The Remarried Empress (2019)

„The Remarried Empress“, oder zu Deutsch „Die neuvermählte Kaiserin“, – auch hier wieder ein Titel, wo der Name Programm ist. Navier Ellie Trovi ist die wunderschöne und kluge Kaiserin des Östlichen Königreichs. Breits seit ihrer Kindheit war es ihr größter Traum, Kaiserin zu werden. Als Freundin und nun Frau von Sovieshu, dem Kaiser des Königreichs, kein Problem. Allerdings läuft nicht alles wie im Märchenbuch. Sovieshu bringt nämlich eines Tages Rashta als seine neue Geliebte mit in den Palast. Von da an geht für Navier alles bergab: Ständig ärgert und hetzt Rashta gegen sie, was Sovieshu ihr natürlich nicht glaubt – er ist ja so verschossen in seine neue Schnitte.

Während der Neujahrsfeierlichkeiten lernen wir schließlich Prinz Heinrey des Westlichen Königreichs kennen. Dieser zeigt bereits dort sein Interesse gegenüber Navier, die von ihren Mann und ihrer neuen „Schwester“, wie Rashta sich selbst bezeichnet, schlecht behandelt wird. Eines führt zum anderen – Das könnt ihr dann lesen! – und Navier und Sovieshu scheiden sich. Auch wenn er plant, sie nach einem Jahr erneut zu heiraten, damit Rashta in der Zwischenzeit das gemeinsame Kind als Kronprinzen auf die Welt bringen kann, hat Navier andere Pläne. Sie heiratet selbst nämlich noch einmal, nur ist es dieses Mal Heinrey, der ihren Kindheitstraum aufrechterhält.

Bereits als ich das Cover gesehen habe, wusste ich, dass dieser Manhwa etwas für mich wird – eine „süße, historische Prinzessinenromanze“; genau mein Genre! Das hat sich schließlich aber nicht ganz so bewahrheitet: „The Remarried Empress“ ist zwar sehr wohl etwas für mich, allerdings keine „süße, historische Prinzessinenromanze“. Während es mit dem an das Mittelalter angelehnte Zeitalter natürlich als historisch angesehen werden kann, ist es definitiv nicht „süß“ und „prinzessinnenhaft“. Nichts da mit „Friede, Freude, Eierkuchen“ oder „Sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“.

LINE Webtoon zeigt dabei bereits in der ersten Episode zu Beginn einen Vorschau der Handlung. Es ist genau die Szene, in der Sovieshu beim Hohenpriester die Scheidung beantragt. Und Navier akzeptiert das natürlich, hat aber gleichzeitig auch eine Bitte: Sie möchte wieder heiraten. Natürlich ist der ganze Saal geschockt, als Prinz Heinrey, der nach dem Tod seines Bruder Kaiser wurde, seinen „Grand Entrance“ als zukünftiger Ehemann von Navier macht. Eine Szene, die meiner Meinung nach sehr stark und intensiv ist … Deshalb kann man es auch gar nicht erwarteten, bis die Geschichte – die im Verlauf zuerst all die Ereignisse bis zu diesem Zeitpunkt erzählt – endlich an dieser genialen Szene angelangt ist. Blöd nur, dass es 80 Episoden braucht, bis es endlich zur Scheidung kommt. Natürlich ist nichts gegen so einen slow burn zu sagen, allerdings waren einige der Episoden nicht wirklich relevant für die Handlung. Genossen habe ich sie trotzdem!

Die Handlung ist dabei – trotz des langsamen Vorankommens – sehr gutgeschrieben. Interessant ist, dass, obwohl es Magie in der Welt von „The Remarried Empress“ gibt, diese so gut wie nie zum Einsatz kommt – lediglich dann, wenn die Bewohner des Westlichen Imperiums sich in Vögel verwandeln. Ansonsten ist nicht viel zu sagen … Nicht alles, aber recht viel macht Sinn und lädt zum Weiterlesen ein. Während den inzwischen 89 Episoden (stand englischer Webtoon) hat man die zahlreichen Charaktere kennen, lieben und hassen gelernt:

Navier, die Kaiserin des Östlichen Königreichs, wird als die ‚perfekte Kaiserin‘ beschrieben, auch wenn sie auf den ersten Blick wie eine Frau mit einem „Herz aus Eis“ rüberkommt. Sie ist sehr cool – und gleichzeitig kühl. Erst wenn man mehr Zeit mit ihr verbringt – wie beispielsweise Eliza oder Laura, ihre Hofdamen ­–, bemerkt man, dass Navier eine nette, freundliche und vom Herzen gute Persönlichkeit ist. Ihre Hochzeit mit Sovieshu, ihrem Kindheitsfreund, sieht sie eher als „Zweckehe“ an, um ihren Traum, Kaiserin zu werden, erfüllen zu können. Auch ihm kommt es zugute, denn er würde keine Frau finden, die dem Kaisertum besser politisch dienen könnte.
Als sie davon Wind bekommt, dass Sovieshu sich von ihr trennen möchte, bricht für sie eine Welt zusammen – nicht etwa, weil sie Sovieshu liebt (Er auch sie nicht!), sondern weil ihr Leben so keinen Sinn mehr hat. Zufälligerweise trifft sie dann auf Heinrey, mit dem sie zu dem Zeitpunkt schon mehrmals gesprochen hat. Dieser macht ihr den Vorschlag, sie solle ihn heiraten. Gesagt, getan.

Heinrey, der Prinz und schließlich Kaiser des Westlichen Königreichs, hat bereits von Anfang an Interesse in Navier gezeigt. Und er war so süß dabei! *fangirl* Nachdem Heinrey in Naviers Leben tritt, fangen die „süßen Prinzessinnenmoment“ endlich an, zu existieren. Als typischer Prince Charming würde er alles für seine Angebetete tun – auch, wenn viele in seinem Königreich gegen diese Ehe waren. Bevor er und Navier sich verlobt haben, hat Heinrey öfter in Form eines Vogels unter dem Namen „Queen“ mit der Kaiserin geturtelt. Dadurch hat er viel mehr über den wahren, nicht-perfekten, nicht-kaltherzigen Charakter von Navier erfahren. Dass er der Vogel ist, muss er Navier allerdings erst beichten – wobei sie das schon geahnt hat, sie ist ja nicht von gestern …

Sovieshu ist meiner Meinung nach die schlimmste Figur: Als Kaiser des Östlichen Königreichs ist er perfekt – zumindest gibt er sie sich. In Wahrheit ist er ein richtiges Arschloch, besonders zu Navier, die er ständig versucht zu gaslighten. Während er Rashta als seine neue Geliebte in den Palast bringt und ein Kind mit ihr zeugt, verbietet er Navier, andere Männer anzuschauen – obwohl es rein gar nichts mit ihm zu tun hat! Zudem kennt er Navier bereits seit seiner frühsten Kindheit, weil die beiden beste Freunde waren, glaubt aber den einfachen Anschuldigungen Rashtas gegenüber Navier eher als dieser?! Und bloß um sein Image nicht zu beschmutzen, dass er ‚untreu‘ war, bringt er das Gerücht, Navier sei unfruchtbar und könne keine Kinder haben, auf die Welt. Von seinem Plan, dass er Rashta nur heiraten will, damit das gemeinsame Kind ein Erbe und Kronprinz werden kann, erzählt er ihr natürlich auch nichts … Da hat er sich allerdings selbst aufs Ohr gelegt.

Rashta, von vielen Fans liebevoll „Trashta“ genannt – und die sind nicht im Unrecht! – ist die junge Dame, die Sovieshu eines Tages mit in den Palast nimmt und seine neue Geliebte. Als Sklavin hat sie eine dunkle Vergangenheit. Allerdings hätte sich Sovieshu nicht gerechnet, dass sie bereits ein Kind mit einem anderen Edelmann hat. Das hält sie auch sehr lange von ihm geheim, während ihr nichts gegen die Erpressungsversuche seitens Viscount Lotteshu, dem Großvater des Kindes, einfällt. Aber es ist auch wichtiger, Pläne gegen Navier zu schmieden, als seine eigene Haut zu retten – der Kaiser wird das schon für sie machen.

Duke Ergi ist eine sehr interessante Figur. Als Freund von Heinrey kommt er in das Östliche Königreich, wo er schließlich Trashtas einziger ‚Freund‘ wird, der ihr Tipps für das adelige Leben am Hof gibt. Gleichzeitig hilft er allerdings bei den Plänen von Navier, um Heinrey neu-heiraten zu können. Ein zweischneidiges Schwert, wie es auf den ersten Blick scheint – wer weiß, was da noch kommen wird.

Zu meinem letzten Punkt: Zeichenstil. Bereits von Anfang an waren die Illustrationen von Sumpul sehr schön gezeichnet und hatten einen Wiedererkennungswert. Ich konnte sofort sagen, dass „Men of the Harem“ denselben Illustrator hat. Im Verlauf dieser 89 Episoden hat sich der Zeichenstil jedoch stetig verbessert und verbessert. Ich habe den Manhwa einer nicht-Manga-lesenden Freundin gezeigt und selbst sie konnte nicht genug davon bekommen, insbesondere wegen des atemberaubenden Artstyles.

Fazit: Ich liebe es! „The Remarried Empress“ ist ein spannender und guter Manhwa/Webtoon; vielleicht sogar einer der besten, den ich in letzter Zeit gelesen habe. Die Handlung ist gut, die Charaktere sind authentisch und liebevoll (bzw. perfekt zu hassen) und der Zeichenstil ist – meiner Meinung nach – einzigartig und leicht wiederzuerkennen. Ich könnte keinen Grund nennen, warum man „The Remarried Empress“ nicht lesen sollte. Es ist interessant, gratis und einfach zu lesen! Warum also nicht sofort losstarten?