RabiatorV.I.P.
#11983, mitten in der damals sehr ausgeprägten, japanischen Blasenökonomie, machte ein „Asadora“ (Morgendrama) namens Oshin nicht nur in Japan auf sich aufmerksam. In dem Drama ging es um den Aufstieg der bettelarmen Tochter eines Reisbauern zur Besitzerin einer bekannten Supermarktkette. Das Gesamtwerk mit insgesamt 297 Folgen von jeweils 13 Minuten Länge wurde international in ca. 60 Ländern gezeigt, hat bis heute treue Fans und war in seiner Gesamtheit eine der ersten rein japanischen Fernsehserien, die der Welt wieder ein durchweg positives Bild von Japan vermittelten.
Die globale Besessenheit von einer Serie war damals in den 80’ern noch eine relative Seltenheit, und dass das Ganze weltweit gleichzeitig passierte, verpasste dem Phänomen den Namen „Oshindrome“ oder auch „O-Syndrome“. Es gab Gerüchte, dass in Thailand ganze Kabinettssitzungen verschoben wurden, damit sie nicht mit dem Sendeplan in Konflikt gerieten…
Das war aus damaliger Sicht viel Aufmerksamkeit für eine Serie, welche das Lebenswerk eines armen Bauernmädchens in den Mittelpunkt stellte. Es ist jedoch auch heutzutage noch gut nachvollziehbar, weil die Identifizierung mit der Heldin sehr leicht fiel - einerseits den älteren Generationen, die teilweise unter ähnlichen Umständen aufgewachsen waren und ihre Kinder wie Oshin in besseren Umständen aufziehen konnten; andererseits auch so einigen jüngeren Zuschauern, die von der Oberflächlichkeit der Blasenökonomien zunehmend abgestoßen wurden, wenn sie nicht ohnehin schon der gedanklichen Freiheit der 68‘er Generation anhingen… oder, auf dem Schoß ihrer Eltern sitzend, einfach das Morgenprogramm mitschauten.
Zum 30-jährigen Jubiläum der Serie wurde beschlossen, ein Remake zu verfassen, das sich nur auf den Kindheitsaspekt Oshins konzentrieren und diesen Teil der Geschichte in bildgewaltigen und sorgfältig inszenierten Szenen ins Kino bringen sollte – ganz wie es einer historisch erfolgreichen Serie zustand. Bei der Auswahl der Schauspieler wurde mit Honorar nicht gegeizt und bekannte sowie beliebte Schauspieler engagiert. Die Auswahl der Kinderdarstellerin gestaltete sich besonders außergewöhnlich: Kokone Hamada wurde aus über 2700 Mitbewerberinnen für die Rolle ausgewählt. Dabei wurde nicht nur sorgfältig darauf geachtet, dass sie der Kinderdarstellerin der Originalserie, Ayako Kobayashi, ähnlich sah, sondern auch dass sie die gesamte Bandbreite der Emotionen glaubwürdig darstellen konnte, die auf Oshin in den ersten zwei Jahren nach dem Verlassen ihres Elternhauses einprasselten. Subjektiv gesehen ist ihr das herausragend gelungen. Für mich war es das zweite Erlebnis nach Mana Ashidas Posuto in Ashita, mama ga inai, dass eine Kinderschauspielerin ihre Rolle mit der Souveränität einer Erwachsenen zu präsentieren in der Lage war.
Der Film funktioniert tatsächlich auch als eigenständiges Werk sehr gut. Obwohl er die sieben Stunden Material der 37 Kindheits-Folgen der Serie in weniger als einem Drittel der Zeit präsentiert, sind fast alle wesentlichen Eckpunkte der Serie nicht nur vorhanden, sondern wegen der 30 Realjahre später datierten, verfeinerten Dramaturgie auch häufig eingängiger umgesetzt. Vermissen mag man vielleicht diejenigen Szenen in der Serie, die ausführlich auf Oshins akademische Begabungen eingehen, oder die generell ihren herausragenden analytischen Verstand betonen. Exemplarisch sei hier die Szene in der Serie genannt, als die Kleine sich wundert, dass Reisbauern als Erzeuger von Reis nicht genug Reis zu essen haben, aber diejenigen, die den Reis „nur“ verkaufen, sich sogar zusätzliches, schmackhaftes Essen leisten können.
Am Ende fallen die herausgefallenen oder gekürzten Szenen trotzdem nicht so sehr ins Gewicht. Während die Serie motivieren muss, warum Oshin später so erfolgreich sein wird, liegt der Fokus des Films nämlich auf einem anderen Schwerpunkt. Oshin muss hier gar nicht das Übertalent sein, das sich trotz aller Wider- und Missstände im Leben „vom Tellerwäscher zum Millionär“ entwickelt. Der Film betont in größerem Ausmaß, in welchem Maße Frauen in Japan ihrer Familie verpflichtet waren - und stellenweise immer noch sind. Im frühen 20. Jahrhundert bedeutete das, dass Frauen nichts für sich selbst taten, wie Mrs. Yashiro im Film treffend anmerkt, sondern für ihre Ehemänner, für die Familie, für die Kinder, für das Familienunternehmen. Der innere Konflikt Oshins um die Rolle ihrer Mutter nimmt im Film eine Hauptrolle ein, und sorgt, in seiner Auflösung an den Schluss gesetzt, für ein rundes und schlüssiges Finale, sowie insgesamt für ein sehenswertes, historisch wahrheitsnahes und emotional mitreißendes Filmerlebnis.
Die globale Besessenheit von einer Serie war damals in den 80’ern noch eine relative Seltenheit, und dass das Ganze weltweit gleichzeitig passierte, verpasste dem Phänomen den Namen „Oshindrome“ oder auch „O-Syndrome“. Es gab Gerüchte, dass in Thailand ganze Kabinettssitzungen verschoben wurden, damit sie nicht mit dem Sendeplan in Konflikt gerieten…
Das war aus damaliger Sicht viel Aufmerksamkeit für eine Serie, welche das Lebenswerk eines armen Bauernmädchens in den Mittelpunkt stellte. Es ist jedoch auch heutzutage noch gut nachvollziehbar, weil die Identifizierung mit der Heldin sehr leicht fiel - einerseits den älteren Generationen, die teilweise unter ähnlichen Umständen aufgewachsen waren und ihre Kinder wie Oshin in besseren Umständen aufziehen konnten; andererseits auch so einigen jüngeren Zuschauern, die von der Oberflächlichkeit der Blasenökonomien zunehmend abgestoßen wurden, wenn sie nicht ohnehin schon der gedanklichen Freiheit der 68‘er Generation anhingen… oder, auf dem Schoß ihrer Eltern sitzend, einfach das Morgenprogramm mitschauten.
Zum 30-jährigen Jubiläum der Serie wurde beschlossen, ein Remake zu verfassen, das sich nur auf den Kindheitsaspekt Oshins konzentrieren und diesen Teil der Geschichte in bildgewaltigen und sorgfältig inszenierten Szenen ins Kino bringen sollte – ganz wie es einer historisch erfolgreichen Serie zustand. Bei der Auswahl der Schauspieler wurde mit Honorar nicht gegeizt und bekannte sowie beliebte Schauspieler engagiert. Die Auswahl der Kinderdarstellerin gestaltete sich besonders außergewöhnlich: Kokone Hamada wurde aus über 2700 Mitbewerberinnen für die Rolle ausgewählt. Dabei wurde nicht nur sorgfältig darauf geachtet, dass sie der Kinderdarstellerin der Originalserie, Ayako Kobayashi, ähnlich sah, sondern auch dass sie die gesamte Bandbreite der Emotionen glaubwürdig darstellen konnte, die auf Oshin in den ersten zwei Jahren nach dem Verlassen ihres Elternhauses einprasselten. Subjektiv gesehen ist ihr das herausragend gelungen. Für mich war es das zweite Erlebnis nach Mana Ashidas Posuto in Ashita, mama ga inai, dass eine Kinderschauspielerin ihre Rolle mit der Souveränität einer Erwachsenen zu präsentieren in der Lage war.
Der Film funktioniert tatsächlich auch als eigenständiges Werk sehr gut. Obwohl er die sieben Stunden Material der 37 Kindheits-Folgen der Serie in weniger als einem Drittel der Zeit präsentiert, sind fast alle wesentlichen Eckpunkte der Serie nicht nur vorhanden, sondern wegen der 30 Realjahre später datierten, verfeinerten Dramaturgie auch häufig eingängiger umgesetzt. Vermissen mag man vielleicht diejenigen Szenen in der Serie, die ausführlich auf Oshins akademische Begabungen eingehen, oder die generell ihren herausragenden analytischen Verstand betonen. Exemplarisch sei hier die Szene in der Serie genannt, als die Kleine sich wundert, dass Reisbauern als Erzeuger von Reis nicht genug Reis zu essen haben, aber diejenigen, die den Reis „nur“ verkaufen, sich sogar zusätzliches, schmackhaftes Essen leisten können.
Am Ende fallen die herausgefallenen oder gekürzten Szenen trotzdem nicht so sehr ins Gewicht. Während die Serie motivieren muss, warum Oshin später so erfolgreich sein wird, liegt der Fokus des Films nämlich auf einem anderen Schwerpunkt. Oshin muss hier gar nicht das Übertalent sein, das sich trotz aller Wider- und Missstände im Leben „vom Tellerwäscher zum Millionär“ entwickelt. Der Film betont in größerem Ausmaß, in welchem Maße Frauen in Japan ihrer Familie verpflichtet waren - und stellenweise immer noch sind. Im frühen 20. Jahrhundert bedeutete das, dass Frauen nichts für sich selbst taten, wie Mrs. Yashiro im Film treffend anmerkt, sondern für ihre Ehemänner, für die Familie, für die Kinder, für das Familienunternehmen. Der innere Konflikt Oshins um die Rolle ihrer Mutter nimmt im Film eine Hauptrolle ein, und sorgt, in seiner Auflösung an den Schluss gesetzt, für ein rundes und schlüssiges Finale, sowie insgesamt für ein sehenswertes, historisch wahrheitsnahes und emotional mitreißendes Filmerlebnis.
Beitrag wurde zuletzt am 12.10.2022 17:37 geändert.
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