Lady Snowblood (1972)

修羅雪姫

Rezensionen – Lady Snowblood

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Manga „Lady Snowblood“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
  •  
Avatar: DevilsPlaything#1
Kaum jemand, der KILL BILL gesehen hat, wird den japanischen Einfluss auf QUENTIN TARANTINO und dessen Film bestreiten können. Aber nur die Wenigsten wissen wahrscheinlich, dass für seinen Kultstreifen auch eine direkte Vorlage gibt: den Manga Lady Snowblood von Texter KAZUO KOIKE und Zeichner KOZUO KAMIMURA. Wie sehr und wie stark der Einfluss auf KILL BILL ist, merkt man erst, wenn man dieses kongeniale Meisterwerk selbst gelesen hat.
Der Manga erschien 1972 im Playboy als Serie. In Deutschland gibt es - wahrscheinlich auch in Anlehnung an KILL BILL - zwei Sammelbände. Beide Ausgaben kosten um die 15 Euro. Und das ist nicht zu teuer, weil beide jeweils über 500 Seiten lang sind. Daneben gibt es das Ganze aber auch im schicken Pappschuber für insgesamt 50 Euro. Die deutsche Ausgabe ist übrigens mit einer Altersempfehlung ab 16 Jahren vollkommen unzensiert.


Zeichnerisch war KAZUO KAMIMURA ein Meister seines Faches und auch Lady Snowblood macht hier keine Ausnahme. Im Gegensatz zu den meisten anderen Mangas, waren KAMIMURA klischeehafte Darstellungen ein Greul, weswegen stets auf eine realistische Form setzte. Zeichnerisch ist der Manga also auf höchstem Niveau angesiedelt. Manchmal bewußt detailreich, manchmal bewußt eher schlicht. Grundlegend in schwarz/weiß gehalten, spielt KAZUO KAMIMURA zudem regelrecht mit Licht und Schatten. Gerade in Schlüsselszenen, seien es blutrünstige oder erotische, gibt es zum Teil wunderbare Metarmorphosen zu bewundern, deren Doppeldeutigkeit der Leser kaum entgehen kann.

Da der Manga erst 2005 bei uns erschien, achtete man bei der Übersetzung explizit auf Genauigkeit und Dichte zum Original. Darüber hinaus ist der Manga mit etlichen nützlichen Ergänzungen und Erklärungen versehen, die im japanischen Original nicht auftauchen. Es handelt sich dabei ausschließlich um Gegenbenheit, die in Japan bekannt sind oder zur japanischen Geschichte gehören. Durch diese Ergänzungen, beispielsweise was ein Yen damals Wert war und wieviel Euro das heute wären, kann also auch der deutsche Leser der Geschichte voll und ganz folgen.

Die Atmosphäre wimmelt von moralischen Botschaften, geschickt platziert durch die Gegenüberstellung von historischem Brauchtum und den moralischen Wertvorstellungen heute. Und es werden manche perverse Traditionen beschrieben, die uns heute fassungslos werden lassen, was natürlich auch an der nüchternen und zum Teil schonungslosen Darstellungsart liegt. Aber im Gegenzug übt der Manga auch so Kritik an mancher Gegebenheit unserer Zeit; beispielsweise den Kapitalismus, der hier übelst sein Fett weg kriegt. Oder auch der Doppelmoralismus einiger Nationen bzw. Politiker und deren Korruptionsanfälligkeit. Insgesamt lernt man hierbei schon Einiges der japanischen Historie.
Doch nur dass wir uns richtig verstehen: KAMIMURA und KOIKE haben diese Aspekte innerhalb von sehr spannenden und actionreichen Geschichten eingebettet. Besonders ausgeprägt ist dabei das fast 50:50 Verhältnis von grausamer, blutigster Gewalt und sehr erotischen Bildern, die haarscharf an der Grenze zum Hardcore vorbei schrammen. Daneben gibt es auch ein wenig Action. Auf Humor wurde fast gänzlich verzichtet.

Der Manga besitzt eigentlich nur einen einzigen Charakter, nämlich die Titelgebende Yuki. Der Leser ist wie sie hin und hergerissen. Zwar ist sie für jeden Auftrag offen, besonders wenn Geld im Spiel ist, aber sie entscheidet auch nach moralischen Maßstäben. Maßstäbe, die sie aber wieder über den Haufen wirft, wenn es gilt den Auftrag auszuführen. Sie verlässt sich dabei hauptsächlich auf ihre Intelligenz und ihren wunderbaren Körper (den KAMIMURA sehr oft nackt zeigt). Yuki ist sehr hübsch, in jedem Mann und sogar den meisten Frauen reift der Wunsch, sie flachzulegen. Yuki nutzt dies sehr geschickt aus. Hier wird auch offensichtlich, dass sie leicht lesbische Tendenzen hat. Sollte jedoch diese Vorgehensweise nicht fruchten, greift Yuki schneller als Blitz zu ihrem Schwert und tötet fast emotionslos Jedem, der ihr im Weg steht oder ihre Auftrag gefährdet. Sogar kleine Kinder, wissen nicht, in welcher Gefahr sie schweben. Und so dreht sich das Rad der Gewalt weiter, bis sie endlich einen Unhold nach dem anderen aufspürt. Dabei legt sie sich sogar mit der Regierung und der Mafia an. Yuki hat zwar Gefühle, unterdrückt sie jedoch meistens. Was die Geschehnisse manchmal sogar noch tragischer macht. Auf diese Weise besitzt der Manga auch eine seltsam melancholische und traurige Stimmung, die aber auch gleichzeitig eiskalt auf den Leser wirkt.
Es tauchen zwar etliche Nebencharaktere auf, von denen aber nur wenige eine gewichtige Bedeutung haben.

Das schlägt sich auch in der Story nieder, die konsequent und ohne Wenn und Aber voranschreitet. Es gibt nur eine sehr kurze Einleitung, und schon sehen wir Yuki bei einem ihrer Aufträge. Überwiegend handelt es sich um Missionen, die mit der Rahmenhandlung – Yuki`s Rachefeldzug – wenig gemein haben, wobei erst gegen Ende der Geschichte das Hauptaugenmerk der Handlung darauf überspringt. Von den Hintergründen ist zwar schon von Anfang an Einiges bekannt, erfährt der Leser erst in einem längeren Flashback, was wirklich passiert ist. Wobei das aber noch längst nicht die ganze Wahrheit hinter der Vendetta ist. Erst nach und nach sickern in kurzen Flashbacks noch mehr Informationen zu Tage.
Die Kapitel sind von angehmener Länge, wobei sich manche Episoden aus Yukis Leben über mehrere Kapitel hinziehen kann.

Fazit: Lady Snowblood gehört zu den größten Meisterwerken im Manga-Universum. KAZUO KOIKE und KOZUO KAMIMURA erzählen hier kraftvolle Geschichte eines jungen Mädchens, dass ihre Gefühle zugunsten eines gnadenlosen Rachefeldzuges unterdrückt. Die einzelnen Episoden strotzen voller Sex und Gewalt, die aber nebenbei viel über das damalige Leben der Meiji-Zeit Preis geben. Zeichnerisch befindet sich das Werk auf sehr hohem Niveau, was besonders an dem realistischen Stils von KOZUO KAMIMURA liegt.
Der Einfluß auch auf westliche Medien ist also durchaus berechtigt, wobei der Film KILL BILL die größte Ehrung darstellt, wurde doch hier sehr viel aus dem Manga bzw. des Live-Actionfilms von 1973 übernommen.
Dabei ist Yuki`s Geschichte hier nicht zu Ende. Im Jahre 2006 durchsuchte man die japanischen Playboy-Archive und fand die Original-Fortsetzung Lady Snowblood Volume 3 - Auferstehung, die in den Jahren 1976 und 1977 in Japan veröffentlicht worden sind; und die im Januar 2009 auch auf Deutsch erschienen sind.
    • ×11
    • ×0
    • ×0
    • ×0
    • ×0
    • ×2
  •  
  • Bewerten
  • Lesezeichen
  • Favorisieren

Bewertungen

  • 0
  • 3
  • 11
  • 31
  • 25
Gesamtbewertung
Eigene Bewertung
Klarwert3.91 = 78%Toplist#451
Populär#90Gefragt

Mitgliederstatistik

Letzte Bewertungen

Top Eintrager

Neueste Umfragen

Personalisierte Listen

Discord

Teilen


Du hilfst anderen gerne bei der Suche nach einem Manga oder informierst gern über Manga? Dann empfehlen wir, zusätzlich einen Link zum Manga-Eintrag hier auf aniSearch mit anzugeben. Damit erleichterst Du dem Empfänger die Suche nach dem Manga und bietest ihm eine ganze Fülle an Informationen!