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Rezensionen – The Detective Is Already Dead

Avatar: Rashomon#1
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Abgesehen davon, dass man das grundlegende Projekt der Serie überraschend wörtlich wiedergibt, besteht der Verdacht, dass man allein durch den Titel >>The Detective Is Already Dead<<, welcher nur vorgibt eine Detektivgeschichte zu sein, die Zuseher abspeisen möchte. Das heißt, das "detektivische" Element dieser Serie hat sich schnell davon verabschiedet, ihr wichtigstes Element zu sein. Die eigentliche detektivische Arbeit, die Deduktionskraft (Deduktion = eine bereits bestehende Theorie überprüfen anhand der Forschungsergebnisse, um die Theorie zu bestätigen oder zu entkräften), die sie beflügelt, die möglichen Schichten von Geheimnissen, die präsentiert werden könnten - sie alle sind im Allgemeinen irrelevant für die Geschichten, die die Serie erzählt. Es wäre also ratsam nicht die Mühe zu machen, um darin nach logischen Erklärungen zu suchen. Das kann natürlich enttäuschend und frustrierend sein, da die Serie immer noch gerne mit der Idee spielt, ein Detektiv zu sein mit der Ästhetik, dem Drumherum und so. Aber, so scheint es von vornherein klar zu sein, das alles nur eine Kulisse ist, in der es sich abspielt.


Wie ich bereits angedeutet habe, besteht das Hauptproblem bei dem Anime darin, dass die eigentliche Detektivarbeit mit Abstand der uninteressanteste Teil der ganzen Serie ist. Das an den Haaren herbeigezogene definierte Wunderkind Siesta verbringt bis zum Schluss damit, alle Rätsel aus dem Off zu lösen, bevor wir überhaupt richtig mit ihnen konfrontiert werden. Und selbst nachdem sie (vorübergehend) aus der Bildfläche verschwunden ist, fällt die Problemlösung ihrem ehemaligen Assistenten Kimizuka zu, der demonstriert, dass es irgendwie noch weniger Sinn macht uns die tatsächlichen Schritte dieser Schlussfolgerungen zu erklären.
--> Kimizuka ist der andere Protagonist dieser Serie, also ein Sidekick, durch den das Publikum die Geschichte von Siestas Charakter betrachtet, aber in dieser Hinsicht wirkt es immer noch unangebracht, sich plötzlich auf ihn als Person zu konzentrieren, wenn dies der Moment sein sollte, in dem unsere Emotionen am meisten mit seinen eigenen übereinstimmen. Zu Kimizuka selbst kann noch erwähnt werden, dass sein Auftritt viel zurückhaltender ist, als man es von einer Figur in seiner Rolle erwarten würde. Der Synchronsprecher Shin Nagai spricht in einer viel tieferen, seelenruhigen Tonlage, als man es bei der Art der Komödie erwarten würde. Zumindest ist es unverwechselbar, aber ich frage mich, ob mehr Energie nicht ein Vorteil für diese Serie wäre, in der ansonsten relativ wenig passiert.

Siestas hervorstechendes Merkmal, das alle detektivischen Bemühungen in der Serie in den Schatten drängte, war immer die Vorstellung, dass sie alle Rätsel bereits gelöst hatte, bevor wir überhaupt Zeuge ihrer Entstehung wurden. Ja, es stellt sich heraus, dass das titelgebende Geschehen, um das sich die ganze Serie dreht, der Tod der Meisterdetektivin, vollständig in Siestas Berechnungen enthalten war und von ihr inszeniert wurde, damit alles in der Geschichte so kommt, wie es zu diesem Zeitpunkt gekommen ist. Ich kann mir keinen Reim daraus machen, wo ich überhaupt anfangen soll eine Erklärung dafür zu finden, wie Siesta das geschafft hat.
In ähnlicher Weise untergräbt Siestas virtueller Wiedereinstieg in die Geschichte den eher natürlich motivierten Abschluss, auf den Kimizuka und Char so spürbar hingearbeitet haben. Es kann keine Geschichte sein, in der es darum geht, den Tod einer geliebten Person zu überwinden, ihren Willen fortzuführen und ihr "Erbe" anzutreten, wenn besagte tote Person einfach zum günstigsten Zeitpunkt auftaucht, um die wichtigsten Punkte der Handlung für sie zu lösen.

Das Hauptproblem, das ich mit dieser endgültigen Entwicklung habe, ist, dass sie so viel von dem untergräbt, was die Charaktere bis zu diesem Punkt ausmachte. Allen voran natürlich Nagisa selbst. Ihre chronisch kranke Hintergrundgeschichte, die zuvor so viel von ihrem Charakter ausmachte, entpuppt sich nun als Siestas Erfindung, wobei die angesprochene Thematik Nagisas sich dann in Rauch auflöste. Ihre Sorgen, nicht "etwas Besonderes" zu sein oder etwas zu finden, was sie tun könnte, um den Teil ihres Lebens, den sie verloren hat, wiedergutzumachen, sind angesichts dieser multiplen Identitätskrise, in die sie und die drei anderen Menschen (Siesta, Hel u. Alicia), die sich ihren Körper teilen, nun verwickelt sind, nicht zutreffend. Wenn das schon immer der Fall sein sollte, wäre es sinnvoller gewesen, Nagisas Entwicklung mit Themen zu verknüpfen, die die von Alicia widerspiegeln anstatt einen ganz anderen Handlungsbogen zu erfinden, den man dann durchzieht, bis es an der Zeit ist, die Fassade zu kippen.


Der Anime bewegt sich im Allgemeinen auf dieser seltsamen Wellenlänge von äußerst standardmäßigen, wenn auch außergewöhnlichen, emotionalen Charakteren, die mit einigen der wildesten Plot- und Weltenbau-Auswüchse kombiniert werden, die sie aushecken können.
Bei all meinem Staunen über die bizarren Wendungen, die die Handlung der Serie beflügeln, liegt ein weiterer Kritikpunkt von mir in den "ausgeklügelten Motiven", die die Figuren am Ende dorthin bringen, wo sie sind - das heißt, die Motive des Autors, nicht die der Figuren selbst.
Zur Veranschaulichung: Alles, was mit Yui geschieht...
...vom Druck, Kimihiko und Nagisa zu ermorden, bis hin zu ihrer Freundschaft mit ihnen als Lösung dafür - dient dazu, die feindliche Organisation namens SPES als alleinigen Urheber aller Probleme, mit denen unsere lieben toten Detektive bisher zu tun hatten, zu stärken. Sogar die persönliche Bedeutung von Yuis künstlichem Auge ist zweitrangig gegenüber seinem Superkräfte-Status, der sie mit Kimizukas wachsendem Harem von Heldinnen gegen diese nebulöse Bedrohung vereint, die hauptsächlich als bequemes Ventil für all diese nominell mysteriöse Handlung zu fungieren scheint.
Nicht, dass ich von dieser Detektivgeschichte eine besonders durchdachte, clevere Handlung erwartet hätte. Aber ich wünschte, die Serie könnte es schaffen, wenigstens nicht so offensichtlich zu sein.

Wie üblich liegt ein großes Problem in den Informationen, die sie dem Publikum geben oder nicht geben, damit sich die angeblichen "Geheimnisse" entfalten können. Durch einige ziemlich undurchdachte Entscheidungen bei der Platzierung der Geschichte wird dieses Problem noch verstärkt.
Ein Beispiel:
Bei Kimihikos Versuchen, den Serienmörder von SPES ausfindig zu machen, gibt sich der Gestaltwandler als Char aus, das dritte Rad am Wagen der Detektivbande mit ihrer eigenen Zuneigung zu Siesta. Diese Geschichte scheint nicht an diese separate Rückblende anzuknüpfen und tatsächlich ist die echte Char in diesem Abenteuer noch nicht aufgetaucht und wird von Kimihiko oder Siesta nicht einmal erwähnt, bis die falsche auftaucht und entlarvt wird.
Es fühlt sich nach einem Lückenfüller an, weil es eher so aussieht, als ob die Stelle von der vorherigen Folge nur da war, weil man wusste, dass wir einen Kontext für Char brauchen würden, damit diese Geschichte überhaupt funktioniert. Die Char-Situation ist zugegebenermaßen unbedeutend, aber sie ist ein Beispiel dafür, wie schief die Prioritäten in dieser Serie insgesamt sind und wie sie sich in dieser wichtigen Folge zuspitzen.
Oder ein weiteres Beispiel in der 9. Folge:
Siesta springt vor den Kaiju, und wir schneiden weg zu Chars reaktionärem Gefühl, dass etwas nicht stimmt, anstatt den Moment zu sehen, in dem das große Biest die Detektivin tatsächlich tötet. Sekunden später wird es von Hel kurzerhand ausgeschaltet und Siesta liegt einfach nur da am Boden. Dann gibt es eine vage eingeblendete Sequenz, in der Hel ihr das Herz herausschneidet und wir erfahren einfach, dass Siesta tot ist, ohne dass der eigentliche Vorfall eine Rolle spielt. Ich bin mir nicht sicher, was die Motivation dafür war, dass der Kaiju von vor drei Episoden (den man bis jetzt noch nicht gesehen oder auch nur angedeutet hatte) zufällig auftaucht und Siesta tötet.
Das ist natürlich ein Problem mit der Originalgeschichte selbst, aber die Art und Weise, wie der Anime sie präsentiert, tut ihr keinen Gefallen. Praktisch jedes Element dieses Ereignisses ist auf unangenehme, undeutliche Weise geschnitten.

Das Problem zum Alica-Arc mit der Absicht, Alicia als Konstrukt einzuführen, ist, dass sie letztendlich als potenzielles Ventil für die Erlösung von Hel als Charakter existiert. In diesem Stadium der Geschichte, der Anime uns gegeben hat, haben wir nicht viel, um Hel's mögliche Wendung zu erklären, außer sie "ist böse" und "hat ein Buch, das ihr die Zukunft sagt". Wir haben noch keinen Einblick in Hel selbst bekommen, um wirklich zu verstehen, was eine solche Wendung bedeuten würde. All das soll heißen, dass der Moment der Wahrheit in Bezug auf Alicia eher auf einer funktionalen Ebene gebaut ist. Es ist ein absehbarer Plot Twist, der sich sehr künstlich anfühlt, als ob die Struktur hauptsächlich dazu diente, Kimizuka und möglicherweise auch das Publikum emotional zu manipulieren. Was die Anime-Erfahrung angeht, so fühlt sich die ganze Sache noch mehr wie ein Umweg an, als sie es ohnehin schon tat: Eine Nebengeschichte, in der Alicia als ein potenziell gefährliches Konzept dargestellt wird, bevor es aufgelöst wird, um zu bestätigen, dass wir uns immer noch auf den Konflikt konzentrieren, in den Hel hier verwickelt ist, nachdem der Autor all diese Mühen auf sich genommen hat, um uns dazu zu bringen, uns für sie in einem etwas anderen Kontext zu interessieren.

Der Anime bietet zwar einen klaren Kontrast, um hervorzuheben, wie gut die Interaktionen zwischen Kimizuka und Siesta in Form des neuen Charakters/Handlungsstrangs funktionieren. Aber wie bei (zu) vielen anderen Dingen in dieser Serie habe ich den Eindruck, dass die Serie alles rund um die Einführungen von Charakteren für cleverer hält, als es tatsächlich ist. Was wir bekommen, ist eine Instanz, in der Kimizuka im Grunde in die nächste Phase des Handlungsbogens stolpert, strukturiert um ein Gespräch, das versucht, die Absurdität des Ganzen hervorzuheben, aber meistens einfach nur als dröhnend daherkommt, weil es sich für clever hält, nur weil es darauf hinweist, wie altbewährt das alles ist. Das ist der klassische Trugschluss eines solchen Skripts: Das Eingeständnis, dass man sich bewusst ist, wie abgedroschen die Storyelemente sind, entschuldigt nicht, dass man abgedroschene Storyelemente verwendet.
Ich kann mich gut amüsieren, wenn Kimizuka und Siesta auf dem Bildschirm einfach nur plaudern, aber jedes Mal, wenn das Thema Detektivarbeit aufkommt und eine echte Chemie zwischen den beiden Charakteren alles ist, was nötig ist, um diese Serie auf einem grundlegenden Unterhaltungsniveau zu halten, bekomme ich einen Krampf.


Fazit
Vergessen Sie die Fälle, die die unerschrockene Helden von The Detective Is Already Dead in der Serie zu lösen versuchen, denn das größte Rätsel ist hier, welches Genre diese Serie eigentlich sein soll. Es wirkt fast so, als würde die Serie ihre eigene, ständig leichtfertige Haltung gegenüber ihrem nominellen Grundgenre parodieren. Der genaue Zeitpunkt, zu dem die Charaktere diese Enthüllung machen, kommt ungefähr zu dem Zeitpunkt, zu dem der Zuschauer es eigentlich herausgefunden haben sollte, was für grundlegendes Verständnis des Animes von Mystery-Pacing spricht. Aber wie man nun weiß, war dies noch nie eine richtige Detektivserie, so dass es bei der Enthüllung weniger darum geht, zu zählen, wie die Hinweise zusammengefügt wurden, sondern mehr darum, mit der vermuteten emotionalen Bindung zu spielen - In Anbetracht der eindeutigen Otaku-Neigung der Autorenschaft, die diese Geschichte verfasst hat, untermauert das die Theorie, dass der Anime eher als Superheldenserie gedacht ist.
Das alles zusammen macht The Detective Is Already Dead zu einer Serie, die ihr Potential schon vor ihrem Ende verspielt hat. Diese Serie ist definitiv nicht so schlau, aber sie hält sich dafür. Aber jedes Mal, wenn der Film innehält, um eine clevere Erklärung oder ein bemerkenswertes Detail zum Aufbau der Welt zu finden, hat man das Gefühl, dass er sich durch seine eigenen mangelnden Bemühungen unnötig verzettelt. Aber was wir bekommen haben, ist schlicht und einfach ein Chaos. Es ist ein peitschenhiebartiges Durcheinander, das einige der besten Bemühungen der Geschichte mit einigen der schlechtesten Schreibimpulse verrät.
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Rezensionen – Link Click

Avatar: Rashomon#2
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Wer hätte gedacht, dass selbst in einer so starken Saison wie dem Frühjahr 2021 noch eine weitere Highlight Serie sich einen Namen machen würde als außergewöhnlicher (=nicht im traditionellen Sinne) Krimi, welcher vor Beginn der Saison zunächst ignoriert wurde?

Aber Link Click hat es auf jeden Fall Aufmerksamkeit sowie Lob verdient - nicht zuletzt, weil nach dem Ende (=teuflischer Cliffhanger) eine zweite Staffel angekündigt wurde.

Link Click ist wahrscheinlich der erste Donghua (chinesischer Zeichentrickfilm/Anime), den ich gesehen habe. Er ist in jeder Hinsicht brillant, auch was die Besetzung angeht zumindest für das Verhältnis eines Donghuas. Die Optik ist für Anime-Verhältnisse nicht spektakulär, aber auf Augenhöhe mit einigen der bescheidener budgetierten Serien da draußen. Die Regie ist erstklassig. Wir könnten hier eine kritische Debatte darüber führen, was ein Anime eigentlich ausmacht und was nicht, wenn immer mehr und mehr Anime heutzutage hauptsächlich in China produziert werden.
Tatsache ist, dass Anime-Fans die Serie Link Click zunächst nicht auf dem Schirm hatten bzw. ihr skeptisch gegenüber waren. Diejenigen, die ihn gesehen haben, schätzten ihn zwar hoch ein, jedoch in den üblichen Anime-Fankreisen gab es noch nicht viele von ihnen. Angesichts meiner fehlenden Kenntnis gegenüber Donghua zählen die ersten paar Eindrücke und ich wurde immer wieder überzeugt. Es ist wirklich das Beste, wenn man sich von diesem Donghua selbst ein Bild macht, anstatt dass ich die Handlung großartig erkläre oder gar spoile, aber kurz gesagt: Es ist eine Zeitreiseserie über zwei Jungs Anfang 20, die die Fähigkeit haben, durch Fotos in die Vergangenheit zu reisen. Lu Guang (Tianxiang Yang) ist nüchtern und verantwortungsbewusst, und Cheng Xiaoshi (Su Shangqing) - der die eigentlichen Sprünge macht - ist emotional sprunghaft und impulsiv.

Die Serie nimmt die Mechanismen von Zeitreisen sehr ernst, was nach Verhältnissen Science-Fictions beachtlich ist. Ich schätze auch die Tiefe, die in die Entwicklung der Charaktere einfließt, angefangen bei den Hauptfiguren (Cheng Xiaoshi hat eine tragische Vergangenheit) bis hin zu den Charakteren, die die einzelnen Handlungsbögen durchlaufen. Einige dauern eine Folge, andere zwei oder drei - aber sie waren alle großartig. Am meisten emotional bewegt hat mich die Folge, die sich mit dem großen Erdbeben in Sichuan befasst, aber grundsätzlich sind alle Folgen emotional stark ausgeprägt. Der Schreibstil ist durchweg hervorragend, aber in welchem Ausmaß das der Fall ist, wurde erst im Finale der 1. Staffel deutlich.

Shiguang Dailiren alias Link Click ist eine Originalserie und ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wer sie geschrieben hat - ich habe noch nirgendwo eine Autorenangabe gesehen. Wer auch immer sie sind, sie sind echt gut.

Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Link Click eine großartige Serie ist. Sie kam für mich aus dem Nichts - ein Schläfer, um sicher zu sein. Es hätte jedoch leicht passieren können, dass diese Serie unter dem Radar geblieben wäre, die man gar nicht erst bemerkt hätte.
Die Serie enthält viele Elemente, die wie geschmiert funktionieren - starke Protagonisten (besonders Cheng), großartige wiederkehrende und episodische Handlungen, Action und sogar etwas Comedy. Eines der Dinge, die ich an der Serie wertschätze, ist, dass zu ihren wichtigsten Themen die Eltern-Kind-Beziehung, die sie brillant darstellt, und die moderne wirtschaftliche Kluft zwischen Stadt und Land in China gehören. Der Anime ist gesellschaftsbewusst gemacht und geht ziemlich offen damit um. Dabei frage ich mich, ob der als Zeichentrickserie vielmehr durchkommt, als dieser es als Live-Action-Serie könnte.
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Rezensionen – Tamayomi: The Baseball Girls

Avatar: Rashomon#3
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Der Hauptkritikpunkt in diesem Sportanime liegt eindeutig bei der schlechten 3D-Animation, die besonders bei den Baseballmatches eindeutig auffällt. Unregelmäßige Standbilder, holprige Animation der Figuren und deren versteinerten Mienen sind nicht gerade ein Augenschmaus. Action ist natürlich vorhanden, aber gerade Actionszenen, die hauptsächlich in den Matches durch die 3D-Animation stattfinden, werden leider auch von dieser 3D-Darstellung her teilweise beeinträchtigt.

Weiterhin sind Story und Charaktertiefe bisweilen fade und überwiegend gehaltlos gestrickt, welche sich im gesamten Verlauf der Serie nur geringfügig gesteigert hat. Was auch nicht zuletzt daran lag, dass zu viele Figuren im zwölfteiligen Anime eingeführt worden sind, die man leider nicht alle jeweils mit ihren Handlungen unter einem Hut bringen kann. Viel besser wäre es gewesen selbst in der ersten Staffel mit „Ganbatte“ auf das Wesentliche zu beschränken, in dem man sich auf die zwei Hauptprotagonistinnen fokussiert und/oder mehr Folgen im Anime einbaut. Was noch bei der Serie gespart wurde, ist die in den Anfängen angedeutete Backstory des inaktiven Baseballklubs, welcher ab der zweiten Hälfte des Animes nicht mehr erwähnt wird. Es ging um gravierende Vorfälle indem Mannschaftsklub, welche sich aufgrund interner Streitigkeiten und unmenschliche Bedingungen auflösten. Jedoch scheint es so, dass diese Sache letztendlich kaum Relevanz in irgendeiner Form in diesem Sport-Anime zu bedeuten hatte.

Die Soundqualität und die Synchro befinden sich im Mittelfeld.

Fazit
Ich wünschte, ich könnte noch was Positives in meinen Review hinzufügen, aber ich fand leider nichts zu den oben genannten Kriterien, in der was „herausragend“ hervorsticht. Dieser Sport-Anime schafft selbst im Rahmen des Slice-of-Life ́s ohne extreme Bedingungen mit Baseball im Mittelpunkt keine wirkliche Begeisterung bei einem Ganbatte-Kurs auszulösen – zumindest ist es bei mir der Fall. Wenn man nach Nervenkitzel mit Ganbatte-Feeling hier sucht, ist man bei falscher Adresse. !Wenn man schon zuvor unterhaltsame Animes mit derselben Sportart geschaut hat, wird man bei „TAMAYOMI – The Baseball Girls“ nichts verpassen.
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Rezensionen – Shadows House

Avatar: Rashomon#4
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Ich glaube", sagt die Hauptfigur in Hans Christian Andersens Erzählung. Der Schatten von 1847, "mein Schatten ist das einzige Lebewesen, das man gegenüber sieht." Es ist eine interessante Zeile, wenn man darüber nachdenkt - warum zählt der Mann seinen Schatten als ein lebendes Ding? Die meisten würden argumentieren schon allein aus dem absolut logischen Prinzip heraus, dass ein Schatten nicht lebendig ist, sondern die dunkle Reflektion dessen, was lebt. Tatsächlich ist es die Bereitschaft des Mannes seinen Schatten als lebendiges Wesen zu sehen, die ihn im weiteren Verlauf der Geschichte in Schwierigkeiten bringt und der Schatten sein Leben übernimmt.

- Solchen Eindruck etwa bekomme ich auch von dem Anime Shadows House - 👥

Eine wundervoll schräge Beziehung
Shadows House folgt der aristokratischen und adligen Familie Shadow, die sich in einem Herrenhaus im viktorianischen Stil des 19. Jahrhunderts gutgehen lässt. Etwas sehr seltsames und doch offensichtliches an dieser Familie ist, dass sie alle Schattenmenschen sind. Sie haben nicht wahrnehmbare Gesichtszüge, produzieren Unmengen an Ruß, wenn sie sich unwohl fühlen und haben lebende Puppen-Diener, die anatomisch so gemacht sind, dass sie genauso aussehen wie sie. Diese Puppen fungieren nicht nur als ihre Diener, sondern auch als ihre Gesichter, da Schatten kein Gesicht haben, um ihre Gefühle/Anliegen zum Ausdruck zu bringen, was soziale Interaktionen um einiges komplizierter macht

Ein Mysterium zum Aufdecken
Der Anime führt uns auf subtile Weise in diese mysteriöse Welt ein. Zum einen wissen wir noch nicht, wer und warum sie überhaupt Schatten sind. Ist es ein Generationsfluch? Oder ist es ein reiner Umstand und eine Eigenschaft dieser Fantasiewelt? Abgesehen davon wird uns auch mitgeteilt, dass die Schatten eine Familie von Adligen sind, was zu ihrer pompösen Ausstattung und der Existenz von Dienern passt, aber uns wird nicht verraten, was sie eigentlich zu Adligen macht. Sind sie fürstlich oder einfach nur wohlhabend?
Die Wahrheit stellt sich schlimmer als erwartet heraus: Die Kinder werden von ihren Familien in den umliegenden Dörfern freiwillig als "Opfergabe" an die Herren und Damen des Schattenhauses abgegeben, wenn diese kommen, um als Gegenzug die Kohle zu liefern, mit der die Menschen ihre Häuser heizen und ihr Essen kochen. Inwieweit die Menschen das alles verstehen, sei dahingestellt; wenn sie wirklich dachten, sie würden ihre Kinder nur in den Dienst des örtlichen Adelshauses schicken, würden sie sie sicher nicht als Opfergaben betrachten, denn das hat eine viel unheimlichere Bedeutung, als ihnen einen Job zu verschaffen. Da die Kohle aus dem eigenen Ruß der Schatten hergestellt wird, scheint es wahrscheinlich, dass die Menschen irgendwann einmal wussten, was los war, aber ihr Verstand wurde seitdem wahrscheinlich vernebelt.
Die lebenden Puppen sind also in Wirklichkeit gestohlene menschliche Kinder, deren Erinnerungen gelöscht werden, besonders seit der Tatsache, dass Gehirnwäsche absolut möglich sind (z. B. Rums tragisches Schicksal - ihre Erinnerungen sollten gelöscht werden, sodass sie anschließend zu einer verschleierten Puppe gemacht wird, vermutlich, damit keiner ihrer Freunde sie erkennen kann).
Diese Shadows sind parasitäre Feen namens Morphs, sie erlangen ihren Form durch die Präsentation bzw. durch die Kopie der bewusstlosen Menschenskinder. Sie bilden durch den Kontakt derer eine Persönlichkeit heraus. Den ultimativen Form allerdings erlangen die Shadows durch die Übernahme der Menschenskinder.
Es ist ein menschenverachtender System, das sowohl an alte feudale Herrschaftssysteme als auch an die Tage der Menschenopfer erinnert, als eine Person als Tribut an die Götter geopfert wurde, damit die Sonne aufgeht oder der Frühling zurückkehrt - beides Dinge, die (so möchte ich behaupten) Lord Großvater gefallen würden. Je nachdem, wie alt er ist, könnte er sogar aus einer Zeit stammen, in der solche Dinge gang und gäbe waren.

Bei so vielen Familienangehörigen plus die Puppen mangelt es nicht an Intrigen aller Art. Wenn man sie nun alle miteinander interagieren sieht, gibt es eine eindeutige Verbindung zwischen der Wahl der Puppennamen und der Funktion des jeweiligen Duos.
Empathie, Ehre, Gerechtigkeitssinn, Charme und natürlich Mut. Dies sind wohl Eigenschaften, die Emilico absolut aufweist und die zentralste Figur der ganzen Serie ist. Man ist Zeuge eines weiblichen MacGyvers, dass ihr sonniges Gemüt mit der Fähigkeit einhergeht, über den Tellerrand hinauszuschauen, was sie zwar manchmal in Schwierigkeiten bringt, ihr aber genauso oft verhilft ein Rätsel zu lösen, an dem alle anderen gescheitert sind. Kate und Emilico sind wirklich das außergewöhnlichste Duo, die ihr Debüt versuchen. Obwohl sie wie die anderen Paare auch anatomisch gleich aussehen, dringen ihre Persönlichkeiten in ihrer Körpersprache durch und lassen sie sehr unterschiedlich wirken. Emilicos innerer Sonnenschein ist ein deutlicher Kontrast zu Kates ernsterer Persönlichkeit, was das Zusammenspiel von Licht & Schatten grandios wiedergibt. Trotz allem sind sie vielleicht tatsächlich das cleverste Paar.
Ricky und besonders Lou haben beide die symbiotischsten und daher für die Standards der Shadows wünschenswerten Beziehungen. Obwohl keiner von ihnen so ausgefeilt ist wie Mia und Sarah noch, leisten sie dennoch bemerkenswerte Arbeit, indem sie ihre eigenen Persönlichkeiten für ihre Meister auslöschen.
John und Shaun sind nicht so gut darin, aber sie bewegen sich auf einem schmalen Grat zwischen gegenseitigem Respekt und dem, was sie tun sollen.
Emilico und Rum sind objektiv betrachtet die Schlechtesten, wenn es darum geht, ihre Rollen zu erfüllen, wobei Rum zu schüchtern ist, um Shirley richtig zu beobachten und Emilico viel zu eigensinnig ist.

Die musikalische Untermalung ist total der mysteriös angehauchten Atmosphäre entsprechend überzeugend gemacht. Der OST spricht Bände!
Dieser Gothic-Style, was manchmal, jedoch nicht zu selten in der Anime-Welt vorkommt, ist allerdings sehr anmutig gemacht trotz Schattierungen, welche ein etwas düsteres Gesamtbild zeigen. Für die Augen und Ohren ist das Ganze dennoch ein Schmaus.


Fazit
Die Folgen sind ein wunderbares, ausbalanciertes Zusammenspiel aus Theorien bzw. bemerkenswerten Details sowie Auflösung, wo daraufhin gleich die nächsten spannenden Mysterien darauf warten um aufgedeckt zu werden, und Charakterdynamik. So funktioniert Mystery, wobei sie auch einen Hang zum Krimi aufweist, bei dem Detektive mehreren Geheimnissen, welche sehr originell durchdacht sind, auf den Grund gehen müssen. Das Tempo in der Erzählung trifft die goldene Mitte - Szenen werden weder zu schnell abgehandelt noch unnötig in die Länge gestreckt.
Ein empfehlenswerter Anime, welcher dessen Potential für die Fortsetzung noch lange nicht ausgeschöpft ist.
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Rezensionen – Mars Red

Avatar: Rashomon#5
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Vampirgeschichten sind einfach nicht totzukriegen und darum ist es nicht verwunderlich, dass sie im Anime (wie auch anderswo) wie Sand am Meer existieren. Es geht dabei immer um wiederkehrenden Themen wie, ob die gegebene Unsterblichkeit und die damit verbundene übernatürliche Kräfte Fluch oder Segen sind und was eigentlich unter der Definition „Menschlichkeit“ zu verstehen ist. Handelt es hierbei um äußerliche oder um charakterliche Merkmale? Erwähnenswert auch, was nicht selten der Fall ist, ob verschiedene Rassen wie bspw. eben Vampire und Menschen miteinander koexistieren können. Solche oben genannte Themenbehandlung findet man allerdings ebenfalls außerhalb des Vampir-Genres wieder, nur Vampire genießen scheinbar von der Mehrheit den Ruf einer erhabenen Eleganz und gleichzeitig einer animalische, sexuell-magische Anziehung zu haben. (Ich muss da an Resident Evil Village denken, wie Lady Dimitrescu allein vom Design her zu einem Internet-Meme wurde)
Kurz bevor eine Folge in der Serie gezeigt wird, wird jedes Mal der Hinweis eingeblendet, dass die Serie eine Fiktion ist, die auf Grundlage historischer Recherche der entsprechenden Epoche produziert wurde. Der Schauplatz ist Tokio im Jahr 1923 (Taisho-Periode). Das war ein bahnbrechendes Jahr in Japan, als die Nation aus dem Ersten Weltkrieg hervorging und mit der rapiden Verwestlichung zurechtkam, nur um dann vom Großen Kanto-Erdbeben getroffen zu werden (das die Dinge für immer veränderte und die Nation auf den Weg zum Zweiten Weltkrieg brachte)


Übertragen auf Anime: In der Taisho-Periode entwickelte sich Japan rasant und in diesem Universum sind sowohl das Militär als auch die (Anti)-Vampirspezialeinheit der alten Welt darum bemüht den Anschluss der Moderne zu finden, damit sie den anderen Nationen ebenbürtig entgegen treten können.
Defrotts Konflikt ist im Kern ein sehr menschlicher und das ist definitiv eine der >>zentralen thematischen Stoßrichtungen<< von MARS RED als Ganzes. Obwohl Suwa versucht, zwischen den beiden zu unterscheiden, können sowohl Vampire als auch Menschen des Lebens überdrüssig werden. Und beide können auch Gründe finden zu leben. Vor allem die Kunst (das betonen sowohl Suwa als auch Defrott) bietet Vampiren eine Möglichkeit mit ihrer Menschlichkeit in Kontakt zu bleiben. Das Gleiche gilt jedoch auch für normale Menschen. Wir alle werden mit dem Alter und der Erfahrung „abgehärtet“, aber die Kunst ist dazu da den Finger auf unsere Wunde zu legen und so uns an unsere Verletzlichkeit zu erinnern. Das ist sicherlich auch der Grund, warum MARS RED in seiner Geschichte so sehr auf die Künste verweist und sie verehrt.
Dieser Zusammenhang zwischen Menschen und Vampiren wird auch in Tenman´yas Hintergrundgeschichte hervorgehoben, obwohl sie sich durch ihre Kürze plumper anfühlt als die anderen Beispiele.

MARS RED scheint jedoch ein Vampir-Anime der alten Schule zu sein - MARS RED begann als Anime über einer Vampirin, der in einer tragischen psychologischen Schleife aus melodramatischen Oscar Wilde-Rezitationen gefangen ist und später ist es ein Anime über einen anderen Vampir, der sich mechanische Fledermausflügel anzieht und am helllichten Tag wie ein versessener Superheld fliegt. Die Erzählweise von MARS RED ist konfus und kompliziert gestaltet, besonders in der zweiten Hälfte. Die Serie ist in ihrer zweiten Hälfte viel chaotischer geworden, voller Ungereimtheiten in ihrem Tempo und Ton, die sie von ihren künstlerischen Ambitionen abhalten.
Maedas Rückkehr ist ein passendes Beispiel für die Fremdartigkeit und Nachlässigkeit von MARS RED. Unser ehemaliger Protagonist verlässt die Bühne fast so schnell, wie er sie betreten hat ohne nennenswerte Entwicklung zu zeigen. So sehr auch sein neuer riesigen Dracula-Umhang episch aussieht, brauche ich doch ein bisschen mehr von ihm als tiefes Knurren über Misaki und Vampire. Nach 13 Episoden könnte selbst der überzeugendste Kontext seine bisher unterdurchschnittliche Präsenz in der Geschichte nicht mehr retten. Und um ehrlich zu sein, bietet MARS RED für Figuren kaum Kontext.
Rufus ist ein Narr, der die Rolle eines Königs spielt - in gewisser Weise bewusst, aber auch geblendet von seiner eigenen Hybris.
Die Beziehung von Shirase und Kurusu hingegen ist dazu bestimmt, eher flüchtig zu sein. Trotz des Wiedersehens mit ihrem entfremdeten Kindheitsfreund können wir daraus schließen, dass Kurusu während ihrer gesamten Genesung auf Distanz geblieben ist.
Nakajima ist für mich bzgl. seinen Ambitionen der interessanteste Charakter Serie in seiner zugeteilten riesengroßen Rolle, wirkt jedoch wie die meisten auch charakterlich blass. Grundsätzlich argumentiert er, dass er nicht will, dass noch mehr junge Männer durch die Gier und den Ehrgeiz der Reichen und Mächtigen sowohl in Japan als auch auf der ganzen Welt sterben. Da kann ich nicht wirklich etwas einwenden! Krieg ist eine enorm profitable Industrie mit entsetzlichen menschlichen Kosten und wenn wir das Profitstreben nicht abschaffen können, dann macht es zumindest Sinn, die Kosten zu mildern. Es gibt natürlich die Heuchelei, dass Nakajima seine gesamte Einheit dazu verdammt, für diesen Profit ewig zu kämpfen und sie ihres Lebens und ihrer Handlungsfähigkeit beraubt, aber das ist eine Heuchelei, die er als "Opfer" für das Wohl des Ganzen akzeptiert. Er ist bereit, der Bösewicht zu sein, um seine Ideale wahr werden zu lassen. Er wird die Schlange sein, die mit der Frucht der Weisheit hausieren geht. Allerdings sind Nakajimas Beweggründe nicht ganz edel; seine humanitären Bedenken werden durch seinen Nationalismus getrübt. Er will, dass Japan einen Platz am Tisch der Weltpolitik hat und obwohl das an sich keine schlechte Motivation ist, stellt er das Schicksal seines Landes über das seiner Untergebenen. Das ist hochtrabendes, rückwärtsgewandtes Denken, aber es passt zu seinem Charakter. Er ist kein Revolutionär. Er ist ein Generalleutnant und er will mit allen Mitteln gewinnen.
Es gibt eine unausgesprochene Andeutung, dass Suwa eine sehr persönliche Geschichte mit Kindervampiren hat und ich hätte gerne etwas mehr Fokus darauf gestellt - vielleicht sogar eine Rückblende. So wie es ist, ist Suwas Charakter unterentwickelt und archetypisch mit seiner verzierten Maske, die einen Großteil der Arbeit erledigt, um ihn von der Masse zu unterscheiden, aber von diesem bisschen zusätzlichen Tiefe hätte ich noch mehr gewünscht.
Yamagami gilt als der Schwächste der Vampire und wird dementsprechend nicht für voll genommen. Seine Rolle in MARS RED ist eher mit seinen peinlichen Momenten für humoristische Abwechslung zu sorgen, bis zu dem Punkt, als er sich für Maeda bei einem Erdbebeneinsturz aufopferte. Die Beziehung zwischen ihm und seiner verwitweten Frau war lediglich eine rasch vorübergehende Randerscheinung.
Mit dem durchgeknallten Forscher Takeuchi, welcher den Archetypen eines verrückten Wissenschaftlers hervorragend leibt und lebt, wird halt der wissenschaftliche, aufklärerische Aspekt hervorgehoben und das Phänomen Vampirismus entmystifiziert, was unter der Definition "Vampir" eigentlich zu verstehen ist - zumindest von der Funktionsweise der Organe eines Vampires betreffend. Hier merkt man dann, dass es sich nicht um ein übernatürliches/okkultes, unerklärliches Phänomen handelt, sondern schon um ein künstlich herbeigerufenes Mittel zum Zweck. Zu der Person selbst weiß man nur, dass er den Rest seines Lebens als Unsterblicher damit verbringen will all die Geheimnisse der Welt ans Licht zu bringen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Und er ist auch jemand, der in der Serie für humoristische Abwechslung sorgt und liebend gerne seine Erfindungen wie des mechanischen Fledermausflügels präsentiert.

Der Zeichenstil des Vampir-Animes gleicht etwa dem der Bakemonogatari-Reihe. Das Kino-Format sollte zur mystischen, Spannung erregenden Atmosphäre beitragen. Durch diese Art der Präsentation strebt der Anime nach Geltung ernst genommen zu werden, allerdings durch die eingebauten, teils schrägen Comedy-Elementen an einigen Stellen wirkte das Trauerspiel dann eher künstlerisch aufgesetzt. So todernst nimmt sich der Anime doch nicht wie anfangs gedacht. Immerhin die Atmosphäre sowie Darstellung haben sich stets fabelhaft dargeboten.


Fazit
Die Serie hat ihre vampirische Hierarchie nicht so sehr erforscht oder hinterfragt, wie ich es gerne gehabt hätte. Mit anderen Worten: Sie gehen durch alle klassisch tragischen Vampir/Mensch-Beziehungen - können nicht alt werden, unterschiedliche Lebensspannen, etc. Es ist mehr Klischee, als mir lieb ist. Es hat eine Menge Ideen aufgeworfen, die sowohl in der Vampirüberlieferung als auch in den Ängsten der Taisho-Periode verwurzelt sind, aber die meisten dieser Themen wurden nicht so weit entwickelt, wie ich es mir gewünscht hätte. Vielleicht hätte MARS RED versuchen sollen, eine einfachere Geschichte mit einer strafferen Entwicklung zu erzählen. So wie es ist, ist MARS RED nicht einmal annähernd die beste Version seiner selbst. Lediglich die Animation ist ein nennenswerter, lobender Kritikpunkt des Ganzen, mit der man eine ästhetische Erfahrung macht.
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Rezensionen – Megalobox 2: Nomad

Avatar: Rashomon#6
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Man hatte sicherlich Skepsis, ob eine zweite Staffel überhaupt notwendig gewesen wäre, denn das Thema war nach dem Ende der ersten Staffel eigentlich abgeschlossen. Was wollte man denn mehr? Nun... ich denke, wenn die erste Staffel erfolgreich/beliebt war als erwartet, würde bestimmt die Fortsetzung dies auch tun und ja, es funktioniert auf einem soliden Basis! Man rollte wieder den roten Teppich einer „typischen Boxer- bzw. Underdoggeschichte“ aus, was keineswegs abwertend gemeint ist. Denn ich kann mir gut vorstellen, dass es für den oder den Anderen einfach nur chillig ist, dass der Sportanime sich „bodenständig“ abgibt und man das zu sehen bekommt, was man sich anfangs ausgemalt hat.


Der Grundsatz eines fast jeden Sportanimes lautet, dass der Protagonist fertig am Boden liegt und alles scheint vergebens sowie verloren zu sein, so wie in diesem Fall mit Joe erneut. Allerdings noch viel niedergeschlagener als bei irgendeinem anderen Sportanime mit seinem Protagonisten. An der Stelle ist der Plot Twist zum Start der zweiten Staffel hervorragend gelungen, denn da konnte man kaum abwarten, was aus Joe in seiner äußerst verzweifelten Lage noch wird bzw. was aus ihm geworden ist und warum. Ich persönlich habe von dieser Fortsetzung den Eindruck, dass die spannende Boxkämpfe bzw. der Actionteil der Serie etwas runtergeschraubt wurde und eigentlich nicht der Kernpunkt der 2. Staffel darstellt wie der Titel hergibt, sondern vielmehr steht das Familiendrama im Vordergrund, das jedoch teilweise etwas kitschig und vorhersehbar geschrieben ist. Eine tragische Vergangenheit, die scheibchenweise in Flashbacks serviert wird - Diese Vergangenheit, die den umherstreifenden Nomaden Joe früher oder später sicherlich einholen würde und der Chief-Arc für ihn so etwas wie eine Rehabilitation dient. Was aber nach dem Chief-Arc folgt, ab da beginnt die Handlung um Joe dann nur noch schleppend voranzuschreiten, da sie um ein- und dasselbe Thema* verharrt.

Er muss in dieser Staffel sehr viel Leid ertragen, wobei nicht nur er. Ebenso andere und zwar besonders die Nebenfiguren, von denen die meisten in Megaloboxen involviert sind wie Chief, Liu, Mac oder Sachio, müssen auf ihre eigene, schmerzvolle Art Leid ertragen. Angefangen mit Nanbus Tod, dass sich Joes Freunde ihm den Rücken gekehrt haben, weil er in ihren Augen eigensinnig gehandelt hat und somit Nanbu sowie die anderen im Stich gelassen hätte. Daraufhin suchte er das Weite, verfiel in tiefe Verzweiflung sowie in einer Drogensucht. Seitdem streifte er ziellos umher ohne eine festen Bleibe (Nomad) und im Underground Boxkämpfe bestritt.
*Bei seiner Rückkehr nach dem Chief-Arc dreht man sich im Kreis um das leidige, immer wiederkehrende Thema (R.I.P. Nanbu), das oftmals durchgekaut und dabei die "Moralkeule" ausgepackt wird, mit der man unnötigerweise auf Joe mehrmals eindrescht.
Allerdings ist wiederum diese sehr erwachsene Atmosphäre glaubwürdig gestaltet, aus denen immer wieder ungeschminkte und realistische Szenen sich in einem eher wenig freundlich gesinnten Problemviertel ergeben.

Das Intro sowie das Outro geht in Richtung Latino-Western-Musik, welche durch das Setting erzeugte Feeling schön hervorhebt. Sonst von der Soundkulisse her war der Anime von Lofi- bzw. Chill-Beats geprägt, von den man sich berieseln lassen konnte.

Wenn man diesen Sport-Anime überhaupt zum ersten Mal gesehen hat, ist einem sofort dieser unverwechselbare Retrolook aufgefallen, welcher als sonderbar gilt im Vergleich zu den Animes heutzutage, die mit blendenden CGI überflutet sind.
Die Kinder aus der 1. Staffel, welche sehr an Joe hingen, sahen fast schon zu comicmäßig aus. Nun in ihrem Teenageralter wurden ihnen animationstechnisch einen ernsteren Anstrich verpasst, wobei sie charakterlich noch Kindsköpfe sind.

Sonst finde ich, dass den Kämpfen etwas die Dynamik fehlt, dafür wird sie mehr im dramatischen Storytelling aufgedreht, was sich wieder ausgleicht. Diese Staffel möchte viel mehr als nur Boxkämpfe im Ring zeigen. Es sind Kämpfe außerhalb des Boxrings, aber vor allem welche mit sich selbst, denn die Charaktere (nicht nur Joe) müssen sich gegen ihre persönlichen Probleme und ihre Vergangenheit stellen. Es ist die Suche nach dem wahren Selbst, das man vorübergehend aus den Augen verloren hat. So würde ich zumindest ebenfalls auf das wiederkehrende Motiv mit dem Kolibri in der ganzen Geschichte interpretieren.


Fazit
Die Fortsetzung knüpft sich problemlos an die 1. Staffel der Serie an, welche eigentlich ein abgeschlossenes Kapitel der ganzen Underdog-Geschichte darstellt. Der Anime Megalo Box 2: Nomad allerdings behält seine bestechende Retrooptik sowie seine bodenständige, glaubwürdige Handlungsstränge wie eh und je bei, was es an der Stelle schon mal definitiv lobenswert ist. Man erlebt mit Junk Dog aka "(Gearless) Joe" weiterhin eine klassische Boxergeschichte, quasi den Aufstieg & Fall & und in dem Fall das Comeback eines verschollenen Underdogs.
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Rezensionen – Full Dive: This Ultimate Next-Gen Full Dive RPG Is Even Shittier than Real Life!

Avatar: Rashomon#7
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  • Animation
  • Charaktere
  • Musik
Die Message des Animes ist wohl (zumindest, wie ich es interpretieren würde), dass die Geheimtechnik in uns selbst schlummert und zwar durch die Eiserne Wille allen Widrigkeiten, welche uns im Spiel sowie im Leben begegnen, zu überwinden. Das hört sich nach einem typischen Steh-auf-Männchen-Prinzip an.

Das wahre VR-Höllenerlebnis

Kiwame Quest, ein zehn Jahre altes FullDive-RPG, das als "realistischer als die Realität" mit realistischer Grafik, fortschrittlichen NPCs gilt, aber auch als das „ultimative Kackspiel“ berüchtigt ist. Das Hauptproblem mit diesem Spiel ist aber, dass es so ultrarealistisch bzw. so ultraschwer programmiert wurde, was die Firma, die es entwickelt hat, dazu zwang sich aufzulösen und alle frustrierten Spieler, bis auf ein paar Ausnahmetalenten, wollten ihr Geld zurück.

Wie man schnell merkt verschwendet der Anime keine Zeit bei seiner Einführung auf seine verrückte, durchgeknallte Prämisse und Ausstrahlung, sodass er aber auch scheinbar sich sehr viel Zeit für die Story- sowie Charakterentwicklung (=lediglich Hiro) lässt – Ich denke, die 1. Staffel ist sprichwörtlich als ein Prolog einer Handlung insgesamt zu verstehen, wenn man sich die letzte Folge angeschaut hat. Der Storyverlauf, um Hiro als den Protagonisten vorzustellen, der in Rückblenden von seiner scheinbar demütigenden Niederlage im Leichtathletik-Team gezeigt wird, wird überspitzt erzählt, um gleich zu den unterhaltsameren Teilen der Geschichte zu kommen.

Aus den ersten beiden Episoden kann man sich jedoch zumindest zusammenreimen, dass Hiro vom Archetyp her eine Art Weichei/Drückerberger ist. Jemand, der sich selbst aufgegeben hat, wählt den Weg des geringsten Widerstandes sowohl in der realen Welt als auch im Spiel. Das wird deutlich, wenn er sich entscheidet, seine Schläger zu bezahlen, anstatt für sich selbst einzustehen oder sein Desinteresse, nach einer Niederlage im Leichtathletik-Team zu bleiben. Er wählt ein Leben des Eskapismus in Videospielen, was ein nur allzu bekannter Trend ist

Für den komödiantischen Effekt
Abgesehen vom schleppenden Tempo kann ich ehrlich sagen, dass die Formel des Animes eigentlich gut gelungen ist, da ich die Prämisse mit ihrem Hang zur Übertreibung durchaus interessant in dieser 1. Staffel empfand. Kiwame Quest ist fast wie eine Metapher zu verstehen, dass der Realismus von einer Spielindustrie zwar sehr groß geschrieben, aber zu wortwörtlich genommen wird, denn Videospiele sollten "prinzipiell" Spaß machen und nicht die Spieler foltern bzw. sie nicht mit der Realität konfrontieren. Wie sich das hypothetisch-realistische Szenario im Anime abspielt, war ziemlich unterhaltsam zu beobachten. Der Anime beginnt auch damit, dass er den Zuschauern klar macht, dass es sich hier nicht um den üblichen generischen "stuck in a game/ isekai"-Anime handelt, sondern um einen ungewöhnlichen und humorvollen Anime, in dem der schwächliche Charakter in einer Rolle des widerwilligen Helden gezwungen wird, schwierige Hürden auf eine Art und Weise zu bewältigen, wie er es sonst normalerweise nicht tun würde. Der Anime hat auch einen pechschwarzen Humor, da er kein Problem damit hat, seine Hauptcharaktere für den einen oder anderen Witz zu foltern.
--> Zum Vergleich: Wo ein Anime wie ReZero seinen Protagonisten bloß für die Charakterentwicklung quält, macht Full Dive es, eher um das Publikum zum Lachen zu bringen für ein wenig Charakterentwicklung.

Was den Humor des Animes noch verstärkt, ist die Tatsache, dass sein Konzept eine Parodie auf Anime wie SAO ist, denn die meisten werden bemerken, dass er das Setting dieser Art von Anime abkupfert und etwas schwarzer Humor einbaut, wenn bspw. Hiro sofort überprüft nur für den Fall, ob er sich ausloggen kann, nachdem er schmerzvoll bemerkt hat, dass er (wie die meisten Spieler) den Anforderungen des Spiels und zwar die im Prolog erst nicht ansatzweise gewachsen ist. Und Reona, die als Support-Chara später in der ersten Episode in einem ausgefallenen Outfit auftaucht, macht es noch krasser.

Sonst befindet sich die Animations- und Tonqualität mindestens auf einem soliden Niveau, bei dem es nichts Großartiges zu kritisieren gibt.

Fazit
Insgesamt muss ich zugeben, dass Full Dive mich schon amüsiert hat. Obwohl es nichts Neues im Genre ist und die 1. Staffel nicht viel Tiefgang zeigt, ist es humorvoll, unterhaltsam und spannend genug, dass ich immer wieder zurückkomme, um zu sehen, was aus dem Hauptfigur und der Welt wird. Potential für eine Fortsetzung hat die Serie, zumal dass story- sowie charaktertechnisch (=hauptsächlich Hiro) dafür scheinbar reichlich Zeit in Anspruch genommen wird, sodass die späteren, tiefgreifenderen Handlungen vielleicht erst in der Fortsetzung zu erwarten wären. Nur vielleicht. Wenn man auf der Suche nach einer Komödie für zwischendurch ist, wäre dieser Anime aus der Spring Season überlegenswert.
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Rezensionen – Vivy: Fluorite Eye’s Song

Avatar: Rashomon#8
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Eine wichtige Eigenschaft der Erzählung des Animes ist der Schmetterlingseffekt, der in jeder Episode zu sehen ist. Da dies ein Anime ist, der sich auf Zeitreisen konzentriert, hat jede von Vivys Handlungen einen signifikanten Einfluss auf die Welt. Die meisten ihrer Handlungen unterstützen dabei, das Leben von unzähligen Menschen zu retten, doch andere wiederum beeinträchtigen das Schicksal anderer. Im Endeffekt muss sie mit ihren Handlungen/Entscheidungen leben, weil differenziert betrachtet sie dem Allgemeinwohl dient.

Ein weiterer, bemerkenswerter Aspekt des Animes ist bzgl. der Story die Ähnlichkeit mit einem anderen beliebten Androiden-Thema: Abgesehen von Terminator-Vibes kommt vor allem das Videospiel Detroit: Become Human in den Sinn. Wie in Detroit ist jeder Androide im Anime für eine bestimmte Aufgabe gebaut. Die Androiden in beiden Fällen haben eine ähnliche Anatomie, funktionieren ähnlich und beide sind unglaublich fortschrittlich. Und ähnlich wie in Detroit entwickeln die Androiden im Anime einen eigenen Wille sowie Emotionen und Empathie. Das wirft unweigerlich die Frage auf, ob Androiden die gleichen Rechte verdienen sollten wie wir Menschen, was wiederum zu nächstem Punkt führt, in dem normalerweise der Konflikt zwischen den beiden Parteien unausweichlich wird. Nach dem zu urteilen, was ich in den Medien immer wieder beobachtet habe, scheint die Fähigkeit der KIs Emotionen zu empfinden bzw. die nächste Bewusstseinsebene zu erreichen (=das Erwachen des Egos des KIs) eine Hauptursache für Konflikte zu sein, in der die Asimovs Gesetze nicht mehr eingehalten werden.

Man könnte noch ewig weiter über die Chancen und Gefahren der Android-Entwicklung und des Fortschritts diskutieren, aber das ist ein anderes Thema. Seit die Menschheit existiert kann man sich vergewissern, dass das mit dem ewige Streben der Menschheit nach Fortschritt vielleicht sich nie ändern wird. Alles in allem bin ich sehr zufrieden, dass die Autoren Eiji Umehara und Tappei Nagatsuki (Autor von ReZero) dieses Drehbuch hervorragend umgesetzt haben


Der auserwählte Androide, dessen Bestimmung es ist zu singen und zu kämpfen
Die erste Szene des Animes gibt uns einen kurzen, aber finsteren Einblick in die ferne Zukunft dieser Welt, in der die blutige Rebellion der Androiden gegen ihre Schöpfer seinen Lauf nahm.
Glücklicherweise schafft es ein schnell denkender Wissenschaftler gerade noch rechtzeitig vor seinem Tod, eine KI in die Vergangenheit zu schicken, in der Hoffnung, diese Schreckensherrschaft der Maschinen zu verhindern. Nach dieser Szene stellt uns die erste Episode dann Diva vor, das aufstrebende Idol, das davon träumt, eines Tages auf der großen Bühne Menschen mit ihren Liedern glücklich zu machen. Kurz darauf ändert sich ihr Leben jedoch schlagartig, als sie Matsumoto trifft, eine unflätige KI^^, die Vivy in einem Singularitätsplan einweist, dass sie die Auserwählte für diese Mission sei, welche hundert Jahre dauern wird und bei der nur sie als erste der Schwesternmodelle die Zukunft ändern kann.

Nicht verwunderlich, dass Vivy den Worten dieser seltsamen und taktlosen KI-Matsumoto mit seiner zu schnellen Sprechweise nur widerwillig Glauben schenkt. Doch nach viel Überzeugungsarbeit von ihm stimmt sie (wenn auch immer noch widerwillig) zu, die ihr auferlegten Aufgaben zu erfüllen, zumindest um der Menschheit willen. Die beiden bilden schnell eine außergewöhnliche Partnerschaft, aber beide haben polar entgegengesetzte Persönlichkeiten. Aufgrund ihrer Programmierung ist Vivy eher fürsorglich und mitfühlend, während Matsumoto eher kalt und rational ist.

Das Bemerkenswerte in dem Anime ist auch, wie er mehrere Ereignisse in zwei bis drei Episoden-Bögen beinhaltet.
In den ersten beiden Episoden ist unsere Heldin auf der Suche nach einem Politiker namens Aikawa, einem Abgeordneten, der maßgeblich zum Krieg zwischen Menschen und Androiden beiträgt, um ihn vor einem Attentat durch eine Anti-Android-Terrororganisation namens Toak zu retten. Die nächste Mission führt sie an Bord eines hochmodernen und luxuriösen Raumschiffs, das ausschließlich von Androiden betrieben wird, namens Sunrise. Wenn sie allein gelassen wird, stürzt die Sunrise unweigerlich ab und tötet Hunderte an Bord, was zu weiteren Unruhen zwischen Menschen und Androiden führt. In der dritten Mission hat Vivy den Auftrag, eine von Androiden betriebene, sich selbst produzierende Insel zu infiltrieren, um zu verhindern, dass sie "zu fortschrittlich" werden.

Interessant an diesen Missionen ist, dass sie nicht linear aufeinander folgen. Da es sich um eine hundertjährige Aufgabe handelt, liegen die einzelnen Missionen mehrere Jahre auseinander, sei es fünf Jahre, fünfzehn Jahre oder mehr. Aus diesem Grund sehen wir Vivy fast in einem rasanten Tempo wachsen, sowohl persönlich als auch als Androide. Es ist auch erwähnenswert, dass jede dieser Missionen sie in deutlicher Weise beeinflusst, da sie immer etwas anders aus ihnen herauskommt, als sie ursprünglich der Fall war. Wir sehen, wie sie sich von der widerwilligen und zwiespältigen Heldin Diva zu Vivy entwickelt; einem Androiden, der die Aufgabe hat, andere Androiden zum Wohle der Menschheit zu vernichten.

Wenn sie nicht als Vivy in den Hintern tritt und Leben rettet, erfüllt sie immer noch ihre Pflichten als Diva, denn der Anime macht deutlich, dass ihr ultimatives Ziel ist, andere mit ihrem Gesang glücklich zu machen, was sie auch gut macht, denn wir sehen, wie sie nach und nach ihr Publikum vergrößert und dabei ihrem Traum, auf der Hauptbühne zu singen, näher kommt.
Allerdings ließ mich eine Frage nicht los, warum ausgerechnet das Singen als ihre primäre Funktion von aber vielen gewählt wurde, da viele andere Aufgaben es ihr ermöglichen würden, ihr Ziel, Menschen zu helfen, genauso gut, wenn nicht sogar besser, zu erreichen, wie bei den anderen Schwestern im Anime. Vielleicht, weil Singen mehr Emotionen in den Menschen hervorruft? Oder vielleicht, weil ihre Aufgabe als erste Schwester so einfach wie möglich sein sollte.

Fazit
Als Summe seiner Teile kann ich Vivy: Fluorite Eye's Song sowohl als düster als auch wunderschön beschreiben. Hoffnung und Verzweiflung liegen sehr dicht beieinander. Der Anime hat eine der überragenden Animationen (=Perfect Shots) und Charakterdesigns dieser Frühlingssaison . Die Geschichte zielt darauf ab, so viele Emotionen wie möglich bei den Zuschauern hervorzurufen, und obwohl ich eher rational geneigt bin, gibt es keinen Zweifel daran, dass ihr das gelingt. Wenn man ein Fan von Sci-Fi und Gefühlen ist (=Herz und Verstand im Einklang), dann ist Vivy genau die richtige Wahl dafür.
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Rezensionen – SSSS.Dynazenon

Avatar: Rashomon#9
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Wenn irgendjemand irrtümlich dachte, dass das Mecha-Genre tot sei, braucht er nur einen Blick auf diese Serie zu werfen, um zu wissen, dass es immer wieder gerne recycelt wird. Der Anime nimmt sich prinzipiell nicht zu ernst, sodass er zwar hin und wieder für unterhaltsame Momente sorgt, aber relativ nichts Neues ist - >>Transformers<< und >>Power Rangers<< lassen grüßen. Und >>Godzilla<< auch ein wenig.


Die Kaijuu-Kämpfe sind in diesem Anime für mich aber eher eine Art Show-Spektakel, eine Fassade. Wirklich interessant sind die Mysterien bzw. unaufgeklärte Fälle (zumindest sollten sie sein), welche darauf warten enthüllt zu werden, beispielsweise welche über Yumes tote Schwester Kano oder über die Vergangenheit Gaumas sowie der Monstreneugenikern vor 5.000 Jahren. Allerdings deren Nebenhandlungen haben nicht wirklich Fortschritte gemacht (wenn überhaupt), was für mich der größte Kritikpunkt der Serie darstellt. Ich finde es bedauerlich, dass diese geheimnisvoll angehauchte Plots, die den Anschein erwecken in einer großen Krise zuzusteuern, fast nur heiße Luft waren und kaum was zu bieten haben. Die Einzelheiten, die man bekommt, sind nur ein paar Tropfen auf einem heißen Stein (=inhaltlich sehr lückenhaft). Ebenso dieses damit verbundene langsame Pacing verspricht nicht gleich von einer Spannung erregenden Handlung, welche über mehrere Episoden der Serie in die Länge gestreckt wurde.
Rational gesehen bleibt die Frage immer noch bestehen, inwiefern diese vergangenen Handlungen von jeweiligem Charakter bis zuletzt Relevanz auf den Anime gehabt haben.

Nur ein bisschen was erfuhr man über das Wesen der Kaijuu. Vom Designkonzept her sehen sie genial aus, wenn auch etwas schrill. Ihre Entstehung sind offenbar Resultate aus den Gefühlen der Menschen. Die Monstreneugeniker instrumentalisieren sie mittels >Instance Domination< zu ihrem Werkzeug der Zerstörung, um damit ihren Lebensinhalt zu füllen - Niemand ist wirklich frei, denn jeder ist an etwas gebunden und die Kaijuu befreien die Menschen von ihren Fesseln
So wie es bei >>SSSS.Gridman<< die >>Gridman Alliance<< der Fall war, existiert hier die >>Gridknight Alliance<<. Es ist interessant, wie hier beide Welten sich zusammenfinden, aber deren Zusammenhang immer noch sehr schleierhaft beibehalten wird. Gridknight, bei dem es sich um den kleinen Anti handelte, tritt zwar bei >>SSSS.Gridman<< auf, aber von den beiden Allianz-Mitglieder, die scheinbar neu in SSSS.Dynazenon sind, wüsste ich nicht, ob sie mir in irgendeiner Weise bekannt vorkommen. Man könnte spekulieren, dass es sich bei Knight vielleicht um Anti handeln könnte, weil es sich schon immer um ein und dieselbe Person bzgl. Gridknight gehandelt hat oder gibt es mehrere Gridknights? Außerdem tragen beide weiße Haare. Aber der Anime lebt ja von Spekulationen/Theorien, zu der keine stichhaltige Beweise gefunden werden können.

Der Ton macht bekanntermaßen die Musik, in der eine bestimmte Stimmung hervorgerufen wird. Aber dieser Anime beweist oft, dass eine bestimmte Atmosphäre auch ohne Musik entstehen kann – Gerade die Szenen, in denen man über etwas grübelte, waren hauptsächlich von einer melancholischen Klima geprägt. Bei Kano bspw., von ihr ein trauriges Lied zu hören ist in einer der sehr wenigen Szenen mit Musik, unterstreicht diese Melancholie mehrfach. Bei den Mecha-Szenen konnte man den klaren Unterschied feststellen, welcher Einfluss Musik bzw. das Fehlen von Tonklang auf die Wahrnehmung hat.

Bei SSSS.Gridman gab es anfänglich einige Bedenken wegen der Verwendung von CGI-Effekten für die Actionszenen, aber Trigger weiß seinen Handwerk geschickt zu nutzen wie in diesem Fall mit SSSS.Dynazenon, dass dies der visuellen Qualität keinen Abbruch tun wird. Trigger kennt sich eben gut damit aus, wie man eine Balance zwischen CG-Arbeit und herrlich detaillierten 2D-Aufnahmen des titelgebenden Kampfroboters findet.

Die Actionszenen verlaufen immer gleich, die sich dann monoton anfühlen, obwohl die Kaijuus bemerkenswerte Skills besitzen. Im Laufe der Serie steigern sich die Mecha/Kaijuu-Kämpfe auf ein höheres Level. Das heißt, die Monstreneugeniker hetzen jedes Mal ein neues, stärkeres Monstrum auf unsere Helden, die zwar jedoch erstmal bei ihrer Ankunft des Geschehens kleine, unbedeutende Schwierigkeiten haben, allerdings gegen die von Monstreneugeniker kontrollierte Monstren den Verhältnissen entsprechend rechtzeitig gewappnet sind und mit neuen Transformationen/Finisher-Moves und unter Umständen auch durch den Support der Verbündeten sie erfolgreich zurückschlagen. Dass unsere Helden schließlich jedes Mal siegreich hervorgehen, ist klar wegen Plot Armor.
Was ich ebenso wenig abfeiere und überflüssig finde, sind die sich immer wiederholenden, zeitraubenden Auftritte Dynazenons in das Kampfgeschehen, in der Transformationen vollzogen werden.


Fazit: Der Anime selbst ist ein vollkommen typischer Mecha. Die Animationen mit CGI-Effekten hält sich in Grenzen, sodass sonst alles wenigstens flüssig läuft. Bei Musik gibt es kaum was zu kritisieren. In dramatischen sowie in ruhigen Momenten ist die Musik sehr passend ausgewählt und trägt zu der Stimmung entscheidend bei. Allerdings die Mystery angehauchten Plots sind mit einem Luftballon vergleichbar, welcher mit Inhalten gefüllt wird, die suggerieren, dass sie Substanz enthalten, aber im Endeffekt nichts weiter war als Plot Holes. Die Backstory von jeweiligem betroffenem Charakter sind nicht komplett enthüllt bzw. ganz aufgeklärt worden. Stattdessen fährt man hier in einer emotionalen Sackgasse rein, um dann wieder rauszufahren. Man lernte einfach die Tatsache zu akzeptieren, dass Verlorenes höchstwahrscheinlich nie wieder zurückkehren wird.
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Rezensionen – Wonder Egg Priority

Avatar: Rashomon#10
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Selbst unter den hochkarätigen Fortsetzungen und Adaptionen haben sich in dieser Wintersaison nur wenige Anime-Serien so sehr hervorgetan wie der aufsehenserregende Titel Wonder Egg Priority. Die Animation von CloverWorks ist üppig, mit durchweg unglaublichen Layouts und Zeichnungen in den unterhaltsamen Dialogen und Action-Szenen. Aber unter all dem befindet sich ein ungewöhnlich dunkler Kern. Die Direktheit, mit der Serienregisseur Shin Wakabayashi und Autor Shinji Nojima schmerzhafte, (tod)ernste Themen angehen, stecht Wonder Egg Priority sofort von seinen Magical-Girl-Anime-Vorgängern heraus

Vergleichsweise in anderen Magical Girl-Serien gewährt irgendein Mentor aus einer anderen Welt bzw. Parallelwelt den Mädchen Zugang zu Fähigkeiten, mit denen sie nun in der Lage sind, die Welt neu zu gestalten bzw. sie zum Besseren zu ändern, ihre Macht zur Nutze zu machen und sich ihrer selbst bewusst zu werden. Wonder Egg Priority knüpft sich zwar stellenweise an diese Tradition an, bricht jedoch auf überraschend phänomenale Weise mit ihr. Auf den ersten Blick ist die Serie eine Mischung aus psychologischem Horror bzw. Psychodrama und Coming-of-Age-Drama, in denen auch popkulturelle Einflüsse mitwirken. Gleich unmittelbar zum Beginn gibt es komplizierte Schichten der Bildsprache mit einer subjektiven, magisch-realistischen Darstellung der Realität
Den Mädchen wird Macht anvertraut, doch selbst in den offenkundigen Magical-Girl-Momenten vollziehen die Figuren nicht so sehr an sich selbst ihre Transformationen, sondern ihre Wahrnehmung der Welt wird verändert. Sie verleihen Objekten Kraft und nicht umgekehrt. Es ist wichtig, dass Ai kämpft, während sie wie sonst meistens gekleidet ist - es ist nicht die Macht von jemand anderem, sondern ihre eigene, aus ihrer Perspektive und Entschlossenheit

Die Serie stellt auch die hässliche, boshafte Fratze der Realität unbeschönigt in den Vordergrund. Sie ist keineswegs flüchtig und oberflächlich "über Trauma" angedeutet, wie es manche Serien gerne tun, sondern geht tatsächlich spezifische Probleme bis zu ihrer systemischen Wurzel auf den Grund, ebenso wie die Impulse, die sie verstärken. In der aufsehenserregenden dritten Episode, "A Bare Knife", sind die weibliche Fans, die Ai und Rika beschützen müssen, als Kommentar zu den Schattenseiten der Idol-Kultur zu verstehen, wobei Rika selbst sowohl Opfer als auch Mittäterin an der Ausbeutung junger Mädchen ist, die sich in diesem Spektrum bewegt. Es ist auch der zu meinem Bedauern seltene Anime, der sexuelle Belästigung und Übergriffe ernst nimmt. Also der Anime, der auch gesellschaftliche Tabu-Themen konsequent behandelt, wie sie eben sind, anstatt sie als plumpen Scherz runterzuspielen. Wakabayashi und Nojima nehmen kein Blatt vor den Mund, was es schwer macht, die Serie universell zu empfehlen - viele werden wohl die recht direkte Auseinandersetzung der Serie mit Suiziden als heikle Angelegenheit empfinden. Aber bis jetzt hat die Show dieses Material nie zum Sensationszweck benutzt, mit einer sorgfältigen, gewissenhaften und oft lyrischen Darstellung der versteckten Traumata, die aus alltäglichen, räuberischen kulturellen Systemen geboren werden

Während der Anime einen Großteil seiner Thematik gefasst und sorgfältig reflektiert, tut es dies ebenso durch spektakuläre Action. Jede Episode gipfelt in erstaunlichen Sequenzen, welche nie das Ziel des Autors aus den Augen verlieren, auch wenn die Animation immer verspielter und experimenteller wird. Und während jedes Mädel ihr unverwechselbares, aber bodenständiges Charakterdesign beibehält, gibt es immer noch eine Magical Girl Transformation, lediglich mit Objekten, mit denen Ai interagiert: Ihr bevorzugter Stift verwandelt sich in eine Streitaxt, ein Gymnastikband in eine Peitsche, Stiftlampen in kleine Lichtschwerter

Die Animation, die diese Momente zum Leben erwecken, fühlen sich in ihrer Detailtreue und Qualität außergewöhnlich an. Solche Szenen heben sich von ihresgleichen mit überraschend offener Brutalität ab, die Gewalt ist spezifisch und schmerzhaft real, selbst in groß angelegten, weltbewegenden Raufereien. Während die meisten dieser Kämpfe spannend und temporeich sind, kommen die Horror-Wurzeln der Serie immer wieder zum Vorschein Die Auswirkungen der Schläge gegen Ai spürt man schmerzhaft deutlich

Mein Fazit:
Der Mix aus gewalttätigen Kämpfen und traumatischer Hintergrundgeschichte ist alles andere als klischeehaft sowie banal. Wonder Girl Priority ist äußerst charmant und witzig in der Darstellung der Macken seiner Hauptakteure und wie sie sich ergänzen und aufeinanderprallen. Selbst mit seinen vielen Einflüssen, die er offen zur Schau stellt, lebt Wonder Egg Priority durch Kombination verschiedener Genres, mit einer reizvollen Herangehensweise an Stil und Ton und einem Trotz gegenüber einfacher Kategorisierung, während es gleichzeitig seinen Scharfsinn behält. Das ist ein Teil dessen, was es großartig macht, denn es mischt unterschiedliche Elemente zu etwas, das mehr ist als die Summe seiner Teile
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