Grablicht (2010)

Rezensionen – Grablicht

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Manga „Grablicht“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: DevilsPlaything#1
Anime, dass weiß ja jeder noch so kleine Scheißer, kommen gefälligst Japan; und zwar nur aus Japan. Aus, Ende, Amen, Punkt! Auf die zwei oder drei einzelnen Werke aus Südkorea ist geschissen. Manga kommen gefälligst auch nur aus Japan, was aber keine Nation der Welt davon abhält auch Manga zu entwerfen. Und – da sollte man sich eigentlich wirklich drüber wundern – diese Arbeiten werden auch ganz legitim als Manga anerkannt. Alles in Allem also viel sozialer als die Animeszene. Ganz vorne mit dabei ist sogar Deutschland, wo es schon seit einigen Jahren ausgesuchte Mangaka gibt, die Manga zeichnen und auch veröffentlichen. Mangaka ist der Fachbegriff für jene Mangazeichner und Texter. Nein, das sind nicht immer ein und dieselbe Person. Größtes Beispiel KAZUO KOIKE (Crying Freeman, Lady Snowblood, Kozure Okami), der ausschließlich als Texter fungiert. Um den deutschen Mangaka nun auch eine wirklich reelle Chance zu bieten bzw. die deutsche Manga-Szene zu pushen taten sich Droemer Knaur und Gorilla Konzept zusammen und schufen die New Ground Publishing GmbH. Ein Online-Verlag, der die beiden Seiten Comicstars.de und Mangaka.de betreibt und wo jungen Autoren einen Chance gegeben wird. Oder sagen wir besser Autorinnen, denn die Mangaka dort sind alle weiblich. Warum weiß ich auch nicht. Dafür weiß ich aber definitiv, dass Grablicht der erste richtige Manga von DANIELA WINKLER ist. Nein, ich rede jetzt von irgendeinem Online-Schwachsinn und Bildern auf‘m Bildschirm, sondern von richtiger Buchform – denn nur das sind wahre Manga und da weiß man auch, was man hat. Dabei handelt es sich nicht um einen One-Shot, sondern gleich um den Beginn einer Serie, deren erster Band Grablicht – Liebeslied an den Tod am 1. Mai 2010 erschien.

Handwerklich ist Grablicht im Großen und Ganzen ganz ordentlich ausgeführt. Ganz Manga-mäßig sind die ersten zwei bis drei Seiten noch bunt, danach kommen bis zum Schluss Tuschezeichnungen in Schwarz/Weiß, deren Qualität in beabsichtigter Weise schwankt. Dass heißt, dass einige Bilder unter der Geschichte eher schlicht gehalten sind, während Schlüsselszenen doch mehr Details beinhalten. Das Charakterdesgin ist auch in sich stimmig getroffen und passt du den Charakteren. Emily kann man tatsächlich als Gothic-Girl erkennen, dass noch ziemlich jung zu sein scheint. Erinnert ihr Outfit doch auch stark an die Hello Kitty Generation. Mit David, dessen Alter unbestimmt scheint, kommt der ältere und stilvollere Gruftie ins Geschehen, während Jorel die eher schwule Emo-Generation vertritt. Leider krankt der Manga an etlichen Zeichnungen, die mehr Kleinkinder gerichtet sind. Das ist zwar bei Manga ein häufig eingesetztes Stilmittel um den Humor in manchen Szenen hervorzuheben, hier sind sie allerdings viel zu zahlreich und in zu kurzen Abständen, worauf hin sich dies eher störend auswirkt. Gerade in den ersten Kapiteln nervt das mitunter. Dafür wird in den späteren Abschnitten eher darauf verzichtet.

Da es sich um einen deutschen Manga handelt, war hier auch keine Übersetzung nötig. Auffällig ist aber der fremdsprachliche Anteil, denn in Grablicht wird häufig Französisch gesprochen und gelegentlich Englisch. Jene die damit allerdings nicht vertraut sind, für die befindet sich direkt darunter auch die Übersetzung, damit sie der Handlung ohne Lücken folgen können.

Die Handlung selbst vergeudet keine Zeit mit Nebensächlichkeiten. Ohne Vorgeschichte oder Einleitung beginnt der Manga schon, als Emily auf dem Spielplatz zu sich kommt. Und genauso flott geht es weiter, ohne auch nur ein wenig das Tempo zu drosseln oder zu beschleunigen. So besitzt Grablicht ein angenehmes Lesetempo bis zum Schluss, bei dem keine Langweile aufkommt. Auch weil immer etwas Neues passiert und der Manga so keine Durchhänger besitzt. Auf Flashbacks wurde hier im ersten Band noch komplett verzichtet, woraufhin der Leser ebenso keine Ahnung hat wie Emily, was hier eigentlich vor sich geht. Emily selbst wird dabei nicht sonderlich in den Fokus gerückt. Stattdessen bleibt der Leser eher ein schlichter Beobachter, was es ermöglicht, dass spätere Handlungszweige angedeutet werden. Auf diese Weise schafft der Manga zusätzlich Spannung und bleibt durchentwegt sehr unterhaltsam zu lesen.

Die Charaktere geben allesamt einen interessanten Haufen ab. Emily ist nicht nur äußerlich das Hello Kitty Hühnchen im Gothic-Look, sie benimmt sich auch so. Da zertritt sie schon mal eine Zigarette, weil Rauchen ja so böse ist und glaubt felsenfest, dass Alles Rot nur Ketchup ist. Gnadenlos naiv und mit ihrer Situation deutlich überfordert bleibt ihr keine Wahl, als sich auf David zu verlassen. David hingegen ist eine coole Sau durch und durch und ein Vampir erster Gnade. Er hat beispielsweise keine Probleme damit Menschen umzubringen. Dass er ganz nebenbei wahrscheinlich noch kaltblütiger ist, bleibt dem Leser aber nicht verborgen. Der Leser weiß, dass David mehr über Emily bekannt ist, als er zugibt und auch seine sexuellen Absichten sind offensichtlich. Aber er hat auch einen guten Kern. So hat er nach eigener Aussage Emily das Leben gerettet, indem er sie verwandelte und beschützt sie vor anderen Vampiren, deren Gesetze ihren Tod vorsehen. Obwohl es ihm möglich wäre, vermeidet er es auch den übereifrigen Emo-Krüppel Jorel auszuschalten, der ihn ständig umbringen will und dabei sein Ziel oft nur sehr knapp verfehlt hat. Jorel hingegen sieht aus der typisch-schwule Emo von Nebenan und gibt sich alle Mühe jeden Vampir – aber ganz besonders David – zu killen. Mit ein bisschen Phantasie spiegelt dieser Konflikt auch die wahre Abscheu zwischen echte Grufties und Emos wieder.

Atmosphärisch wird auf einen Genremix gesetzt. Aufgrund der Vampir-Thematik ist man zwar geneigt in Grablicht eher den Horror zu vermuten, was aber nicht zutrifft. Das Vampirgenre bildet nur das Setting für eine Geschichte, die gleichermaßen witzig, actionreich und blutig ist.
Tatsächlich darf in Grablicht viel geschmunzelt werden; geschmunzelt und nicht gelacht deswegen, weil sich der dargebotene Humor doch deutlich an eine jüngere Zielgruppe richtet, trotz einigen anzüglichen Sätzen. Unterstrichen wird der seichte Humor an fast allen Stellen von den Kleinkinderzeichnungen, was auch viel zum Altersniveau des Humors beiträgt. Dazwischen ist jedoch genügend Platz für eine Minimal-Dosis Ecchi und einige Actionszenen – hier noch ausschließlich mit den selbst ernannten Vampirkillern – die darüber hinaus auch blutig sind, wenn auch gänzlich ohne Splatter und allzu plakatives Gedärmgespritze. Zwischendrin muss natürlich auch gezeigt werden, wie Emily sich als Vampirin verhalten muss, was unweigerlich zur Darstellung von Alltagssituationen führt. Aber da es sich um Vampire handelt sieht dieser doch schon anders aus als der von Menschen. Um nun dennoch ein bisschen die Klischeeschleuder auszupacken finden sich in Grablicht selbstverständlich auch noch Särge und Holzpflöcke. Und auch das Französisch spielt hier eine Rolle, wurden Vampire doch schon oft als galante Gentlemen romantisiert. Ironischerweise zunächst in Frankreich, wo ausgerechnet dort im 18. Jahrhundert die zweite Vampirpanik ausbrach und was heutzutage noch spürbar ist, indem viele Menschen meinen, der klassische Vampir müsse Französisch sprechen. Aber es finden sich in Grablicht durchaus ernstere Ansätze in Richtung Drama, Thriller, Action und auch wirklichen Horror, die aber alle auf spätere Bände verweisen. Band 1 Liebeslied an den Tod ist aber auch so unterhaltsam genug, um auf den nächsten Band zu warten.

Fazit: Der deutsche Manga Grablicht ist weit weniger gruselig, als man hinter dem Titel vermuten möchte, bietet aber trotzdem sehr viel Unterhaltung mit seichtem Humor, Action und natürlich Blut. Das Potential, dass in der Serie noch verbogen liegt, wird schon im ersten Band Grablicht – Liebeslied an den Tod angedeutet und sorgt dafür, dass man auch den zweiten Band weiterlesen möchte. Dieser heißt Grablicht – Schlaflied der Sonne und ist zwar schon auf Comicstars.de bereits als E-Book erschienen, aber echte – ich wiederhole – echte Manga-Fans müssen sich noch bis zum 7. Februar 2011 gedulden. Ob man mit so einer langen Wartezeit (fast 8 Monate!!!) der deutschen Mangaszene wirklich Auftrieb verschafft, möchte ich aber an dieser Stelle höchst bezweifeln. Grablicht hat sich jedenfalls seine 8 von 10 Punkten wirklich verdient.
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