Rezensionen – The Promised Neverland
- Handlung
- Illustrationen
- Charaktere
- Spannung
Mit dem Manga „The Promised Neverland“ der beiden Mangaka Posuka Demizu (Illustrationen) und Kaiu Shirai (Story) brachte Carlsen Manga 2018 einen heiß erwarteten Manga-Bestseller nach Deutschland, der mit seinem Zeichenstil und der mitreißenden Story auch hierzulande schnell neue Fans gewonnen hat.
Zu Beginn wird der Leser noch durch die heitere Stimmung in die Irre geführt, scheint das Leben in „Grace Field House“ doch idyllisch und friedlich zu sein. Ein Traum für die Waisenkinder, die dort ihr Zuhause gefunden haben.
Doch nicht wenig später zeigt sich der wahre Schrecken – denn die Kinder sind in Wahrheit nur fleischliche Ware und Grace Field House nicht mehr als eine Art Bauernhof.
Eine friedvolle Idylle?
Emma, Norman und Ray sind beste Freunde und leben schon seit über zehn Jahren in Grace Field House. Auch wenn sie nicht wissen, wie die Welt außerhalb des Waisenhauses aussieht, sind sie zufrieden und glücklich – haben sie doch jeden Tag gutes Essen, ein warmes Bett und ihre Familie in Form der anderen Kinder und ihrer „Mama“ Isabella. Zwar müssen sie regelmäßig Leistungstest absolvieren, haben aber nie Hintergedanken deswegen.
Bis sich die kleine Conny eines Tages auf den Weg zu ihrer neuen Pflegefamilie machen muss. Die anderen Kinder sind sichtlich traurig, sie nie wieder zu sehen und weil ihnen bisher noch keines der Kinder geschrieben hat, nachdem es das Heim verlassen hat. Aber vielleicht ist das Leben draußen einfach zu aufregend und es bleibt keine Zeit dafür?
Das wahre Gesicht von „Grace Field House“
Als Emma nach Connys Abreise feststellt, dass diese ihr geliebtes Stofftier verloren hat, beschließt sie, ihr es zusammen mit Norman zu bringen. Dafür müssen beide zum „Tor“, das sich an der Grenze des Grundstücks befindet. Obwohl ihnen eine Strafe droht, nehmen sie diese in Kauf – gibt es doch viel schlimmeres, wie sie denken.
Am Tor angelangt fehlt zuerst jede Spur von Conny, bis Emma eine grausige Entdeckung macht. Auf der Ladefläche eines Autos findet sie Connys Leiche. Bevor sie und Norman ihren Schock überhaupt ansatzweise verarbeiten können, hört sie jemand.
Schnell verstecken sich beide unter dem Auto, als sich Gestalten nähern. Aus ihrem Versteck sehen sie dann, wen sie vor sich haben – oder eher was – denn vor ihnen stehen plötzlich Monster, die einem Alptraum entsprungen sein könnten.
Niedliche Zeichnung gepaart mit horror-artigen Szenen
Abrupt kippt die Stimmung der Handlung, was besonders durch die Zeichnungen der Mangaka getragen wird, die klar und sauber, aber auch mal verspielter sind. Während die Charakterzeichnungen der Kinder niedlich mit großen Köpfen und Augen sind – fast schon wie in einem Cartoon, heben sich die Monster umso grotesker hervor und der Hintergrund ist schwarz eingefärbt.
Auffällig ist auch, das Isabella und später Schwester Krone, die zur Unterstützung ins Heim kommt, überdimensional groß wirken und durchaus kräftig – als sollte dadurch der Machtunterschied zwischen ihnen und den Kindern noch zusätzlich verdeutlicht werden.
Wettlauf gegen die Zeit
Mit der Erkenntnis der drei Freunde über die Wahrheit hinter dem Waisenhaus beginnen sie, Fluchtpläne zu schmieden. Dabei wird jeder Vorgang, jede Handlung hervorgehoben, da jede Geste, jeder Blick, verräterisch sein können. Es beginnt ein Katz und Maus Spiel, bei dem Norman, Emma und Ray fortan gegen ihre „Mama“ arbeiten müssen – schließlich ist diese ein Handlanger der Monster und zieht die Kinder nur für die „Ernte“ heran.
Nicht nur vor ihrer Mama müssen sich die drei in Acht nehmen, auch vor den anderen Kindern dürfen sie sich nichts anmerken lassen, um diese zu schützen.
Aber im Geheimen eine Flucht für alle zu planen, ohne dass jemand Verdacht schöpf, gestaltet sich schwierig und immer wieder scheint es, als würde Isabella ihnen auf die Spur kommen.
Die Mutter und ihre Kinder – oder die Wächterin und ihre Ware
Denn Isabella weiß dank eines speziellen Sensors, dass jemand in der Nacht von Connys „Auslieferung“ am Tor war und versucht nun selbst, denjenigen zu finden. Dabei geht sie wie ein Profi vor, spielt nach außen hin die liebende Mutter, kalkuliert jedoch jeden ihrer Schritte und beobachtet vor allem Norman, Ray und Emma sehr genau.
Man fiebert beim Lesen mit den Kindern mit, sind sie doch alle nachvollziehbar gestaltet, wenn sie auch teils vielleicht etwas zu reif und rational für ihr Alter wirken – was für mich der einzige Störfaktor war. Jeder besitzt eine eigene Persönlichkeit, Emma ist aufopfernd und denkt immer zuerst an andere, ähnlich wie Norman, der aber durchdachter handelt. Ray hingegen ist etwas der Außenseiter mit seiner stets rationalen Art.
Fazit
„The Promised Neverland“ ist einer der wenigen Manga, die sich nur schwer in eine Schublade stecken lassen, mal wird er als Horror, dann als Mystery oder Fantasy bezeichnet. Meiner Meinung nach sind alle drei Genres sowie eine gute Prise Drama und Spannung enthalten, was neben der Handlung ein klarer Pluspunkt für mich ist.
Insgesamt bietet „The Promised Neverland“ abwechslungsreiche Unterhaltung abseits der ausgetretenen Pfade, denn der Manga erinnert etwas an Survival-Geschichten und ist doch ganz anders. Einzig einige der Charaktere wirken nur bereits zu erwachsen und meiner Meinung nach hätte man den Plot Twist zu Beginn ruhig noch ein Stück nach hinten schieben können, um noch mehr Spannung aufzubauen.
Dank Carlsen Manga dürfen wir nun weiter mitfiebern, ob und wie die Flucht der Kinder gelingt und welche Gefahren sie dann außerhalb erwarten.