"Oh Julia, Julia, wherefore art thou Julia?"
Fast jeder kennt dieses Gefühl, ob beim Mangalesen oder Animeschauen: Neben dem strahlenden Protagonisten gibt es einen interessanten Nebencharakter, über den man gerne mehr erfahren möchte. Und wie könnte man diese Neugier besser stillen als mit einer Nebengeschichte? Das dachte ich mir, als ich auf Yuria Gaiden aufmerksam wurde. Und das Ergebnis? Nun, enttäuscht bin ich nicht allzu sehr. Aber meine Neugier ist kein bisschen gestillt worden...
Die Geschichte
Dem Titel nach zu urteilen müsste eigentlich Julia die Heldin des Mangas sein, aber was man tatsächlich geboten bekommt, sieht eher nach einem zweiteiligen romantischen Actiondrama namens "Die Tragödie der kleinen Saya", gefolgt von "Shin, Juuza und der Kampf um die große Liebe", aus. Ist man sehr streng, hätte man den Manga sogar glatt in "Shin Gaiden" umbenennen müssen, denn selbst als Kenner der Hokuto no Ken-Serie erfährt man mehr über den blonden, langhaarigen Kampfkünstler als über die mysteriöse Frau, die in der Lage ist, in die Zukunft zu sehen. Wann hat sie zum Beispiel diese Gabe bekommen? Wie hat sie ihren Verlobten Kenshiro kennen gelernt? Und wie kam sie überhaupt mit der Nanto-Kampfschule in Verbindung, für welche sie als eine der Rokuseiken sozusagen ein V.I.P. ist?
Viele Fragen, keine Antworten. Man erfährt nur, dass Julia aus welchem Grund auch immer die Stimme des Himmels hören kann (was auch immer das sein mag), die ihr das Schicksal anderer Leute ins Ohr flüstert, und dass ihr wegen ihrer geheimnisvollen und selbstlosen Art die halbe Welt zu Füßen liegt. Dazu werden Leuten, die mit der Geschichte von Hokuto no Ken nicht vertraut sind, einige Sachen spanisch vorkommen wie zum Beispiel, dass Juuza sich Shin als "die Wolke" vorstellt.
Trotz aller Kritik haben mir an Yuria Gaiden durchaus einige Dinge gefallen wie zum Beispiel das Szenario des zweiten Storyteils: Die erste Begegnung zwischen Shin und Julia, die darin endet, dass sich der fähige, aber aufbrausende Meister des Nanto Koshuuken in die attraktive Frau verliebt und daraufhin auf eine halb charmante, halb rücksichtslose Art versucht, ihr Herz zu erobern, ist ziemlich gelungen gestaltet worden. Aufgepeppt wird die Handlung mit der Rivalität zwischen Shin und Julias Freund Juuza, der mit seinem lustigen Charakter für den Humor sorgt, der in der ersten Hälfte des Mangas gefehlt hat. Apropos Charakter...
Die Charaktere
Werfen wir mal einen Blick auf die Protagonistin Julia: Welche Qualitäten machen aus ihr eine Person, die man auf Anhieb als Heldin der Geschichte erkennt? Hmm, mal sehen...
Ihr Name kommt im Titel vor. Check.
Die Story dreht sich ausschließlich um sie. Check.
Von allen auftretenden Charakteren hat sie die meiste "Bühnenpräsenz". Autsch.
Hier hört das Heroentum schon auf. Okay, sie hat nicht gerade wenige Auftritte, aber wenn sie schon die Heldin des Mangas ist, dann sollte sie doch eigentlich diejenige sein, die die Handlung am stärksten vorantreibt, stimmt´s? Aber nein: Spätestens im zweiten Kapitel überlässt sie das viel lieber den Herren der Schöpfung. Erst gegen Ende der Geschichte hat sie ihren großen Auftritt, in dem sie sich mitten in Shins und Juuzas Kampf selbstopfernd zwischen die beiden stellt, um ein sinnloses Blutvergießen zu verhindern und sie "an ihre Bestimmung zu erinnern"... was den spannendsten Teil des Mangas versaut! Auch allgemein fand ich ihr ständiges Gerede von "Schicksal" und "Bestimmung" etwas nervig.
Zu Kenshiro: Gut, er ist dafür bekannt, meist ernst und finster dreinzublicken, aber muss er deshalb selbst in Anwesenheit seiner Verlobten ungefähr genauso viele Emotionen zeigen wie Kristen Stewart? Außerdem taucht er trotz seiner Beziehung zu Julia gerade mal in 3 von insgesamt 9 Kapiteln auf und wird danach quasi durch Juuza ersetzt. Ob er in den restlichen sechs Kapiteln auf Trainingsausflug war? Das alles weiß nur Akimi Kasai allein...
Besser gefallen haben mir Shin und Juuza, besonders Shin: seine stolze, besitzergreifende Art aus dem Originalmanga ist mehr als gut umgesetzt worden. Einerseits wirkt er mit seinem Verhalten ziemlich unsympathisch, aber andererseits hat er auch etwas Vornehmes, nahezu Vampirartiges an sich, das ihn zu einem der interessantesten Charaktere des Mangas macht.
Und Juuza? Der Spaßvogel schafft es nicht nur, mit seinen frechen Sprüchen Shin auf die Palme, sondern auch den Leser zum Lachen zu bringen. Seine witzige Art macht ihn für mich sehr sympathisch, wobei er allerdings auch seine ernste Seite zeigen kann, wenn die Situation es erfordert.
Echt schade, dass die Vielschichtigkeit der beiden gerade dort fehlt, wo sie am nötigsten gewesen wäre: nämlich bei Julia, die dank ihrer Fähigkeit nahezu alles weiß, keiner Fliege etwas zuleide tun würde und darüber hinaus alles und jeden scheinbar auf den ersten Blick durchschauen kann, praktisch der "Allwissende Pazifist-/Humanisten"-Stereotyp, der bei ihr im zweiten Storyteil besonders stark ausgeprägt ist.
Der Zeichenstil...
... ist, um es mit einem Wort zu beschreiben, schick. Ich habe mir nicht vorstellen können, dass Shin (dem übrigens Sonnenbrillen richtig gut stehen!) und Juuza einmal so hübsch aussehen könnten wie in diesem Manga. Einzig Kenshiro gefällt mir hier nicht besonders, weil er wie ein ziemlich unauffälliger, sprich austauschbarer Typ aussieht. Hintergründe werden im Manga ab und an weggelassen, um den Charakteren mehr Präsenz zu verleihen, aber wenn ein Hintergrund gezeigt wird, wirkt die Zeichnung ansprechend und solide.
Fazit: Aus dem Manga hätte man eindeutig mehr rausholen können. VIEL mehr. Wer jedoch einen netten kleinen Liebesmanga mit Tragödien- und Actioneinlagen für zwischendurch sucht, kann ruhig einen Blick in Yuria Gaiden wagen. Ich für meinen Teil habe es nicht bereut, auch wenn ich etwas enttäuscht von Julias Rolle in der Geschichte bin.
Fast jeder kennt dieses Gefühl, ob beim Mangalesen oder Animeschauen: Neben dem strahlenden Protagonisten gibt es einen interessanten Nebencharakter, über den man gerne mehr erfahren möchte. Und wie könnte man diese Neugier besser stillen als mit einer Nebengeschichte? Das dachte ich mir, als ich auf Yuria Gaiden aufmerksam wurde. Und das Ergebnis? Nun, enttäuscht bin ich nicht allzu sehr. Aber meine Neugier ist kein bisschen gestillt worden...
Die Geschichte
Dem Titel nach zu urteilen müsste eigentlich Julia die Heldin des Mangas sein, aber was man tatsächlich geboten bekommt, sieht eher nach einem zweiteiligen romantischen Actiondrama namens "Die Tragödie der kleinen Saya", gefolgt von "Shin, Juuza und der Kampf um die große Liebe", aus. Ist man sehr streng, hätte man den Manga sogar glatt in "Shin Gaiden" umbenennen müssen, denn selbst als Kenner der Hokuto no Ken-Serie erfährt man mehr über den blonden, langhaarigen Kampfkünstler als über die mysteriöse Frau, die in der Lage ist, in die Zukunft zu sehen. Wann hat sie zum Beispiel diese Gabe bekommen? Wie hat sie ihren Verlobten Kenshiro kennen gelernt? Und wie kam sie überhaupt mit der Nanto-Kampfschule in Verbindung, für welche sie als eine der Rokuseiken sozusagen ein V.I.P. ist?
Viele Fragen, keine Antworten. Man erfährt nur, dass Julia aus welchem Grund auch immer die Stimme des Himmels hören kann (was auch immer das sein mag), die ihr das Schicksal anderer Leute ins Ohr flüstert, und dass ihr wegen ihrer geheimnisvollen und selbstlosen Art die halbe Welt zu Füßen liegt. Dazu werden Leuten, die mit der Geschichte von Hokuto no Ken nicht vertraut sind, einige Sachen spanisch vorkommen wie zum Beispiel, dass Juuza sich Shin als "die Wolke" vorstellt.
Trotz aller Kritik haben mir an Yuria Gaiden durchaus einige Dinge gefallen wie zum Beispiel das Szenario des zweiten Storyteils: Die erste Begegnung zwischen Shin und Julia, die darin endet, dass sich der fähige, aber aufbrausende Meister des Nanto Koshuuken in die attraktive Frau verliebt und daraufhin auf eine halb charmante, halb rücksichtslose Art versucht, ihr Herz zu erobern, ist ziemlich gelungen gestaltet worden. Aufgepeppt wird die Handlung mit der Rivalität zwischen Shin und Julias Freund Juuza, der mit seinem lustigen Charakter für den Humor sorgt, der in der ersten Hälfte des Mangas gefehlt hat. Apropos Charakter...
Die Charaktere
Werfen wir mal einen Blick auf die Protagonistin Julia: Welche Qualitäten machen aus ihr eine Person, die man auf Anhieb als Heldin der Geschichte erkennt? Hmm, mal sehen...
Ihr Name kommt im Titel vor. Check.
Die Story dreht sich ausschließlich um sie. Check.
Von allen auftretenden Charakteren hat sie die meiste "Bühnenpräsenz". Autsch.
Hier hört das Heroentum schon auf. Okay, sie hat nicht gerade wenige Auftritte, aber wenn sie schon die Heldin des Mangas ist, dann sollte sie doch eigentlich diejenige sein, die die Handlung am stärksten vorantreibt, stimmt´s? Aber nein: Spätestens im zweiten Kapitel überlässt sie das viel lieber den Herren der Schöpfung. Erst gegen Ende der Geschichte hat sie ihren großen Auftritt, in dem sie sich mitten in Shins und Juuzas Kampf selbstopfernd zwischen die beiden stellt, um ein sinnloses Blutvergießen zu verhindern und sie "an ihre Bestimmung zu erinnern"... was den spannendsten Teil des Mangas versaut! Auch allgemein fand ich ihr ständiges Gerede von "Schicksal" und "Bestimmung" etwas nervig.
Zu Kenshiro: Gut, er ist dafür bekannt, meist ernst und finster dreinzublicken, aber muss er deshalb selbst in Anwesenheit seiner Verlobten ungefähr genauso viele Emotionen zeigen wie Kristen Stewart? Außerdem taucht er trotz seiner Beziehung zu Julia gerade mal in 3 von insgesamt 9 Kapiteln auf und wird danach quasi durch Juuza ersetzt. Ob er in den restlichen sechs Kapiteln auf Trainingsausflug war? Das alles weiß nur Akimi Kasai allein...
Besser gefallen haben mir Shin und Juuza, besonders Shin: seine stolze, besitzergreifende Art aus dem Originalmanga ist mehr als gut umgesetzt worden. Einerseits wirkt er mit seinem Verhalten ziemlich unsympathisch, aber andererseits hat er auch etwas Vornehmes, nahezu Vampirartiges an sich, das ihn zu einem der interessantesten Charaktere des Mangas macht.
Und Juuza? Der Spaßvogel schafft es nicht nur, mit seinen frechen Sprüchen Shin auf die Palme, sondern auch den Leser zum Lachen zu bringen. Seine witzige Art macht ihn für mich sehr sympathisch, wobei er allerdings auch seine ernste Seite zeigen kann, wenn die Situation es erfordert.
Echt schade, dass die Vielschichtigkeit der beiden gerade dort fehlt, wo sie am nötigsten gewesen wäre: nämlich bei Julia, die dank ihrer Fähigkeit nahezu alles weiß, keiner Fliege etwas zuleide tun würde und darüber hinaus alles und jeden scheinbar auf den ersten Blick durchschauen kann, praktisch der "Allwissende Pazifist-/Humanisten"-Stereotyp, der bei ihr im zweiten Storyteil besonders stark ausgeprägt ist.
Der Zeichenstil...
... ist, um es mit einem Wort zu beschreiben, schick. Ich habe mir nicht vorstellen können, dass Shin (dem übrigens Sonnenbrillen richtig gut stehen!) und Juuza einmal so hübsch aussehen könnten wie in diesem Manga. Einzig Kenshiro gefällt mir hier nicht besonders, weil er wie ein ziemlich unauffälliger, sprich austauschbarer Typ aussieht. Hintergründe werden im Manga ab und an weggelassen, um den Charakteren mehr Präsenz zu verleihen, aber wenn ein Hintergrund gezeigt wird, wirkt die Zeichnung ansprechend und solide.
Fazit: Aus dem Manga hätte man eindeutig mehr rausholen können. VIEL mehr. Wer jedoch einen netten kleinen Liebesmanga mit Tragödien- und Actioneinlagen für zwischendurch sucht, kann ruhig einen Blick in Yuria Gaiden wagen. Ich für meinen Teil habe es nicht bereut, auch wenn ich etwas enttäuscht von Julias Rolle in der Geschichte bin.
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