Ten: Tenna Toori no Kaidanji (1989)

天和通りの快男児

Rezensionen – Ten: Tenna Toori no Kaidanji

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Manga „Ten: Tenna Toori no Kaidanji“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Mr.Columbo#1
Ten: Tenna Toori no Kaidanji ist die Fortsetzung des Mangas Akagi und spielt etwa 23 Jahre nach dessen Handlung. Die Geschichte dreht sich zunächst um Ten Takashi, der sein Leben als Mahjong-Spieler in einer Spielbude zubringt und dabei sehr talentiert ist. Eines Tages trifft er auf Igawa Hiroyuki, ein angehender Mahjong-Spieler, der von Tens Talent und Art, Mahjong zu spielen, sehr beeindruckt ist und sich schon schnell mit ihm anfreundet.
Im späteren Verlauf der Geschichte spielt Ten gegen Mitglieder der so genannten Yazuka-Gang. Während er sich zunächst gut schlägt und dem Sieg mit Leichtigkeit näher rückt, rufen die Leute der Yazuka eine bestimmte Person, die gegen Ten spielen soll. Soweit zum Anfang der Geschichte.

Wer vor hat, Ten zu lesen, sollte wissen, worauf er sich einlässt, denn der Manga verlangt vieles vom Leser ab. Man sollte die grundlegenden Regeln japanischen Mahjongs kennen, da sich der meiste Teil des Mangas darum dreht und man nicht am Ball bleiben kann, wenn man nichts über das Spiel weiß. Zudem lohnt es sich, den Vorgänger Akagi zu lesen bzw. anzuschauen, was einem einen Einblick in die Vergangenheit von Akagi Shigeru, eine der Hauptfiguren in Ten, gibt. Aufgrund dieser notwendigen Vorbereitungen hatte ich den Manga lange gemieden, doch jetzt, wo ich es angegangen bin und mir den Manga durchgelesen habe, kann ich ganz klar sagen: Es lohnt sich allemal!


Nach den ersten paar Kapiteln war ich noch nicht besonders überzeugt. Nicht dass sie inhaltlich schlecht sind, nur sind sie eher albern aufgezogen und man versteht nur vage, was Sache ist. Aber dieses Problem legt sich sehr schnell. Innerhalb weniger Kapitel fängt sich der Manga und die Exposition verläuft zügig und ohne weitere Probleme. Außerdem merkt man schnell, dass Mahjong die Hauptbasis der Geschichte darstellt. Somit ergibt sich auch, dass der Manga seine Geschichte in erster Linie darauf aufbaut, dass die Figuren gegeneinander Mahjong spielen, und sich stark um die Strategien, Gedankengänge und Spielweisen der Figuren dreht. Daher habe ich mich auch im Vorfeld auf den Manga gefreut, da Fukumoto schon u.a. in Kaiji bewiesen hat, dass er die Stimmungen solcher Geschichten sehr gut einfangen kann und es stets interessant ist, wie er auf die Gedankengänge und psychischen Verfassungen der Figuren eingeht.

Was die Figuren angeht, ist Ten wirklich großartig. Das Besondere dabei ist hauptsächlich nicht, wie die Figuren selbst geschrieben sind, sondern wie das Netz an Figuren gestrickt ist und aus den Spielen heraus mit der Zeit deutlich wird, was sie als Personen ausmacht und welche Hürden sie überwinden müssen. Da spielt eine wichtige Rolle, dass immer präsentiert wird, was die Figuren während der Spiele denken. Welche Strategien sie haben, wie gut oder schlecht die Lage ist, in der sie sich befinden, oder auch ihre psychische Verfassung. All diese Dinge werden sehr gut genutzt, um die Natur der jeweiligen Figuren zu zeigen. Wenn man z.B. betrachtet, wie Hiroyuki spielt, fällt einem auf, dass er immer ausführlich vorausplant und versucht, möglichst sichere Entscheidungen zu treffen. So ist er sehr vorsichtig und traut sich grundsätzlich nicht, riskante Wege einzuschlagen. Auf der anderen Seite haben wir Ten, welcher sich weniger auf vorausplanende Kalkulationen verlässt, sondern seiner Intuition folgt und auch gerne trickst, wenn ihm der Moment passend erscheint. Außerdem ist er sehr offenherzig und setzt sich stark für seine Freunde ein, wenn sie bei Spielen in Schwierigkeiten stecken. Der Manga schafft es sehr gut, die Mahjong-Spiele zu nutzen, um ein facettenreiches Netz aus vielen individuellen Figuren zu schaffen. Weiter geht es damit, wie die Figuren mit der Zeit verschiedene Erfahrungen machen und ihre Wege im Mahjong sich verändern. Sie werden immer wieder mit neuen Problemen konfrontiert und müssen lernen, wie sie an ihrem Spielstil arbeiten sollten. So wird z.B. Hiroyukis stets logisches Vorgehen und sein Vorausplanen ihm mit der Zeit zum Verhängnis, da er zu krampfhaft an die Sache ran geht, sich zu sehr darin verliert und seine Gegner deshalb oft die Chance nutzen, ihn auszutricksen. Da er immer wieder von sich enttäuscht ist, weil seine Pläne meistens nicht aufgehen, ist er mit der Zeit immer mehr überzeugt davon, dass er es in seinem größten Hobby nicht weit bringen kann und seinen Mitstreitern kaum eine Hilfe ist. Um ein Beispiel dafür zu nennen, wie die Figuren innerhalb des Mangas durch ihre Mahjong-Spiele geprägt werden. Somit ist Ten, was all diese Dinge angeht, sehr gut und erlaubt sich kaum Fehler. Letztendlich ist es aber Akagi Shigeru, die Hauptfigur, welche das ohnehin schon wirklich gute Netz an Figuren nochmal auf ein ganz neues Level befördert. Es spielt aber noch ein ganz anderer, wichtiger Aspekt mit, wieso das so ist.

Nämlich wie der Manga mit Mahjong als Basis seine Thematiken erforscht. Es fängt schon damit an, in welchen Facetten das Spiel gezeigt wird, sodass man schon vom Spiel selbst ein vielseitiges Bild bekommt. Viel wichtiger ist aber, wie die Serie dabei auf die psychischen und gedanklichen Aspekte eingeht. Mir geht’s weniger um Gedanken darüber, welche Hand die meisten Punkte einbringt etc., sondern mehr um Dinge wie, wie die Figuren mit der Natur ihrer Gegner umgehen, welche Pläne sie entwickeln, um das auszuspielen, wie sie gegenseitig darauf reinfallen, wann sie welche sicheren oder riskanten Wege einschlagen, oder auch, wann sich welche Vorgehensweise als gewieft und angebracht, oder als naiv und unpassend erweist. Dazu kommt, dass die Zeit über eine gewisse, unterschwellige Entwicklung innerhalb der ja eigentlich minimalistischen Geschichte zu beobachten ist. Nach 3-4 Bänden beginnt die längste Arc des Mangas, die sich um einen Machtkampf zwischen den besten Spielern der Ost- und Westfraktion im Kansai-Bereich dreht. Während zu Beginn noch die Verantwortung, die eigene Fraktion mit aller Kraft zu verteidigen, im Vordergrund steht, vertiefen sich die „Kämpfer“ immer mehr in ihre eigene Position und entwickeln eigene Ziele innerhalb des Turniers, sodass der Machtkampf immer weiter in den Hintergrund rückt und die Figuren ihren persönlichen Angelegenheiten, ohne dass sie es wissen, immer mehr Priorität geben. Die gesamten ersten 15 Bände über beschäftigt der Manga sich damit, wie sich Mahjong bzw. Zocken allgemein auf die Menschen auswirkt und die Umsetzung dabei ist wirklich klasse. Worauf die Serie letztendlich aber wirklich hinaus will, wird erst in der letzten Arc deutlich. Alles geht in eine sehr philosophische Richtung und es wird sich vordergründig mit der Frage beschäftigt, wie man „richtig“ lebt, darüber hinaus mit philosophischen Fragen, u.a., was Leben und Tod eigentlich ist. Da mag man sich nun fragen, wie das zusammenpassen soll – ich meine, was haben solche Dinge in einer Geschichte über Mahjong-Spieler zu suchen? Allerdings hat der Manga es geschafft, all diese Dinge so in den Plot zu implementieren, dass es absolut passend wirkt. Im Zuge dessen, wie auf die Frage, wie man richtig lebt, eingegangen wird, beschäftigt die Serie sich mit den tiefsten inneren Problemen und Gefühlen der Figuren. Das ist auch der Punkt, bei dem Akagi ins Spiel kommt. Dieser hat auch schon in den ersten 15 Bänden etwas Besonderes an sich. Er kommt zwar vergleichsweise eher weniger oft vor und man weiß auch nicht viel über ihn, aber dennoch hat man einfach das Gefühl, dass er später noch eine sehr wichtige Rolle spielen wird. Wenn es dann dazu kommt, offenbaren sich sein gesamter Charakter und seine Sichtweisen. Dass er dem Figurennetz, wie schon gesagt, so unglaublich guttut, liegt weniger an seiner Persönlichkeit selbst, sondern vor allem daran, wie er mit den anderen Figuren interagiert. In der letzten Arc werden dadurch, dass Akagi den anderen Figuren so viel über seine Persönlichkeit und seine Sichtweisen vermittelt, ihre tiefsten inneren Beziehungen, Probleme und Emotionen deutlich. Gerade, wenn man bedenkt, wie konträr er gegenüber gesellschaftlich anerkannten Prinzipien steht, ist es umso beeindruckender, wie glaubwürdig und einleuchtend der Manga auf die Frage, wie man richtig lebt, eingeht. Somit fühlen sich auch die Charakterdramen und Interaktionen der Figuren so echt und glaubwürdig an, dass man regelrecht emotional mitfiebert. Außerdem schafft der Manga es, all diese Dinge mit allem aus den vorherigen 15 Bänden zu verknüpfen, dass schon in den Mahjong-Spielen sehr viel mehr steckt, als man während des Lesens glaubt, und so ein unglaubliches Gesamtbild entsteht. Hat man den Manga beendet, merkt man, dass er seinen thematischen Bereich nicht auf die Anspannung und Bedrohlichkeit von Glücksspielen begrenzt, sondern sich mit den tiefsten und elementarsten Dingen im Leben dieser Mahjong-Spieler wie ihre Ziele, Konflikte und Ansichten beschäftigt. Die Serie schafft es, den Leser so tief und wirkungsvoll in die Lebenswelten der Figuren eintauchen zu lassen, ohne dass er viel von ihren Lebensgeschichten erfährt. Das ist letztendlich das Geniale daran. 

Ein weiterer Aspekt ist, wie die Geschichte erzählt ist. Zwar ist der Zeichenstil recht unkonventionell, was aber überhaupt kein Problem ist, da er die angespannte Stimmung der Mahjong-Spiele sehr gut einfängt. Auch in den Bildern an sich lassen sich immer wieder tolle Ideen finden, wie bspw. Die Blitze, die nochmal untermauern sollen, wenn jemand besonders schockiert ist. Die letzte Arc ist visuell ein Stück anders umgesetzt als der Rest. Die Stimmung ist deutlich düsterer und die Gesichter der Figuren werden oft besonders „schattig“ dargestellt, sodass ihre Mimik noch beeindruckender kommt. Wichtiger als die Optik sind in Ten aber die Texte. Diese beschreiben immer, was die Figuren sagen oder denken, was für alles, was ich inhaltlich bisher besprochen habe, extrem wichtig ist. Dabei verlangt der Manga dem Leser jede Menge Konzentration ab, da er bei jedem Gedankengang am Ball sein muss, welche oft sehr komplex sind dem Leser manchmal erst verständlich werden, wenn er sie mehrmals liest. Mal abgesehen davon, dass der Manga ohnehin schon sehr textlastig ist. Dennoch schafft die Serie es, einen sehr angenehmen Lesefluss zu erzeugen, da die Bilder und Texte immer perfekt aufeinander abgestimmt sind. Die letzte Arc ist zwar deutlich weniger textlastig, verlangt aber trotzdem nicht weniger Konzentration ab, da man dort besonders aufpassen muss. Da möchte ich auch nochmal loben, wie in der letzten Arc mit dem Text umgegangen wird, um ihre Aussagen dem Leser noch wirkungsvoller zu vermitteln. Es werden verschiedene Stilmittel verwendet, wie z.B., dass eine Aussage zweimal dasteht.
All das erzeugt zusammen eine Präsentation, die den Inhalt dem Leser sehr gut vermittelt und ihn stets mitfiebern lässt, sodass ich mich darüber im Grunde nicht beschweren kann.

Ten ist kein Manga, den man entspannt genießen kann. Man sollte eine Menge Konzentration und Geduld mitbringen, um ihn wirklich in seiner Gänze genießen und erfahren zu können. Das ist nicht leicht, aber hat man es geschafft, wird man mit einer Erfahrung belohnt, die einem viel fürs Leben mitgibt und so abgeschlossen wird, dass man sich noch lange daran erinnert.
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