puppenhorror-Genres kann man hier nicht viel falsch machen. Man bekommt zwar wenig Neues zu sehen, doch der eingefleischte Fan wird sich dennoch gruseln – vor allem dann, wenn er in seiner Kindheit Bekanntschaft mit den Puppen einer Hexe und des gestiefelten Katers gemacht hat, die sich vielleicht oder vielleicht auch nicht einen Zentimeter bewegt haben.
Halloween-Special 2021 #1: »The Crone«
Halloween-Special 2021 #2: »Cult«
Halloween-Special 2021 #3: »Talk to the Dead«
Dass ich diesen Film rezensiere, liegt an meinem diesjährigen Halloween-Special. Dass ich diesen Film überhaupt erst angesehen habe, liegt daran, dass Puppenhorror wohl mein liebstes Horror-Subgenre ist. Mich gruselt es vor kleinen, unheimlichen Objekten, von denen man gar nicht weiß, ob sie leben oder nicht, einfach viel mehr als vor großen, garstigen Monstern. Der Horror, der von Letzteren ausgeht, ist mir vermutlich zu offensichtlich. Das Ungewisse, das von den im ersten Moment unscheinbaren Dingen ausgeht, ist viel unheimlicher. Sobald die ersten unerklärlichen Zwischenfälle passieren, fängt man an, die Puppen mit Argwohn zu betrachten. Häufen sich diese Vorkommnisse oder wird es immer wahrscheinlicher, dass man es mit einem übernatürlichen Phänomen zu tun hat, steigt auch die Angst in den Protagonisten. Von Person zu Person unterschiedlich und abhängig von der Situation, äußert sich diese Angst durch Leugnen, durch Paranoia oder durch blanke Panik.
Nun folgt ein persönlicher Exkurs. Wem meine Kindheit und mein Innerstes nicht interessieren und einfach etwas über den Film wissen will, der möge beim nächsten Absatz weiterlesen. Also: Meine erste Erinnerung an Puppen oder Puppen-ähnlichen Dingen, die Angst in mir ausgelöst haben, waren ein Stofftier in Form des gestiefelten Katers und eine Hexen-Puppe, die im Bad aufgehängt war. Den gestiefelten Kater kann ich ja noch nachvollziehen, aber weiß der Teufel, was meine Eltern geritten hat, eine Hexe aufzuhängen. Schon alleine die Vorstellung der theoretischen, aber unwahrscheinlichen (für Kinder ist nichts unmöglich!) Chance, dass sie sich bewegt haben – wenn auch nur einen Zentimeter – hat Furcht in mir ausgelöst und mein Kopfkino, das einen ganz schrecklichen Horrorfilm gezeigt hat, angekurbelt. Ich muss wohl kaum erwähnen, dass viele Nächte folgten, in denen mich diese zwei Gestalten in meinen Albträumen heimgesucht haben. Waren sie darin plötzlich nicht mehr an ihrem Platz, wuchs die Ungewissheit, von der ich eingangs sprach. Wo könnten sie sein? Vielleicht am Fußende meines Bettes, darauf wartend, plötzlich hervorzuspringen? Bevor ich mich einnässe, nachdem ich meine Kindheitserinnerungen an die Oberfläche gebracht habe, mache ich jetzt lieber mit meiner Rezension weiter.
Der Film startet mit einer unheimlichen Geschichte, die sich vor 60 Jahren zugetragen hat. Bereits hier sollte man sehr aufmerksam sein, um eine Verbindung zu den Vorfällen in der Gegenwart herstellen und vielleicht auch das Mysterium dahinter lösen zu können. Weiter geht es sehr klassisch. Eine Gruppe verschiedenster Leute versammelt sich in einem alten Anwesen, genauer gesagt einem Puppenmuseum. Bei dieser Prämisse kann man davon ausgehen, dass die meisten dieser Leute dazu dienen, den Body Count in die Höhe zu treiben. Die Anzahl der handelnden Personen ist jedoch überschaubar, weshalb man die Möglichkeit nicht ausschließt, dass die meisten von ihnen sogar bis zum Ende überleben.
Die Leute, die sich im Puppenmuseum versammeln, sind die Bildhauerin Hae-Mi, das Model Tae-Seong, die Oberschülerin Sun-Young und die Puppennärrin Young-Ha. Der Kurator Choi Jin-Wan hat sie allesamt eingeladen, damit der Fotograf Jung-Ki Bilder von ihnen schießt. Basierend darauf stellt die Puppenmacherin Im Jae-Won ihre neuesten Puppen her, von denen sich bereits ein Geschwader davon im Museum befindet. Na, welche von den Puppen leben? Alle? Keine? Wer weiß …
Die Protagonistin Hae-Mi ist unter all den Gästen jene Person, die am blassesten wirkt. Oder anders ausgedrückt: am normalsten. Als Zuseher kann man sich dadurch noch am ehesten mit ihr identifizieren und sich in sie hineinversetzen. In einer bestimmten Szene erhält man einen mehr oder weniger dezenten Hinweis, dass hinter dem Model Tae-Seong etwas mehr stecken könnte als nur ein – im wahrsten Sinne des Wortes – Poser. Der Fotograf Jung-Ki ist die lauteste Person in der Gruppe und bringt ein bisschen Schwung rein, damit die Atmosphäre nicht allzu trist ist. Er ist ganz heiß auf die Oberschülerin Sun-Young, und das, obwohl er damit angibt, ein so bedeutender, erfolgreicher, anerkannter, bla bla bla Fotograf zu sein. Eigentlich sollte er den Anblick schöner Frauen gewohnt sein. Kann es sein, dass er nur ein Aufschneider ist? Die Oberschülerin fällt in die Kategorie »Doofchen«, und in den meisten Horrorfilmen ist es so, dass das Doofchen zuerst stirbt. Hier auch? Ich spoilere doch nicht! Und wenn, dann packe ich das in ein Spoiler-Feld, so wie jetzt:
Sie stirbt zwar, aber nicht als Erste. Dass ihr Tod auf der Toilette nicht ganz so hygienisch war, stellte wohl ihr kleinstes Problem dar.
Die wohl merkwürdigste Person unter den Gästen ist Young-Ha, die mit ihrer Puppe Demian spricht, als sei diese lebendig. Natürlich ist deshalb sie für den Zuseher am verdächtigsten. Doch der Zuseher ist nicht dumm und weiß, dass er von den Produzenten gerne in die Irre geführt wird. Im Prinzip kann man also sagen: Die Wahrscheinlichkeit, dass sie etwas mit den mysteriösen Vorkommnissen zu tun hat, ist 50:50. Verdächtig sind natürlich auch die beiden Personen, von denen die Initiative für das Fotoshooting ausgeht: der Kurator Jin-Wan und die Puppenmacherin Jae-Won. Dass Jin-Wan etwas verheimlicht, wird nicht lange geheim gehalten. Der Zuseher stellt sich somit bereits relativ früh die Frage, was es mit dem angeketteten Mann im Keller zu tun hat. Die restliche Laufzeit des Films kann der Zuseher damit verbringen, nach Puzzlestücken zu suchen und diese zusammenzusetzen. Ein weiteres Mysterium, das es zu ergründen gilt, ist die wahre Identität von Mi-Na, von der gesagt wird, sie sei die Tochter von Hausangestellten.Der Film leistet sich keine groben Schnitzer und bietet Puppenhorrorfans wie mir alle gewohnten Topoi, die man von diesem Subgenre erwarten kann. Auch die Spezialeffekte sind auf einem Niveau, das hoch genug ist, damit sie sich gut ins Bild einzufügen, anstatt wie Fremdkörper zu wirken. Das liegt aber auch daran, dass hier eher sparsam mit digitalen Effekten umgegangen wird. Leuchtende Augen bei den Puppen sind relativ einfache Tricks, erfüllen aber dennoch ihren Zweck. Nur bei einer Szene, bei der man sieht, wer hinter all dem Grusel steckt, stießen die Animatoren an ihre Grenzen:
Als Jae-Wons Kopf um 180° gedreht wurde.
Als Fan des Puppenhorror-Genres kann man hier nicht viel falsch machen. Man bekommt zwar wenig Neues zu sehen, doch der eingefleischte Fan wird sich dennoch gruseln – vor allem dann, wenn er in seiner Kindheit Bekanntschaft mit den Puppen einer Hexe und des gestiefelten Katers gemacht hat, die sich vielleicht oder vielleicht auch nicht einen Zentimeter bewegt haben.
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