Tokyo Ghoul (2011)

東京喰種トーキョーグール

Rezensionen – Tokyo Ghoul

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Manga „Tokyo Ghoul“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Buttons#1
Dies ist ein brutaler und dramatischer Manga ohne HEA. Wer ihn liest sollte wissen...
...dass am Ende noch alle Fragen offen sind und man nicht das Gefühl hat, dass es ein Abschluss ist. Die Fortsetzung ist allerdings noch nicht fertig, wer also Wert legt auf einen vollständigen und abgeschlossenen Manga sollte noch damit warten diesen hier zu lesen.
...dass hier Menschen/Guhls gefressen, abgeschlachtet und gefoltert werden. Also nichts für Leute die da etwas zimperlicher sind ;)

Ich bin noch etwas erschlagen von dem teils verwirrendem Ende und nicht gerade glücklich darüber dass ich noch sehr lange auf die Fortsetzung warten muss. Trotz diesem Makel ist es ein wahnsinnig guter Manga. Er hat einen enormen Tiefgang und wenn nicht gerade gekämpft wird, wird meistens über das Leben, das Kämpfen und den Tod verzweifelt. Dabei fängt der Manga ganz harmlos an (naja bis auf der Menschen fressen und so) und hat eine unsichere aber trotzdem noch lockere Atmosphäre Das ändert sich dann schnell und vorbei ist es mit Kaffee trinken und herumalbern.
Der Hauptcharakter, welcher ein halber Guhl und ehemaliger Mensch ist, kämpft mit der Frage nach seiner Zugehörigkeit, Identität und der Richtigkeit seines Handelns. Zweifel an sich, der Welt und dem Sinn nagen konstant an ihm und er muss sich einem Gegner nach dem anderen stellen, manchmal sogar sich selbst. Auch die anderen Charaktere sind alle gut gestaltet, jeder hat seine Geschichte und macht seine Entwicklung durch. Es gibt kaum Charaktere die 'böse' sind, da richtig und falsch immer wieder und immer mehr verschwimmen. Ist es falsch Menschenfleisch zu essen wenn man es zum überleben brauch (nicht jeder Guhl tötet dafür), ist es falsch Ghule anzugreifen nur weil sie sich von Menschenfleisch ernähren, ist es falsch zu töten egal aus welchem Grund? Fragen über Fragen mit denen man sich konstant auseinander setzen muss.
Wer also tiefgründige Anime mag, gerne brutale Gewalt sieht und eine komplizierte aber gut durchdachte Welt erleben will dem kann ich diesen Manga aufs wärmste empfehlen!
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Avatar: sherbmania#2
Jeder der Manga als eigenständiges Medium versteht weiß um die erzählerischen Stärken und Schwächen. Zum Beispiel spielen Manga häufig mit Klischees, haben oft eine Botschaft die sie vermitteln möchten oder zeigen uns Welten die man sich nur schwer vorstellen kann und Filme oder Bücher uns nicht zeigen können. Auch Tokyo Ghoul nutzt die Vorteile eines Manga um uns etwas zu erzählen. Uns wird eine Welt gezeigt die fern ab von Moral und Vernunft mit den Köpfen der Leser spielt.

Heutzutage haben viele Menschen ein Problem mit modernen Medien. Beispielsweise Hollywood Blockbuster werden produziert um zu „entertainen“, was so viel heißt wie „mit möglichst vielen Effekten, Explosionen und Stunts einen berauschenden Zustand erzeugen“. Es gibt natürlich noch Ausnahmen (wie z. B. Inception), aber ein Großteil dieser Produktionen sprechen die Faulheit und Dummheit mancher Leute an und fordern nahezu gar nichts um die Geschichte zu verstehen. Sie lassen keinen Spielraum für Interpretationen.

Bei Sui Ishida (der Mangaka) ist dies anders. Er ist einer dieser Autoren, der genau weiß was er von seinen Lesern erwarten kann. Seine Zielgruppe fordert kein konkretes Alter (Altersfreigabe ab 16 Jahren, ist an vielen Stellen echt brutal), sondern eine gewisse Reife. Fähigkeiten wie das kombinieren gewisser Ereignisse, das hinterfragen bestimmter Aussagen oder das sehen und verstehen von zusammenhängen zwischen Tokyo Ghoul und seinen Inspirationsquellen werden vorausgesetzt. Wer diese Fähigkeiten sein eigen nennen darf oder zumindest den Ehrgeiz mit sich bringt auch außerhalb der Geschichte mal die Reddit- oder Wiki-Seite zu durchstöbern, oder sich sogar direkt an die Referenzwerke wagt, der stopft nicht nur Wissenslücken sondern erkennt auch noch den außergewöhnlichen Tiefgang der Erzählung. Werke wie Kafkas „Die Verwandlung“, ein Bezug auf Tarro-Karten und ihre Bedeutung oder der Erzählstil klassischer Dramen lassen sich manchmal direkt, manchmal indirekt in der Geschichte finden.

Um nun etwas expliziter auf Tokyo Ghoul als Einzelwerk eingehen zu können wird in die Kategorien „Story und Charaktere“, „Zeichenstil“ und „Bezug zum Anime“ eingegangen.


Story und Charaktere:
Die Geschichte von Tokyo Ghoul ist recht frisch und größtenteils klischeefrei. Sicherlich gibt es hier und da einen Charakter den man vielleicht in abgewandelter Form schon mal gesehen hat, aber diese sind eher selten und besonders im Bezug auf Charakterentwicklungen im späteren Verlauf der Geschichte sehr ikonisch. Es ist ziemlich leicht den Überblick zu verlieren bei der Menge an verschieden Persönlichkeiten. Es gibt zwar einen klaren Hauptcharakter, namentlich Ken Kaneki, dass heißt aber nicht das die anderen Charaktere minder interessant sind. Kaneki hat jedoch den Vorteil den größten Tiefgang und die mit Abstand heftigsten und bedeutsamsten Charakter Veränderungen zu erhalten. Vergleicht man seine Persönlichkeiten von Beginn mit der am Ende des Manga wird man feststellen das der Wandel enorm war. Man wird aber auch feststellen das man den Wandel nachvollziehen kann. So absurd makaber und strickt unmoralisch die Geschichte sich anfangs anfühlt, mit der ganzen menschenfressenden Ghoul Geschichte (man stempelt sie anfangs eher als Kannibalismus ab), umso mehr streift man im Verlauf der Story den Mantel der Moral im Kontext dieser Welt ab und lernt zu verstehen. Das sogar zusammen mit Kaneki, der die selben moralischen Probleme mit sich trägt wie der Leser selbst.

Kaneki Wandelt auf einem dünnen pfad zwischen verschiedenen Fraktionen in dieser Welt. Er ist ein Mensch der durch gewisse Ereignisse zum Ghoul wird und sieht sich gezwungen Menschen zu essen, da er keine normale Nahrung mehr verträgt. In seiner Not trifft er auf das kleine Ghoulkaffee Anteiku, dessen Mitarbeiter seine Probleme zu gut verstehen und ihm helfen in der Welt der Ghoule zurecht zu kommen. Ghoule leben in ständiger Angst von einem Dove (übersetzt „Taube“) eines Tages auf öffentlicher Straße hingerichtet zu werden. Doves sind die Detektive von CCG, einem Ghoul-auslöschungs-Polizeitrupp. Als Mensch befürwortet Kaneki CCG, doch nun ist er selber ein Ghoul. Was zu echt komplizierten Pesönlichkeitskomplexen führt.

In der Welt von Tokyo Ghoul ist sowieso nichts Schwarz oder Weiß. Jeder hat Beweggründe die man nachvollziehen kann, jeder hat Probleme die es zu bewältigen gibt und keiner den Überblick das große ganze zu verstehen, bis auf den Leser selbst! Und gerade hier ist es wo die Geschichte von Tokyo Ghoul glänzt. Wer das Reddit verfolgt weiß, dass die Story wie ein großes Mosaikpuzzel ist an dem eine ganze Community bastelt. STÄNDIG gibt es Referenzen auf ältere Kapitel oder diese typischen „AHA!“ Momente in denen alte Ereignisse auf einmal neue Details aufweisen die den Aktuellen Story-verlauf erklären. Um mal Beispiele zu nennen:

In Kapitel 118 Verrät Hide (der Beste Freund von Kaneki) bei einem Gespräch mit Touka (Arbeitet im Kaffee Anteiku) das Kaneki, immer wenn er etwas zu verbergen hat, sich aus Gewohnheit mit der rechten Hand ans Kinn packt. Bis dahin hat man darauf nicht geachtet. Wenn man jetzt zurückblickt war das erste mal wo das hätte auffallen können in Kapitel 7. Das erklärt in Fakt sogar so unglaublich viel davor und danach! Man kann nur behaupten, dass alles von Sui Ishida schon geplant war.

Hin und wieder benutzen die Detektive eine spezielle Rüstung die sich "Arata" nennt. Waffen und Ausrüstung wird in der Welt von Tokyo Ghoul aus den Kagunes (eine im Körper verwachsene Waffe der Ghoule) der Ghoule geschmiedet. Der Ghoul aus dem diese Rüstung geschmiedet wurde wird von CCG gefangen gehalten um von ihm zu "ernten". Die Kagune wächst nach, CCG schneidet sie ab usw. . Später im Manga wird die Hintergrundgeschichte von Touka (einem wichtigen Charakter) beleuchtet. Man erfährt etwas über den vermeintlichen Tod, bzw. das verschwinden ihres Vates. Der Name war Arata Kirishima.

Einer der letzten Sätze die in Tokyo Ghoul von Arima (er ist bildlich gesprochen sowas wie der Gott des Todes) gesprochen werden lautet: "Du kommst nicht weiter als V14.". V14 bezieht sich auf die Bezeichnung der Untergrundpassage in welcher Arima zu guter letzt auf Kaneki trifft. V14 bedeutet aber auch Volume 14. Der Band indem die Geschichte vorläufig ein Ende fand.

Kanekis weißen Haare kommen nicht von "irgendwo" her. Seine Haare Färben sich aufgrund einer ihm zugefügten Folter. Der dadurch zugefügte Stress und die Angst lösen bei ihm das "Marie Antoinette-Syndrom" aus. Benannt nach der Frau von Ludwig dem XVI. Als sie am Ende der Französischen Revolution das Schicksal des Königs am Schafot sterben zu müssen teilte, waren ihre Haare kreideweiß.

Das waren nur winzige Beispiele von dutzenden weiteren in diesem Werk. Selbst sowas unbedeutendes wie die Kapitel Bezeichnung hat Relevanz! Kapitel 72 trägt den Titel „Halfway“. Insgesamt hatte Tokyo Ghoul, wie man ja jetzt weiß, 144 Kapitel.

Zur Story lässt sich noch so unendlich viel erzählen, aber iregendwo muss auch mal die Bremse gezogen werden. Fern ab von jeglicher Interpretation und Tiefgründigkeit bleibt deshalb zu sagen das Tokyo Ghoul ein herrliches Drama mit Horror Elemente ist und im Kern ein Seinen/Josei mit vielen Kämpfen und einer typischen Unterteilung in kleine Story Arcs die zu unterhalten weiß.


Zeichenstil:
Den Stil von Tokyo Ghoul mag ich besonders. In einem älteren Review zu Tsumitsuki wurde bemägelt das für einen Horror Titel der Zeichenstil zu „sauber“ sei. In Tokyo ghoul ist das genau anders herum! Ein teils wilder Zeichenstil unterstreicht die Hektik und Verrücktheit mancher Szenen. Es ist der „Künstlerische Freigeist“ der hier definitiv zu tragen kommt. Ein markanter und einprägsamer Zeichenstil.


Bezug zum Anime:
Der Anime greift das Grundkonzept des Manga auf, erzählt aber eine Alternative Geschichte die eine MEEEEENGE auslässt und verdreht. Teilweise fehlen ganze Story Arcs oder werden komplett ausgetauscht. Das ist schade, weil es eine 1 zu 1 Umsetzung ums tausendfache besser gemacht hätte. Der Anime kommt nicht ansatzweise an die erzählerische Tiefe des Manga heran. Im Gegenteil, der Anime verdreht so stark das viele Sachen gar keinen Sinn mehr machen.

Was bleibt sind nur gelungene Soundtracks. Unravel oder Glassy Sky, so wie die anderen Soundtracks passen perfekt! Es wird empfohlen die sich während des Manga lesen anzuhören. Ansonnsten empfielt sich der Manga vor dem Anime.


Fazit:
Was soll man noch sagen zu Tokyo Ghoul? Zu guter letzt bleibt mir das Gefühl mit dem kleinen Review dem Werk von Sui Ishida nicht genug Tribut gezollt zu haben. Es kann noch so unfassbar viel zu Tokyo Ghoul gesagt werden. Da Tokyo Ghoul:re (eine direkte Fortsetztung) gerade noch läuft können wir uns sicher sein das noch viele unentdeckte Hinweise in dem Manga schlummern. Wer bis hierhin gelesen hat und immer noch fragt ob ich diesen Manga empfehlen würde, dem kann ich nur sagen: verdammt nochmal JA! Auf jeden Fall lesen! 11/10
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Avatar: Leoknight#3
So, bevor ich den eigentlichen Kommentar beginne: Ich weiß, ich weiß, der Manga ist die Bombe, Kaneki ist so tiefgründig, seine weißen Haare und seine Maske sind einfach cooool~.
Also sorry, aber das sehe ich nicht so, nicht mal ansatzweise. Wer auch immer den Daumen nach unten drücken will, be my guest!

Dieser Kommentar wird mal wieder lang. Das liegt nicht an der Komplexität oder Länge der Story, sondern aus dem Grund, dass mir so viel aufgefallen ist, dass ich für schwach, schlecht, langweilig, unlogisch oder einfach dumm halte, dass ich dies alles sicher nicht systematisiert bekomme.
Zu Anfang sollte eines vorweggenommen werden: Ich habe lange und intensiv darüber nachgedacht, warum ich diesen Manga so unausstehlich fand. Habe mich mit Bekannten unterhalten, die diesen Manga auf verschiedenste Weise aufgenommen haben, und bin schlussendlich zu einer Erkenntnis gelangt:
Die Geschichte wäre sehr gelungen, wenn sie nicht als Manga, sondern als Buch geschrieben worden wäre.

Klingt erst einmal komisch, weil man Büchern normalerweise zuschreibt, dass sie intellektuell „weiter“ sind als Manga und damit sollte Tokyo Ghoul als Manga eigentlich hervorragend sein, doch dies ist nicht der Fall. Warum?
Zu aller erst ist der Faktor der Zeichnungen von immenser Bedeutung dafür. Die Zeichnungen sind teilweise nicht einfach schlecht, schrecklich oder undurchsichtig, sondern „hideous“. Und das kommt besonders bei den Kampfszenen kontinuierlich zum Vorschein. Manchmal hatte ich einfach keine Ahnung, was dort zu sehen war, wer wen angreift, welche Quinque verwendet werden und welche Körperteile umherschwirren. Einfach grauenhafte Konzeption, ebenso wie zu kleine Panels, die meine Augen höchstwahrscheinlich geschädigt haben, nicht nur durch die Größe, aber vor allem durch die Qualität.
Die Zeichnungen sind jedoch nicht nur deswegen ein Problem, weil sie einem die Übersicht rauben, viel schlimmer ist, sie rauben den Faktor des Entertainments dadurch. Da die Kämpfe immer wieder als kleine Höhepunkte erscheinen, die Illustrationen diese jedoch nicht als solche darstellen konnten, verlor der Manga in meinen Augen jegliches Unterhaltungsniveau.

Dies war jedoch weitaus gravierender, als ich dachte. Denn zunächst sah es danach aus, dass hier die Gesellschaftskritik und die Fragen danach, ob es korrekt wäre Menschen zu essen, oder nicht usw., im Mittelpunkt stehen würden. Doch stellte sich heraus, dass Ishida Sui jegliche interessanten Fragen nicht nur umging, er ignorierte sie einfach. Er stellte zunächst die Frage und dann… nichts. Und da keine sozialkritischen oder moralisch-ethischen Fragen zur Debatte standen, musste ich mich mit der Action zufrieden geben, die wiederum durch die Zeichnungen verdorben wurde. Einige werden nun behaupten, dass Ishida diese Fragen indirekt mit seinem Manga und seiner Story beantwortet hat. Ach ja, wo? Ich habe intensiv die Augen danach aufgehalten, doch gefunden habe ich nichts. Die CCG und die Ghouls schlagen sich die Köpfe ein, aber wer von den beiden oder ob beide oder keiner „im Recht“ ist/sind wird nicht mal angeschnitten.

An sich muss ich sagen, Ishida Sui ist für mich als Mangaka einfach unerträglich, ja beinahe verhasst würde ich sagen (was nichts darüber aussagt, was für ein Mensch er ist). Denn er ist für mich ein fauler Sack. Was in erster Linie daran liegt, dass seine Erzählweise absolut keinen roten Faden hat und damit keine Stringenz. So weiß ich bis heute nicht, wie die Welt von Tokyo Ghoul aussieht. Existieren die Ghouls nur in Japan, oder auch woanders? Ich nehme mal an, dass sie weltweit aufzufinden sind, da auch Deutschland ein Forschungszentrum hat und in China Operationen durchgeführt werden. Doch das ist eine reine Vermutung, mehr nicht. Dann ignoriert Ishida mal wieder eine Grundsatzfrage: Wie würden sich die Menschen verhalten, wenn sie wüssten, dass „Kannibalen“ unter ihnen leben, die übermenschliche Fähigkeiten haben? Er zeichnet den Durchschnittsmenschen als einen Idioten, den so etwas nicht interessiert, der sich weiterhin normal benimmt, und der keinen Zugang zu solchen Informationen hat. Damit erleichtert er sich natürlich vieles und muss sich nur auf die Ghoul- Fahnder und die Ghouls konzentrieren.
Weiterhin lässt er bis zum 60. Chapter, wenn ich mich nicht irre, jegliche Erklärungen zu den Fähigkeiten der Ghouls aus, erwähnt nicht die Rangfolge der CCG-Fahnder und schmeißt wie wild mit Namen und Bezeichnungen um sich, die ich schnell vergesse, die aber nach ein paar dutzend Chaptern wieder herausgekramt werden. Danach macht er aber komischerweise bei der Erklärung der Kagune und Quinque kurzen Prozess und überflutet den Leser auf einmal mit einer Unmenge an Informationen. Schlecht, faul, undurchsichtig, unvorbereitet, mir gehen langsam die Adjektive aus.

Ebenso skizziert er zwar die Charaktere durchaus interessant, vergisst aber einen tieferen Einblick in sie zu geben. Kaneki wird zwar als durchaus smarter und weicher Mensch gezeigt, aber seine pseudo-Psychoanalyse desselbigen war mir zu trocken und weder Fisch noch Fleisch. Mal war er verrückt, mal wollte er alle beschützen (öde), mal hat er sich selbst fertig gemacht, weil er so schwach und egoistisch war. Kaneki ist psychisch perfekt auf diesen Manga abgestimmt, denn er ist wie dieser Manga: Verwirrt, egozentrisch, unglaubwürdig und alles in allem einfach geistig labil. Doch außer Kaneki gibt es ja einen Haufen an anderen Personen. Touka wird plötzlich von dem zweitwichtigsten Charakter zur absoluten Statistin abgestempelt, Amon, den ich sehr mochte, ist einfach langweilig und entwickelt sich kein Stück usw. Dann gibt es Namen von Menschen, die mal auftauchen, aber kaum eine Rolle spielen, wie Arima (außer zum Schluss), die ich mir aber merken soll und die immer wieder irgendwie erwähnt werden. Irgendwann habe ich einfach aufgehört durchzublicken und wusste nicht mehr auf wen ich mich konzentrieren sollte und wer hier wer ist, was auch daran liegt, dass für mich japanische Namen schwerer zu merken sind als westliche.

Zum Ende kommt noch der Part, der für mich den Manga komplett ruinierte. Ich möchte klarstellen: Ich mochte den Beginn des Manga, ich fand ihn sehr gut, ruhig, stabil. Doch dann kam Aogiri und damit dieser fürchterlich übertriebene und viel zu detailliert und langgezogene Folterszene. Eine Frage: Wozu? Ich hatte mich schon vorher gefragt, was Ishida wohl anstellt, damit Kaneki diese berühmten Haare bekommt. Welcher psychische Atomschlag ihn so zurichten wird. Und dann holt er diesen Schwachsinn raus. Wieso Folter? Woher kam das plötzlich? War das nötig? Absolut nicht! Das überschritt jede Grenze, denn selbst der Splatter in den ersten 50 Chaptern kommt nicht an diese Szenen heran. Ich habe nichts gegen „übermäßige Gewaltdarstellung“, doch war dies bei den Haaren herbeigezogen, viel zu extrem und viel zu lang. Ich glaube, Ishida ist einfach nichts anderes eingefallen, und er hat die einfachste Methode benutzt, damit wir in die Psyche Kanekis blicken konnten: physische Qualen. Und damit hatte sich der Manga für mich erledigt. Denn ab jetzt war jeder Tod, jede Zerstückelung und Folter kein Überraschungselement mehr. Ich saß stoisch-neutral da und guckte bei jedem Chapter, wie lange es noch dauert bis das Ende denn endlich da ist.    

So, sind wir mal ehrlich, nur für einen Moment. Dieser Manga ist nicht so beliebt, weil er durchdacht, düster, intelligent und tiefgründig ist. Er wird so gehypt, weil der Protagonist ein Weichei war, welches sich zu einem „Badass“ entwickelte, dabei eine geile Maske trug und sogar noch weiße Haare bekam. Er ist so weit oben, weil die Ghouls Menschen fressen, viele Eingeweide zu sehen sind und die Ghoul-Fahnder mit den übermenschlichen Monstern mithalten können. Mehr ist da nicht. Ah ja, doch: „Die Welt ist falsch.“ Das Motto des Werks. Und damit ist alles gesagt. Die Welt dieses Manga ist falsch, nicht weil sie böse oder abscheulich ist, sondern, weil sie keinen Inhalt hat. Weder reicht die Information um die Welt, noch die Action, die Zeichnungen oder Charakterentwicklung um mich zu überzeugen. All dies befindet sich auf einem unausgesprochen niedrigen Niveau. Und ich habe in diesem Kommentar längst nicht alles erwähnt, was da nicht stimmt. Man könnte sich noch über Kanou, „Owl“, Aogiri als Organisation usw. auslassen. Dieser Manga hat so viele Fehler und Lücken, dass ich bis heute, nach Beendigung dieses „Werks“, nicht nachvollziehen kann, was man hier mögen könnte. Für mich waren das 143 verschwendete Chapter und eine Menge an meiner Zeit, die ich aus dem Fenster geworfen habe.
„Warum hast du dann den Manga bis zum Ende gelesen?“ Damit ich ihn gerecht bewerten konnte. Das Ende hat außerdem seine Wertung stark nach oben korrigiert.
„Wenn’s dir nicht gefällt, musst du ihn nicht lesen.“ Ja, stimmt, doch das tat ich, und jedes Buch, jeder Film und jeder Manga kann und sollte kritisiert werden.
Schlussendlich: Ich werde nie wieder einen Manga von Ishida Sui anfassen, und ich werde ganz sicher nicht die Fortsetzung zu diesem lesen. Für mich ist Tokyo Ghoul ein Kapitel in meiner „Karriere“ als Manga-Enthusiast, welches ich ganz schnell vergessen will und auch werde. Der Anfang war gut, das Ende auch, alles dazwischen gehört auf den Müll, das ist meine ungefilterte Meinung.
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Avatar: KannaYUE
V.I.P.
#4
„Ich bin kein Romanheld, ... ich bin ein ganz normaler Student, der gerne Bücher liest ... [Doch] wenn man ein Buch über mich schreiben würde, wäre es ... eine Tragödie“ - Ken Kaneki (Band 1).  

Tokyo Ghoul erzählt die Geschichte des Studenten Ken Kaneki, der bis zu seinem 18. Lebensjahr mit seinem besten Freund Hide in einer Welt, in der Ghule unter den Menschen leben, ein völlig ruhiges und wenig aufregendes Leben führt. Als er das Mädchen Rize (nach deutscher Ausgabe „Liz“) kennenlernt, verändert sich Kens Leben vollkommen, denn ihm ist bis zu seiner ersten Verabredung mit ihr nicht bewusst, dass sie eine Ghula ist, die es auf ihn abgesehen hat. Ken wird von ihr bei der Verabredung so schwer verletzt, dass eine sofortige Organtransplantation vonnöten war. Unter Zeitdruck und mangels Alternativen entscheidet sich der behandelnde Arzt, ihm Organe von Rize zu transplantieren, die während der Jagd von einem Stahlträger erschlagen wurde. So überlebt Ken den Angriff, muss allerdings nach und nach Veränderungen an sich feststellen. Menschliches Essen schmeckt ihm beispielsweise nicht mehr, nein, es schmeckt scheußlich, weshalb er nach der Operation mehrere Tage nur von Wasser lebt und sein Appetit auf menschliches Essen nachlässt. Als er sich letztlich nach ein paar Tagen nach draußen begibt, wird ihm klar, dass er einen immer stärker werdenden Drang nach Menschenfleisch verspürt. Verfolgt vom nagenden Hunger plagen ihn auch innere Konflikte, da er den Menschen in seiner Umgebung, besonders Hide, nicht schaden möchte und es nicht übers Herz bringt, das Leben eines anderen Menschen für das eigene zu opfern. Durch den Kontakt zu anderen Ghulen erfährt er jedoch, dass er nicht ewig ohne Menschenfleisch überleben kann.
 
Was er ab diesem Zeitpunkt alles durchmachen muss, beschreibt der Mangaka Sui Ishida zwar glaubwürdig und intelligent mit viel Geduld, jedoch wirkt Tokyo Ghoul keineswegs langgestreckt. Der Manga, der ganz klar im Genre Horror rangiert, setzt sich stark mit der mentalen Verfassung des Antihelden und Halb-Ghuls Ken auseinander.
 
Der Leser bekommt über 14 Bände eine mitreißende Charakterentwicklung des Protagonisten gezeigt, der zu Beginn des Mangas offensichtlich eher schwächlich und unsicher wirkt und im Allgemeinen ziemlich naiv ist. Allerdings bleibt Ken in keiner Weise, wie man noch nach dem ersten Band vermutet hätte, ein weichlicher, jammernder Nichtsnutz.
 
Im Laufe des Mangas werden einem viele neue skurrile Figuren präsentiert, die sich alle durch ihre Charakterzüge unterscheiden, jeder Charakter ist auf seine eigene Art bedeutsam und interessant. Besonders hervorzuheben ist, dass jeder dieser Charaktere eine bestimmte Rolle für den Verlauf der Geschichte trägt. Auch deren Entwicklung bekommt man gezeigt. Ein paar werden einem sicher sympathischer sein als andere und ein paar wird man eventuell sogar zu hassen beginnen.
 
In den ersten paar Bänden wird dem Leser die Welt der Ghule näher gebracht und man lernt den Protagonisten Ken besser kennen, weshalb man hier nicht mit viel Action rechnen sollte. Ghule werden hier als Wesen beschrieben, die sich von den Menschen äußerlich nicht unterscheiden. Sie sind den Menschen insoweit überlegen, dass sie gewisse Fähigkeiten besitzen. Auch diese lernt man pro Band immer besser zu verstehen und zu unterscheiden.
 
Die Menschen sehen in den Ghulen nichts weiter als die Feinde der menschlichen Rasse und somit das Böse, das es zu töten gilt. Um die Auffindung und Beseitigung der Ghule kümmert sich eine Organisation namens CCG. Für sie gibt es keine guten Ghule, keine Ausnahmen, doch ist nicht jeder Ghul automatisch böse, nur weil er als Menschenfresser geboren wurde. Jeder Ghul ist dazu gezwungen, sich von Menschenfleisch zu ernähren, um zu überleben, doch gibt es auch Ghule, die ein friedliches Leben führen wollen, es nicht übertreiben und nur so viel Menschenfleisch verspeisen, wie sie zum Überleben brauchen.
 
Die Story an sich ist wohl kaum einzigartig oder unbekannt, doch Sui Ishida schafft es, den Manga auf eine dennoch spannende Art zu erzählen. Man bekommt keine weiße oder schwarze Welt gezeigt bzw. eine gute oder böse, bei der man sofort weiß, wer Recht und wer Unrecht hat. Normalerweise würde man davon ausgehen, dass die Ghule die Bösen sind, doch bei Tokyo Ghoul ist dies nicht deutlich, da Sui Ishida vielen Ghulen wie Touka, Hinami oder Nishiki eine gewisse Menschlichkeit verleiht, wodurch sich der Leser mit ihnen identifizieren kann.
 
Im Manga wird sehr viel mit Symbolen gespielt, die einem Hinweise auf spätere Ereignisse geben. Ob es nun Blumen, Nummern, Tarotkarten oder sonstige Bilder sind, die evtl. weniger von Bedeutung erscheinen. Dies zeigt, dass Sui Ishida nicht planlos an den Manga herangegangen ist, sondern sich etwas dabei gedacht und sich daher auch grundlegend informiert hat.
 
Seinen Zeichenstil würde ich als eine Mischung aus realistisch, hübsch und weich bezeichnen, welcher im Gegensatz zum oft drastischem Inhalt steht und die Kampfszenen nur umso krasser wirken lässt. Die Personen sind, wie bereits erwähnt, sehr gut voneinander zu unterscheiden, nur wirken die Actionszenen zum Teil vielleicht ein wenig unübersichtlich. Ich hatte da manchmal Schwierigkeiten, durchzublicken, aber das empfindet sicher jeder anders. Was mir persönlich sehr gut am Manga gefällt, ist, dass der Leser die stetige Verbesserung des Charakterdesigns und somit den Fortschritt des Mangakas miterleben darf. Des Weiteren sind die Cover super schön gestaltet!
 
Fazit

Man sollte an Tokyo Ghoul auf jeden Fall mit etwas Geduld rangehen, immerhin wird die Geschichte, mal von der Fortsetzung „:re“ abgesehen, über 14 Bände erzählt. Als Manga der im Genre Horror rangiert, sollte man hier auf keinen Fall eine herzerwärmende Geschichte erwarten oder irgendeine Romanze. Wenn man nur wenig verkraften kann, sollte man die Finger von diesem Manga lassen, da man hier mit dem Verlust des ein oder anderen Charakters rechnen muss.
 
Wenn dir fesselnde und spannende Mangas gefallen, bei denen man gut mitspekulieren kann und die einen hier und dann vllt. mal hinters Licht führen, könnte dir Tokyo Ghoul sicher sehr gut gefallen.
 
P.S.: Ich lege wirklich jedem ans Herz, den Anime nicht anzuschauen. Gründe dafür findet ihr im Spoiler.
Es gibt einige Aspekte, die ich am Manga deutlich besser fand als am Anime. Diese sind für mich sehr wichtig, wenn ein Manga eine Animeadaption bekommt. Der Anime soll schon das verkörpern, was den Manga ausmacht und wenn mir das im Anime fehlt, bin ich enttäuscht von der Umsetzung.

Für mich ist Tokyo Ghoul ein eher düsterer Manga und der Anime war mir viel zu farbenfroh, viel zu grell. Die Kagune im Anime sahen, meiner Meinung nach, schrecklich aus. Außerdem hält sich der Anime nicht strikt an die Vorlage. Von der zweiten Staffel mal abgesehen, da diese KOMPLETT von der Vorlage abweicht und der Protagonist eine ganz andere Richtung einschlägt. Im Anime (Staffel 1, da ich 2 schon nach einer Folge gedroppt habe) werden z. B. Kämpfe vorgezogen und andere, welche im Manga vorher gezeigt wurden, erst später oder gar nicht. Außerdem wurden im Anime Szenen weggeschnitten oder verändert, u. a. auch sehr wichtige Szenen, wie ich finde. Beispielsweise der Selbstverletzungsversuch des Protagonisten im Manga, welcher komplett weggelassen wurde. Ein weiteres Beispiel wäre die Umsetzung von Rize vs. Kaneki, also deren Kampf am Anfang des Animes, welcher unglaublich unatmosphärisch war, anders als im Manga.

Ich hatte den Anime zudem noch zensiert gesehen ... Richtig lächerlich, wie diese Zensierungen eingebracht wurden ... Es wurde nicht einmal versucht, so zu zensieren, dass es nicht so ins Auge fällt ...

Die erste Staffel war hinzukommend noch sehr „gerusht“. Es kam mir so vor, als würde das Studio den Anime schnell hinter sich bringen wollen. Da ich den Anime schon vor längerer Zeit gesehen habe, fällt mir nichts mehr ein, was mich am Anime gestört hat. Aber ich bin mir sicher, dass es weitere gibt.
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Avatar: EndoOne#5
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  • Charaktere
Egal von welcher Seite man es betrachtet: Die Menschheit ist eine Spezies, die ihr Überleben sichert, indem sie die Dinge um sich herum verschlingt. Egal ob anderes Leben oder natürliche Ressourcen: Nur durch die geschickte Nutzung unserer Intelligenz und dem eiskalten Recht des Stärkeren sind wir an den heutigen Punkt unserer Zivilisation gelangt, an dem wir heute sind. Könnten wir da einem anderen Lebewesen wirklich einen Vorwurf machen, wenn es zugunsten seines Überlebens die Menschheit verschlingt? Viele fiktive Geschichten haben sich über die Jahre diese Frage gestellt - so auch Tokyo Ghoul.

Tokyo Ghoul ist eine Urban Fantasy-Story wie aus dem Handbuch: Ein gewöhnlicher Hauptcharakter ohne besondere Fähigkeiten gerät mit der Welt des Übernatürlichen im Untergrund einer pulsierenden Metropole in Kontakt und muss sich nun mit den Regeln dieser Welt arrangieren, um sich einen Platz in ihr zu erkämpfen.
Die Welt von Tokyo Ghoul dreht sich dabei nur um eine Sache: Das nackte Überleben. So muss Ken als frischgebackener Ghul nicht nur in den Rang- und Territoriumskämpfen seiner neuen Spezies die Überhand behalten, sondern sich auch gegen die Ermittler des CCG behaupten, die ihm und seinen Freunden dicht auf den Fersen sind und drohen, sein neues Zuhause einzureißen.
Eine eindeutige Zuordnung von Protagonisten und Antagonisten bzw. von Gut und Böse gibt es dabei nicht. Während Kens Freunde aus dem Cafe Antik noch am ehesten dem Stereotyp "Der Guten" entsprechen, muss sich der Leser bei der Frage, ob Ghule oder Ermittler im Recht sind, eine eigene Antwort suchen. Auf beiden Seiten gibt es tragische Schicksale, auf beiden Seiten gibt es gute Seelen und auf beiden Seiten gibt es sadistische Psychopathen, für die der Todeskampf von und mit anderen Genuss bedeutet.
Bemerkenswert daran ist, dass kein Charakter aus Gefälligkeit der Handlung handelt, sondern wirklich jeder mit einer eigenen, meist dramatischen Backstory ausgestattet ist, die in spannenden Flashback-Chaptern zu passenden Zeitpunkten eingestreut werden und mehr als nur einmal das Bild eines Charakters im Leser um 180° wenden können.
Figuren wie Amon, Hinami, Juzo oder selbst der sadistische Ermittler Mado erhalten einiges an Tiefe und zeigen, mit wie viel Liebe und Sorgfalt die Welt des Mangas schreiberisch ausgebaut wurde.
Im Zentrum stehen dabei stets die moralischen Implikationen des Kampfs ums Überleben: Ist es in Ordnung, ein Leben zu nehmen, um sein eigenes zu erhalten? Wie weit reichen Freundschaft und Loyalität? Und kann man Vorurteile wirklich verurteilen, wenn sie auf tragischen Ereignissen wie dem Tod eines geliebten Menschen basieren? Sollten wir alle uns nicht lieber die Hände reichen und versuchen, einander zu verstehen und uns gegenseitig zu helfen, anstatt uns gegenseitig auszustechen um unser eigenes Überleben zu sichern? Würde Altruismus und Einfühlsamkeit die Welt nicht zu einem besseren Ort machen?

Im sehr großen und diversen Charakter-Pool ist vor allem Ken als Protagonist besonders gelungen: Für den Leser zunächst ein reiner Identifikationspunkt als unspektakulärer Student, entwickelt er sich durch die immer traumatischer werdenden Ereignisse der Handlung zu einem selbstbewussten Anführer und Kämpfer.
Das mag zunächst wie ein abgedroschener Shounen-Trope wirken, allerdings ist Ken niemals ein eiserner Ritter der Gerechtigkeit wie Son Goku oder Tanjiro. Die Narben der schrecklichen Ereignisse um ihn herum brennen stets in seinem Herzen und bringen ihm in späteren Verlauf des Mangas auch ein ums andere Mal zum Zusammenbruch. Dies verpasst der Entwicklung eine Menge an Glaubwürdigkeit - Ken hat sich nur gezwungenermaßen an seine Umstände angepasst, ist im Herzen jedoch immer noch ein ganz normaler Jugendlicher mit Emotionen, Zweifeln und Schatten der Vergangenheit.

Leider ist Tokyo Ghoul nicht bei all den Tropes in seiner Handlung so souverän unterwegs: Der Plot selbst besteht anfangs zu weiten Teilen aus stereotypischen "From-Enemies-to-friends-"-Arcs, während später jeder Handlungsabschnitt früher oder später in einem groß angelegten taktischen Kampf zwischen Ermittlern und Ghulen voller spektakulärer One-on-One-Battles endet, die den philosophischen Ansatz der Handlung immer wieder in Action ertränken. Statt das Potenzial der moralisch komplexen Charaktere zu nutzen und sie zur Erörterung ihrer Standpunkte zu bringen (Wie es bei der Konfrontation der beiden Hauptakteure der beiden Fronten passend gewesen wäre) setzen die Kämpfe lieber auf viel Krachbumm und ziehen sich nicht selten über mehrere Bände hin. An dieser Stelle hätte ich mir wesentlich mehr inhaltlichen Abwechslungsreichtum gewünscht, denn ohne diesen shounen-esquen Ansatz könnte Tokyo Ghoul in jedem Fall mit großen Seinen in einer Liga spielen. So wirkt der Manga inhaltlich eher wie ein Fighting-Shounen in einem Seinen-Setting.

Optisch ist die Reihe über jeden Zweifel erhaben. Die Designs der Charaktere sind nicht ohne Grund eine beliebte Cosplay-Wahl, denn jeder Charakter besitzt markante Eigenheiten, so beispielsweise Kens Maske.
Während es bei Manga für gewöhnlich Gang und Gäbe ist, den Fokus bei den Zeichnungen auf die Figuren zu lenken und dafür den Detailgrad der Hintergründe zu vernachlässigen, feuern Ishida und sein Team aus allen Rohren und präsentieren auf jeder Seite vor Details nur so strotzende Kulissen. Die durch Panoramen der nächtlichen Skyline, des von Herbstblättern bedecken Campus oder der polierten Holzaustattung des Cafe Antik aufgebaute urbane Atmosphäre hat mich von Sekunde Eins an in ihren Bann gezogen und nicht mehr aus Tokyo entkommen lassen.
Umso spürbarer wird der Kontrast der Ghule mit der Welt um sie herum, die sie in jeder nur erdenklichen Form ablehnt, die sie aber dennoch für ihr Überleben benötigen.
Einziger optischer Kritikpunkt ist die Action, bei der man im Wirbelwind aus Schwarz und Weiß schon mal ein wenig den Überblick verlieren kann, wer jetzt wem aufs Fressbrett gibt. Das ist jedoch Kritik auf sehr hohem Niveau, Tokyo Ghoul ist optisch ein Bonbon sondergleichen!

Fazit

Optisch einer der hübschsten Manga die ich jemals gelesen habe, besticht Tokyo Ghoul inhaltlich in erster Linie durch extrem detailreiches Worldbuilding und einen großen Cast an sympathischen und großartig ausgebauten Charakteren.
Die moralischen Fragen im Zentrum der leider sehr repetitiven und von Fighting-Shounen-Tropes geleiteten Handlung werden leider nur oberflächlich angekratzt, da die Story größeren Fokus auf spektakuläre Action als auf Konfrontation der Charaktere mit ihren Idealen legt.
Dennoch kann ich Tokyo Ghoul jedem Freund von Urban Fantasy, der vor Action nicht zurückschreckt, bedenkenlos weiterempfehlen!

7/10
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